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gebliche Herr Gloucester, mit Schauder sein Schick

fal erwartete.

Wahrlich, das Entsehen hat diese düstern Regionen zu seiner eigenthümlichen Wohnståtte erwählt! Wer kann die langen, engen, lampen - erleuchteten Gånge - das, nur von dem Schall knarrender Eisen-Thüren unterbrochene Grabesschweigen die undeutlich erscheinende, gespenstisch dahin glei= tende Gestalt des mit geladenem Gewehr bewaffne= ten Gefängnißwächters das schaurige Bewußtsein, daß man umringt ist von so vielen Teufeln in menschlicher Gestalt, daß man in dem verpesteten Dunstkreise aller auf einen Punkt zusam mengedrängten Verbrechen und Schandthaten der Hauptstadt athmet: wer kann dieses Alles je= mals vergessen, der nur einmal in Newgate war! Mein Herz klopfte, wenn ich den Wiederhall meiner eigenen Fußtritte vernahm, und mehrmals fühlte ich den Drang, umzukehren, ohne den Zweck meines Besuchs erreicht zu haben. Meinem Schwanken wurde jedoch plöglich durch den Ausruf meines Führers ein Ende gemacht: »Wir find zur Stelle, Sir!« Beim Aufriegeln der Thür bat ich ihn, vor derselben die wenigen Augenblicke Mem. eines Arztes. I.

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während meiner Zusammenkunft mit dem Verurtheilten stehen zu bleiben.

»Holla! junger Mensch! — Ihr da drinnen! Hier ist Doktor - und will Euch sehen!« rief der Schließer barsch, indem er mich einließ. Das Gemach war eng und düster, und eine kleine Lampe auf dem Tische ließ mich kaum den Verbrecher und einen åltlichen, sehr rechtlich ausse= henden, in einen grauen Überrock gehüllten Mann erkennen, welcher in dumpfem Schweigen dasaß und den Gefangenen anstarrte. Großer Gott, es war sein Vater! Er schien mein Eintreten nicht zu bemerken; aber sein Sohn stand auf, fragte mich schüchtern, wie ich mich befånde, und stotterte einige Worte von Dank heraus. Darauf sank er, augenscheinlich von seinen Gefühlen überwåltigt, auf seinen Sig zurück, und heftete seine Wugen auf ein Blatt in der Bibel, welche aufgeschla= gen vor ihm lag. Es folgte ein langes Stillschweigen; denn Keiner von uns schien fähig oder geneigt, zu sprechen. Ich betrachtete die Beiden mit lebhaftem Antheil. Welch ein ganz anderer Mensch war der junge Verbrecher vor mir, als der feine Herr Gloucester,« den ich in der Regent-Straße besucht hatte! Sein Gesicht hatte

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jezt eine gråuliche Leichenfarbe; sein Haar klebte vom Schweiß auf seiner bleichen Stirn; seine Augen waren eingefallen und mit Blut unterlaufen, und schienen zu schwach geworden zu sein, um die Schrift unterscheiden zu können, auf welche sie gerichtet waren. Er trug ein einfaches Trauerkleid, und eine eben so einfache schwarze Binde um seiz nen Hals. Wie schauderte ich bei dem Gedanken an die rohen Fäuste, die jene Binde ihm sobald ausknüpfen würden! Ihm zur Hand auf dem Tische lag ein weißes, entweder von Thrånen oder vom Abwischen des Schweißes ganz durchnäßtes Taschentuch, und daneben stand ein Glas mit Wasser, dessen er sich zuweilen bediente, um seine brennenden Lippen anzufeuchten. Ich war zweis felhaft, ob er mehr zu bedauern sei, oder sein unglücklicher, gänzlich niedergebeugter Vater. Dieser schien ein rechtlicher und achtungswerther Mann zu sein er war ein betriebsamer Kråmer aus einer Landstadt. Einige wenige graue Haare waren dünn über seinen sonst kahlen Kopf zerstreut. Er saß da, seine Hände über den Knieen gefaltet, und sah unverwandten Blickes feinen Sohn mit glanzlofen Augen an, die zusammen mit seinen, die Spuren des schmerzlichsten Kummers tragenden

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Zügen, beredt genug sein Leiden verkündigten.

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Wohlan, Doktor!« rief der junge Mann endlich, die Bibel zuschlagend, aus, »ich habe jest das trostreiche Kapitel zu Ende gelesen; und, Gott sei Dank! ich glaube auch, daß ich das Gelesene empfinde. Lassen Sie mich Ihnen Dank sagen für Ihre gütige Erfüllung meiner Bitte. Ich habe Ihnen etwas Besonderes zu sagen, doch wir müssen ohne Zeugen sein.« Er sagte dieses, feinem Vater einen bedeutenden Blick zuwerfend, als wenn er demselben einen Wink håtte geben wollen, sich auf einige Augenblicke zu entfernen. Uch! der ganz zu Boden gedrückte Alte verstand ihn nicht, sondern fuhr fort, ihn anzustarren wie zuvor.

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Wir müssen einen Augenblick allein sein, sagte der junge Mann, indem er aufstand und nach der Thür ging. Er klopfte, und als geöffnet wurde, bat er flüsternd den Schließer, seinen Vater auf artige Weise zu entfernen, und draußen ein paar Augenblicke warten zu lassen. Jener trat zu dem Ende herein, der Gefangene ergriff zårt lich seines Vaters Hand, und redete ihn an: »Theurer theurer Vater! Sie müssen mich auf

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einen Augenblick verlassen, ich habe mit diesem

Herrn insgeheim zu sprechen.« Zugleich versuchte er, ihn in die Höhe zu heben.

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» ja ja was? - versteht sich! « stam= melte der alte Mann, in dem er, höchst verwirrt aussehend, aufstand. Darauf, als wäre er plöglich vollkommen zum Bewußtsein erwacht, armte er seinen Sohn, drückte ihn krampfhaft an sein Herz, und ächzte: »O, mein Sohn, mein armer Sohn!« Sogar auf dem eisernen Gesicht des Schließers glaubte ich bei diesem herzzerschneis denden Auftritte die Spuren einer flüchtigen Rührung zu bemerken. Im nächsten Augenblick waren wir allein; aber es verging einige Zeit, ehe der Verurtheilte der Bewegung Meister wurde, in welche der plößliche Ausbruch der Gefühle seines Vaters ihn verseht hatte.

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Doktor,« stöhnte er endlich, nur wenige sehr wenige Augenblicke sind uns vergönnt, und ich habe Ihnen viel zu sagen. Der allmächtige Gott« fuhr er, meine Hånde heftig drückend, fort,

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vergelte Ihnen die Liebe, die Sie einem Schuldbeladenen, einem so Unwürdigen als ich bin, ers weisen. Der Gegenstand meiner an Sie gerich= teten Bitte ist ein trauriger, doch er ist einfach. Ich habe so viel von Ihrem Edelmuth gehört,

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