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Damen, die ich jemals gekannt habe, aufzeichnete; und die lebhafte Erinnerung sowohl an ihre eigenen, als an die Leiden ihrer geångstigten Unge= hörigen, mag mich auch zu einer lebhaften Darstellung geführt haben die doch noch lange meinen Gefühlen nicht entspricht.

Miß Herbert verlor ihre beiden Ältern, bevor fie das zehnte Jahr erreicht hatte, und war von denselben feierlich der Fürsorge ihres unverheira= theten heims, eines Baronets, anbefohlen, der, in seiner ersten Liebe unglücklich, ledig bleiben zu wollen schien. Zwei Jahre nach seines Bruders Tode nahm er einen hohen Posten in Ostindien an, da das mit seiner Baronie verbundene Einkommen in Folge der Verschwendung seiner Vorfahren gar sehr geschmålert war. Er war eine Zeit lang in Verlegenheit, was er über seine kleine Nichte bestimmen, ob er sie in Begleitung einer ausgezeichneten Gou vernante mit sich nach Ostindien nehmen, und unter seinen Augen sorgfältig erziehen; oder in England unter der Oberaufsicht einer entfernten Verwandten in einer der anståndigsten Pensions-Unstalten zurücklassen sollte? Er entschied sich für das Erstere, und so wurde denn das erotische Blümchen, nach kaum vollendetem zwölften Jahre, in

den verbrannten Boden Ostindiens verseht, und verurtheilt, seine liebliche Frische unter einem glů: henden Himmel einzubüßen.

Man kann sich kein zarteres und lieblicheres Geschöpfchen denken, als Elise Herbert zu dieser Zeit war. Sie war das einzige Kind einer Mutter von großer Schönheit; doch ach! diese Mutter war plöglich durch die Schwindsucht hingerafft. Auch ihr Vater war, nur ein halbes Jahr nach dem Tode seiner Gattinn, ein Opfer des schrecklichen Typhus geworden. Die kleine Elise Herbert hatte. mit ihrer Mutter Schönheit deren ́zarte Leibesbeschaffenheit geerbt. Ihre Gestalt erweckte fast die Idee der Durchsichtigkeit, und durch ihre langen seidenen Wimpern schaute ein azur-blaues, sanftes, schmachtendes Auge, das als zu schön für diese Welt erschien. Schalkhaft, mild, klug wie sie war, mit einem Anfluge von Sinnigkeit, stimmte ihr inneres Wesen mit ihrem Äußern auf das Schönste zusammen. Sie liebte die Zurückgezogenheit. Wenn sie zuweilen einen flüchtigen Augenblick in der Welt erschien, so war es fast, als wenn der Schimmer und die Unruhe derselben ihren zarten Geist betäubte, und in finnverwandte Abgeschiedenheit zurückscheuchte. Beinahe von ihrer frühesten Kindheit an war fie

leidenschaftlich dem Lesen ergeben, und las mit besonderem Vergnügen folche Bücher, die das Gefühl ansprachen. Ihre geistreiche Lehrerinn - ein höchst liebenswürdiges und gebildetes Frauenzimmer gewann bald ihr ganzes Vertrauen, und theilte ohne Schwierigkeit die Vorråthe ihrer überlegenen und ausgedehnten Kenntnisse und Fertigkeiten ihrer fähigen Schülerinn mit. Mit jedem Tage wurde Elise Herbert den Herzen Aller, die ihr nahe standen, theurer, von ihrem fast in sie vernarrten Oheim an, bis zu den untersten Hausgenossen. Jeder bei Reichthum und Einfluß nur mögliche Aufwand war ihr, wie man denken kann, zu Gebot; doch ihr an: geborenes Schicklichkeitsgefühl, ihr richtiger Geschmack bewog sie, in allen Dingen dem Einfachen den Vorzug zu geben. Schmeichelei aller Art ver abscheute sie und sie mied das Hans einer reichen alten englischen Lady, welche ihr einst in's Ge: ficht sagte, daß sie ein reizender kleiner Engel sei. Mit Einem Wort, ein lieblicheres und liebenswürdigeres Wesen, als Elise Herbert, ist sicherlich nie eine Zierde der Menschheit gewesen. Die einzige Furcht, welche unaufhörlich die sie Umgebenden beunruhigte, und Sir- in einer fortwährenden fieberischen Angst erhielt, bestand darin, daß seine

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Nichte, wie er sich ausdrückte, »zu gut schon sei für diese Welt;« und daß unsichtbare Ab= gesendete von dort oben sie umschwebten, stets be reit, sie für den Himmel zurückzufordern. Er hat mir oft seine Gefühle geschildert. Es kam ihm immerdar vor, als habe er kein Recht, auf eine långere Dauer ihres Lebens zu zählen; so oft er an sie dachte, empfand er eine unwillkührliche Bangigkeit, daß sie, in nicht entfernter Zeit, aus seinen Blicken verschwinden werde; und er fürchtete sich, fagte er, alle seine Liebe nur auf sie zu übertragen. Wie der orientalische Kaufmann mit bangem Schauder » eine Barke - eine kleine zerbrechliche Barke, « mit allen seinen glänzenden Reichthümern beladet und der launenhaften Gewalt der Stürme und Wellen übergiebt; so wurde Sir zu der Zeit, von welcher ich rede, wie er håufig sagte, von furchtbaren Ahnungen gequålt, daß er dereinst noch ein verlo= rener Mann sein werde, indem er alle Liebefähigs keit seines Herzens an den schwankenden Nachen knüpfte, der mit der kleinen Elise über die Wogen des Erdenlebens dahingleite. Dennoch betrachtete er sie jeden Tag mit Gefühlen, die bald zu vollkom mener Vergötterung sich erhöheten.

Seine zärtlichen Sorgen ließen ihn bald fürch=

ten, daß ein so zartes und gebrechliches Wesen, als feine Nichte, einmal angenommen, daß sie den erblichen Keim zu einem frühen Tode in sich trüge

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auf keinem geraderen Wege dem Grabe entge gen geführt werden könne, als in Indien; daß jede verborgene, feindlich lauernde Anlage zur Schwindsucht in der glühenden Luft, welche sie dort einathme, mit verhängnißvoller Schnelligkeit sich entwickeln müsse. Einmal erfüllt von Befürchtungen. dieser Art, war er nicht im Stande, sich wieder davon los zu machen; und er beschloß deshalb, seine Stellung in Indien, sobald er es auf die eine oder andere Weise nur irgend würde möglich machen Eönnen, aufzugeben. Ungefähr fünf Jahre waren seit seiner Ankunft in diesem Lande verflossen, wäh rend welcher er darauf bedacht gewesen war, einen bedeutenden Theil seines reichen Einkommens zu rückzulegen, als ihm die Nachricht zukam, daß ihm durch den unerwarteten Tod eines 'weitläuftigen Verwandten ein beträchtliches Vermögen zugefallen sei. Die Nachricht machte ihn zu einem, verglei chungsweise, glücklichen Manne. Er traf augenblick lich die nöthigen Anordnungen, nach England zurückzugehen, und war darauf bedacht, daß sofort ein Nachfolger für ihn ernannt würde.

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