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seine Brille ab, versicherte mich artig, daß mein Werk seinen Beifall habe, fügte aber hinzu, daß er nie wieder medizinische Schriften auf seine eigne Rechnung zu verlegen gedenke. Ich erinnere mich aufs Lebhafteste, wie ich fast ohnmächtig wurde vor Schreck. Mit bebender Stimme fragte ich ihn, ob das sein unabånderlicher Entschluß sei? Er bejahete meine Frage; denn er habe »zu große Verluste bei Unternehmungen dieser Art erlitten. « Ich legte mein Manuscript zusammen, und entfernte mich. Sobald ich den Buchladen verlassen hatte, entfiel meinen Augen eine heiße Thräne des schmerzlichsten Kummers und Verdruffes. Ich hätte laut weinen können. In demselben Moment mußte ich nun auch noch mein liebes Weib erblicken; denn wir hat= ten die ganze Nacht und den ganzen Morgen von dem wahrscheinlichen Resultat meines Besuchs bei dem Buchhändler gesprochen, und ihre Sorge und Liebe ließ sie meine Rückkehr nach Hause nicht ab= warten. Sie war auf der andern Seite der Straße auf und nieder gegangen, und eilte mir entgegen, sobald sie mich aus dem Buchladen kommen sah. Ich konnte nicht zu ihr reden; die Stimme war mir fast in der Brust erstickt. Endlich gelang es ihrem fortgesetten, von Liebe und zärtlicher Theil

nahme eingegebenen Zureden, mich in eine gleichmåßigere Stimmung hineinzuschmeicheln, und wir kehrten heim zum Mittagseffen. Am Nachmittage bot ich mein Manuscript einem andern Buchhändler an, der, gleich John Trot, mir kurzweg sagte, daß er sich auf dergleichen nicht einlasse. Ich bot es darauf allen Verlegern medizinischer Werke, die ich auffinden konnte, an mit demselben Erfolg! Ein feistes Mitglied der Zunft schnaubte mich wahrhaft an: »Wenn er so dreist sein dürfte,« würde er mir rathen, das Buchmachen aufzugeben, und mich an meine Praxis zu halten; ein Anderer vers ficherte mich, er habe so eben zwei ähnliche Werke unter der Presse; und der Leßte, an den ich mich wandte, entgegnete mir, ich sei seiner Meinung nach noch zu jung, als daß ich hinlängliche Erfahrung haben sollte, um im Stande zu sein, »ein Buch dieser Art" (so waren seine Worte) zu schreiben. Meine Frau sagte: »Laß es auf deine eigenen Kosten drucken, mein Lieber, « Doch davon konnte die Rede nicht sein, wie groß auch die Vorzüge meines Werks sein mochten, denn ich hatte keine Freun= de: und ein gutherziger Verleger, gegen den ich des Projekts erwähnte, versicherte mich, wenn ich mein Opus auf solche Weise unter die Presse bråchte, so

würde es als eine todte Geburt aus derselben hervorgehen.

Als ich nach diesem lehten Versuche in meine Wohnung zurückgekehrt war, warf ich mich auf einen Stuhl am Kamine, meiner Frau gegenüber, ohne ein Wort zu sagen. Ihre Mienen drückten ein ängstliches Lächeln holder Bekůmmerniß aus. Mein aufgeregtes und verdrießliches Aussehen sagte ihr, daß Alles fehlgeschlagen, und eine sechsmonatliche faure Arbeit vergeblich gewesen sei. In einem Anfalle von unbezwinglicher Leidenschaft warf ich das Manuscript ins Feuer; doch Emilie entriß es schnell den Flammen, sah mich an mit jenem Blicke, der nur dem liebenden hingebenden Weibe eigen ist,

schlang ihre Arme um meinen Nacken und küßte mich wieder ruhig, wenn auch nicht froh. Ich legte mein Manuscript auf ein Bücherbrett in mei= nem Studirzimmer: und es war mein erster und lehter Versuch medizinischer Schriftstellerei.

Was auch die Ursache sein mochte, es schien, als wenn ich nun einmal als Arzt kein Glück haben sollte. Keiner Seele fiel es ein, meines ärztlichen Rathes zu begehren, obgleich mein Name an mei= ner Hausthår glänzte, obgleich die ehrenwerthen Nachbarn durchaus die Regelmäßigkeit und Anstån

digkeit meiner Lebensweise und Aufführung bemerkt haben mußten. Hätte ich bewirken können, daß zahlreiche Besucher vor meinem Hause aufgefahren wåren; oder wäre ich im Stande gewesen, große Gesellschaften zu geben, oder in einem glänzenden Fuhrwerke durch die Straßen zu rollen, oder mich in der Oper, in den Schauspielhäusern sehen zu lafsen, — hätte ich dies gekonnt, es möchte anders gewesen sein. Aufrichtig muß ich bekennen, daß eine andre wahrscheinliche Ursache des schlechten Fortgangs meiner Angelegenheit in meiner etwas unbedeutenden Persönlichkeit, meinem nicht einnehmenden Äußern zu suchen war. Ich vermochte es nicht, wie manche meiner Standesgenossen, ein ewiges süßfreundliches Lächeln auf meinen Lippen schweben zu laffen, oder mich unaufhörlich wie ein Mandarin zu verbeugen. Indeß ist das, was mir in dieser Bezie hung abging, für Tausende kein unüberwindliches Hinderniß geworden. Mein größtes Unglück war unzweifelhaft der Mangel an Empfehlungen.

In einem der, von der vornehmen Welt bewohnten, Stadtviertel hausete ein Mann von be deutendem Range und großem Reichthum, der ein sehr weitläuftiger Vetter von mir war. Ich suchte ihn auf, um die Verwandtschaft in Anspruch zu

nehmen, und seine Gönnerschaft zu erbitten. Doch nachdem ich mich hatte anmelden lassen, ließ man mich so lange im Vorzimmer warten, daß ich unter dem Getümmel der, in unverschämter Vertraulichkeit mich umschwärmenden Bedienten meine Vetter= schaft rein vergaß, und das Haus verließ, indem ich kaum wußte, was mich hergeführt hatte. Ich fühlte niemals die mindeste Neigung, dahin zurückzukehren, und so hatten alle meine Aussichten, von jener Seite her empfohlen zu werden, ein Ende. Es blieb mir daher nichts übrig, als mich auf meine eignen Anstrengungen zu verlassen, und dem Zufalle zu vertrauen, ob er mir Patienten zuführen werde. Es ist wahr, ich wurde in dieser Zeit zu zweien Malen in sehr dringenden Fällen gerufen; aber beide Male waren die, welchen meine Besuche gelten sollten, schon vor meiner Ankunft verblichen; und die Art, wie man die Bezahlung mir anbot, überzeugte mich, daß ich als der nichtswürdigste Lohnknecht verschrieen werden würde, wenn ich sie annåhme. Ich war deshalb beide Male genöthigt, das Goldstück zurückzuweisen, das mich eine ganze Woche glücklich gemacht haben würde! Ebenso ward ich bei verschiedenen Veranlassungen gerufen, die untergeordneten Hausgenossen von Familien auf der

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