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fållen dieser Art keine Zeit verlieren darf, begab ich mich so eilig als möglich nach dem Hotel-, und war etwa um neun Uhr zur Stelle. Der Eigenthümer des Hauses gab mir einige vorläufige Nachrichten über den Patienten, den ich besuchen sollte, die ich sammt denen, welche ich in der Folge bei dem lehteren selbst, und sonst eingesammelt, im Zusammenhange dem Leser überliefern will, bevor ich ihn in das Zimmer des Kranken einführe. Herr Warningham

heißen

denn so mag er hier war ein junger Mann von beträchtlichem Vermögen, guter Familie und Mitglied des — Kollegiums zu Cambridge. Sein Äußeres und seine Manieren waren die eines Mannes von Bildung, und sein Gesicht, ohne irgend für schön gelten zu können, trug das Gepräge eines kräftigen und uns terrichteten Geistes. Er hatte reichlich die Universitåts-Ergöglichkeiten und Ausschweifungen genossen; wußte aber wenig oder nichts von dem, was man großstädtisches Leben zu nennen pflegt; wodurch die Einfalt und Seltsamkeit seines Benehmens, wovon ich im Begriff zu erzählen bin, großentheils verans Laßt sein mag. Da er von Kindheit an gewohnt gewesen war, alle seine Wünsche augenblicklich befriedigt zu sehen, so war das geringste Hinderniß,

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das ihm entgegentrat, hinreichend, ihn fast bis zur Raserei zu treiben. Sein Temperament war glů: hend und seine Einbildungskraft lebendig und fortwährend beschäftigt. Übrigens galt er für das, was er wirklich war für einen sehr gescheidten Mann außerordentlich belesen in der schönen Literatur, und insbesondere vertraut mit den dramatischen Schriftstellern. Ungefähr vierzehn Tage vor meiner ersten Zusammenkunft mit ihm, war er von Cambridge angelangt, um eine junge Dame zu besuchen, um die er warb. Allein obgleich er dieselbe wider fein Erwarten nicht vorfand, so beschloß er doch, die ganze zu seinem Ausfluge bestimmte Zeit in London zu bleiben, und aller Ergöglichkeiten der Hauptstadt zu genießen, wobei er sich am meisten von dem Besuch der Schauspielhäuser versprach Schon am Abend desselben Tages, an welchem er - Hotel ankam, wohnte er im Drury-LaneTheater der Vorstellung eines neuen und sehr beliebt gewordenen Trauerspiels bei. Im Nachspiele zeich= nete sich unter den Schauspielerinnen Miß — besonders aus; und die Schönheit ihrer Gestalt, ihre »rasend machenden« Augen, wie Herr Warningham sie häufig nannte, im Verein mit ihrer bezaubernden Natürlichkeit und anziehenden Rolle, machten Mem. eines Arztes, I.

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den armen Warningham urplöglich zum eifrigsten der zahlreichen Unbeter dieser »Diana der Ephefer « *).

Da er hörte, daß sie am nächsten Abend wieder auftreten werde, versorgte er sich zeitig mit einer Einlaßkarte zu der Bühnenloge, und bildete sich ein, es sei ihm gelungen, Miß's Aufmerksamkeit zu fesseln. Er glaubte, ihre strahlenden Augen wären mehrere Male während der Vorstellung auf ihn gerichtet gewesen; sie hätte dieselben aber augenblicklich, offenbar in Verwirrung gefeht durch die leidenschaftlichen und gespannten Blicke, welchen sie begegnet, wieder abgewendet. Dies war hinreichend Herrn Warninghams empfängliches Herz von Stund' an in lichte Flammen zu sehen. Miß - sang an dem Abend eine ausgezeichnet schöne und sinnige - eine ihrer Lieblings-Arien; und Warningham, fast toll vor Entzücken, applaudirte mit einer so lärmenden Heftigkeit, und rief noch so lange nach= her, nachdem das allgemeine Rufen im Hause schon aufgehört hatte, fein » da capo!« - da capo!«

*) Die ephesische Diana wurde bekanntlich auf ganz andere Weise abgebildet und verehrt, als ihre Namensschwester im eigentlichen Hellas, welche als Symbol keuscher Jungfräulichkeit galt.

Anm. d. Übers.

daß Aller Augen ein Weilchen auf seine Loge gerichtet waren. Miß - konnte sein Betragen natürlicherweise nicht entgehen, und auch sie warf einen, und zwar, wie er glaubte, erfreuten Blick hinauf. Zitternd vor Aufregung und krampfhafter Gereistheit konnte Warningham kaum das Ende erwarten; und sobald der Vorhang gefallen war, eilte er zu der Theaterthür, entschloffen auf sie zu warten, sie herauskommen zu sehen, und wo mög= lich, fie anzureden. Er sah sie bald darauf, von Kopf bis zu Fuß dicht eingehüllt, am Arme eines Mannes von militärischem Ansehn, der sie zu einem schönen Wagen führte, der Thür sich nåhern. Er erkannte sogleich, daß jener Herr der wohlbekannte Hauptmann sei. Wird man es glauben, daß der junge Enthusiast wirklich hinten auf den Wa= gen sprang, in welchem der Gegenstand seiner abgöttischen Verehrung dahinrollte, und daß er nicht eher wieder herunterstieg, als bis der Wagen vor einem großen Hause in einer Vorstadt im Westende hielt; und noch mehr, daß diese Thorheit unter dem unaufhörlichen Erguß eines feinen durchdringenden Regens begonnen wurde?

Er erfuhr von dem Bedienten, den er durch ei nige Schillinge gewonnen hatte, daß Miß's ei

gene Wohnung in einem andern Theile der Stadt liege, und daß sie sich in Hauptmann —'s Hause nur für einen oder ein paar Tage aufhalte. Er kehrte nach seinem Gasthofe in einem Zustande von stürmischer Aufregung zurück, der leichter zu empfin= den, als zu beschreiben ist. Wie man denken kann, schlief er wenig in der folgenden Nacht; und das erste was er am nächsten Morgen vornahm, bestand darin, daß er seinen Diener beorderte, in irgend einem öffentlichen Hause, von wo aus er Miß -'s Wohnung beobachten könne, seinen Aufenthalt zu nehmen, und nach Covent-Garden zurückzukehren, sobald er die Dame oder deren Mädchen eintreten gesehen habe. Erst um sieben 11hr brachte der Diener die Nachricht, daß nur Miß 's Mädchen zu Hause gekommen sei. Aus den Blåttern erfah Warningham, daß Miß — an diesem Abend wiederum auftreten werde; und obgleich er die Art von Vertraulichkeit, welche zwischen derselben und dem Hauptmann stattfand, sehr wohl durchschaute, so nahm doch seine schwärmerische Leidenschaft nur zu unter den zunehmenden Hindernissen. Er war wirklich unwohl. Durch seine fortwährende Aufre= gung und den Regen vom vorigen Abend hatte er sich Kongestionen des Bluts nach dem Kopfe und

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