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höchsten Majestät gewesen, die zum Heil der Sünder Mensch geworden, und nachdem sie sich wieder zum unsichtbaren Thron der Gottheit erhoben, langmü thig harret auf die Bekehrung der Menschen, bis endlich die Gnadenzeit abgelaufen sein wird und die Stunde des Gerichts anbricht. Dann wird abermals die göttliche Majestät des Sohnes in der angenoms menen Menschheit erscheinen, aber nicht in der demüthigen Kindes- oder Knechtsgestalt, sondern in imponirender Herrlichkeit, in mächtiger Kraft und Glorie, von Licht und Glanz umflossen, von dienenden Engeln umgeben. Wann die Stunde schlägt, nies mand weiß es denn der Vater hat es seis ner Macht vorbehalten aber es wird ein Schlag sein, daß die Rippen der Erde davon brechen werden. Dann ist unsere Sonnenuhr abgelaufen; es werden, sagt der Herr selbst Luc. 21, 25, wunderbare Zeichen geschehen an der Sonne, an dem Mond und an den Sters nen, und auf Erden wird den Leuten bange sein und werden zagen, und das Meer und die Wasserwogen werden brausen. Unsere Erde wird, nach dem Zeugniß der Schrift (2 Petr. 3, 6 ff.), verwandelt werden durch Feuer, wie sie früher durch Wasser verwandelt worden ist, und wird eine neue schönere und räumigere Gestalt gewinnen. Und der Staub wird sich mit neuem Leben regen, und neue schönere und verklärtere Leiber werden aus ihm für die Seelen gebildet werden. Und wenn die Todten auferstanden sind, so werden

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alle den Herrn in seiner Herrlichkeit als ihren Richter erkennen müssen, und die ihn hier verachtet und verspottet, werden zittern und zagen und heulen, und allen wird bange sein. Und er wird über alle mit göttlicher Alwissenheit, Heiligkeit und Gerechtigkeit das Gericht halten und jedem nach seiner Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit sein ewiges Loos bes scheiden, sei es nun zur Verdammniß oder zur Ses ligkeit. So offenbart er sich in jenem Schlußact der Weltgeschichte, der das Weltgericht ist, als den Herrn aller Herren, als den König aller Könige und als den höchsten Richter aller Sterblichen. Uns aber ist es höchst tröstlich zu wissen, daß der Vater das Gericht dem Sohne übergeben hat, und daß also der uns richten wird, der Mitleiden haben kann mit unfrer Schwachheit, sintemal er versucht ist worden allenthalben gleich wie wir, doch ohne Sünde. Das Gericht, bei dem er die Guten von den Bösen ewiglich scheiden, und alle antichristliche Gewalten der Sünde, des Tods und des Teufels zertrümmern wird, vollendet den Stand seiner Erhöhung und die Offenbarung seiner Herrlichkeit.

Sechste Vorlesung.

Wir haben in der vorigen Stunde die Lehre von der Person Christi beendigt, und wenden uns nunmehr zweitens zu der Lehre von seinem

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Werke oder dem Zwecke seiner Menschwerdung. Sie hängt so nah mit jener zusammen, oder vielmehr sie wurzelt so ganz in ihr, daß in der Darstellung der wunderbaren Person Christi überall auch schon der Zweck derselben hervortreten mußte. Ue= berschauen wir noch einmal im Rückblick das ganze entworfene Bild des Gottmenschen nach seinen beiden Naturen, nach der Vereinigung derselben, und nach den verschiedenen Stufen seiner Erniedrigung und seiner Erhöhung und fassen wir den großen Lotaleindruck desselben nach Vermögen zusammen, so muß sich uns gleich als Zweck und Absicht desselben fühlbar machen, eine möglichst innige Verbindung und Gemeinschaft der Gottheit und Menschheit zu vermitteln, und dadurch ebensowohl die Liebe Gottes zu verherrlichen, als das Heil und die Seligkeit der Menschen zu begründen. Das Heil der Men= schen als geistiger, vernünftiger Wesen beruht auf der Liebe Gottes und auf der Gemeinschaft mit ihm. Der höchste wesentlichste Vorzug des Menschen vor der vernunftlosen Schöpfung besteht eben darin, daß er Religion hat, daß er Gott und sein Gesez kennt, daß er zum Bilde und zur Liebe Gottes geschaffen ist. In allen andern Eigenschaften sind die höheren Thies re dem Menschen zwar nicht gleich, aber doch ähn lich; der Unterschied des Menschen von ihnen ist zwar ein großer, aber doch nur ein gradweiser. Nur allein von der Religion, als einem selbstbewußten Verhältniß zu Gott und der Geisterwelt, findet sich keine Spur in der Thierwelt. Die Religion als das

Band, welches in freier Liebe den Menschen mit dem allmächtigen Gott und Herrn aller Welt verbindet, macht den Menschen auch zum Herrn der irdischen Schöpfung; seine Stärke und seine List und Klugheit thut es nicht, oder höchstens nur äußerlich; denn wenn er auch dadurch Thiere nach seinem Willen bändiget, so ist doch sein Herz dabei nur zu leicht der Sklave einer andern Creatur, woran ihn seine Leidenschaft fesselt, sei es nun Geld oder Gut, oder Genuß oder Pracht, oder ein andrer Mensch. Der Glaube und die Liebe allein machen das Herz frei von der Creatur, so daß es nicht von ihr beherrscht wird, sondern sie beherrscht; sie stillen und lösen die knechtischen Leidenschaften und erheben den Menschen über das fesselnde Treiben des Vergänglichen und Hinfälligen zum Unvergänglichen und Ewigen. Die Religion als das Band, welches den zeitlichen Menschen mit dem ewigen unsterblichen Gott verbindet, ist auch der Grund seiner Unsterblichkeit, die das Zeitliche und Vergängliche nicht durch sich selbst, sondern nur durch seine Verbindung mit dem Ewigen und Unvergänglichen besißen kann. Religion ist die Bestimmung, Religion ist die Seligkeit des Menschen. Zur Religion ist er erschaffen; denn also heißt es (1 Mos. 1, 26): lafset uns Menschen machen, ein Bild das uns gleich sei, die da herrschen u. s. w. Das Bild Gottes im Menschen oder die Gottähnlichkeit ist nichts anders als die Religion, die Verbindung oder Verwandtschaft des Menschen mit Gott, wonach in seiner Vernunft

ein Licht göttlicher Erkenntniß leuchtet, in seinem Willen eine Uebereinstimmung mit dem göttlichen waltet, und in seinem Herzen das Gefühl göttlicher Liebe herrscht. Dieses Bild Gottes durch die Relis gion in sich zu tragen, oder es selbst zu sein, dazu ist der Mensch geschaffen und bestimmt. Es wird das durch keine andere Bestimmung zu irgend welcher nüßlichen Thätigkeit auf Erden ausgeschlossen; vielmehr giebt eben die Religion aller von Gott geords neten Wirksamkeit der Menschen die rechte Weihe, die reinsten Antriebe und den höchsten Zweck und erzeugt in allem menschlichen Thun sittliches Maaß, Ordnung und Harmonie, so daß überall durch sie das göttliche Bild hervortritt.

So wie die Religion die höchste Lugend des Menschen ist, so ist sie auch seine Seligkeit. Das Wesen der Seligkeit besteht ebenso wie das der Res ligion in der Liebe Gottes und zwar nicht blos in der Liebe, womit wir Gott lieben, sondern noch mehr in der Liebe, womit Gott uns liebt, und die wir im Glauben ergreifen. Gott ist in sich selbst die höchste Vollkommenheit und Seligkeit, das höchste Gut, die Quelle aller Güter; das höchste Gut für uns ist, wenn Gott für uns ist, oder wenn er uns liebt. Die Liebe Gottes zu uns ist nicht nur an und für sich das höchste Glück und der höchste Genuß für uns, sondern sie ist auch die einzige Quelle, woraus alles Gute und Angenehme, was sonst uns froh und glücklich macht, es sei in dieser oder jener Welt, ausfließt. Die Liebe Gottes ist nicht müßig, sondern sie thut

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