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Drittes Kapitel.

Der Zahnarzt und der Komiker

Freitag, -18-. Heute trug sich ein lächerlicher Vorfall zu, den ich eben so lebhaft möchte schildern können, als er auf mich einwirkte. Herr -, der wohlbekannte Komiker, mit dem ich auf eis nem vertrauten Fuße stand, schickte auf meinen Rath, da er an so heftigem Zahnweh litt, daß er an zwei Abenden nicht auftreten konnte, zu Monsieur, einem Zahnarzt, der damals in der Mode, und erst kürzlich aus Frankreich eingebracht war. Ich saß bei meinem Freunde, und gab mir Mühe, ihm Muth zu machen, als Monsieur anlangte, ge= bührend versehen mit seinem »Handwerkszeug." Der Schauspieler sehte sich mit einer kläglichen Miene zurecht, und fah den furchtbaren Vorberei tungen des Zahnarztes mit jammervollen und muth losen Blicken zu. Sobald ich meinen Plaß hinter dem Patienten eingenommen hatte, um den Kopf desselben zu halten, wurde das Zahnfleisch ohne viel

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Mühe aufgeschlißt; allein da der Delinquent ein breitwurzeliger Backenzahn von würklich schreckhafter Größe war, so schickte fich Monsieur zu einer lebhaften Kraftåußerung an. Er war schon in dem schrecklichen Rucke begriffen, als er plöglich wieder abließ, sich ein paar Schritte von dem Patienten entfernte, und in ein schallendes Gelächter ausbrach. Der Schauspieler sprang entfeht auf, und fragte wüthend mit geballten Fäusten, was zum Teufel der Herr vorhabe?" Der kleine knebelbårtige Franzmann blieb indeß in einiger Entfernung stehen, und war von einem so krampfhaften Lachen befallen, daß er die drohenden Bewegungen seines Patienten nicht beachtete, und außrief: »Ah mon Dieu! fer gut fer gut schon! ja, ja, ja! - bei Gott, Monsieur, Sie Einem ziehe so verdammte Fragen, extraordinár komisch Gesicht bei Gott, und was dergleichen

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wie ein großer Baßgeigen!"

mehr ist. Der Zahnarzt hatte recht: Herrn '6 Gesicht war an sich selbst schon seltsam genug; aber bei dieser Gelegenheit sah man in demselben so furchtbare Verzerrungen, ein solches Zusammenknei fen des Mundes und der Backen, und ein Augen, verdrehen, daß es tausend Mal lächerlicher anzusehen war, als all sein künstliches Gesichterschneiden,

Mem. eines Arztes. I.

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womit er Drury Lane so oft in Aufruhr sehte. Daß doch ein Maler zugegen gewesen wåre! Hier stand mein Freund, in drohender Positur, beide Fäuste geballt; seine linke Wange war angeschwollen; so sah er aus, als wenn er im Kauen eines übergroßen Apfels plöglich stecken geblieben wåre, und das Ganze seiner Gesichtszüge bot das groteske Bild einer Mischung von Schmerz, Unentschiedenheit und Wuth dar. Dort begann der Zahnkünstler ein wenig bestürzt auszusehen, wegen der wahrscheinlichen Folgen seiner Lachlust. Ich selbst endlich stand ein wenig seitwärts, fast erstickt von unterdrücktem Lachen. Indessen gewann doch nach einiger Zeit des Komikers Sinn für das Låcherliche die Oberhand; und nachdem er selbst herzlich gelacht, und ausgerufen hatte: »Ich muß auch wohl verdammt lächerlich ausgesehen haben!" überließ er sich noch einmal Monsieur's Hånden, und der Zahn war in einem Nu heraus.

Viertes Kapitel.

Das Sterbebett eines Gelehrten.

(Die folgende kurze und traurige Geschichte wird ohne Zweifel mit erhöhter Theilnahme gelesen werden, wenn der Leser die Gewißheit erhält, daß sie wahr ist. Man würde noch viel Mehreres der Presse übergeben haben können, das indeß

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da es sich hauptsächlich auf eine unsinnige Verehrung der Alchymie bezieht, wie genugsam aus Herrn-'s nachgelassenen Papieren hervorgeht übergangen worden ist, damit dem Leser nicht so manche Einzelheiten als unwahrscheinlich, oder als romanhafte Ausschmückungen erscheinen möchten. Jedoch ist Alles berichtet, was der Überlieferung werth schien; und man hofft, daß mancher mit einem hochflies genden, excentrischen, ehrgeizigen Sinn begabte junge Mann aus einer aufmerksamen Betrachtung des Schicksales eines Geistes-Verwandten Nugen ziehen

werde.

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Bene facit, qui ex aliorum erroribus sibi exemplum sumit *).

Als ich eines Morgens mit den Patienten, die fich in meinem Hause einzufinden pflegten, durchgekommen zu sein glaubte, und mich anschickte, auszufahren, meldete mir mein Bedienter, daß noch ein Mensch da sei, der mit mir sprechen wolle, und in einer Ecke des Vorzimmers eingeschlafen gewesen sein müsse; sonst würde derselbe nicht verfehlt haben, sich zu melden, als ihn die Reihe traf. Ich gebot, ihn augenblicklich hereinzuführen, und sehte mich wieder an meinen Schreibtisch. Gleich darauf öffnete der Bediente einem jungen Manne die Thür, der kaum Kraft genug zu haben schien, selbst mit Hülfe eines Handstockes, einem Stuhle mir gegenüber zuzuwanken. Sein Äußeres, offenbar das eines Menschen in mißlichen Umständen, machte auf mich einen tiefen Eindruck. Seine Kleider, obschon äußerst nett und reinlich, waren abgenutt und fadenscheinig; sein Rock war bis unter das Kinn zugeknöpft, und das schwarzseidene Halstuch so gebunden, daß ich den Mangel eines Hemdes vermuthen mußte. Er war mehr unter als über der Mittelgröße, und fast

* Der thut wohl, der durch Andrer Irrthümer sich war, nen läßt.

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