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ern, und dem Zeugnisse seiner Sinne, dem einstimmigen, gleichzeitigen Widerspruche Aller, die ihn sahen, widerstehen konnte. Obgleich es mir nicht viel Ehre macht, und meine Selbstbeherrschung nicht eben bedeutend erscheinen läßt, muß ich doch bekennen, daß die an Abgeschmacktheit Alles überschreitende Einbildung vom » umgedreheten Kopf am Bette der Patientinn, welche ich zunächst besuchte, und deren Tod in wenigen Stunden bevorstand, mir in so lächerlichen Bildern vorschwebte, daß mir durch die Anstrengung, ein lautes Lachen zu unterdrücken, fast ein Blutgefäß zersprang!

Am nächsten Morgen um eilf Uhr besuchte ich N- wieder. Die Thüre wurde wie gewöhnlich durch seinen schwarzen Diener Nambo geöffnet, aus dessen Benehmen ich sah, daß mich etwas Außeror= dentliches erwarte. Sein geschwollenes Gesicht, und die tanzenden weißen Augåpfel zeigten an, daß er nahe daran war, vor Lachen zu zerplagen. »Hi -hihi!« kicherte er mit einer Art von gedämpfter Stimme, ihm, Massa, Kopf umgedreht!

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Ihm

Rücken vorn! Ihm herumwatschelt! hi-hihi!« und er zupfte an seinen Kleidern, schlug auf seine Jacke, und wies auf seine Beinkleider, auf eine Weise, daß ich nicht verstand, was er damit

fagen wollte. Als ich in das Zimmer eintrat, in welchem N-mit einem seiner liebsten, schweigenden und rauchenden Freunde (M-, dem verstorbenen wohlbekannten Sachwalter) beim Frühstück saß, bot sich meinen Blicken ein Schauspiel dar, welches mich vor Lachen fast sterben machte. Es ist unmöglich, es mit der Feder gebührend zu schildern, doch ich will den Versuch machen. Zwei Herren faßen gegen einander über am Frühstücktische, der unweit des Kamins stand: der das Gesicht mir zukehrende war Herr M-; N- saß den Rücken der Thür zugewendet, als ich eintrat. Ein Blick auf den Ersteren reichte hin, mich bemerken zu lassen, daß er sich in dem Versuche, das Lachen zu unterdrücken, abmartere. Er war purpurroth im Gesicht seine Wangen waren aufgeblasen feine Augen straff auf das Feuer geheftet, als ob er sich fürchte, daß sie der possierlichen talt seines Freun= des begegneten. Er wendete sie bei meinem Eintreten einen Augenblick vom Feuer ab, um mich zu begrüßen, und richtete sie dann wieder mit einer so veinvollen Anstrengung, mit einer so lächerlichen Miene erzwungener Ernsthaftigkeit auf dasselbe; und der arme Hern N— hatte sich auf eine so verkehrte Weise angekleidet, daß ich vollkom

men überwältigt wurde. Der Eindruck war unwiderstehlich, und der eigenthümliche würgende Laut, welcher die gewaltsamsten Anstrengungen, das La= chen zu unterdrücken, anzeigt, und dessen ich mich nicht erwehren konnte, wurde für uns Beide zum unwillkührlichen Signal, in ein lautes und anhaltendes Gelächter auszubrechen. Vergebens, daß ich mir die Unterlippe fast blutig biß, daß meine Augen in dem nußlosen Versuche einzuhalten, aufschwollen, bis sie Feuer sprůheten; denn die Ursache unsers Lachens saß gerade vor mir in N—'s Gestalt, der, den Kopf in der linken Hand, den Ellenbogen auf die Lehne seines Armsessels gestüht hatte. Die Schleife seines Halstuches wär mit gewöhnlicher Genauigkeit geknüpft - aber hinten, gerade im Genick: sein Rock und seine Weste waren auf dem Rücken z« ́ ́pft; eben so, damit Übereinstimmung in der neuen de sei, seine Beinkleider; und na= türlich stand das Hintertheil derselben auf eine låcherliche Weise vorn vor! Ein einziger Anblick, der wie eine steife militärische Halsbinde unter das Kinn stoßende Rockkragen die vier metallnen Hinter-Knöpfe vorn vor dem Leibe hell glänzend, und die vorderen Theile des Rockes sorgfältig über Mem. eines Urztes. I.

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dem Rücken zugeknöpft — das gezwungene Werk der Hånde des armen Nambo!

N-, außer sich vor Erstaunen über unsere

unaufhörlichen Lachschauer

unmöglich, einzuhalten

denn wir fanden es

erhob sich plöhlich von

seinem Sessel, und fragte mit vor Wuth fast erstickter Stimme, was wir mit einem so ungewöhn= lichen Benehmen sagen wollten? Indeß machte auch seine Wuth auf mich keinen Eindruck: ich konnte nur, mich immerfort ausschüttend vor La= chen, auf seine neue Manier, sich anzukleiden, als auf meine Entschuldigung, hinweisen. Er stampfte mit dem Fuße, ergoß sich in Verwünschungen gegen uns, zog dann die Glocke, und gebot seinem Diener, uns Beide zur Thüre zu führen. Die heftigsten Gemüthsbewegungen müssen indeß mit der Zeit sich erschöpfen, und wenn ihre Ursache auch noch immer vorhanden ist. So war es mit M und mir selbst. Da wir sahen, wie ernstlich sich N- belei= digt hielt, sekten wir uns, und ich begann meine ärztliche Nachforschung, während mir alle Glieder von erneuerten krampfhaften Anfållen eines unwiderstehlichen Gelächters weh thaten.

Vergeblich würde der Versuch sein, eine der drolligsten Unterhaltungen, die ich jemals gepflogen, zu

wiederholen. N―'s Stimmung war für einige Zeit gänzlich versäuert. Er erklärte, daß ich ihn mit meiner ganzen Arzenei nur zum Besten habe; sie sei ein Stück Quacksalberei; und » der kothige Pud ding um seinen Hals wäre die abgeschmackteste Poffe, von welcher er je gehört; er habe große Lust, den ersteren von Nambo für die Mühe, welche der arme Kerl durch das Zubereiten und Befestigen deffelben gehabt, aufessen zu lassen!

Gleich darauf verfiel er in eine traurige, nachdenkliche Gemüthsstimmung. Er betheuerte, daß die Gefeße der Bewegungskraft ihm jezt ganz unerklårlich vorkamen, daß sie ihm wie ein praktisches Pa= radoxon erschienen; daß seine vor- und rückwärts schreitenden Bestrebungen sich gegenseitig aufhöben, und daß er es nur zu einem verdammten Herumdrehen auf demselben Flecke bringe, gerade wie ein Huhn, welches einen seiner Flügel verloren habe! Hinfort werde er krebsartig durch's Leben kriechen müssen, und zwar nach allen Richtungen auf einmal, und nach keiner besonders. Er könne nicht begreifen, sagte er, welches der kürzeste Weg von eis nem gegebenen Punkte bis zu einem andern fei; und kurzum, alle seine Empfindungen und Vorstellungen wåren in Verwirrung gerathen. Seine Lage

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