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wurde nun bedeutend.

A

So gut als feindliche Gewalt, die von der Küste her vorzudringen sucht, gewöhnlich den Angriffen der Binnenländer unterliegt, eben so vermag eine friedliche Ansiedlung sich zu behaupten und Einfluß der Cultur zu üben. Das Leştere war der Fall bei den Griechen; aber sie befreun= deten sich mit den Barbaren nur so weit, als nöthig war, um Verkehr anzuknüpfen und zu unterhalten; der volksthümliche Blick blieb nach dem Meere zu gerichtet, über welches hin die Fahrt zu Stammgenoffen führte. Nach dem Spruche eines griechischen Dichters wusch das Meer alles Uebel ab 2); was vom Barbarenverkehr den Griechen der Pflanzstådte anhaften mochte, ward in der That minder nachtheilig wegen ihrer Seefahrten. Der Grieche fühlte feine Ueberlegenheit über die Barbaren und nahm die Stellung des Bedingenden ein; zwar galt der Ruf uralten Geheimwiffens der Aegypter, Phryger und anderer Völker Asiens und lockte griechische Wißbegier ; dagegen aber bildete sich früh die Ansicht, daß die übrigen Barbaren insgesamt ein von der Natur mit geringerem Gehalte ausgestattetes Menschengeschlecht und zum Knechtdienste bei den Griechen bestimmt seyen. Barbarische Unsitte, Wollustschwelgen, Völlerei, Weichlichkeit 2c. fanden allerdings aber allmählich Eingang bei griechischen Nachbarn derselben ; aus Muth entstand Uebermuth, gesteigerte Kraft verzehrt sich um so früher, je rascher und mächtiger die Schwingungen, in denen sie kreist; jedoch bewundernswerth ist, daß bei diesem unvermeidlichen Einflusse des Fremden, bei dem süßen Köder der Natur, dem balsamischen Dufte lustgeschwängerter Atmosphäre, den verstrickenden Genüssen der üppigsten Erzeugnisse des Bodens und Meeres, und der nicht seltenen Geschlechts

· 2) θάλασσα κλύζει πάντα τἀνθρώπων κακά. Eurip. Sphig. Z. 1193.

mischung mit entarteten Nachbarn, so lange und so viel gediegener geistiger Stoff sich behaupten, und in der Zeit, wo die politische Würde von den Griechen gewichen war, Tünche griechischen Lebens sich weit und breit über die dstliche Barba= rawelt ausgießen konnte. Am Dnepr wurde noch in der römischen Kaiserzeit griechisch gesprochen. Es ist eine sehr lehnende Aufgabe, darzuthun, in welchem Reichthum von Erscheinungen des sittlichen, wissenschaftlichen und künstlerischen Lebens das früh reifende Volksthum der griechischen Pflanzstädte aufsproßte und wie herrliche Früchte es trug: wie der Grieche nicht bloß im Waffenrocke und am Pfluge, sondern am Segel und Ruder, den Elementen troßend, im Hafen und Speicher, über Waarenvorråthe gebietend, im Gewande des Sángers, als Baumeister und Bildner z. die edelsten Berufe des staatsbürgerlichen und humanen Lebens erfüllte; wie aber auch der Spruch des Alkáos,,Geld, Geld ist der Mann“ wiederhallte: doch wir haben hier nur die Wurzel, nicht die gesamte Verzweigung des Getriebes anschaulich zu machen. mitverstanden die

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Die Daheim gebliebenen, Thessaler, Booter und Dorier, so viele nicht über das Meer zogen, sondern nur im Mutterlande ihre Wohnsiße wechselten, und mit den neubeseßten bald wie mit eigentlicher Heimath verwuchsen, standen nicht allesamt im Gegensage gegen die Gewanderten; Korinth und Aegina übten sich in Reise und Fahrt, und das erstere entfaltete eine Ueppigkeit des Lebens, die den Charakter angestammter dorischer Strenge gänzlich verwischte. Aber im Ganzen herrschte Strenge mit Einfachheit und Nüchternheit vor, Waffenthum zum Landkriege, Ackerbau und Hirtenleben, die Merkzeichen des Vertrauens auf Erde und Eisen, während die Pflanzstädte den Meeresstürmen troßten, um Gold zu gewinnen. Der volksthümliche Kern

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ward um só beffer gepflegt, fe langsamer die Hülsen abfiel dabei bewährte sich des Mutterlandes eigenthümliche Kraft, in allen Zeiten den Pflanzstädten gemangelt hat. Durch häufigen Auswanderungen der Fahrlustigen ward aber Band zwischen der mütterlichen Heimath und ihren Sdh zunächst befestigt, indem jene innern Unruhen, die bei immer zahlreichern Aufwuchs junger Geschlechter und dem ( drång der Bürgerschaft hätten entstehen müssen, vorbeug oder den entstandenen ein Ziel seßten, und die Zurückbleib den nach solchen Ausmerzungen der ungefügen Genoffen in geräumigern Heimath sich behaglicher befanden; es war der Ausschnitt des wilden Gezweigs in der Baumpflanzung. Diese Verschiedenheit der Daheimgebliebenen von den Gewe derten, vertreten durch Sparta's Strenge und Athens E fachheit, verwischte seit dem großen Perserkriege sich insofe als nun Athen mit einem Aufschwunge, der in der Geschic seines Gleichen nicht hat, die wunderbarste Mannigfaltig des Lebens und das schöpferischeste Spiel der Kräfte auf ein halbtausendjährigen Schlummer derselben folgen ließ, die samten Lebensfrüchte der vorausgeeilten Insel- und Küsten wohner über dem Meere sich aneignete und eine neue, reich) Saat aufgehen ließ. Dagegen und gegen den in Sparta n geraume Zeit hindurch gepflegten alterthümlich dorischen Sin erscheint das frühere Wachsthum der Pflanzstädte, wie Treibhauspflanzen gegen Naturgewächs. Doch die Zeit allgemeinen Reife war indeffen nahe gekommen und auf Athe Hdhestand folgte bald Sinken und Hinfall.

Von Allem, was nächst den Wanderungen mächtig Einfluß auf Unterschiede im griechischen Volksthum übte, si die Verfassungen oben an zu nennen. Diese schein dem Gebiete des Waltens menschlicher Freiheit anzugehöre

Indessen läßt sich fragen, woher denn die Regierungsweise ihre Eigenthümlichkeit habe, und Einmischung der Nothwendigkeit ist insofern auch hier gegeben. Wohl muß man unterscheiden zwischen den áltern Verfassungen, die sich thatsächlich und bei nur halberwachtem politischem Bewußtseyn aus den Umständen hervorbildeten, und denen, wo geseggeberische Berechnung und Absicht eines Charondas, Solon, Klisthenes 2c. einen Standpunkt über dem Gegebenen behaupteten; aber auch dieser und anderer, namentlich Lykurgs, Geschgebung athmet doch den Sinn der Bürgergemeinde, der ihre Urheber nach Geburt und Gewöhnung angehörten, und für ganz freies Erjeugniß allgemein gehaltener Speculation, wie die aus der Idee gebildeten Verfassungsformen des Zeitalters der franzdsischen Revolution, welche jeglichem beliebigen Stoffe, gleich bequem und unbequem, nur von außen aufzudrücken, nicht von innen erwachsen und bestehenden Zuständen entsprechend waren, kann nicht Eine der altgriechischen Staatsordnungen gelten. Einfluß der Natur auf Erzeugung und Unterhaltung der einen oder andern Verfassung behaupten schon die griechis schen Politiker, aber allerdings nur nach einigen Beispielen aus ihrer Staatengeschichte, nehmlich daß das Flachland der Aristokratie, die Küste und der Seeverkehr der Demokratie günstig seyen 3), wo Theffalien und Athen gemeint werden. Auch ist ja dazu Lebensweise gemischt, also der Natureinfluß nur mittelbar; von dem Einflusse der Lebensweise aber ist wahr, daß z. B. Ackerbauer leichter Joch des Zwingherrn annehmen, als Jäger und Hirten, und daß Bergbewohner anhänglicher an thatsächlich vorhandenen Zuständen sind, als Bewohner der Ebene oder Küste. Wie viel oder wenig nun von den griechischen Verfassungen der Naturnothwendigkeit, 3) Aristoteles Politik 4, 3, 2. 5, 2, 12. 6, 4, 3.

dem politischen Triebe, oder der rein absichtlichen Einfeßung angehörten, ihr Einfluß auf Gestaltung der Sinnesart der Staatsbürger ist unleugbar; Athens Erhebung nach Vertreibung der Pisistratiden ist Ein Beispiel für Alle. Wir wollen ihn nach griechischer Ansicht schäßen. Monarchisches Fürstenthum, erfüllt von våterlichem Wohlwollen, äußerte gedeihliches Walten, doch wandelte es nicht gern auf ungewohnter Bahn; seine Stärke und Geltung beruhte auf dem Hergebrachten, und um dessen Erhaltung war es bemüht. Die Aristokratie des Erbadels, nicht ohne Würde und Stattlichkeit, beschränkte den Kreis der Entwickelung noch mehr; Kastengeist suchte die ihr günstigen Verhältnisse festzubannen; das fürstliche Wohlwollen ward bei ihr selten gefunden. Die Demokratie dagegen hatte in sich den Drang, Neues zu schaffen und zu fördern und rief stürmische Schwingungen hervor. Hauptkeime des Bösen in jeglicher Demokratie, die zum politischen Bewußtseyn gekommen ist, Kraft fühlt und nach außen geltend macht, möchten seyn der Mangel an Nuhe, Stetigkeit und Besonnenheit, große Empfänglichkeit für politi= fches Gift, Neid, Argwohn, Mißtrauen, Verläumdung; daher, sobald dies sich regt, Undankbarkeit gegen verdiente Bürger. Die Kraft wird oft ohne Frucht zerspillt, sie ver= zehrt sich fast muthwillig; doch wenn sie in ihrer Fülle Eine Richtung hat, kann vor ihr nichts bestehen. Unter den drei Verfassungsformen, welche der Grieche als die Entartungen von jenen aufstellte, Tyrannis, Oligarchie und Ochlokratie, hat die erste eine Doppelgestalt; selbst neue Kraft, ruft sie Kraft hervor, schafft und gestaltet, sucht ihre Verherrlichung in Macht und Pracht; wiederum wird sie räuberisch und grausam durch Bewußtseyn ihrer Ungefeßlichkeit und oft aus Laune oder reiner Habsucht und Blutgier; die Oliga

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