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1) Die Annahme der Erbsünde, welche die Augsburgische Confession so bestimmt: „nach Adam's Fall werden alle natürlich erzeugte Menschen mit der Sünde geboren, d. h. ohne Gottesfurcht, ohne Gottvertrauen und mit der bösen Lust"; und diese Erbkrankheit, oder dieser Erbfehler sei in der That eine Sünde, die auch jetzt noch den ewigen Tod für alle diejenigen nach sich ziehe, die nicht durch die Taufe und den heiligen Geist wiedergeboren werden.

2) Mit dieser Lehre hängt zusammen der Glaube an den Teufel. Die verführerische Schlange des Paradieses war der Teufel. Dieser wirkt auch weiter als die Macht des Bösen, als eine Art Widergott, und der Täufling hatte daher früher die Entsagungsformel zu sprechen: „ich sage dir ab, Satan, all deinen Werken und all deiner Kraft und all deinem Dienst" und sodann: „Dir, o Christus, sage ich mich zu“.1) Es ist bekannt, wie sehr insbesondere Luther von diesem Teufelsglauben beherrscht war und zu welchen entsetzlichen und blutigen Ausartungen derselbe in den Hexenprozessen geführt hat.

3) Die Lehre von der Erlösung. Diese erläuternd

bezeichnet der kleine Lutherische Katechismus Christus als denjenigen „welcher mich verlorenen und verdammten Menschen erlöst und von allen Sünden, dem Tod und der Gewalt des Satans frei gemacht hat; nicht durch Gold und Silber, sondern durch sein heiliges, theures Blut und sein unschuldiges Leiden und Sterben". Durch die Erbsünde, wie durch die eigene Sünde haben also die Menschen die ewige Verdammnis verdient. Da ist Jesus, der eingeborne Sohn Gottes, ins Mittel getreten, hat den Tod in seiner schmerzhaftesten Form auf sich genommen, Gottes Zorn, seiner strafender Gerechtigkeit Genüge gethan und durch dieses grosse Opfer alle diejenigen von der verdienten Strafe und ewigen Verdammniss befreit, welche nun an ihn und diese Wirkung seines Todes glauben.

4) Die Lehre von der Dreifaltigkeit. Dieselbe ist in dem sogenannten apostolischen Symbolum, oder Glaubensbekenntriss, das jedoch erst im 4. Jahrhundert auf den Kirchenversammlungen von Nicäa und Constantinopel (325 und 381) seine bestimmte Fassung erhielt, folgendermassen

1) Vgl. die Kirchengeschichte von Hagenbach, herausg. v. Nippold,

I, S. 431.

ausgesprochen: „Ich glaube an einen Gott, den Allmächtigen, den Schöpfer der sichtbaren und unsichtbaren Dinge und an Jesum Christum, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, der empfangen ist vom heiligen Geist, geboren aus Maria, der Jungfrau, gelitten hat unter Pontio Pilato, gekrcuziget, gestorben und begraben, ist abgefahren zur Höllen, am dritten Tage wieder auferstanden von den Todten, aufgefahren zum Himmel, sitzet zur Rechten Gottes, seines allmächtigen Vaters, von wannen er wieder kommen wird zu richten die Lebendigen und die Todten, und ich glaube an den heiligen Geist, eine heilige christliche Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben." Bestimmter noch sagt das sogenannte athanasianische Bekenntniss: „Der katholische Glaube ist, dass wir Einen Gott in der Dreiheit und die Dreiheit in der Einheit verehren, ohne weder die Personen zu vermischen, noch das Wesen zu theilen" 1). Diese Lehren haben auch die Reformatoren beibehalten. Noch Calvin liess den spanischen Arzt Michael Servet, der die Gottheit von Jesus geleugnet hatte, in Genf auf dem Scheiterhaufen verbrennen und selbst der milde Melanchthon sprach ihm dazu seine vollständige Zustimmung aus.

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Diese Lehren irgendwie verständlich zu machen, war das eifrige Bemühen der christlichen Theologen von den ersten Jahrhunderten an, und auch neuere Philosophen, wie Schelling und Hegel, haben sich bemüht, sie durch philosophische Begriffe umzudeuten. Alle diese Versuche sind als gescheitert zu betrachten und selbst bei Festhaltung des Dogmas wird der Versuch seiner Erklärung aufgegeben. So sagt einer der neuesten, auf liberalem Standpunkte stehenden Kirchengeschichtschreiber, Hagenbach,2) Es lag in der Natur in der Natur des christlichen Glaubens, dass die Lehre von einem Gott sich auseinanderlegen musste in die Lehre von der Dreifaltigkeit, sobald einmal die Thatsache anerkannt wurde, dass der unsichtbare ewige Gott und Vater sichtbar erschienen sei und sich menschlich geoffenbart habe in Jesu Christo, seinem Sohne, und dass er von nun an auch in den Gläubigen wohne und wirke als Heiliger Geist. Darin lagdas Eigenthümliche, da1) Vgl. Strauss: „Die christliche Glaubenslehre." I. 461 ff. Zöckler a. a. O. S. 94 ff. 2) A. a. O. S. 276.

rin der Kern der ganzen christlichen Offenbarung, und wir können uns daher auch nicht wundern, wenn die Theologie der Väter in der Ergründung dieses göttlichen Liebesgeheimnisses sich erschöpfte. Nur das können wir bedauern, dass der menschliche Fürwitz oft mehr Antheil an solchen Forschungen hatte, als das reine Streben nach der rechten Heilserkenntniss."

Aber trotz dieser Beschwichtigungen traten vielfach einzelne Geistliche wie ganze Gemeinden gegen diese Dogmen, insbesondere die Lehre von der Trinität, auf und es bildeten sich, insbesondere in den vierziger Jahren, verschiedene neue religiöse Gemeinschaften, wie die der Deutschkatholiken, Lichtfreunde, Freireligiösen. Alle bisherigen Kritiken der Evangelien, der Glaubenslehren des Christenthums und seiner ganzen seitherigen Entwickelung fasste endlich David Friedrich Strauss in seinem 1871 erschienenen Buche „Der alte und der neue Glaube" in kurzer und scharfer Form zusammen und beantwortete die danach zu stellende Frage „Sind wir noch Christen?" für sich und seine Gesinnungsgenossen mit einem runden Nein. Das Buch hat eine Reihe von Auflagen erlebt (bis 1895 deren 14); den mächtigen Widerhall in weiten Volkskreisen aber, den der Verfasser erwartet haben mochte, hat es nicht gefunden. Das verhinderte nicht nur der in jeder Beziehung ungenügende Ersatz, den er in seinem „neuen Glauben" bot, sondern seine ganze Unterschätzung des religiösen Gefühls, wie des das Volksleben in seinen Tiefen durchdringenden kirchlichen Lebens. Diese Unterschätzung theilte mit ihm die ganze liberale Richtung seiner Zeit, und sie machte trotz der Entfaltung der staatlichen Machmittel in dem sogenannten Culturkampfe ein gründliches Fiasco. Neugestärkt ging die katholische Kirche aus demselben hervor und auch die evangelische gewann neue Kraft. Die hoch entwickelte Bildung hatte die erwarteten Segnungen nicht gebracht, ein Bedürfniss nach grösserer Befriedigung des Gemüthes, wie nach strengeren sittlichen Forderungen, machte sich wieder geltend und machte die Herzen für religiöse Belehrung empfänglicher. Mit grösserem Eifer suchte man die Gemeinschaft mit den unteren, naturwüchsigen, Ständen, und fand sie ganz besonders im gemeinsamen religiösen Glauben und in den christlichen Grundlagen des Staats- und Volkslebens. Die energische sociale Richtung, die in der staatlichen Gesetzgebung und Verwaltung, wie in einer mannigfaltigen freien Vereins- und privaten Hilfs

thätigkeit zur Geltung kam, berief sich den Socialdemokraten gegenüber auf das biblische Gebot der Nächstenliebe und nannte sich und ihre Wirksamkeit dem entsprechend praktisches Christenthum. Diesen Erfolgen und diesem gesteigerten Ansehen des Christenthums gegenüber lässt sich aber trotzdem nicht verkennen, dass die kritische Prüfung der eigentlichen Glaubenslehren nicht stille gestanden ist. Sie trat vor einiger Zeit erst wieder hervor, als einzelne Geistliche, von ihren Gemeinden unterstützt, sich weigerten, das oben angeführte apostolische Glaubensbekenntniss als das ihrige zu bekennen und in kirchlichen Gebrauch zu nehmen.

In diese verschiedenartigen Gedankenströmungen greifen die Vorlesungen Harnack's ein, suchen die schwierigen Fragen zu lösen und das Wesen des Christenthums als von ihnen unberührt darzustellen und aufrechtzuerhalten. Harnack wendet sich gegen die, die behaupten, das ursprüngliche Christenthum habe dem Buddhismus nahegestanden, und seine Erhabenheit beruhe in der Weltflucht und dem Pessimismus, wie gegen die, die es als eine optimistische Religion, als eine höhere Entwicklungsstufe des Judenthums auffassen; gegen diejenigen, welche sagen, das Jüdische sei von dem Evangelium abgethan, es sei unter geheimnissvoll wirkenden griechischen Einflüssen entstanden; gegen die, die sagen, die Metaphysik, welche aus dem Evangelium sich entwickelt habe, sei sein eigentlicher Kern und gegen die, die behaupten, die Metaphysik sei ihm von aussen erst aufgedrängt worden, es sei die Religion der empfindenden und leidenden Menschheit; gegen die socialdemokratische Auffassung, nach der Christus ein Erlöser der schmachtenden unteren Klassen gewesen und schliesslich gegen diejenigen, welche verkündigen, die christliche Religion habe sich überlebt. Dem gegenüber will Harnack das „Wesentliche", d. h. das Werthvoile und Bleibende im Christenthum ermitteln. (S. 8)1). Das ist ihm „das Evangelium im Evangelium“ und er findet es in der Person Jesu Christi und in seiner Predigt. (S. 6.) Diese Aufgabe will Harnack als Historiker und nicht als Apologet erfüllen. (S. 4.)

Das ist eine für einen Theologen, oder sagen wir lieber, für einen Mann, der mit voller Begeisterung auf seinen Gegenstand blickt und die gleiche Empfindung für ihn erwecken

1) Die Citate beziehen sich auf die erste Auflage.

will, schwer zu erfüllende Aufgabe. Und Harnack hat sie auch nicht erfüllt. „Christus und sein Evangelium" stehen im vollsten Lichte vor seinem Auge. Von dieser Anschauung geht er einfach aus, und seine geschichtlichen Darlegungen haben nur den Zweck, alle Schatten von seinem Lichtbilde zu entfernen und sie der Zeit, der Umgebung, den Verhältnissen, unter denen das Christenthum im Gange seiner Entwickelung zu wirken hatte, zuzuweisen. Dieser apologetische Zweck bestimmt auch den Aufbau seiner Vorlesungen. Er spricht zuerst von der Predigt, d. h. dem Lebenswerke Jesu und dann erst von seiner Persönlichkeit, weil jene eben den Goldgrund bildet, der auch das Lebensbild, die ganze menschliche Erscheinung desselben verklärt.

Wir werden bei unserer Beurtheilung des Buches das umgekehrte Verhalten einzuschlagen haben, und wir befinden uns dabei in Uebereinstimmung mit dem, was, nach allgemeiner Meinung, in Wirklichkeit das

des Christenthums ausmacht, was sich schon in seinem Namen ausspricht. Wie keine andere Religion, auch der Islam nicht, ruht das Christenthum auf der Person und den Schicksalen seines Stifters. Das tritt uns ganz besonders entgegen bei einer Vergleichung mit Moses. Dieser ist durchweg der Knecht Gottes, der Führer und Lehrer Israels. Bei aller seiner Grösse, wird er als ein irrender, fehlender Mensch uns dargestellt, er muss daher die Führung, noch bevor er das letzte Ziel seiner Wünsche erreicht hat, aufgeben und stirbt einsam auf einer Höhe nach einem letzten Blicke auf das künftige Heimathland seines Volkes. Sein Grab aber hat Niemand erfahren. Es sollte, sagen unsere Weisen, nicht der todte Moses ein Gegenstand der Verehrung und sein Grab ein Ort für Wahlfahrten werden, sondern seine dem Volke übergebene Lehre sollte in belebender Kraft stets weiterwirken.

Wie anders dagegen wird in den Evangelien die Erscheinung Jesu uns vorgeführt. Seine Geburt erfolgt auf wunderbare Weise. Engel verkünden einer Jungfrau, dass sie vom heiligen Geiste beschattet, und der von ihr Geborene werde Gottes Sohn genannt werden. Engel verkünden sodann den Hirten auf dem Felde seine Geburt. Weise aus dem Morgenlande fragen nach dem neugeborenen Könige von Israel und, einem Sterne folgend, kommen sie nach Bethlehem zu seiner Anbetung. Als zwölfjähriges Kind wird Jesus bereits

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