صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

in demselben Zustande, in welchem ich sie den vor

hergehenden Abend verlassen hatte cher und fast fortwährend betäubt.

[ocr errors]

nur schwåSie schien

durch einen schweren, aber unsichtbaren Schlag gelähmt zu sein, sprach fast gar nicht, ließ nur häufig einen leisen, seufzenden, unbestimmten Laut hören, und lispelte abgebrochen: »Ja

Karl, bald

[ocr errors]

bald,

morgen.« Durch Gespräch war sie aus ihrem Zustande nicht zu erwecken, sie achtete auf Niemand, und gab auf keine Frage Antwort. Ich machte darauf aufmerksam, daß es angemes= sen sei, noch andre Ärzte zuzuziehen, und am Abend berieth ich mich an ihrem Bett mit zwei meiner ausgezeichnetsten Standesgenossen. Wir vereinig= ten uns in der Ansicht, daß sie dem Tode entge= gen eile, und nur noch eine sehr kurze Zeit unter den Lebenden sein werde, wenn sich nicht ein Wunder zur Herstellung ihrer Kråfte ereignete. Nach= dem meine Mitärzte sich entfernt hatten, kehrte ich in das Krankenzimmer zurück, und saß långer als eine Stunde an Miß —'s Bett. Es lag ein so lieblicher und kummervoller Ausdruck in ihrem blassen Antlig, das sich zuweilen zu jener Hoffnungslosigkeit verdüsterte, welche die Angst des ge= brochenen Herzens andeutet, daß man sie nicht

ohne die tiefste Bewegung ansehen konnte. überdieß lag in den Umständen, von denen ihre Krankheit herrührte, etwas Geheimnißvolles und mit eis nem gewissen Grausen Erfüllendes, etwas von dem, was man in Schottland »das zweite Ges sicht« *) nennt.

»Todt todt!«< flüsterte sie mit geschlossenen Augen, während ich an ihrem Bette saß, und sie schweigend ansah, » todt und ruhmvoll gefallen! Ach! ich werde den jungen Sieger sehen!

-

Wie

wird er mich lieben! Ach! ich entsinne mich, « fuhr sie nach langer Unterbrechung fort, »» die Ufer des Allan «« zwangen die grausamen Leute mich zu singen und da brach mein Herz!

Was für einen Vers sang ich, als ich sah« ein Schau

[merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small]

>>>> Zur Braut thåt ein Kriegsmann sie wählen,

Wie klang seine Rede so süß!

An des Allan grünenden Ufern

Kein Mädchen so glücklich sich pries!
Doch der Sommer brachte ihr Thrånen,

Und der Kriegsmann sie treulos verließ! «««<

*) Second sight, Sehergabe, das Vermögen, künftige oder entfernte Dinge zu sehen, welches manchen Bewohnern der schottischen Inseln angeboren sein soll.

Anm. d. Übers.

» Treulos?! O nein, nein, niemals

nein armer gemordeter Karl

Karl

nimmermehr!«

--

åchzte sie, und sprach in dieser Nacht nicht wieder. Sie blieb taub für Alles, mochte man ihr Vorstellungen machen, oder ihr liebevoll zureden; und wenn ihre Lippen sich einmal bewegten, so geschah es nur, um ein leises »O, laßt mich — laßt mich in Frieden scheiden!« oder dergleichen hören zu lassen. Während der nächsten zwei Tage schwanden ihre Kräfte zusehends. Der einzige bemerkenswerthe Umstand in dieser Zeit war, daß sie einmal ihre Hånde über der Bettdecke bewegte, als wenn sie auf dem Piano spielte. Eine flüchtige Röthe überzog ihr Antlig ihre Augen blickten starr, als wenn sie durch eine Erscheinung erschreckt wåre, und sie rief schwerathmend aus: »Da, da!" - wonach sie wieder in ihre vorige Betäubung versank.

Wird man esnun glauben, daß am vierten Morgen ihrer Krankheit die Familie ein schwarzgefiegeltes Schreiben aus Paris von dem Obristen des Regiments, bei welchem Karl — gestanden, erhielt, welches die traurige Nachricht mittheilte, daß der junge Hauptmann gegen das Ende der Schlacht von Waterloo gefallen sei; denn indem er an der Spige seiner Schwadron einen Angriff

gemacht, habe ein französischer Offizier ihn mit seinem Pistol gerade durch das Herz geschof= fen! Die ganze Familie mit allen ihren Freun den wurde durch diese Botschaft unaussprechlich erschüttert, und war vor Erstaunen über die merkwürdige Bestätigung der Voraussagung Miß —'s fast versteinert. Wie man die Nachricht, oder ob man sie überhaupt der armen Dulderinn im gegenwärtigen Augenblicke mittheilen solle ? wurde jezt ernstlich überlegt. Die Familie ertheilte mir zulest, in Erwägung, daß es unverantwortlich sein würde, die Wahrheit der Kranken vorzuenthalten, den peinvollen Auftrag, derselben den eingelaufe= nen Bericht mitzutheilen. Ich begab mich daher noch am Abend dieses Tages allein zu Miß Er war der legte ihres Lebens. Ich nahm meinen gewöhnlichen Plas an ihrem Bette ein, und ihr Puls, ihr Aussehen, ihr Athem, die kalten Hånde, in Verein mit dem Umstande, daß sie durchaus keine Nahrung zu sich genommen hatte, seitdem sie zu Bett gelegen, überzeugten mich, daß die Leiden des armen Mädchens bald enden würden. Ich war lange in Verlegenheit, wie ich das drückende Stillschweigen brechen sollte. Als ich indeß bemerkte, daß ihre immer matter werdenden

Augen auf mich gerichtet waren, beschloß ich, als geschehe es zufällig, ihre Blicke auf das verhẳngnißvolle Schreiben, das ich in der Hand hielt, zu lenken. Es gelang nach einer Weile. Ihr Auge haftete plößlich auf dem großen Wappensiegel, und dieser Anblick wirkte wie ein elektrischer Schlag. Sie strengte sich an, zu reden, wie es schien, doch vergeblich. Jest wünschte ich, daß ich niemals eingewilligt hätte, die Pflicht zu übernehmen, die man mir auferlegt hatte. Ich öffnete den Brief, blickte sie fest an, und sagte in einem so beruhigenden Tone als ich ihn zu erzwingen vermochte : - » Mein theures Fräulein bemeistern Sie

jezt Ihre Unruhe, denn ich kann Ihnen sonst nicht eröffnen, was ich Ihnen mittheilen wollte.«<Sie zitterte, und ihr Bewußtsein schien plöglich zurückzukehren; denn ihr Auge nahm einen Ausdruck von ångstlicher Aufmerksamkeit an, und sie machte eine Bewegung mit ihren Lippen, wie wenn Jemand ein heftiges Brennen in denselben fühlt, und sie anzufeuchten versucht. »Dieses Schreiben ist heute aus Paris angekommen,« fuhr ich fort; es ist von Obrist, und enthält die Nachricht, daß daß — daß —" Ich fühlte mich

[ocr errors]

-((

« السابقةمتابعة »