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zählende lachen würde, als er selbst wenn er nicht längst ruhig im Grabe låge.

Man konnte N- kaum ohne Lachen ansehen. Es lag eine Art von trübselig-launigem Ausdruck in seinem wunderlichen und häßlichen Gesichte, wel cher in dem Beschauer den Gedanken hervorrief, daß er fortwährend mit peinlicher Unstrengung bemüht sei, irgend eine heitere Gemüths-Bewegung zu unterdrücken. Aus seinen dunkeln, großen Augen leuchtete viel Verstand hervor. Man fühlte seinen Blick, wenn derselbe auf Jemand haftete. Die andern Theile seines Gesichts nahmen sich dann aber desto unvortheilhafter aus; denn seine stark erhöheten Augenknochen, die finster über seinen Augen hervorstanden - seine Nase, welche cinem kleinen Teigklumpen, mit zwei in das stumpfgerundete Äußerste desselben schlecht eingebohrten Löchern glich

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seine aufgeworfenen, ungestalteten GutschmeckerLippen-sahen nichts weniger als schön oder geistreich aus. Er war ein Mann von Vermögen ein hartnäckiger Junggesell -zu Cambridge gebil det, wo er bedeutende Auszeichnungen erlangte — und acht und dreißig bis vierzig Jahr alt zu der Zeit, von welcher an mein Bericht über ihn beginnt. Sein Name, wenn ich denselben nennen wollte,

würde meine gelehrten Leser an manches bewun= dernswürdige literarische Erzeugniß erinnern, dessen Lektüre ihnen reichen Genuß verschafft hat, für wel= chen sie N― den Dank schuldig sind.

Die vorherrschende Stimmung seines Gemüths war düster; wurde jedoch zuweilen durch eine schalkhafte muntere Laune verdrängt, welche ihre Streiflichter von Scherz und Wig auf die finstere Oberfläche, wie der Mond seine Strahlen auf die nachtumhüllten Fluthen, warf. Ich glaube, daß er es für sündhaft hielt, zu lächeln! Er pflegte die Mundwinkel in die Höhe zu ziehen, und die Augenbraunen zusammenzukneifen; allein der Eindruck, welcher hierdurch hätte hervorgebracht werden können, wurde durch den komischen Blick, die feierliche Posfierlichkeit seiner Augen wieder aufgehoben. jedem Blicke derselben schielte Momus hervor! Er war in der Unterhaltung höchst wißig, und Meister in einer gewissen Manier, die lustigsten Einfälle mit einer Art wehmüthig wimmernden Stimme vorzuzubringen, daß er immer gewiß war, das schallendste Gelächter durch dieselben zu erregen. Sein eigenes Lachen wenn er einmal lachte ist nicht zu beschreiben. Es war kurz, abgebrochen, unerwartet, wie wenn Pulver im Finstern aufblist.

Mem. eines Arztes. I.

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Aus

War der Schall desselben vorüber, so war auch von dem Augenblicke an keine Spur von eigentlicher Lustigkeit in seinem Gesichte mehr zu bemerken. Man fing an, zweifelhaft zu werden, ob er überhaupt gelacht habe, und sah sich mit forschendem Blicke nach dem eigentlichen Urheber des plößlichen Schalles um. Solche feltene Fälle von Selbstver geffenheit bei ihm ausgenommen, war sein Benehmen sehr still und ruhig. Er mochte gar zu gern Jemand auftreiben, der Gefallen daran fand, zu ihm zu kommen, und den ganzen Abend in schweiz gendem Hinbrüten rauchend und Wein schlürfend bei ihm zu sizen. Getümmel oder geräuschiges Wesen konnte er nicht vertragen; und wenn er unglücklicherweise mit einem Lårmer zusammengerieth, so pflegte er, sobald er eine Probe von der Beschaffenheit desselben« hatte, fich plößlich zu erheben und Abschied zu nehmen, indem er in weinerlichem, dem eines kranken Kindes ähnlichem Tone sagte: »Ich will fort!« (Wahrscheinlich werden diese drei Worte ihn auf einmal Manchen von meinen Lefern ins Gedächtniß zurückrufen.) Und dann hielt er auch sicherlich Wort; denn alle seine Bekannten ich selbst unter ihrer Zahl kannten seine Er

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centricitåten, und hatten Nachsicht mit denselben.

So war zum wenigsten den hervorstechendften Seiten seines Charakters nach der Mann, dessen schwarzer Diener eines Morgens hastig an mich heran trat, als ich auf den Tritten vor meis ner Hausthår stand und das Wetter prüfte. Er sprach so hastig und mit so zitternder Stimme, daß einige Zeit verging, che ich errathen konnte, was er wolle. Endlich unterschied ich so etwas wie: „D! Dokta, Dokta, komma, und sehn na Massa! Komma! Ihm so greulich ihm so krank ihm so schlecht ihm sagt so, komm na Massaihm sehr schrecklich! «

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Was in aller Welt willst Du denn, Schwarzer? Kannst Du nicht langsamer sprechen, und mir einfach sagen, weshalb Du kommst?" unter= brach ich ihn ungeduldig, denn er schien noch einige Minuten auf seine Weise fortbabbeln zu wollen. Was fehlt Deinem Herrn, Mensch!« fragte ich, ihn auf seine gestreifte Morgen-Jacke klopfend.

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» Ihm was, Mensch ?« fragte ich verwundert. » Ihm Kopf verdreht, Dokta - ihm Kopf

verdreht," erwiederte er, indem er sich mit den Fingern vor die Stirn schlug.

» Wo ist Herr N-, sprich, Nambo! «

. Ihm liegt lang in sein Bett, Massa - ihm dammt schlecht. "

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Nambo, warum sagst Du, daß Deines Herrn Kopf umgedreht sei? Was meinst Du damit? « Ihm, Massa, selbst sagt so ihm sagt, ihm Kopf verdreht!" - Ich war nie in größerer Verlegenheit. Wie wunderlich, daß Herr N- seinem Neger gesagt haben sollte, sein Kopf fei verdreht!

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» Er ist toll geworden, meinst Du - ist es das? He! Toll - ist es so?" sagte ich, mit dem Finger vor der Stirn ein bedeutendes Zeichen machend. Nein, nein, Dokta ihm Kopf umgedreht! Kopf, erwiederte Nambo, faßte seinen Kopf mit beiden Hånden, und drehte denselben so weit er konnte herum! Ich konnte nicht klug hieraus werden, entließ ihn daher, und gebot ihm, zu bestellen, daß mein erster Morgenbesuch seinem Herrn gelten sollte. Ich stand auf freundschaftlichem Fuße mit N-, und bemühte mich auf dem Wege, zu enträthseln, welche neue Grille er sich in seinen wunderlichen, und wie ich seit einiger Zeit zu

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