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sich irren oder außer Fassung sehen zu lassen. Nicht einmal durch einen Anschein von Erstaunen oder Furcht bei denen, die um ihn sind, darf der Patient stuhig, oder durch Widerspruch oder Zeichen von Ungeduld irre gemacht werden. Geschieht dieß durch einen unerfahrenen Wächter, so kann das übel so unheilbar werden, daß nunmehr jede Behandlungsweise vergeblich ist; die Flamme im Innern greift dann mit solcher Wuth um sich, daß bald jede Spur von Verstand zerstört ist, daß nur noch der Leib, die veröbete Wohnung des Geistes, gleich einem ausgebrannten Gebäude, gleich einer leeren Schaale zurückbleibt, »Zu Epott und Spiel,

Der Menge zum Spektakel!«<

Laßt den Patienten frei hinaus in die offne See seiner maaßlosen Phantasien; vergönnt ihm, daß er sich eine Zeitlang im Sturm- und Wirbelwinde seis ner in Unordnung gerathenen geistigen Kräfte herum treibe; die um ihn sind, haben nichts zu thun, als im rechten Augenblick das Öl geschmeidiger Befånftigung in die schäumenden Wogen hineinzuträufeln. Verlaßt Euch darauf, der Aufruhr wird sich legen, sobald der Wind alles sich entgegenseßenden Einwirkens zu wehen aufhört. Doch um zu Herrn Warningham zurückzukehren Der Alp, der

auf seinem Geistesvermögen långer als eine Woche sich gelagert hatte, verschwand zuleht, sein zitterndes Opfer am Rande des Grabes zurücklassend. In Wahrheit, ich entsïnne mich nicht, jemals einen Patienten gesehen zu haben, dessen Körper und Gei= steskräfte so furchtbar erschüttert gewesen wären. Er hatte fast alle seine Muskelkraft eingebüßt. Er konnte seine Hand nicht zum Kopfe aufheben, seine Lage im Bette nicht verändern, oder auch nur seine Speisen kauen. Mehrere Tage lang konnte man kaum sagen, daß er lebe. Er konnte keinen Laut von sich, geben, als ein fast unhörbares Wispern, und schien wenig oder gar kein Bewußtsein von dem zu haben, was um ihn her vorging. Seine Schwester, ein junges und sehr anziehendes Frauenzimmer, war herbeigeeilt, sobald die Familie von seiner Krankheit in Kenntniß geseht war, und hatte seiner von der Zeit an Tag und Nacht gewartet, bis sie selbst fast wie ein Schatten verging. Wie liebte ich sie um ihrer erschöpften, angstvollen und doch zärtlichen Blicke willen! Wäre diese Krankheit nicht dazwischen gekommen, so würde sie um diese Zeit sich mit einem jungen, vielversprechenden Rechtsgelehrten verheirathet haben; doch ohne Murren ließ sie von ih rer hingebenden schwesterlichen Liebe sich an ihres

Bruders Bett fesseln, und nie kam ihr der Gedanke in den Sinn, ihn zu verlassen. Ihre Gefühle wird man würdigen, wenn man weiß, daß sie großentheils mit der Ursache der plöhlichen Krankheit ihres Bru ders bekannt war; und gewiß erfüllte sie eine sehr peinvolle Pflicht, wenn sie dasaß, und so manche unbewußte Offenbarungen der betrübendsten Art anhören mußte. Dieser lehte Umstand war für Warningham, sobald er wieder anfing, zum Gebrauch seiner Verstandeskräfte zu gelangen, eine Quelle großer Unbehaglichkeit. Auf's Äußerste beunruhigte ihn der Gedanke, sein wildes und ausschweifendes Leben auf dem Kollegium berührt und geschildert zu haben; und als er mir einst das Geständniß abge= nöthigt hatte, daß seine Schwester und übrigen Verwandten mit den Vorfällen bekannt wären, welche feine Krankheit herbeigeführt hatten, so versank er auf einige Zeit in ein düsteres Stillschweigen, indem er sich augenscheinlich mit den schwersten Selbstvorwürfen peinigte, und rief sodann aus, — » Wohl, Doktor, so, sehen Sie, hat

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Den Giftkelch meinen Lippen aufgezwungen, und ich habe den scheußlichen Trank bis auf die He=

fen geleert. Aber obgleich ich in diesem Augen

blicke mein halbes Vermögen darum geben würde, wenn ich aus ihrem Gedächtnisse verwischen könnte, was sie mich kundmachen gehört, so unterwerfe ich doch mich schweigend dem Unabänderlichen — ich habe es reichlich verdient! ab von allem wüsten Leben aller Liederlichkeit und Ausschweifung." — Ich unterbrach ihn, indem ich sagte, weder mir selbst noch seinen Verwandten wåre bekannt, daß er für einen Wüstling gelte.

und lasse von jeßt an für immer

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Mag sein, Doktor, daß dem nicht so ist,« erwiederte er, »Andre haben sich mehr dem öffentlichen Tadel ausgeseht — haben mehr getrunken, find liederlicher gewesen als ich ich aber habe die größere Schuld

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eines innerlich wüsten Lebens der Ausschweis fung in den Gefühlen auf mich geladen. Doch ich schweige! Gott weiß, daß ich niemals eigentlichen Genuß davon gehabt habe, obgleich ich dadurch in eine wahnsinnige Aufreizung gerathen bin, die mich zuleht fast aufrieb. Ich habe mich emporgerafft aus dem Krater dieses Ütna, beschädigt, doch nicht zerstört von seinen Flammen. Jest will ich in die friedlichen Thäler der Tugend hinabsteigen, und niemals, niemals sie wieder verlassen! « Er weinte denn noch hatte er die Spannkraft seiner Gefühle oder die Herrschaft über dieselben nicht wiedererlangt. Jene

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heilsamen Gedanken führten zu einer dauernden Umwandlung; feine Krankheit, mit Einem Worte, hatte ihre Wirkung nicht verfehlt. Noch ein ans derer Umstand verursachte ihm Unruhe und Unbehagen; er sagte, daß er es seiner Ehre schuldig zu fein glaubte, sich von Hauptmann die übliche › Genugthuung« zu verschaffen! Ich und Alle, gegen die er darauf hindeutete, verwarfen diese Idee; und er selbst kam davon ab, als er vernahm, daß Hauptmann während seiner Krankheit sich häufig nach seinem Befinden persönlich aufs Besorgteste erkundigt, und manche Karte zurückgelaffen habe. In ein paar Tagen hatte er eine vertrauliche Zusammenkunft mit dem Hauptmann, bei welcher sich dieser auf die genügendste und artigste Weise wegen seines ungestümen Verfahrens entschuldigte, und das lebhafteste Bedauern über die ernsthaften Folgen, die daffelbe gehabt, ausdrückte.

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Herr Warningham, um zu beschließen, genas nur langsam, und begab sich, sobald seine Schwäche ihm abzureisen erlaubte, nach dem Wohnsiß seiner Familie in Shire. Von da ging er nach einem Seeplage, und verweilte dort, mit der Lektüre philosophischer und einiger Hauptwerke über moralische Gegenstände beschäftigt, bis zum Ende des Herbstes.

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