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komn. Aber das wird der neue Scharfsinn für Schmähung halten: ob gegen die Fiedler auf Schahtel marveile, oder auf die zu Eisenach, entscheide der Herzenkündiger, der darin Hohn über Tristan findet, wenn Wolfram von seinem tumben Parcival sagt: In zôh dehein Curvenâl, Ern kunde kurtôsie niht, Als ungevarnme man geschiht. Es ist Hr. F. J. Mone, in der Abhandlung, mit der er den Grootischen Tristan besudelt hat, S. v. xvI.

Unser Vf. meint (S. 11), wenn im Wartb. Kr. Ofterdingen den Herzog von Österreich mit Artus vergleiche (noch dazu ist es ungewiss): so sey dieser Vergleich Wolfram im höchsten Grade ärgerlich.' Wie könnte das möglich seyn? Artus ist nicht einmal Wolframs und seiner Abenteure Herr. Und ohne Ärger sagt er ja selbst, seines Herrn, Parcivals, Schönheit sey nichts gewesen gegen den geheilten Anfortas. Wiederum soll (S. 19) Wolfram sich schwerlich mit dem Dänen Horand verglichen haben, weil er der Held einer Deutschen Sage sey. Aber einer von Artus Helden, Jorant, dünkt sich ein Dieterich von Bern, im Lohengrin, wo Wolfram erzählt; und in demselben Gedichte bezeichnet abermals Dietrichs Name den Unüberwindlichen.

In der zwanzigsten Manessischen Strophe des W. Kr., meint der Vf. (S. 61), verspotte Heinrich von Ofterdingen Wolframs Gedicht vom heiligen Wilhelm. Die Worte geben das nicht; und wäre auch Heinrich ein Feind Wolframs gewesen, war er so unedel, den Werth seiner Gedichte zu verkennen? Wagte er sie anzutasten? Walther von der Vogelweide und Reinmar der Alte waren sich abgeneigt; das verbirgt Walther nicht in dem Liede auf Reinmars Tod; aber seinen Gesang lässt er bey Ehren: Dês war, Reimar, dû riuwest mich Michels harter, danne ich dich, Ob dû lebtest und ich wäre erstorben. Ich wilz bî mînen triuwen sagen, Dich selben wolt ich lútzel klagen, Ich klage dîn edelen kunst, dazs ist verdorben. Und vorher: Und hetestû niht wan eine rede gesungen, 'So wol dir wip, wie reine ein nam', dû hetest alsó gestriten An ir lop, daz elliu wip dir gnaden sollen biten.

Durchaus unerweislich, wieviel auch unser Vf. darauf gegründet hat, ist ein feindseliges Verhältniss zwischen Wolfram und Walther. Den Schmutz hat er aus der unlauteren Monischen Quelle geschöpft, obgleich er sich schämt, sie zu nennen. Wenn Eschenbach in der bekannten Stelle sagt: Vogelweide sang uns yon Braten, der gröfser sein sollte; hier dieser Braten war dick

und lang genug; der Küchenmeister in der glühenden Asche, den Rennewart nicht salzte, sondern mit Bränden und Kohlen zudeckte: kann das, wie der Vf. sagt, 'nichts Anderes, als Spott seyn?' Wird es ein Unbefangener nicht vielmehr für reinen Scherz nehmen? Ferner, den Vers Walthers, Guoten tac, bose unde guot, konnte den Wolfram, wie der Vf. meint, für einen Rath erklären, 'man müsse den Guten, wie den Bösen, schmeicheln?' Schmeichelt man wohl den Bösen, wenn man sie böse nennt? Wolfram will, etwas streng, die Bösen auch nicht einmal mit den Guten zugleich gegrüfst haben; man soll sie scheiden. -- Also tadelt er Walthern doch? Immerhin, wenn man dieses Tadel nennen will. Aber ist Tadel Hohn? Und warum soll er nicht tadeln dürfen, was ihm missfällt? Nicht anders lässt auch der Dichter des Titurels Wolfram sagen, obgleich hôhe meister und Herr Walther selbst gesprochen (in dem Spruche, M. S. 1, 102), Daz hulde gotes und guot und werltlich êre In einen schrin iht möhten; doch werde der selig leben, welcher Gutes thue.

Und was hat man einzuwenden, wenn Wolfram für unwahrscheinliche Dichtung hält, dass Witige auf Einen Tag achtzehntausend Helme durchschlagen habe? Wenn er darüber spottet? 115 Aber in der Zahl achtzehntausend wird wohl ein tiefer, geheimer Symbolsinn versteckt liegen. Es mag uns lächerlich dünken, dass der Dichter des Titurels an Siegfrieds Hornhaut, die er durch Drachenblut bekommen habe, nicht glauben will, aber gern zugiebt, dass, auf den Genuss eines Krautes, Kinder mit grüner harter Haut und thierischer Stimme gezeugt werden. Gleichwohl ist es aller symbolischen Weisheit noch nicht gelungen, die Hornhaut Siegfrieds zu erklären; sollte der arme Dichter, dem keine Mysterienfackel leuchtete, nicht zu entschuldigen seyn, wenn er meinte, die Sänger hätten sich da an der wârheit missehandelt? Wer darin Neid und Parteyung findet, der mag sehen, wie er selbst mit der Wahrheit ins Gleiche komme.

Aber Hartmann von Aue ist doch von Wolfram verspottet worden? Er scherzt wohl mit ihm (Parc. 34c.) und dies ist im Titurel nachgeahmt (Herre und friunt von Ouwe, Her Hartman der wise; Altd. Mus. 1, 28). Auch sagt er, doch ohne ihn zu nennen: Lunettens Rath blieb von Sigunen fern; Diu riet ir vrouwen: lât genesn Disen man, der den iuren sluoc; Er mag ergetzen iuh genuoc (Parc. 60 c. 105 c.). Ähnlich der Nachahmer

im Titurel (xxxv, 101), wo er selbst eben die Frauen gescholten hat: Her Hartman von Ouwen Hât wip vil wirs gehandelt Mit Laudin, siner frouwen, Diu ir gemût sô gáhens het verwandelt Gein im, der ir herren het ersterbet. Aber wir wüssten nicht, dass in Eschenbachs beiden Werken oder im Titurel irgend ein deutscher Dichter verhöhnt würde, -nur meister Swȧre-bi ausgenommen (Tit. xvi, 65), das heifst, maître Ennui. Ja, Wolfram hätte von seinen Tadlern wohl nicht gesagt, was ihn der Dichter des Titurels sagen lässt: Die trågen då man merket, Und der witz die tunkel sehende. Er redet ganz anders: Swaz ich von Parcival ê sprah, Des sin âventiur mich wiste, Etslich man daz priste; Ir was ouh vil diez smæhten Unt paz ir rede wæhten.

Wir sind vielleicht zu ausführlich geworden; es deuchte uns um so mehr nothwendig, einen verbreiteten Wahn anzugreifen als wir sahen, dass eben durch ihn einem wackeren und wahrheitliebenden Forscher, wie sich Hr. K in seinem Buche zeigt, der Inhalt eines wichtigen Werkes verschlossen blieb, und ihn der einmal betretene falsche Weg an ein nichtiges Ziel führte. Indessen ist seine Schrift immer lobenswerth, und den Abschnitten, die wir vorhin nur im Allgemeinen als tüchtig auszeichnen konnten, bleibt ihr Verdienst. Bey diesem sorgsamen Fleifse, bey dieser ernsten Liebe zur Wahrheit, wird fortgesetzte Übung und zusammenhängenderes, tiefer dringendes Studium dem Vf. sehr bald gröfsere Sicherheit geben im Verstehen der alten Sprache, festeres Urtheil über erkannte Wahrheit uud den Schein lockender Vermuthung. Diese Erwartungen, welche dieser Anfang erregt, wird der Erfolg nicht täuschen.

C.K.

Über die Leiche der deutschen Dichter des zwölften

und dreizehnten Jahrhunderts.

Aus dem Rheinischen Museum von Niebuhr und Brandis. 1829. Bd. III.

Man lan pflegt die singbaren Gedichte, welche die deutsche 419 (1) Poesie während der Zeit ihrer zweiten Blüthe hervorgebracht hat, der Form nach in zwei Klassen zu theilen, Lieder und Leiche. Diese Eintheilung haben wir nicht aus den Meisterschulen, weil die Leiche im vierzehnten Jahrhundert schon aufhörten: aber schon Notker hat sie, wenn er im Marcianus Capella S. 127 sagt 'dáz zesingenne getân íst, also lied unde léicha': dann ist für den Gegensatz ein Spottlied auf Leutold von Seven anzuführen (Reimar der videler 11. A), in dem viele Arten von Liedern aufgezählt werden, ohne Zusammensetzung mit Lied aber nur Leiche,

tageliet klageliet hügeliet zügeliet1 tanzliet leich er kan,

er singet kriuzliet twingliet schimphliet lobeliet regeliet als ein man: und in den uns erhaltenen Leichen kommt das Wort liet niemahls vor. Der Unterschied fällt in die Augen. Ein Lied besteht aus einzelnen Liedern (wie im dreizehnten Jahrhundert die Strophen hiefsen), die, wiederholt, gleiches Mafs und auch fast immer gleiches Gebäude fordern. Die einzelnen Theile des Leichs sind verschieden, aber, wie Docen zuerst bemerkt hat, nicht nach roher Willkür gemischt, sondern oft wiederholt sich dasselbe System, wo man zu ähnlichem Gefühl oder Gedanken zurückkehrt. Die Strophe des Liedes fordert am Ende einen 420 (2) Abschluss des Gedankens: in den Leichen der besten Zeit wird mehr das Hinüberlaufen des Sinnes aus einem in das andere System gesucht. Im Innern der Strophen ist das Gesetz der zwei gleichen Stollen noch weniger fest als in Liedern: doch

'hügeliet' Freudenlieder, 'zügeliet' wohl Lieder zur Geige.

ist diese Form, dass sich zwei gleiche Systeme folgen, allerdings sehr beliebt. Das Gebäude derselben sollte dann gleich seyn: doch sind in einem der ältesten Leiche, dem von Heinrich von Rugge, zwei Ausnahmen von dieser Regel. Den dritten Theil der kunstmässigen Strophe, den Abgesang, findet man nur selten: und vielleicht ist es nur ein Wortstreit, ob man solch einen dritten Theil, selbst wenn er mit den zwei Stollen gebunden ist, für Abgesang oder für ein neues System halten will'. Übrigens ist die Zahl der Zeilen, ihrer Reime und ihrer Silben durchaus willkürlich. Man findet genug Stollenpaare aus zwey Zeilen: Ulrich von Lichtenstein hat sogar einen ganzen Abschnitt von einer nicht langen Zeile3. Bewegung und Ausdruck sind oft in verschiedenen Theilen desselben Leichs sehr verschieden.

Einige Gedichte dieser Art haben fast lauter Zeilen von acht bis neun Silben: eins hat, bei der einfachsten Reimstellung, nur wenig Verse von mehr als vier Silben: in andern findet man 421 (3) den grössten Wechsel, in manchen auch Pausen und Schlagreime. Im Ganzen muss man aber gestehn, dass die Ungebundenheit dieser Gattung nicht erspriefslich gewesen ist: die freiere Form verführte zur gedehnten Reflexion oder zum unbeschränkten Erguss eines nicht immer wahren oder tief n Gefühls, und die Leiche sind keineswegs die erfreulichste Seite der Kunstpoesie des dreizehnten Jahrhunderts.

Aber es ist nicht ganz ausgemacht, ob die Gedichte der

2 Das gleich folgende Beispiel Ulrichs von Lichtenstein ist für die zweite Annahme.

3 Er hat seinen Leich, wie man aus der Darstellung in meiner Auswahl S. 245 ff. [Lichtenst. 422, 21 426, 4] sehen kann, Anfang und Schluss abgerechnet, wie eine grofse Liedstrophe gebaut, aus zwei grofsen Stollen und einem Abgesang. Die Stollen bestehen wieder aus kleineren Doppelstollen, der Abgesang wiederhohlt sie einfach. Aber ein Stoll ist in allen drei Theilen einfach und besteht nur aus einer Zeile. Systeme der Stollen, a abbccdeeffgg, des Abgesangs, abcdefg. Die drei mit d bezeichneten Verse sind

Unde zinsen in sîn leben

Nu vert entwer ir habedanc

Dâ von gewinne ich werdekeit.

Diese Zeilen sind immer mit dem vorhergehenden System gebunden.

4 Es ist ungedruckt, cod. Palat. 357. f. 43 (46.a) [Heidelb. Liederhs. S. 263, HMS. 3, 468 nb] 'Uns kumt diu süeze sumerzît Und swaz der sumer fröuden gît Mit liehter ougenweide' etc.

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