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lich hatte die griechische Mythenfchöpfung, die den Anwohnern des vermeintlichen äußersten Saums der Erde nach den vier Weltgegenden hin mythisches Ansehen zu geben bemüht wär, den glücklichen und göttervertrauten Aethiopen in Süden die Hwperboreer in Norden entgegengebildet und ließ von deren peetischem Glanze auch den Skythen etwas zufließen; Abaris, Teparis, Zamolxis und Anacharsis Weisheit wurde gepriesen; doch wurde auch eine Schattenseite des Nordens in den Mähren von den nebelumhüllten Kimmeriern ausgebildet, und die nackte historische Wirklichkeit durch Herodotos Berichte aufge schlossen. Von den Donaümündungen bis zum Meerbusen von Asew wohnten Völker vom Geschlechte der nachherigen Tataren; Skythen ist der vielumfassende und bis tief in Afien hineinreichende Gesamtname; ein jüngerer Stamm, die Sarmaten, läßt sich nicht sicher von ihnen sondern, wird aber bei Erörterung der Anfänge des slavischen Stammes in besondern Betracht kommen 24). Mit den Barbaren zwischen der Donau und Griechenland hatten die Skythen gemein Liebe zum Trunke; sfythisch trinken war bei den Griechen Bezeich nung der Völlerei 25); rohes Waffenthum, ausgezeichnet durdy geschickten Gebrauch des Bogens 26), erfüllte ihren Sinn; Theil an der Beute hatte nur, wer den Kopf eines erschlagenen Feindes brachte 27), bei den Sarmaten bekam kein Mädchen cinen Mann, das nicht einen Feind getödtet hatte; bei Bünd=! nissen tranken die Abschließenden von ihrem Blute 28); auch das Blut des zuerst erschlagenen Feindes wurde getrunken, Haut und Haar seines Oberkopfes diente zum Pferdeschmuck, der Schädel in Gold gefaßt zum Trinkge

24) S. unten Buch 2, Ab: schnitt 11.

25) Uthen. 10, 427 B.

26) Athen. 10, 454 D.

27) Herodot 4, 64.

28) Herodot 4, 70.

schirre 29); von Gefangenen wurde der hundertste Mann d Göttern geopfert, allen insgesamt aber die Nase abgeschn ten 30). Ackerbau betrieben nur die Knechte; die Fre lebten zu Roß und Raub; dem Könige Ateas tönte das € wicher seines Roffes lieblicher als das Flötenspiel des Thel ners Jsmenias 31); Wagen dienten zu Nachtstätten und ¿ Bergung des Geräths und der Unmündigen; Nahrung u Kleidung gaben die Heerden, welche mit den Wanderschaa zogen. Dabei aber war nicht etwa Sinn für Gemeinfreit im Innern entwickelt; das Königthum war barbarisches S tanat; bei eines Königs Leiche wurden seine Räthe, Dien fein liebstes Weib und Roß geschlachtet 3 2). — Seit Alexa ders Zeit ist nicht mehr die Rede von Skythen als Anwohne der Donau; Geten werden statt ihrer genannt; darauf wi die Bezeichnung Jazyges und Sarmaten üblich, me für ein neues Völkergeschlecht, als für Ueberbleibsel des a sfythischen. Die Landschaften nördlich von der Niederdon und dem Pontus wurden nicht römisch; die Moldau, Wal chei, Ukraine, Krimm 2c. blieben gleich einem Turan für d Reich von Byzanz und der Schauplah des Gedränges asia fcher Horden, deren keine den Schooß der üppigen Natur je Landschaften aufschloß.

Von den Völkern, die in der großen europäischen (Nied rung nördlich und nordwestlich von den Skythen wohnt wurden den Griechen, insbesondere dem Herodot, bekan Budinen und Gelonen blondhaarig und blaudug aber Nomaden und Läufefreffer 33), Androphagen, M lanchlånen, Agathyrsen und Neuren, wahrschei

29) Herodot 4, 64. 65. 30) Herodot 4, 62. Athendus 2, 524.

31) Plutarch II, 1095 F. Frankf 32) Herodot 4, 71.

33) Herodot 4, 188.

lich Bewohner des heutigen Mittelrußlands, Polens, Siebenbürgens, in tiefer Nohheit befangen, selbst des Menschenfraßes fähig. Keine von diesen Völkern tritt in die Geschichte Alteuropa's ein; vielleicht läßt später sich Verwandtschaft neuerer Völker mit ihnen nachweisen. Aber in des Makedonen Perseus Zeit wohnte ein germanisches Volk, die Bastarnen, an der Nordseite der Niederdonau; ein einzelnes Glied des großen Geschlechts, entweder bei der Wanderung der Germanen von Often nach Westen hinter den Stammbrüdern zurückgeblieben, oder der sogenannten gothischen Wanderung von Nordwest nach Südost vorausgeeilt; gewiß aber nicht damals erst mit der Gesamtheit auf dem Zuge vom Kaukasus gen Westen begriffen. Von den Skythen war die Kraft gewichen; fie mußten Raum geben, und so drångte ein germanischer Stamm sich ein, der dadurch wohl nicht außer Zusammen=" hang mit dem weiter westwärts wohnenden Hauptstamme kam,' aber vereinzelt auftritt und nach einer Erscheinung, die die gewaltige Kraft eines noch ungekannten Geschlechtes andeutete, in das Dunkel des Nordens zurücksank 34).

Wenn in Osteuropa die Griechen allen andern Völkern, dergestalt vorauseilten, daß jene entweder gar nicht zur Entwickelung ihrer eigenthümlichen Gaben gelangten oder nur unter hellenischer Tünche, und allesamt erst, nachdem die, Griechen sich ausgelebt und ihre Kraft verzehrt hatten, so blühte und reifte im Abendlande eine Menge von Völkern, und die meisten von ihnen bestanden harten, chrenvollen Kampf für ihre Volksthümlichkeit; Rom aber stählte und schmückte sich mit fremden Gütern und Tugenden, bis es endlich seine Meister an den Germanen fand. Ob eine Gesamtverwandt

34) S. meinen Art. Bastarnen in Ersch u. Grubers Encykl.

schaft der abendländischen Völker bestanden habe, ist überflüssige Frage; es läßt daraus für unsern Zweck sich nichts herleiten oder begründen. Vereinzelung in unzählige Stämme und Gemeinden und lange dauernder Genuß unverfümmerter Selbs ständigkeit war fast noch mehr, als im Osten, Grundcharakter des politischen Zustandes.

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4.

Die Kelten.

Diese das bedeutendste Volk von allen, die besiegt sich ins Rdmerreich verflochten, verbreitet über Gallien, das norddftliche Spanien, das füdliche Britannien, das nördliche und mittlere Italien, das füdliche Deutschland und ein Stück von Pannonien, ja auf einer Wanderung gen Osten bis nach Kleinasien geführt und hier Gründer des galatischen Staates. Den Griechen waren sie seit dem sechsten Jahrhunderte v. Chr. bekannt und ihr Name denselben so vielgeltend, daß sie Nordeuropa's zwei Theile Skythika und Keltika nannten *). Ihre Erscheinung in der Zeit vor Roms Herrschaft ist eine doppelte, nehmlich zuerst eines wandernden und erobernden, und dann eines im heutigen Frankreich und England seßhaften Volkes. Als eigentliche Heimath der Kelten, mit der sie gleichsam als Autochthonen in ursprünglicher Verwandtschaft standen, und von wo sie in vier Richtungen ausströmten, ist Gallien anzusehen, und Aehnlichkeit des Volksthums der heutigen Franzosen und der alten Gallier ist unverkennbar.

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nien zogen, ist gånzlich unbekannt; Auswanderungen gen Süden und Often begannen erst, als die Niederlassungen der Griechen außer ihrer Heimath sich zu Ende neigten, dauerten aber fort bis in die Mitte des dritten Jahrhunderts v. Chr. Fur Zeit des åltern Tarquinius, alsö zwischen 618–578 v. Chr., sollen Kelten unter Sigoves nach dem herkynischen Walde in Germanien, unter Belloves nach Oberitalien gejogen seyn 2); der Hauptsturm der Kelten gegen die Etrusker in Oberitalien erfolgte während des Krieges der Römer gegen Veji 3); der lezte Einbruch in Italien zwischen dem ersten und zweiten punischen Kriege. Sollte jedes Mal, wann sie wanderten, das Heimathland zu eng gewesen seyn? Schwerlich das allein. In ihrer Jugend wandern Völker nicht bloß aus Noth, sondern auch aus Lust; die Brust wird zu eng; die Kelten aber wurden zwar wohl oft durch Hadersucht im Lande gezwungen, den Wanderstab zu ergreifen 4), aber weit dfter durch Rauf- und Raublust in fremde Länder gelockt. Werbungen der Karthager bei ihnen entführten unzählige Tausende aus der Heimath. Nach Italien soll die Gier nach sůFem Weine fie gelockt haben 5); allerdings lastet auch auf ihnen das Merkmal der altnordischen Völker: sie waren Trunkenbolde; mehr als Ein Mal lagen sie im karthagischen Heerlager trunken in der Stunde der Gefahr und welche erscheinen nun diese Wanderkelten? kennt sie nur als Krieger, nicht als Bürger. hochgewachsen von Körper, schrecklich anzusehen, zogen sie nackt bis zum Gürtel, aber behost 7), mit einem ungeheuren Schilde

2) Livius 5, 34.

3) Mlinius Naturgesch. 3, 21.

4) Strabo 4, 199.

5) Livius 5, 33.

Die

Noth °). Als
Die Geschichte
Gewaltig und

6) Diodor 1, 506. Polybius 11, 3.

7) Diodor 5, 30. Strabo 4, 196.

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