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Bald sprach Jedermann in der Nachbarschaft von Miß Herbert als dem Stolze der Umgegend — dem Sterne der Grafschaft. Sie entfaltete sich fast sichtbar zur herrlichsten Blüthe; und obgleich die ausgezeichnet schönen Formen ihrer Gestalt war diese auch schlanker und zarter mit jedem Tage denen einer medizäischen Venus ähnlicher wurden; so war doch ihre frühe geistige Entwickelung noch weit bewunderungswürdiger. Ihre Seele war für das tiefste und feinste Empfinden gestimmt. Sie liebte leidenschaftlich die Dichtkunst, und hielt sich immer nur an die vorzüglichsten Erzeugnisse derselben. Dante und Milton waren Tag und Nacht ihre Begleiter; und es war ein ausgezeichneter Ge= nuß, die fließenden Verse des Erstern von Miß Herbert mit ihrer sanften und klangreichen Stimme recitiren zu hören. Sie konnte nicht genügender zeigen, wie tief sie in den echten Geist der Dichtkunst eingedrungen war, als durch ihre fast abgöttische Verehrung der verwandten Genien, Håndel und Mozart. Sie spielte fast nur die Kompositionen dieser Meister, und hörte nur gern die » gewaltigen, von diesen tiefen Geistern geschaffenen Melodien. «< Und dabei war sie das liebenswürdigste und liebreichste Geschöpf, das jemals auf Erden wandelte!

Wie manche, wenn auch leichte und schnell wieder vergehende Erkältung, wie manchen, von der Zårtlichkeit ihres beunruhigten Oheims eingegebenen, Verweis zog sie sich durch ihre häufigen Wanderungen bei jedem Wetter zu, den Hütten der Armen und Kranken zu!»Du giebst die Schilderung eines idealischen Wesens, das Du mit allen möglichen Tugenden und Vorzügen ausstattest, und das niemals wirklich vorhanden war," rufen mir vielleicht meine Leser zu. Aber es teben noch Viele, welche die Wahrheit meiner armen und schwachen Schilderung mit tiefer Wehmuth bezeugen würden. Oft wenn mir ähnliche Beispiele einer frühen leiblichen und geistigen Entwickelung vorkamen, hat sich mir der kernige und wahre Ausspruch Quintilian's mit peinlicher Gewalt aufgedrängt Quod observatum fere est, celerius occidere festinatam maturitatem,«*) der paßlich durch das englische Sprüchwort, » Soon ripe, soon rotten, «< **) wiederzugeben ist.

Sir

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behielt den lehtern Theil von Doktor Baillie's Rath sorgsam im Auge, und er hatte, bald

*) De Inst. Orat. Lib. IV. In proëmio. **) Was schnell reift, vergeht schnell.

nachdem Miß Herbert ihr zwanzigstes Jahr vollendet, die Freude, zu bemerken, daß sie die Aufmerksamkeiten eines Hauptmanns, des dritten Soh nes eines benachbarten adlichen Gutsbesizers, nicht ungern zu sehen schien. Der Bewerber war ein sehr artiger und stattlicher junger Mann, von sehr überlegenem Geist, und vollkommen fähig, den Werth Elise Herbert's zu würdigen. Sir war bis zum Entzücken erfreut, als es ihm gelang, dem zitternden, erröthenden Mädchen das Bekenntniß abzupressen, daß Hauptmann —'8 Gesellschaft ihr nichts weniger als unangenehm sei. Der junge Krieger war natürlich bald ́als ihr Freier anerkannt; und Jedermann sagte, sie würden ein gar hübsches Paar ausmachen. Miß Herberts Gesundheit schien kräftiger und ihr Sinn lebensfroher zu sein, denn je. Doch wie konnte es auch anders sein, wenn sie täglich in einer malerischen, von frischen Lüften durchweheten ländlichen Gegend, an der Seite eines muntern, stattlichen, zum Sterben verliebten Bräutigams, ritt, oder in einem offenen Wagen fuhr?

Der Baronet war von einem vierwöchentlichen Besuche bei einigen Freunden in Irland zurückgekehrt, und beschäftigte sich am andern Morgen mit wichtigen Briefschaften aus Ostindien in seinem

Zimmer, als Miß B-, die Gouvernante seiner Nichte, ihn ersuchen ließ, mit ihr allein zu sprechen. Als sie hereintrat, überraschte ihr verlegenes, etwas unstates Wesen Sir nicht wenig.

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»Wie geht's Elisen? — Wie geht's Elisen, Miß B-?« fragte er hastig, seine Brille abnehmend. Sehr wohl, erwiederte sic,» ziemlich wohl; und machte ihm nach einigen Umschweifen die Mittheilung, daß Miß Herbert in der lehten Zeit unruhige Nächte gehabt daß ihr Schlaf nicht selten durch einen Husten unterbrochen gewesen sei

ein trockener, und bedenklicher Husten, sagte sie, scheine es

zu sein

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wobei man einige Zeit hindurch kein Arges gehabt, bis andere weitere Symptome hinzugekommen wåren. Barmherziger Gott! Ma= dame, warum ist mir dieß Alles nicht früher gefagt? Warum meldeten Sie es mir nicht nach Irland? fragte auf's heftigste zitternd Sir. Er konnte sich kaum aufrecht auf seinem Stuhle erhalten, und war sehr blaß geworden, während Miß B- nicht weniger bestürzt fortfuhr, von starker nächtlicher Transpiration einem Widerwillen ge

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geringsten Anstrengung — einer Art von Abendfieber - und einer schwachen hektischen Röthe zu reden.

Der Baronet war starr vor Schrecken, und ließ seine Brille fallen. Er wankte nach dem Glockenzuge, und gebot dem Kammerdiener, augenblicklich den Wagen in Bereitschaft sehen zu lassen. » Unter welchem welchem Vorwande darf ich Doktor Baillie hierherbringen?« sagte er zu der Erzieherinn, als er seine Handschuh anzog. »Ich will es Ihnen überlassen thun Sie, was Sie können. Um Gottes Willen, Madame, bereiten Sie Elise darauf vor, ihn zu sehen, so oder anders; denn ich werde mit dem Doktor unfehlbar diesen Abend hier sein. Sagen Sie ihr, ich wäre zur Stadt in eiligen Geschäften, und gedächte ihn mitzubringen, da. er in der Nachbarschaft einen Patienten zu besuchen habe ! etwas dieser Art was Sie wollen!" Er wußte kaum, was er sprach.

Doktor Baillie konnte indeß nicht kommen, da er zu Brighton krank lag. Es gefiel dem Baronet, obschon mit übel verhehltem Verdruß, mich an Jenes Statt zu Rath zu ziehen. Er bat mich inståndigst, alle meine Besonnenheit und Feinheit zusammen zu nehmen, um die Patientinn, welcher mein Besuch gelten würde, so wenig als möglich in Unruhe zu sehen. Ich sollte besonders den Schein vermeiden, als ob ich schon zu viel wüßte; ich sollte

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