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nes gemalt, dessen Lebenslauf nur zu sehr dem des schändlichen Warwick's glich. Aber die in den niedrigern Regionen Lebenden sind übersehen worden, als ob Belehrung nur aus den Beispielen hochgestellter Personen geschöpft werden könnte."

Erstes Kapitel.

Erste Kampfe

Kann man sich etwas Traurigeres und

Troftloseres denken, als die Aussichten eines ange= henden Arztes in London, der, ohne Freunde, ohne Vermögen, doch aber voll Streben nach Auszeichnung, sich, wie es mit dem Kunstausdruck heißt, eine Praxis zu verschaffen bemüht ist? In dieser Lage war ich. Nachdem die geringen Zuschüsse aufgehört hatten, die mir aus den Mitteln einer unbe güterten, aber etwas ehrgeizigen Familie während meiner Schul- und Universitäts-Jahre zugeflossen waren, sah ich mich, ungefähr 26 Jahr alt, in London im Besiß einer Baarschaft von etwa 100 Pfund, einiger wenigen Bücher, einer leidlichen Garderobe, eines unerschöpflichen Schahes von kräftigem Lebensmuth, und einer Frau - eines lieblichen

Mem. eines Arztes. I.

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jungen Geschöpfes, das ich soll genug gewesen war, vor ein paar Wochen zu heirathen, bloß weil wir uns einander liebten. Sie war die einzige Tochter eines sehr wackeren Mannes in meiner Vaterstadt, eines Witwers, dessen Vermögen, leider! lange vor seinem Besizer dahingeschwunden war. Emilie war die Zierde seines Alters, und, muß ich hinzufügen, der Stolz meiner Jugend; und nachdem ich ihren Vater in seiner lehten Krankheit aufs Sorgsamste behandelt hatte, war der einzige, aber reiche Lohn seiner Tochter Herz.

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Ich muß gestehen, daß wir über die Kühnheit des Schrittes, den wir gethan, doch ein wenig erschraken, als wir uns in einer hübschen Wohnung in der gewaltigen Hauptstadt sahen; unsre Schaßkammer so leer, und die Hoffnung, dieselbe wieder anzufüllen, so weitaussehend, die Mittel vom Zufall so abhängig! Indeß war mein Wahlspruch: »wer nichts wagt, nichts gewinnt!« und dabei wurde ich unterstüßt durch jenen unerklärlichen festen Glauben, dem Alle, die in ähnlichen Lagen sind, als die mei= nige war, wenigstens bis die Verlegenheit und Noth wirklich da ist, sich hinzugeben pflegen: daß es tausend Wege geben müsse, seinen Lebensunterhalt sich zu verschaffen, wozu man im kritischen Augen

blicke schon greifen könne. Und dann der herzerhebende Gedanke, der Schöpfer seines eignen Glückes

zu werden! durch tägliche Abzüge sich zu vermindern begannen, fank mein Muth ein wenig. Ich machte die Entdeckung, daß in Londen wohnen, ohne Geld oder die Mittel, mir Geld zu verschaffen, in Wahrheit nichts Anderes sein würde, als » lebendig in meinem eigenen Grabe zu liegen,« und nachdem tausend Entwürfe hin und her erwogen waren, erschien die Anrufung des großmüthigen Beistandes der Juden als das einzige Auskunftsmittel. Glücklicherweise hatte mein Vater in meiner frühen Jugend mein Leben mit 5000 Pfund versichern lassen, worauf schon vierzehn Pråmien, oder noch mehr ausgezahlt worden waren; und diese schäßbare Sicherheit, vereint mit dem mächtigen Einflusse eines jungen Mannes von Adel, dem ich auf Schulen einige Dienste geleistet hatte, sehte mich in den Stand, dem alten Amos L. ein Darlehn von 3000 Pfund, zu elenden funfzehn Procent Zinsen, auf den Fuß einer einlösbaren Leib- Rente zahlbar, abzupressen. Mit Furcht und Zittern nannt' ich mich Herr einer fo bedeutenden Summe, und konnte mich kaum dahin bringen, Eigenthumsrechte daran auszuüben.

Als indeß meine hundert Pfund

Da indeß keine Zeit zu verlieren war, miethete ich ein ansehnliches Haus in der E-Straße, im WestEnde *), stattete dasselbe nett und anständig aus; war glücklich genug, das erste Stockwerk einem reichen alten aus Ostindien heimgekehrten Junggesellen überlassen zu können; sah an meiner Thür hell glånzen: »Dr. «, und senkte sodann, entschlossen, den Erfolg mit Geduld zu erwarten, meine kleine Angelschnur in den Ocean von London.

Gesegnet mit einem lebensfrohen und leichten. Sinne, nahm ich es nicht sehr zu Herzen, daß meine einzige Beschäftigung während der ersten sechs Monate außer Hause in der Ausübung des verzeihlichen Kunstgriffs bestand, haud passibus aequis **) hin und wieder durch London's Straßen zu eilen, als wenn ich eine große Anzahl von Patienten zu behandeln hätte; daheim aber darin, daß ich mich an meinen Büchern erlustigte, und der Gesellschaft meiner muntern und zärtlichen Gattinn genoß. Als indeß zwölf Monate verlaufen waren, ohne daß ich auch nur einen Puls befühlt, oder einen Groschen

*) Es ist bekannt, daß der östliche Theil der Stadt London von den Handels- und Gewerbsleuten, der westliche größtentheils von den Vornehmen bewohnt wird.

**) Eilenden Schritts.

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