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Die Theologie wird nach den Grundsäßen der Furcht und nicht der Vernunft studieret, sie theilet sich in die Banden der Thomisten, Suaristen und Scotisten, welche in einem hißigen Kriege liegen, um sich einander Abs bruch zu thun; es bleibt hier nicht bey blossen Schulzänkereyen, sondern es sind wirkliche Fehden, welche die Ruhe der Gesellschaft und des bürgerlichen Lebens Stöhren. Auf den Hörsälen behält derjenige Recht, welcher mit angestrengter Brust aus vollem Halse seinen Gründen das größte Gewicht geben kann. Nie mand versteht die Lehrer der griechischen und hebräischen Sprache, und das ist sel: bigen am liebsten. Die Wissenschaft wird nach den Graden der Hohenschulenund nicht nach den Stuffen des Fleisses und der Einsicht geschäßet; und diese Grade find so ehrwürdig, daß ein Baccalaureus Don N. in seinen Ansprüchen und Fors derungen selbst Richter ist, und verlanget, daß man seine Wissenschaft bloß aus seinem Grade erkennen soll, welchen er nach vieljährigem Citterspielen, Tabackrau: chen und Complimentschneiden erhalten hat.

Die Zahl unser erklärten Unwissenden ist unermeßlich; der größte Theil davon widmet sich dem geistlichen Stande, in der Hofnung der hohen Befördes rungen seiner betretenen Bahn, wozu er weder Verdienst noch Geschicklichkeit hat. Sie wären 'weit nüßlicher auf dem Acker, wo der Landmann aus Mangel der Arbeiter ihre Abwesenheit beweinet, welchem der Handwerksmann, der Kriegsstand und das Vaterland durchdrungen von dem lebhaftesten Schmerz, mit Klagen nachfolget. Die schlechte Einrichtung dieser Universitäten hat die Ver: achtung der wahren Wissenschaften verursachet, die versuchende Naturlehre beweinet ihre Verachtung und Verbannung aus dem Lande. Ein Descartes und Copernik, verjaget von diesen Schulen, gchen nach andern Ländern, wel: che sie aufnehmen und ihre Verdienste und Vorzüge ehren: ein Euclides, ein Wolf und die neuern Meßkünstler sind auf ewig Landes verwiesen.

Die Historie ist kaum dem Namen nach bekannt, und den fabelhaften Histörchen, welche sie lieben und lesen, wissen sie höchstens den Namen der Geschichte zu geben. Wenige kennen die Geschichte des Vaterlandes, und niemand breitet sich über Die allgemeine Historie aus, ihr Ursprung ist ihnen unbekannt, wie auch die Ursache, warum sie dem Könige gehorchen, welcher sie regieret, denn es fehlet nicht an solchen, welche sagen, Philipp v. sey ein Sohn Philipp IV.

Die Aftrologie und Astronomie wird gebrauchet, sogenannte Pro gnostica zu stellen, welcher Namen sich die unwissenden Marktschreyer bedienen, die durch die Bestimmung der Zeit des Abführens, des Aderlassens und der Aus: faat, erkleckliche Summen in ihre Beute. erndten, woben sie mit einer Gewissen:

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haftig:

haftigkeit heucheln, welche sie nicht kennen, und sich der gemeinen Unwissenheit mißbrauchen.

6) Die Arzneykunde, eine der dunkelsten Wissenschaften, und welche auf fichern Gründen beruhen soll, deren größte Gewißheit aus der Erfahrung und aus Wahrnehmungen herzuleiten ist, wird von Aerzten getrieben, welche sich des Vors theils wegen graduiren lassen, und von ihrer Unwissenheit, auf Kosten der Krans ken, leben, welche dem tyrannischen Geseße ihrer Arzneymittel unterworfen sind. Die beyden Grundsäulen find das Abführen und das Aderlassen, davon der öftere Gebrauch die Gesandheit zu Grunde richtet, und die Besserung verzögert, wovon ihr größter Gewinnst abhänget. Um in dieser Wissenschaft graduiret zu werden, wird viele Unwissenheit erfodert und Geld, um selbige zu beweisen: und er muß sich nach den gewöhnlichen Regeln seiner Mitbrüder richten; denn welcher eine gegenseitige Verfahrungsart einführen wollte, dem wird das Handwerk ganz geleget, er mag auch so geschickt seyn, als er wolle.

Die Apotheker und Kräuter-Verständige sind falsche Münzer und bekannte Räuber, welche ihre Arzneymittel nach dem Goldgewichte verkaufen, und selbige mit sonderbaren und fremden Ramen taufen. Ihre Einigkeit und Abhängigkeit von den Aerzten ist groß, weil ihre Vortheile groß und gemein: schaftlich sind: diese verlängern die Krankheiten, und jene tragen ihren Theil mit bey durch die Vervielfältigung ihrer Arzneymittel, deren Preis sie selbst sehen.

7) Die Wundarzney hat zwar sichere Gründe, allein sie machen solche auch des daraus zu erwachsenden Vortheils wegen zweifelhaft. Beyde Wissens schaften der Arzney und Wundarzney würden glücklichen Erfolg haben, wenn man ̧ nur nicht so leicht zu Graden in selbigen gelangen könnte, wenn man nach dem Bey: spiele fremder Länder Academien stiftete, welche Gerichte der Unwissenheit wären. Aller dieser Gründe ungeachtet gebiete ich, daß man, wie bisher geschehen, forts fahre; denn die eingewurzelten Krankheiten können doch nicht geheilet werden.

8) Die Baukunst, welche die Städte zieret, die Königreiche verschönert, und den Einwohnern Bequemlichkeit verschaffet, und ihre Arbeiten in den Tem peln heiliget und verewiget, lebt verborgen, weil sie niemand suchet. Wenn noch einige der Aufmerksamkeit würdige Gebäude sich in Spanien finden, so sind es schätzbare Reste des Alterthums, welche unsere Sorglosigkeit beschämen. Wenn ein Amphitheater oder ein anderes öffentliches Werk der Römer verhanden ist, so reisset man es ein, um damit zu pflastern, und das heißt man, die Steine zum Nus şen anwenden: und die Stadtobrigkeiten erlauben solches, weil sie an Einsichten von dem gemeinen Pöbel nicht unterschieden sind; kurz, die Baukunst ist wie der Bogel Phönix, wovon alle reden, und den keiner kennet.

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9) In Ansehung der Künste, welche dem Volke verschaffen, was zur Be quemlichkeit und zum Wohlstande nöthig ist, findet sich kaum jemand, welcher sel: bige zu erlernen suchet, und sich um Entdeckungen oder Verbesserung derfelben bekümmert, sie sind von der Unwissenheit unterdrückt und verstossen. Es bleibt ihnen kein anderer Trost übrig, als die Erinnerung des Ruhmes, des Beyfalls und der Hochschäßung, die sie bey Fremden erhalten, welche sie aufnehmen, und ihnen mit der Achtung begegnen, welche sie durch ihre Geschicklichkeit verdienen. Nach dem ich nun das Gesicht über den Umfang meiner Reiche ausgebreitet habe, so er: blicke ich selbige unter dem schädlichen Joche der Unwissenheit, der Mutter des Stolzes und der Faulheit, des Eigennukes und des Geißes, welche die Gränzen der Gerechtigkeit und Tugend übertrit, die unschuldige Armuth meiner Unterthas nen verstößt, ihr ungerechtes Verfahren durch den Besitz der Ränke von vielen Jahrhunderten her, rechtfertiget: die Regierung ausgeartet von ihrem Zweck, dem gemeinen Besten, wodurch die Reiche ihren Feinden furchtber, ihre Städte blühend, ihre Einwohner glücklich gemacht werden, und worauf sich die Ausbreitung und der Reichthum der Handlung, die Stärke der Staaten gründet: den Schah erschöpfet, Der unzähligen mit dem Blute des unglücklichen Landmannes benäßten Summen ungeachtet, welche dafür bestimmt sind, allein nicht so bald einkommen, als sie schon verschwendet sind, und zwar ohne mindestem Nußen des Unterthanen, dessen Geld es ist. Diese Ursachen haben mich bewogen, meinen lehten Willen, in Ansehung meiner Güter, zu erkennen zu geben, ehe die Stunde des Schicksales mich überras schet, welche mir den Tod drohet. Meine Nachbaren, welche den kläglichen Zus stand meiner Gesundheit kennen, verachten mich in meiner Schwäche, und grün: den daselbst ihr Glück, wo ich mein Unglück beweine.

Die Munterkeit und Stärke, welche mir mein wohlbeleibter Körper versprach, ist verschwunden, und es ist mir bloß Haut und Knochen, ein belebtes Gerippe übergeblieben, dessen Handlungen und Bewegungen ohne dem geringsten Zweck schlechterdings maschinenmäßig sind. Und da ich auch jeht einsehe, was ich bin, und was ich seyn könte, eine Quaal, welche mein Uebel vergrößert und ich nun aus meiner Schwächlichkeit auf die kurze Dauer meines übrigen Lebens schliessen muß: so bitte ich von nun an alle Mächte von Europa, daß sie doch meinem Leichenbe: gångniß persönlich beywohnen wollen, und insonderheit England, wo zum Zeichen meiner freundschaftlichen Gesinnung mein Herz beygefeßet werden soll, so wie meine Eingeweide zu Paris, und wenn hierauf mein Körper durch die fressenden Flam: men des Scheiterhaufens verzehret worden, so soll die Asche an' alle Höfe von Europa vertheilet werden, zum kräftigen Zeugniß der Hochachtung, welche ich gegen fie alle trage. Und damit der råchende Tod sich nicht rühme, an mich seine tyrans nische Herrschaft auszuüben, und um zu gleicher Zeit solchem langen und vielen

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Unglück

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Unglück ein Ende zu machen, da ich meine Unschuld unterdrücket, meine Aufrich: tigkeit beleidiget und meine Gesundheit verlohren sche: so will ich mich mit meiner eignen Hand rächen und mir gewaltsamer Weise das Leben nehmen, nach dem Erems pel der keuschen Lucrecia, welche Tarins gewaltthätiges Verbrechen an ihrer eigenen Person strafete.

Ich gebiete, mir folgende Grabschrift auf mein Grabmahl zu seken:

Ab acternitate.

Sub hoc gelido marmore Hifpaniae

Triftes exuviae continentur.

Regnorum numero potentiffima, non viribus:

Dives metallis, tractibus atra, expers confilio ruit.
Iners, non metuenda inimicis.

Aftraea fublata, non verenda populis.

Bonorum ab Ecclefia exfpoliata indiget:

Midae inter opes pauperrima

Nacta, populi amore caret.

Infidiis, ambitione, dolo obsessa
Afflicta et victa dolore,

Solatio deftituta, omnibus exemplo.
Anno fuae aetatis florentiffima

400.

!

I I.

Auszug

aus des Doctors Don Gaspar Casal

medicinischen Naturhistorie

von Asturien.

Aus dem spanischen Original.

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