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Nachbarschaft, Bediente, Haushälterinnen, Thürsteher u. s. w. zu besuchen; und von allen den, auf harte Proben stellenden, demüthigenden Begegnissen im Leben eines angehenden Arztes sind diese die allerverdrießlichsten. Du begiebst dich zu dem Hause versteht sich, einem ansehnlichen - wohin du gerufen bist und man weis't dich hinweg von der Hauptthür und auf den Hofraum, über welchen du zu deinen Patienten gelangen follst! —

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Ich glaube es war um diese Zeit, daß ich eiligst zu einem jungen Manne, Sir Charles F. gerufen wurde, der unweit Mayfair wohnte. Entzückt über die Aussicht, mir einen so hochgestellten Patienten zuzusichern, eilte ich nach seiner Wohnung, ent= schlossen mein Bestes zu thun, um der Aufgabe zu genügen. Als ich in das Zimmer eintrat, sah ich den Mode-Jüngling, eingehüllt in einen karmoisinseidenen Ueberwurf, auf das Sofa hingestreckt, eine Taffe Kaffee schlürfen, von welcher Beschäftigung er einen Augenblick abließ, um mich durch sein Augens glas aufs Korn zu nehmen, und sodann anzuweisen, nach dem geschwollenen Fuße eines LieblingsHühnerhundes zu sehen. Ich warf dem unverschäm= ten Zierlinge einen Zornblick zu, und entfernte mich augenblicklich, ohne auch nur ein Wort zu verlie

ren. Fünf Jahre später gab dieser junge Mann sich alle ersinnliche Mühe, mich aus dem Vertrauen einer angesehenen Familie, mit welcher er entfernt verwandt war, zu verdrängen *).

Ein noch demüthigenderer Vorfall begegnete mir kurz nachher. Ich hatte das Unglück, bei Gelegen= heit eines unvorhergesehenen dringlichen Vorkommnisses, zu einer årztlichen Berathung mit dem verstorbenen gefeierten Doktor gerufen zu werden. Es war das erste Mal, daß ich an einer Berathung dieser Art Theil nehmen sollte; und ich war natürlicherweise voll ängstlichen Verlangens, mich mit Ehren aus der Sache zu ziehen. Niemals werde ich die Miene übermüthiger Herablassung vergessen können, mit der er mich empfing; oder die Bemerkung, die er in Gegenwart mehrerer Personen, sowol ärztlichen als nicht ärztlichen Standes, machte:

*) Diese Anekdote ruft mir eine ähnliche ins Gedächtniß zurück, die mir der verstorbene Doktor James Hamilton erzählt hat. Lady P— ließ ihn einst in größter Eile herbeiholen, damit er nach einem kleinen Lieblinge, einem Affen, sehe, der an. seinem Morgenfutter beinahe erstickt war. Als der Doktor eintrat, fand er nur Ihre Gnaden, dero jungen Herrn Sohn (ein zehnjähriges, höchst abgeschmackt aufgepußtes Knäblein), und seinen Patienten. Seine Blicke auf die beiden Leßtern heftend, fragte er trocken Lady P- » Mylady, welcher ist der Affe? «

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»Ich sage Ihnen, Doktor es ist wirklich einiger Unterschied zwischen Apoplexie und Epilepsie; zum wenigsten war es so, als ich ein junger Mann war!« Er begleitete diese Worte mit einem Blicke voll vornehmen Mitleids, indem er zu der Frau vom Hause sich wendete, deren Gemahl unser Pa= tient war; und ich brauche wol kaum hinzuzufügen, daß meine ferneren Dienstleistungen nicht gefordert wurden! Das Herz thut mir weh, wenn ich daran denke, daß solch ein Mensch es in seiner Gewalt ha= ben mußte, einem von aller Unmaßung entfernten, fast gänzlich niedergedrückten Standesgenossen das Brot denn so war es vor dem Munde wegzunehmen. Doch ich mußte mich darin fügen. Ich schäße mich glücklich, sagen zu können, daß gegen= wärtig (1820) der Ton gar sehr herabgestimmt ist, den åltere Ärzte, bei Berathungen, gegen ihre jün gern, und deshalb noch minder im Vertrauen der Patienten befestigten Mitbrüder anzunehmen pflegen.

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Durch einige, den erzählten ähnliche Vorfälle, fing meine Stimmung an, verbittert zu werden; und ohne die unwandelbare Anmuth und Heiterkeit meiner unvergleichlichen Gattinn würde mir das Leben unerträglich geworden sein. Meine Anstrengungen, zu einer Praxis zu gelangen, waren ge= Mem. eines Arztes. I.

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lähmt; jeder Versuch war fehlgeschlagen; mein Verderben schien beschlossen zu sein. Meine Hülfsquellen versiegten zusehends, — meinen Ausgaben, so ge= ringfügig sie waren, hielt keinerlei Einnahme das Gegengewicht. Meine Zukunft drohte mit Gefängniß und Hungertod!

Da ich verzweifelte, irgend eine bessere Quelle des Einkommens aufzufinden, so bequemte ich mich, eine "Anzeige in ein Tagesblatt einrücken zu lassen, laut welcher » ein Graduirter der Universität zu Cambridge, der über einige wenige Nebenstunden verfügen könne, geneigt sei, jungen Leuten, entweder solchen, die sich auf die Studienzeit vorzubereiten gedächten, oder auch andern, am Abend Privatunterricht in den klassischen Sprachen zu ertheilen!«

Nach Verlauf von ungefähr einer Woche er= hielt ich eine einzige Aufforderung. Sie kam mir zu von einem jungen Menschen, der beim Gouver nement eine untergeordnete Stelle bekleidete, und in Pimlico wohnte. Er bot mir zwei Guineen mo= natlich, wenn ich ihn Montags, Mittwochs und Freitags Abends, jedes Mal zwei Stunden, in fei= ner Wohnung bedienen wollte! Ich war genőthigt, diese harten Bedingungen anzunehmen; wie ich sage, ein Mann von Standé, und Mitglied

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einer englischen Universität, war so weit herunterge= kommen, unter den angegebenen Bedingungen einem unwissenden Unterbedienten aufzuwarten, und den Verfuch zu machen, einige Tropfen klassischer Gelehrsamkeit in das trübe und seichte Gewässer sei= nes Verstandes hineinzuträufeln. Ich hatte ihn kaum einen Monat bedient, als der Mensch in einem leichtfertigen Tone mich versicherte, wie er nunmehr eine hinlängliche Kenntniß von den klafsischen Sprachen erlangt habe; er bedürfe daher meiner Dienste nicht weiter! Der abgeschmackte Dummkopf! Im Lateinischen war er nicht dahin zu bringen, den Unterschied zwischen einem Neutrum und einem Aktivum zu begreifen; und was das Griechische betrifft, das war ihm nun gar ein saurer Apfel! Er biß sich durch bis zu Tun *) und gab es dann auf.

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Bitterlich, aber fruchtlos beklagte ich es, als ich von meinem lehten Besuche bei diesem vielverspre= chenden Schüler nach Hause zurückkehrte, daß ich nicht in Kriegsdienste getreten und nach Umerika gegangen war, oder auch zu einer untergeordneten

*) Bis zur ersten Deklination.

Anm. d. Überseßers.

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