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einmal entrissen zu sehen! Eines Mannes Herz, das durch solch einen Schlag nicht schmerzlich getroffen gänzlich niedergebeugt würde, ist nichtswürdig ja mehr, es ist eine garstige Schandschrift auf das männliche Geschlecht. Er kann keine Frau lieben, wie sie geliebt werden sollte! Warum ich meine Gefühle bei diesem Gegenstande so heftig ́ausdrücke? Weil ich im Verlauf meines årztlichen Lebens häufig entgegengesette Gesinnungen habe aussprechen hören müssen, und mein Herz darunter schwer gelitten hat. Die armselige und jämmerliche Philosophie daß dieses Wort jemals hat so geschåndet werden müssen! welche sich jeht bei uns einschleicht, gehegt und gepflegt wird von thos richten Knaben und von Männern mit hohlen Herzen und leeren Köpfen, um aus dem Garten der Seele die besten und kostbarsten Blumen, Empfin= dung und Mitgefühl herauszureißen- diese Philosophie macht vielleicht manchen Leser über die Seelenångste lächeln, die ich zu schildern versucht habe; aber, o Lefer! fliehe sie tritt sie unter die Füße unter die Füße, wann oder wo du sie findest; denn das Gewurm ist freilich sehr klein, aber es ist auch sehr giftig.

Hauptmann's Regiment erhielt Befehl, nach

Irland zu gehen; und da es ihm unmöglich war, dasselbe zu begleiten, so verkaufte er seine Offizierstelle, und folgte eiligst dem ganz zu Boden gedrückten Baronet und dessen Nichte nach Italien. Das köstliche Klima hatte die Wirkung, jenes trügerische Irrlicht · Hoffnung genannt zu entzünden und einige Zeit leuchten zu lassen, welches immer an dem düstern Horizonte des Daseins hektischer Patienten schimmert und sie und ihre Freunde als Leitstern auf der Lebensbahn immer weiter und weiter führt, bis es plößlich an ihrer Grabståtte zitternd erlischt! Sie verweilten in Neapel bis zum Juli. Miß Herbert zehrte endlich mit furchtbar beschleunigter Schnelligkeit ab. Sir litt sehr durch seine unaufhörlichen ängstlichen Sorgen; und Hauptmann - war mehrere Mal dem Wahnsinn nahe gewesen. Seine Liebe zu dem theuren Wesen, das ihm nie angehōren konnte, wuchs tausendfach mit ihrer Hoffnungslosigkeit! Ist es nicht immer so?

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Da es Miß Herbert nicht entging, daß ihre Tage gezählt wären, bat sie ihren Oheim auf das inständigste, mit ihr nach England zurückzukehren. Sie wünschte, sagte sie, ihren lehten Athemzug in ihrem Vaterlande - inmitten der grünen Triften und Hügel von - Shire auszuhauchen, und ihr

Grab an der Seite ihrer Ältern zu finden. Sir hörte diese Äußerungen mit herzzerschneidendem Schmerze an. Er hatte keinen Grund, die Bitte nicht zu erfüllen, und so nahm denn - Hall Ende Augusts die unglückliche Familie wieder auf.

Ich bemerkte einst eine Lilie von ungewöhnlicher Schönheit in einem Garten; und als ich eines Morgens in denselben eintrat, hatte sie der Sturm über Nacht abgebrochen, und ach! da lag sie, der Stolz der Blumenflur, welk auf dem Beete, auf welchem sie noch gestern in lieblicher Blüthe geprangt hatte! Dieser kleine Umstand kam mir lebhaft ins Gedächtniß, als ich Miß Herbert zum ersten Mal nach ih rer Rückkehr sah. Es war in dem geräumigen Gesellschaftszimmer zu — Hall, wo ich sie früherhin gesehen hatte, am Abend. Sie lag auf einem Ruhebett, welches in die Nähe des schon erwähnten groBen durchbrochenen gothischen Fensters gestellt war. Ich schlich leise heran; denn die Winke der Anwe senden belehrten mich, daß sie schlummere. Ich stand schweigend da, und ließ ein Weilchen meine Blicke auf der liebenswürdigen Unglücklichen ruhen -besorgt, fie, wenn auch nur durch mein themholen, zu wecken. Sie war beinahe zu einem Schatich möchte sagen, zu åthe

ten hingeschwunden,

Mem. eines Arztes. I.

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rischer Zartheit und Durchsichtigkeit abgezehrt. Sie war einfach in weißen Musselin gekleidet, und lag auf einem ostindischen Shawl, in welchen man sie eingehüllt hatte, um sie aus ihrer Kammer herunterzubringen. Sie trug weißseidene Strümpfe und Atlas-Pantoffeln an den kleinen Füßen, und auch an diesen konnte man die Wirkungen ihrer Krankheit vollauf bemerken. Sie schienen in der That mehr ein ausgezeichnetes Werk Canova's, die ruhende Schönheit andeutend, als Fleisch und Blut, und kaum fähig zu sein, auch nur das leichte Gewicht von Miß Herbert's abgezehrter Gestalt zu tragen. Lange weiße Handschuhe hingen lose auf ihren Hånden und Armen, und ein breites violettfarbenes Band umschloß ihren Leib, der im Umfange eher dem eines Mädchens von zwölf oder dreizehn Jahren glich, als einem erwachsenen Frauenzimmer anzugehören schien. Doch ihr eingefallener hohläugiger Blick ihr ebenmäßiges Antlig, feucht vom Todesthau kalten Schweißes, und ihr braunes, in vollen Locken nachlässig zu beiden Seiten über die alabaster-weißen Schläfen und den Hals herabhångendes Haar erweckte die bittersten, das Herz des Beschauers mit der tiefsten Wehmath erfüllenden Gedanken an das Hinschwinden der Schönheit. Voll

kommen bewegungslos, wie eine Statue, lag das liebliche Frauenbild da, so unmerklich athmend, daß auf ihren Lippen ein Rosenblatt unbewegt håtte ruhen mögen! Oben am Bette saß ihr Oheim, ein feines weißes Tuch in der Hand haltend, mit welchem er von Zeit zu Zeit den Thau abtrocknete, der auf der blassen Stirn seiner Nichte immerfort perlte. Rührend war es, die Farbe seiner Haare, die noch vor seiner Reise nach Italien schwarz gewesen waren, in ein mattes Eisengrau verwandelt zu sehen. Sein bleiches, abgezehrtes Antlik trug die Spuren von noch ungetrockneten Thränen.

mann

Und wo ist jetzt der Liebende? Wo ist Haupt? fragt abermals der Leser. Er befand sich damals zu Mailand, an einem Hirnfieber schwer Darnieder liegend, welches ihn, nur einen einzigen Tag vor Sir's Abreise nach England auf das Krankenlager warf. Man hatte Miß Herbert nicht eher davon gesagt, als bis sie zu Hause angelangt war; und die, welche sie davon in Kenntniß festen, werden dergleichen nie wieder übernehmen!

Nach einiger Zeit, binnen welcher wir um sie her Stehenden ein vollkommenes Stillschweigen bes obachtet hatten, schlug Miß Herbert sanft ihre Augen auf; und als sie mich an der Seite ihres

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