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Blåttern, enthielten manche Auszüge aus den Dichtern, schön geschrieben, und wahren Geschmack durch ihre Auswahl beweisend. Eine ganz besondere Vorliebe hatte sie für Thomson's Jahrszeiten, « und zog unter allen den » Winter« vor, aus welchem sie sehr viel ausgeschrieben hatte. Auch sind einige anspruchlose Sonnette und Stanzen von ihr selbst übrig, welche, wenn auch nicht von ausgezeichneter Meisterschaft, nichtsdestoweniger höchst edle, natürliche und zarte Empfindungen sinnvoll ausdrücken. Hätte ich die Erlaubniß, so würde ich dem Leser ein kleines Sonnet auf ein todtes Rothkehlchen und auf » eine Moosrofe« vorlegen. Oft habe ich sie auch, während ich an ihrem Bette saß, sehr schöne Gedanken aussprechen hören, welche die Bitterkeit ihres, ach! so früh sich vollendenden Geschickes bei ihr anregte. Wie Schäße bewahre ich dieselben auf in meinem Herzen!

Ich habe ihre Gefühle in Beziehung auf Hauptmann zu schildern nicht versucht, bloß weil ich sie nicht zu schildern vermag, ohne vielleicht der Leser Argwohn zu erwecken, daß ich in die Rolle eines Roman-Schriftstellers übergehe. Sie wußte nicht, daß Hauptmann zu Mailand noch immer todtkrank

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darnieder lag, denn wir achteten uns verpflichtet,

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ihre Gefühle zu schonen. Wir fannen eine Geschichte aus, daß er habe nach Ägypten gehen müßfen, um das ungewisse Schicksal eines dort verschwundenen Bruders zu erkunden. Armes Mådchen! fie glaubte uns zuleht und schien fast ge= neigt, ihn der Kälte anzuklagen, daß er sich durch irgend etwas von ihr hinwegziehen lasse. Doch sagte fie dieß oder Ähnliches niemals geradezu. Kaum wird es nöthig sein, zu sagen, daß nie das mindeste von unserer Erfindung zu Hauptmann —'s Kenntnis gelangt ist und ich selbst habe es mir bis auf den heutigen Tag nicht ganz vergeben können, dabei betheiligt gewesen zu sein.

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Wenige Tage vor ihrem Tode fand ich sie eis nes Morgens an Leib und Seele furchtbar erschöpft. Sie hatte wie gewöhnlich eine schlaflose Nacht ge habt, troh dem Laudanum, welches man ihr in größeren Quantitäten gegeben hatte, als die Ärzte verordnet. Es hatte sie betäubt, ohne ihr Ruhe zu verschaffen. Armes armes Mädchen! auch die legten Überbleibsel ihrer Schönheit waren fast verschwunden. Zum Erschrecken waren ihre einst fo lieblichen und blühenden Wangen eingefallen; und ihre Augen diefe glänzenden Sterne, welche noch vor kurzer Zeit Jeden blendeten und entzückten, auf

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den sie ihren Glanz warfen waren jest tief in ihre Höhlen eingefunken, erloschen und mit dunkeln Ringen umgeben! Ihr Kopf tag tief im Kissen vergraben, und ihr Haar war unordentlich durch einander geworfen und naß von Schweiß! Ihre Hände doch ich bin nicht im Stande, ihr Aussehen noch weiter zu schildern.

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Sir faß an ihrem Bett, wie er es während ihrer ganzen Krankheit zu thun pflegte, und war äußerst angegriffen. Ich fehte mich auf Miß B—'s Stuhl, die sich eben zur Ruhe begeben hatte, nachdem sie die ganze Nacht gewacht. Nach einem langen Stillschweigen forderte Miß Herbert ein wenig Thee, welcher ihr sogleich gereicht wurde und von welchem sie ein paar Löffel voll einschlürfte. Bald darauf ward sie etwas belebter, und redete mich, doch mit so leiser, flüsternder Stimme an, daß ich nur mit großer Schwierigkeit die Worte unterscheiden konnte. Auch war die Anstrengung des Sprechens offenbar für sie von so viel Schmerz begleis tet, daß ich lieber gesehen, sie hätte ferneres Stillschweigen beobachtet.

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Laudanum

Laudanum - Laudanum, Dok

tor! Sie geben mir nicht genug Laudanum!« mur

melte sie. Darauf fing fie in Pausen etwa dieß zu

flüstern an: » Uh

See

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beschauend zeichnend - fie besteigend, vielleicht o! wenn sie auf ihn niederstürzten und ihn unter ihrem Schutt begrüben? Hat er seinen Bruder gefunden? Auf seinem Wege - nach HauseSchiffe.« Wir unterbrachen sie nicht, denn sie schien in einer Art von traumhaftem HalbBewußtsein zu liegen. Etwa eine Stunde spåter (warum ich dort weilte, fragt man vielleicht, wenn ich einmal nichts für sie thun, und meine Zeit bef= ser benußen konnte? ich weiß es nicht aber es war mir unmöglich, sie zu verlassen) — eine Stunde spåter begann sie wieder in einem leisen, seufzenden, irren Tone zu reden: »Oheim! Was meinen Sie? Chatterton *) der arme, traurige Chatterton saß an meiner Seite die ganze Nacht hindurch, auf dem Stuhle, auf welchem Doktorjekt sigt. Er starb am gebrochenen Herzen

an meiner Krankheit, ist es so? Blaß

*) Chatterton

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oder

kränklich

der bekannte, talentvolle junge Dichter, welcher schon in dem Alter von sechzehn Jahren durch feine, unter dem Namen des alten englischen Dichters Rowley herausgegebenen Gedichte die Aufmerksamkeit des literarischen Publikums auf sich zog, und zwei Jahre spä= ter, in einem Anfalle von Schwermuth, sein Leben durch Gift endete. Er starb 1770.

Anm. d. übers.

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Dichter ähnlich! O, wie er sprach! — Keiner auf der Welt wie er! Seine Stimme tönte wie die ge= heimnißvolle Musik der Äolus-Harfe — so feierlich

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eisigen Finger auf meinen Busen, und sagte, das wird bald eben so kalt sein! Aber er redete mir zu, daß ich mich nicht fürchten oder weinen sollte, so jung zu sterben so früh. Er sagte, ich sei ein junger Rosenstock, und würde um so långer blühen und duften, wenn er mich mit sich nähme. Sie lächelte schwach und traurig. »O, o Himmel! Ich möchte, er wåre schon wieder hier! Aber er sieht sehr starr aus, wie ein Geist bewegt sich nicht macht kein Geräusch ich höre ihn niemals

kommen oder gehen

«

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bin nicht erschrocken, denn er scheint gut zu sein; doch ich glaube, er kann nicht glücklich sein — er

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Die Sterbenden sehen

Dieß ist es ungefähr, was wir von ihr vernahmen. In Allem, was sie klagte, klang etwas Traurig-romantisches durch, woraus man sah, daß ihre Seele von Poesie tief durchdrungen war.

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