صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

weißes Muffelin-Kleid. Und dieß schuldlose, schöne Wesen follte sich unter den grausamen Schmerzen winden, die das entstellende Messer des Operateurs ihm zuzufügen bereit lag? Das Herz blutete mir Auf einem kleinen Tische nahe am Fenster stand eine Flasche mit Portwein, nebst einigen Glåsern. Sie ladete mich durch einen Wink zum Trinken ein, und wollte sprechen.

[ocr errors]

Erlauben Sie mir, verehrte Frau, daß ich Ihnen ein Glas Wein reiche!" sagte ich.

[ocr errors]

Wenn Sie meinen, daß es mir gut ist, Doktor!" lispelte fie. Sie berührte das Glas bloß mit den Lippen, überreichte ein zweites mir, und fuhr mit erzwungener Heiterkeit fort: »Ja, ja, Doktor, ich sehe, es thut Ihnen eben so sehr Noth, als mir. Gewiß, Doktor, sehte sie mit Nachdruck hinzu, Sie sind sehr, sehr freundlich und theilnehmend mit mir.« Als ich das Glas weggefekt hatte, sprach fie weiter: Lieber Doktor, haben Sie Nachsicht mit der Schwachheit einer Frau, und versuchen Sie, wenn es geht, diesen Brief, den ich gestern von Kapitån St erhielt, und in welchem er so zärtlich schreibt,

[ocr errors]

mir so vorzuhalten, daß meine Blicke auf den theus ren Zügen, so lange ich dort fißen werde, ruhen kön= nen, ohne daß es Jemand bemerkt wollen Sie?«

[ocr errors]

Madame, Sie müssen mich wirklich entschul

digen - es würde Sie aufregen

ten

[ocr errors]

ich muß bit

Sie sind im Irrthum, « erwiederte sie fest, »es wird mir vielmehr Fassung einflößen. Und follt' ich sterben, war sie im Begriff zu sagen

aber die Zunge versagte ihr den Dienst. Sie gab mir darauf den Brief in die Hand die ihrige war kalt, eiskalt, und feucht · nicht, daß sie zitterte.

doch ich bemerkte

» Sie müssen mir dagegen nun auch erlauben, Madame, daß ich Ihre Hand während der Opera

tion halte.«

»

Wie

zweifeln Sie an meiner Standhaftigkeit, Doktor?" erwiederte sie mit einem schwachen Lächeln; wies indeß meine Bitte nicht zurück. In diesem Augenblicke näherte sich uns Sir — mit heiterer Miene, und sagte: »Nun, Madame, ist Ihr tête-à-tête beendigt?" Ich möchte gern diese Kleinigkeit abmachen, und Ihnen dauerndes Wohlbefinden verschaffen.« Ich glaube, daß nie ein Operateur mit solcher Zuversicht sprach, als Sir!

[ocr errors]

Ich bin bereit, Sir

[ocr errors]

Sind die Bedienten fortgeschickt?" fragte sie eins der anwesenden

Frauenzimmer. Mit Thrånen wurde die Frage bejaht.

. Und mein kleiner Heinrich? fragte sie noch einmal mit schwächerer Stimme.

»Ja, Madame!«

[ocr errors]

«

Dann bin ich bereit, wiederholte sie, und seßte sich auf den für sie hingestellten Stuhl. Eine der Dienerinnen nahm darauf den Shawl von ih ren Schultern, und Madame St— half selbst, mit vollkommener Fassung, so viel von ihrer Kleidung zu entfernen, als nöthig war. Dann ließ sie Sir - sich seitwårts auf den Stuhl sehen, so daß sie den linken Arm über die Lehne hielt, und über die rechte Schulter wegsah. Sie gab mir ihre rechte Hand; und mit der linken versuchte ich, Kapitän St-'s Brief ihr so vorzuhalten, wie sie es ge= wünscht hatte. Sie lächelte mir zu, als wollte sie mich ihrer Standhaftigkeit versichern; und es lag ein so unbeschreiblich rührender Ausdruck in ihren tiefblauen Augen, daß mir das Herz schier bres chen wollte. So lange ich lebe, werde ich dieses Lächeln nicht vergessen! Sie heftete ihre halbges schlossenen Augen auf den Brief, den ich hielt

und wendete sie auch nicht ein einziges Mal davon ab, bis Alles vorüber war. Nichts konnte mir in

diesem schweren Augenblicke Fassung geben, als die Ueberzeugung von der vollendeten Geschicklichkeit Sir's, der jeßt, mit ruhigem Blick und fester Hand, die Operation begann. Beim ersten Einschnitte durchfuhr ein krampfhaftes Schaudern ih ren ganzen Körper, und ihre Wangen wurden todtenbleich. Ich betete im Innern, sie möchte ohn= mächtig werden, damit der erste Theil der Operation vollbracht würde, während sie ohne Bewußtfein war. Es geschah indeß nicht - ihre Augen blieben unausgeseht mit einem langen Hinblicke glühender Zärtlichkeit auf die theuren Schriftzüge ihres Gemahls geheftet; sie bewegte während der ganzen schmerzhaften, sich lange hinzögernden, Ope= ration kein Glied, und nur ein leises Seufzen wurde zuweilen von ihr vernommen. Als der lehte Verband angelegt war, flüsterte sie fast unhörbar: » Ift Alles vorüber, Doktor? «

«

[ocr errors]

»Ja, Madame, erwiderte ich, wir werden Sie jest in das Bett tragen."

[ocr errors]

»Nein, nein ich denke, ich kann gehen ich werde es versuchen,« sagte sie, und wollte sich vom Stuhle erheben. Sie stand jedoch davon ab, als Sir-fie versicherte, daß eine solche Bewegung vielleicht sehr üble Folgen nach sich ziehen könnte;

und wir trugen sie auf ihrem Stuhle vor das Bett. Kaum hatten wir sie hineingehoben, so sank sie in Ohnmacht, und blieb so lange bewußtlos, daß Sir

ihr einen Spiegel vor Mund und Nase hielt, da er zu fürchten anfing, daß ihre Lebenskraft unter dem furchtbaren Leidenskampfe doch endlich gebrochen sein möchte. Sie kam jedoch wieder zu sich, und ein Opiat bewirkte, daß sie mehrere Stunden schlief.

Madame St- genas, obgleich sehr langsam; und ich besuchte sie unverdroffen, oft zwei, drei Mal des Tages, bis sie an einen Seeplak gebrach: werden konnte. Ich werde nicht leicht eine Bemerkung vergessen, die sie bei meinem leßten Besuche machte. Es entschlüpfte ihr eines Morgens eine leise und zarte Anspielung auf ihre erlittene Verunstaltung. Natürlich sagte ich ihr Alles, was zu ihrer Beruhigung dienen konnte.

Aber, Doktor, mein Gemahl" rief sie leb= haft aus, indem eine schwache Röthe in ihren Wangen aufstieg. Nach einem kurzen Stillschweigen segte sie stockend hinzu: — »Ich glaube, St― wird mich dennoch lieben! «

« السابقةمتابعة »