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fahren im ungeheuersten Jagen durch den Weltraum und spüren doch gar nicht, daß wir aus der Stelle kommen, bemerken selbst, der ungeheuren Entfer= nung wegen, keine veränderte Stellung der Firsterne während unserer Jahresumwälzung, und dennoch, so sehr sie auch dem natürlichen Urtheil zu widersprechen scheint, findet sie statt; wenn das nicht wunderbar ist, was ist es denn? Was in der Bibel ist so wunderbar als dieß? Die Himmelfahrt Christi, der durch die göttliche Allmacht den Schranken dieser Erde entrückt und höheren Räumen zugeführt wird, ist eine wahre Kleinigkeit gegen das Schweben der Gestirne im leeren Raume und gegen die Führung der Planeten und Kometen an den Strahlen der Anziehung durch ihre ungeheuren Bahnen. Was kann dem Gott unmöglich sein, der solches schafft, der mit der Blißesschnelle des Lichtes im Nu die entlegensten Weltkörper verbindet und ohne materielle Berührung sie mächtig aufeinander wirken läßt, so daß ja selbst der kleine Mond durch eine Entfernung von 50000 Meilen hindurch gewaltig unser Meer bewegt. Gewiß, die Wunder in der Bibel sind, wie schon ein alter Kirchenvater sagt, nicht größer, sondern nur seltener, als die in der Natur. Die Theis lung des kleinen rothen Meeres zum Durchzug der Israeliten ist keine größere, sondern nur eine seltenere Begebenheit, als die tägliche Ebbe und Fluth des großen Weltmeers; die Speisung der fünftaus send Mann mit wenigen Broden ist nur eine selte= nere und schnellere Gestaltung dessen, was jährlich

im Großen vorgeht, indem die ganze Menschheit mit den wenigen Saatkörnern des vorigen Jahres ges speist wird; und wer Jahr aus Jahr ein die Feuch tigkeit des Bodens und der Luft am Holz des Weine stocks zu Wein macht, der kann auch Wasser in Wein verwandeln, wie es zu Cana geschah.

Die prachtvolle Schrift der Sterne lehret uns also sammt dem ganzen großen Buche der Natur denselben Gott der Macht und Majestät erkennen, den uns das einfache Bibelbuch offenbart, wie es selbst bezeugt, Röm. 1, 19 f. Aber wozu, könnte man sagen, ist dann noch die Bibel gegeben, wenn sie doch nichts anders offenbart, als was uns die Natur und die Vernunft auch ohne sie lehren kann? Zur Antwort hierauf würde: sich sehr vieles über dek Zweck und Nußen und die Nothwendigkeit der übernatürlis chen und schriftlichen Offenbarung im Verhältniß zur natürlichen Religion sagen lassen, was in den Schulen der Theologen ausführlich verhandelt wird. Ich hebe indeß hier nur das Wichtigste hervor, was zus gleich besonders geeignet ist, die Theologie für uns in eine ebenso interessante als contrastirende Beziehung zur Astronomie zu seßen. Der gestirnte Himmel offenbart uns die unendliche Größe und Herre lichkeit Gottes in einem so hohen Maaße, oder viel mehr in einer solchen Unermeßlichkeit, daß es all unser Sinnen und Denken übersteigt. Diese Myriaden Welten in endlosen Räumen, dieses Heer von Sternen und Doppelsternen in allen Größen, dieser Strom von Sonnen, der durch die Milchstraße zieht- un

ser Geist schwindelt in dumpfem Staunen und fühlt sich ohnmächtig niedergedrückt von einer solchen alle Schranken übersteigenden Macht und Größe. Senke nieder, spricht Schiller in seinem Gedicht: die Größe der Welt:

Senke.nieder

Adlergedank' dein Gefieder,
Kühne Seglerin Phantasie

Wirf ein muthloses Anker hie.

Aber derselbe Dichter bekennt auch an einem andern Orte, daß es doch noch etwas Erhabeneres giebt, indem er von den Sternkundigen sagt:

Euer Gegenstand ist der erhabenste freilich im Raume, Aber, Freunde, im Raum wohnt das Erhabene nicht. Dte h. Schrift ist es, die uns etwas noch gröBeres, erhabeneres und erstaunenswürdigeres von Gott lehrt, als jene maaß und schrankenlose Größe, und zwar nicht dadurch, daß sie dieselbe noch vergrößert und erweitert, sondern dadurch, daß sie sie verkleinert und verengert. Dieß scheint ein Widerspruch zu sein und ist dennoch Wahrheit. Es ist groß, groß und unbeschränkt, es ist erhaben, erhaben und majestätisch zu sein; aber es ist größer und erhabener, sich selbst zu beschränken und herabzulassen, den Glanz der Majestät freiwillig zu verleugnen und aus Liebe klein und niedrig zu werden um der Kleinen und Niedrigen willen. Es ist groß, Krone und Scepter zu tragen, aber es ist größer, ihnen zu entsagen; es ist erhaben, einen Thron hinanzusteigen und über andere mit Macht zu herrschen; aber es ist erhabe

ner, ihn herabzusteigen und andern mit Liebe zu dienen. Gott ist die höchste Majestät, der König aller Könige, erhaben über alle Schranken, ewig, allmächtig, unermeßlich; der Himmel und aller Himmel Himmel mögen ihn nicht verforgen, 1 Kön. 8, 27; so lehret ihn uns die heilige Schrift, so lehret ihn uns die Sternkunde als den Herrn der Herrlichkeit erkennen. Aber die h. Schrift stellet nun auch noch, was eben ihr vornehmster Endzweck ist, neben jene Größe Gottes im Großen, die Größe im Kleinen, neben die Größe in der Höhe, die Größe in der Liefe, neben die Erhabenheit die Herablassung, neben die Allmacht die Barmherzigkeit, neben die Herrlichkeit die Entäußerung, neben die Majestät die Knechtsgestalt Gottes, und steigert dadurch den wunderbaren Eindruck beider außerordentlich. Denn natürlich, je höher jemand steht, desto größer ist auch seine Herablassung, und je mächtiger und herrlicher er ist, desto größer seine Entäußerung. Gott kann am tiefsten sich herablassen, weil er der Höchste ist, und am meisten sich entäußern, weil er am meisten besißt. Und eine solche tiefste Herablassung und Entäußerung Gottes lehret uns nun die h. Schrift als den Haupt- und Fundamentalartikel des christlichen Glaubens, und hebt sie im stärksten Contrast der Majestät und Herrlichkeit Gottes als das größte Wunder der göttlichen Liebe hervor. Gott ist geoffenbaret im Fleisch, der Sohn Gottes ist Mensch geworden, die göttliche Natur hat sich hers abgesenkt in die menschliche, und sich mit ihr zu einer

Person vereinigt in Jesu Christo was kann wunderbareres, was erstaunenswürdigeres gesagt werden. In der That, wenn die göttliche Unendlichkeit, Unbeschränktheit und Herrlichkeit durch die Größe des Weltalls uns in das höchste Erstaunen seßt, so müssen wir doch noch mehr erstaunen, wenn sich dieser Unendliche freiwillig für uns verendlicht, dieser Unbeschränkte sich aus herablassender Liebe zu uns in die engen Schranken der Menschheit faßt, dieser Herr der Herrlichkeit klein und gering wird, ohne jes doch darum aufzuhören, herrlich, unendlich und unbeschränkt zu sein. Die ganze Natur beweist es uns, wie Gott ebenso groß und wunderbar ist im Großen wie im Kleinen, im Himmel wie auf Erden, und daß, so wie ihm nichts zu groß, so auch nichts zu klein ist. Das Mikroskop enthüllt uns ebenso große Wunder Gottes wie das Teleskop. Wenn Gott nur groß und herrlich sein könnte, wie es der Sternenhimmel uns lehrt, so wäre er wohl mächtig, aber nicht allmächtig; aber daß er groß und klein, unendlich und endlich, hoch und niedrig, Herr und Diener zugleich sein kann und ist, wie es die Bibel uns lehrt, das erst enthüllet uns sowohl nach oben als nach unten die ganze Größe und Fülle sowohl der Macht als auch der Liebe Gottes, und bringt ihn uns ebenso innig und herzlich nah, als es ihn hoch und herrlich über uns erhebt; das erst macht ihn auch zum Gegenstand unsrer Liebe und Zuversicht, während der hohe und unermeßliche Gott allein nur Staunen und Verwunderung in uns erregt; aber dem

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