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buchstaben von Herrn's Namen, und der Inschrift: » Obiit *) — 18 — «ohne Zweifel von seiner eigenen Hand. Neugierig, zu sehen, welche Art von Büchern er vorziehe, durchsah ich dieselben. Ich fand, wenn ich mich recht entsinne, eine kleine Amsterdamer Ausgabe des Plautus, einen Horaz, ein sehr abgegriffenes Exemplar des Aristophanes, eine hübsche Taschenausgabe des Äschylus, ein Exemplar von Laktanz Werken, und einige englische Bücher. Eine unbes scheidene Nachforschung lag nicht in meiner Absicht; allein mein Blick fiel zufällig auf das oberste der be schriebenen Blätter, auf dem ich griechische Schrift bemerkte; und so nahm ich dasselbe vom Tische, und fand einige Berse einer sapphischen Ode, betitelt: Εἰς τὴν νῦκτα τελευταίαν, **) augenscheinlich vor Kurzem der Feder des Herrn entflossen. Er trat ein, als ich eben das Blatt wieder hinlegte, un> erschrak, als er einen Fremden erblickte: denn es schien, daß man sich nicht bemüht hatte, ihn von meiner Gegenwart in Kenntniß zu sehen. Als er mich erkannte, verbeugte er sich artig, und reichte mir seine Hand; doch die Bewegung, welche meine

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*) Starb.

**) An die Grabesnacht.

unerwartete Anwesenheit ihm verursacht hatte, be= raubte ihn der Sprache. Ich glaubte fast hören zu können, wie sein Herz schlug, führte ihn zu einem Stuhle, und bat ihn, sich zu beruhigen.

»Ich hoffe Herr—, « fragte ich ihn, »Sie be finden sich doch nicht schlimmer seit diesem Morgen?« Er flüsterte fast unhörbar, indem er seine Hand an die linke Seite hielt, daß er sich des Abends immer schlimmer befånde. Ich fühlte seinen Puls und zählte 130 Schläge. Hierauf erfuhr ich von ihm, daß er ausgegangen war, um zu versuchen, Beschäftigung in einer Druckerei auf der Nachbarschaft zu erhalten, daß sein Versuch aber mißlungen sei, und daß er niedergeschlagener als je nach Hause zurückgekehrt wäre. Der Schweiß rann von seiner Stirn fast schneller als er ihn abwischen konnte. Fast zwei Minuten saß ich bei ihm und hielt feine Hand in der meinigen, ohne sprechen zu können; denn ich war heftig ergriffen. Endlich_bat ich ihn, mir die Frage zu verzeihen, wie ein junger Mann von Talent und Bildung, wie er, in diese äußerste Noth habe gerathen können? Während ich auf Antwort wartete, fiel er plößlich ohnmächtig vom Stuhl. Die Anstrengung des Gehens, das niederdrückende Gefühl getäuschter Hoffnung, und, wahrscheinlich,

fast gänzlicher Mangel an Nahrung den ganzen Tag hindurch, hatten seine wenigen Kräfte völlig erschöpft. Als er anfing wieder zu sich zu kommen, gelang es mir, ihn in das Bett zu bringen, worauf ich eiligst die Hauswirthin heraufrief. Es verging einige Zeit, ehe sie tråg zur Thür hereinschlotterte, und mich fragte, was ich wolle. »Wartet Ihr diesem Herrn auf, gute Frau?« fragte ich.

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Was Kuckuck, Sir!« kreischte sie mir entge gen; ich wüßte nicht, warum ich ihm aufwarten follte, ich! er kann sich selbst aufwarten; und was seine Vornehmlichkeit betrifft,« seßte sie mit höhnischem Lachen hinzu, wofür ich sie gern die Treppe hinunter geworfen håtte, »so habe ich keinen Kreuzer Miethe seit drei Wochen von ihm gesehen, und Als ich das Weibsbild hißig werden, und gar zu nahe an meines unglücklichen Patienten Bett herankommen sah, that ich ihr auf die kürzeste Manier Einhalt, indem ich ihr eine halbe Guinec in die Hand drückte, ihr gebot, eine Flasche Portwein zu holen, und sie zugleich bedeutete, daß ich selbst für die Bezahlung der Miethe sorgen würde, wenn sie sich anständig betrüge. Hierauf schloß ich die Thür, seßte mich wieder zu Herrn, der am ganzen Leibe heftig zitterte, und suchte ihn zu beru

higen. Je mehr ich ihm aber zuredete, und je theilnehmender mein Ton war, desto höher stieg seine Aufregung. Zuleht brach er in einen Strom von Thränen aus, und weinte eine Zeit lang, wie ein Kind. Ich bemerkte, daß sein Schluchzen hysterisch war, und hielt es für das Beste, seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Nach und nach wurde der Nervenreiz schwächer, und er begann mit ziemlicher Fassung zu reden.

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»

»Doktor, stammelte er, Ihr Benehmen ist sehr sehr edel es muß uneigennůßig sein. « Er deutete dabei mit einem Blicke voll Bitterkeit auf das elende Gemach, in welchem wir uns be fanden.

»Ich bin überzeugt, Herr-, erwiederte ich, indem ich ihm ernst und forschend ins Auge sah, »daß Sie nichts gethan haben, um ihr gegenwärtiges Unglück zu verdienen.«

» Ja, ja, ich habe es verdient! - Ich habe mich ausschweifenden, ehrgeizigen Hoffnun= gen hingegeben in tollen Träumen künftiger Größe gelebt bin über mein Vermögen erzogen habe mir Gewohnheiten angeeignet, Gefühle genährt, die mit der Stellung, die ich, wie es scheint, im Leben einzunehmen gebo

ren bin mit Bettelarmuth oder Tagelöhnerei !

-

im Widerspruch sind.« Er erwiderte dieß mit so viel Heftigkeit, als seine Schwäche nur immer gestatten wollte.

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Uber, Herr- Ihre Freunde Ihre Verwandten

ohne Zweifel haben diese keine Kennt

niß von Ihrer Lage.«

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Ach! Doktor, Freunde ? deren habe ich keine außer Sie gestatten mir, als den lehten und edelsten — Sie selbst zu nennen; Verwandte?

ja

mehrere.«

» Und diese, wie sich von selbst versteht, wiffen nichts von Ihrer Krankheit und Ihren bedrångten Umständen? «

-

» ja, Doktor und sie versichern mich freundlich, daß ich mir Alles selbst zugezogen habe. Doch um ihnen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, will ich glauben, sie würden mir keine wirksame Hülfe leisten können, wenn sie auch wollten.«

»Haben Sie dieselben vielleicht beleidigt, und sind von ihnen verstoßen worden? «

»Nicht geradezu-nicht mit ausdrücklichen Worten. Sie haben sich bloß geweigert, meine Briefe anzu= nehmen, oder zu beantworten. Es kann sein, daß ich sie beleidigt habe: doch ich scheue mich nicht,

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