Stadt-Diakon und Senior des geistlichen Ministerit in Plauen. Joh. 6, 63. Der Geist ist es, der lebendig macht. Vierte, vermehrte und verbesserte Auflage. Plauen im Königl. Sächf. Voigtlande 1826. BS554 93 Spruch von der Bibel. Als deinen Schild drück's an dein Herz, Hast du noch keins: so fauf's geschwind, Für allen Dingen sollt' in den hohen und niedern Schulen die für nehmste und gemeinste vection seyn die h. Schrift. Sollt' nicht billig ein jeglich Christenmensch bei seinem neunt und zehnten Jahre wissen Das ganze h. Evangelium, da sein Namen und Leben innen stehet? Die Bücher aber mußte man wenigern, und erlesen die besten. Denn viel Bücher machen nicht gelehrt, viel Lesen auch nicht; sondern gut Ding und oft lesen, wie wenig sein ist, das macht gelehrt in der Schrift, und fromm dazu. D. Martin Luther in der Schrift an den christlichen Adel deutscher Nation, von des christlichen Standes Besserung 1520, Alehte ich zu Gott am Schluffe der den 2. Januar 1824 zur ersten Auflage diefer, aus redlichster Absicht für Gottes Wort und dessen Segenswirksamkeit bearbeiteten Schrift nies dergeschriebenen Vorrede, und daß dem Heiligen und Guten droben das Unternehmen, nicht mißfallen haben müffe, bes weist der Segen, womit Er es gekrönt hat. Ohne Unters fügung von Seiten irgend einer Bibelgesellschaft, wofür sich doch so viele Stimmen laut und öffentlich aussprachen, ja felbst nicht ohne Widerspruch und Widerstreben von da und dort her, wo man nicht weiß oder mag, was unfrer Zeit in Beziehung auf die Bibel nöthig und nüglich ist, hat sich diese mit hinweglassung alles für Jugend und Volk Bedenks lichen, Unverständlichen und Außerwesentlichen, und auf eine leicht überschauliche Zusammenstellung deffen, was Bes lehrung, Besserung und Beruhigung wirkt, fich beschräns kende Bibel Auswahl eine weite Laufbahn selbst in sehr ferne Gegenden geöffnet, so, daß binnen zwei Jahren von welchen jedoch auch noch über ein halbes Jahr abs geht, als fo lange das Buch zu zweien Malen gang fehlte drei sehr starke Auflagen davon vergriffen, und schon diese vierte nöthig geworden, welcher ich ans Dankbarkeit gegen Gott und Welt einige Verbesserung und Vermehrung zu ges bea mich um so mehr verpflichtet achtete, als dabei der Forts gebrauch der frühern Auflagen in den Schulen nicht aufges hoben wird. Darf ich übrigens der allerhöchft huldvollen Anerkennung eines frommen evangelischen Königes und mehrer anderer' höchsten Personen, den zahlreichen Versicherungen hochvers Dienter und berühmter Männer nicht nur aus dem Predigers und Schulstande, sondern auch aus vielen andern Stånden, Daß meine Schrift ihren vollen Beifall erhalten und auch in Schulen und Häusern schon vielen Segen geftiftet habe, fo wie den günstigen Beurtheilungen in so vielen allgemein und mit Recht geachteten kritischen Blåttern trauen und wars um sollte ich das nicht? —: so kann ich mir wohl schmeicheln, nichts Ueberflüssiges und Unnüges, geschweige denn etwas Unzulässiges und Schädliches - wie etwa die Mystik wäh nen möchte geliefert zu haben, und in diesem beruhigens den Bewußtseyn liegt mein schönster Lohn für viele und reds liche Arbeit, so wie meine sicherste Hoffnung auf ferneres und Immer weiteres glückliches Gedeihen. Da übrigens das erleuchtete und unbefangene Publikum über Bedürfniß und Zweckmäßigkeit einer solchen Darstellung des reinen Geiftes der Bibel schon durch Wort und That fo günstig entschieden hat: so glaubte ich die Gründe, durch welche ich mein Unternehmen in den Vorreden zu den frühern Auflagen zu rechtfertigen bemüht war, hier um so eher wegs laffen zu dürfen, als sie bei Solden, welche die Zeit und was ihr Noth thut, nicht begriffen, oder über Schicksal und Gebrauch der Bibel in Schulen und Häusern nåhere Kennts niß zu erhalten nicht Gelegenheit gehabt haben, ohnehin von feiner Wirkung seyn würden, und daher der ihnen vergönnte Raum zu etwas Gefferm mehr aus der Bibel selbst besser bes nugt werden konnte und mußte. Nur meine Ansicht über den rechten Gebrauch dieser Schrift in den Schulen aus der Vorrede zur zweiten Auflage finde hier noch ihren Plaß, da viele wackere Lehrer daraus wenigstens mit Freude ersehen werden, daß wir auf einem, und ich denke, auf dem rechten Wege sind. Es hieß dort also: * ...Ob nun schon jeder denkende und erfahrne Lehrer am besten wissen wird, wie er diese Schrift in seiner Schule auch am besten zu benugen habe: so fühle ich mich doch gedrungen, noch meine individuelle Ansicht über den zweckgemåßeßten und wohlthätig wirksamsten Gebrauch derselben beim Unterrichte hier mitzutheilen." ,, Bei allem, was in der Schule in Beziehung auf Relis gion gelesen wird, findet eine dreifache Absicht Statt: es foll nåmlich vom Verstande begriffen, zu Herzen gefaßt, und im Gedächtnisse behalten werden. Dies gilt besonders auch vom Lesen der Bibel, der ganzen oder auch meines Werkes, und bei diesem legtern ganz besonders und durchaus. Sämtliche Zwecke werden aber dadurch erreicht werden, wenn man theils cursorisch, theils statarisch liest. Auf erstere Art würde ich das Buch in folchen Stunden gebrauchen, die vors züglich der Uebung und Vervollkommnung im Lesen bestimmt find. Und warum sollte denn das Biblische, besonders das Historische der Bibel, nicht eben so gut, ja noch besser, zum Lesebuche taugen, als manches andere? Da würde ich denn blos nach einander weg, und zwar erst ohne die erläuternden Einschaltungen lesen lassen, doch nicht in der Reihe fort, sons dern mit Aufrufen bald dieses, bald jenes Kindes, damit alle fein aufmerksam mitlesen; dabei sorgfältig nicht nur auf richs tiges, sondern auch auf gutes Lesen sehen (weßhalb ich auch in der Interpunction freigebiger gewesen bin, als man es jest gewöhnlich mehr zu seyn pflegt); auch endlich das Lesent Durch Erklärungen nur außerst selten unterbrechen. Die fols genden Kinder müßten mir nun dasselbe Lesestück nochmals lesen, und zwar so, daß anstatt des eigentlichen Wortes das erläuternde allein gebraucht würde, als welches zugleich schon eine Uebung des Verstandes abgåbe. Nachdem dies gesches ben, würde ich endlich von einem der größern Kinder mir den Jubalt des Gelesenen mit wenigen eigenen Worten wieders holen und besonders die darin liegende Lehre darlegen lassen. Und so ginge es fort von Stück zu Stück, bis die Lesestunde zu Ende ist. Auf diese Art, dächte ich, würde Aufmerksams feit und Fertigkeit im Lesen zugleich mit Beschäftigung des Nachdenkens, aber auch Einprägung des Gelesenen ins Ges dächtniß gewonnen. Und wer kann hier mehr begehren oder leisten ? „Das statarische Lesen dagegen verweilt långer bei dem Gegenstande, dringt tiefer in denselben ein, sucht alles noch deutlicher zu erflåren, als es in den kurzen Einschaltungen geschehen konnte, und es vorzüglich dem Herzen mehr nahe |