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Indulgenzien, welche sie zu dem Kriege wider die Mahomedaner erhielten. Dies ist das erstemal, daß die Kreuzarmeen in dem Schooße der Kirche, zur Aufreibung ihrer Mitbürger und Mitchristen, gedienet haben. Gleich darauf gingen die Vers folgungen, die Verheerungen und das Blutvergiessen an. Der Bischof von Alby, Henrich, drang im Jahre 1181 mit einer zusammen geraften Armee in Gascogne ein, um die Keher zu Paaren zu treiben, welche sich vieler Schlösser bemächtiget hatten. Er erreichte den Endzweck, welcher durch Gewalt und Furcht erzwungen wird, konnte aber die Denkungsart dieser Leute dadurch nicht ändern, noch weniger ihr Herz gewinnen.

Die Einwohner von Berry machten im Jahre 1183 über 7000 Albigenser nieder. Die Påbste hatten aber noch wieder anf allen Seiten so viel zu schaffen, daß an die gänzliche Ausrottung der Albigenser nicht Hand angeleget werden konte, und diese Leute also etwas Luft und Ruhe genossen. Das gelobte Land war in der åussersten Gefahr; Jerusalem ging selbst im Jahre 1187 verlohren. Man mußte also Armeen dahin schicken. Spanien lief Gefahr, von den Mauren ganz unters Joch gebracht zu werden. Selbige waren aus Afrika mit einer zahlreichen Armee verstärket worden, und der König von Castilien, Alphonsus VIII. hatte im Jahre 1195 eine entscheidende Schlacht wider dieselben verloren, worinn 50000 Christen auf dem Wahlplaße geblieben seyn sollen. Dieser bedrängte König suchte Hülfe, und selbige litte keinen Aufschub.

Italien selbst wurde durch viele Unruhen erschüttert, und mit den deutschen Kaisern hatten die Päbste noch stets Händel.

Unter diesen Umständen bestieg Innocent III. im Jahre 1 199 den päbstlichen Stuhl, welchen er bis 1216 besaß. Dieser junge und gelehrte Pabst war einer Der herrschsüchtigsten und grausamsten, welcher seine Macht zu der Höhe trieb, daß alles vor ihm zitterte. In den ersten Jahren seiner Regierung hatte er das Glück, Die Kreuzarmee in Spanien siegen zu sehen. Die Mauren erlitten eine solche Nie: derlage in der Schlacht bey Tolosa, in Sierra Morena, daß sie sich schwerlich wies Derheben konnten. Man rechnet ihren Verlust auf 100000 Todte.

Die Lateiner bemächtigten sich im Jahre 1204 der Stadt Conftantinopel und erhuben Balduin, einen Grafen von Flandern, zur kaiserlichen Würde. Daz durch war der Verlust von Palästina für die Päbste erseßet.

In Italien sehte sich Innocent in Ansehen, und man fürchtete ihn. Den Kaisern war er mehr gefährlich und furchtbar, als sie ihm seyn konnten. Den Kaiser Otto sette er im Jahre 1211 ab, und den König von England, Johann, machte er sich zinsbar. Der König von Frankreich war damals noch nicht mächtig und hatte oft mit England Krieg zu führen.

Es war jest hohe Zeit, die Sache der weit um sich gegriffenen und bestärkten Reßeren aufs neue vorzunehmen, und die Albigenser, diese abgefallenen Unterthanen der Kirche, zum Gehorsam zu bringen und auszurotten. Hieben dachte man zugleich auf ein kräftiges Mittel, wie dergleichen, der rdmischen Hoheit so schädlichen Kehereyen künftig auf beständig vorgebeuget werden könnte, und wie den Rebellen der Kirche in allen Ländern ein solcher Riegel vorgeschoben würde, daß Rom weiter nichts als Gehorsam und Folgsamkeit hdrete. Die Päbste hatten noch nicht gelernet, fich zu biegen und nachzugeben, und Innocent besonders kannte keinen andern Leitfaden seiner Handlungen und Unternehmungen, als List, Gewalt und Graus samkeit. Er entwarf demnach den listig ausgesonnenen Plan des geistlichen Des spotismus der Inquisition, wovon der weltliche Despotismus eine nothwendige Folge seyn mußte. Diesem Plane zu Folge wollte er in der ganzen Christenheit Hals: und Blut-Gerichte bestellen, welche unmittelbar unter dem heiligen Stuhle stunden, und die Keßer aufsuchen und bestrafen sollten. Diesem Gerichte wurde die Ehre, das Vermögen und das Leben der Keher unterworfen, sie mdgten seyn, wes Standes sie wollen.

Da die Inquifition die Ausmerzung der råudigen Glieder der Kirche zum Zweck haben, und unter dem Deckmantel der Religion eingehüllet werden sollte, so wurde ihr auch der glänzende Titel der heiligen Inquisition und des heiligen Amtes (Sancti officii) bengeleget. Man mußte sich vorstellen, als wenn der Pabst felbft darinn als Richter zugegen wåre, und daß sich also alle Urtheile der Inquisition auf Unfehlbarkeit, lauter Gerechtigkeit und Liebe gründeten, und das Wohl des Kirche zum Endzweck hätten, so wie das Seelen: Heil der vor ihren Richterstuhl gezogenen Personen, wenn selbige sich nicht gänzlich verstockten und vom Teufel regieren liessen. Durch diesen blendenden Anstrich suchte man die Inquisition annehmlich zu machen, und ihr das heiligste Ansehen und die größte Würde zu geben.

Die gerichtliche Verfahrungsart wurde auf einen ganz andern Fuß gesetzet, als in weltlichen Gerichten üblich war. Die Angeber und Kläger sollten von der Inquisition nicht nur verschwiegen, sondern auch belohnet werden: der Beklagte bekam sie nicht zu wissen, und mußte sein eigener Ankläger werden. Man sollte die verdächtigen Personen in der Stille beym Kopf nehmen und ins Gefängniß ftecken.

Jeht war die Frage, was für Leute und Personen man zu Keßermeistern wählen und sehen sollte. Rom fand keine bequemere Leute zu seinen Absichten, als die Bettelmönche. Der allererste vom Pabste bestellte Inquisitor war Peter von Chateau-neuf, ein Cistercienser Mönch: allein selbiger führete sein Amt in der Grafschaft Toulouse wider die Albigenser nicht lange: denn der Graf Raymund

lief

tieß ihn ums Leben bringen. Dominicus, der Stifter des Dominicanerordens, welcher mit ihm ein gleiches Amt der Keherbekehrung führete, rettete sich durch die Flucht: dies geschah im Jahre 1208. Das Concilium zu Avignon im Jahre 1209 thut in dem zwanzigsten Canon diejenigen in Bann, welche Peter von Chateauneuf, den påbstlichen Legaten, und Godofred, einen Canoninum, und viele andere Mönche umgebracht hatten. Die Mörder und ihre Kinder werden bis ins dritte Glied von allen geistlichen Bedienungen ausgeschlossen. Dies traf den Grafen von Toulouse; der Pabst gab seine Länder dem, welcher sie zuerst erobern würde. Dadurch wurde dieser Prinz genöthiget, zum Kreuße zu kriechen, und erhielte endlich, unter höchst erniedrigenden Bedingungen, Vergebung und Ablaß.

Die Kreußarmee, welche über 50000 Mann stark war, fing, der Demüthigung des Grafen ungeachtet, an, die Albigenser mit Feuer und Schwerdt zu verfolgen. Der Graf von Montfort war vem Pabste zu ihrem General ernannt. Die Stadt Beziers wurde im Jahre 1209 in einen Steinhaufen verwandelt, und alles ohne Barmherzigkeit niedergemacht, und über 30000 Personen kamen erbårmlich ums Leben: verschiedenen andern Städten ging es nicht viel besser. Der Graf von Toulouse fonnte endlich nicht länger der Verheerung seiner Staaten mit Geduld zusehen, und das Elend seiner Unterthanen nöthigte ihn, sich imErnst zu vertheidigen. Er verband sich mit dem Könige von Aragon, Peter, dessen Schwester er zurGemahlin hatte. Sie stelleten zusammen eine zahlreiche Armee ins Feld, hatten aber das Unglück, ben Muret aufs Haupt geschlagen zu werden, und der König von Aragon blieb selbst auf dem Plake. Dies geschah im Jahre 1213. Nach diesem Siege wurde zu Montpellier im Jahre 1214 ein Concilium zusammen berufen, welches nach Päbstlichem Gutachten dem Grafen von Montfort die Länder des Grafens von Toulouse zuerkannte, davon selbiger auch sogleich den Titel annahm. Allein, das vom Pabste weggeschenkte fremde Eigenthum war nicht so leicht im Besiß zu nehmen. Der unglückliche Graf von Toulouse hatte noch Macht genug, sich und das Seinige zu vertheidigen. Der Graf Montfort kam bey der Belagerung der Stadt Toulouse um, und genoß die Früchte der päbstlichen Freygebigkeit nicht.

Nach dem Tode des Grafen von Touloufe, welcher im Jahre 1224 mitten in diesen Unruhen starb, unterwarf sich sein Sohn, welcher auch Raymund hieß, der Kirche, und wurde auf dem Concilium zu Montpellier wieder in ihren Schooß aufgenommen.

Dieser. Friede aber war nur von einer kurzen Dauer; denn im Jahre 1226 that man ihn auf dem Concilium zu Paris im Bann, und seine Staaten wurden dem Könige von Frankreich, Ludowig, zugeschlagen; welchem Amaury, der Sohn des Grafen von Montfort, seine vorgeblichen Rechte abgetreten hatte.

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Weil sich aber der Graf zur Wehr seßte und sein väterliches Erbe vertheidigte, so wurde er von dem Concilium zu Narbonne im Jahre 1227 aufs neue in den Bann gethan. Diese Kriege, worinn sich jezt der König von Frankreich stark mischte, endigten sich endlich im Jahre 1229 auf die Weise, daß der Graf die Keßerey abschwor, und seine Tochter dem Bruder, Ludowig des Heiligen, welcher Alphonsus hieß, zur Ehe gab, und zu ihrer Aussteuer die Grafschaft Toulouse bestimmte. Der Pabst hatte schon vorhin gerne einen Theil dieser reichen Erbschaft für die Kirche behalten, und es geschah nicht ohne vieles Widerstreben, daß er davon abstand.

Eben dieser Graf Raymund mußte sich bequemen, im Jahre 1233 harte Befehle wider die Albigenser in seinen Staaten ergehen zu lassen, so wie selbige das Concilium zu Melu im vorhergehenden Jahre verordnet hatte.

Um eben diese Zeit, im Jahre 1234, wurden die Stadinger in der Grafschaft Oldenburg für Keher erkläret und das stadingerLand einer Kreuzarmee Preis gegeben, welche durch Morden, Sengen und Brennen eine Wüsteney daraus machte. Der Erzbischof von Bremen, der Herzog von Brabant und der Graf von Holland, waren die Werkzeuge, welcher sich der Pabst zur Austilgung der ungläubigen oder ungehorsamen Stadinger bediente.

Dergleichen Kreuzarmeen hatten damals ungemeinen Zulauf. Wenn man sich hieben wundert, daß die leeren Jndulgenzien des Pabstes von einer so erstau: nenden Wirkung haben seyn können, so darf man sich nur vorstellen, wie mit diesen Indulgenzien die Hofnnng der Beute verknüpfet war, und wie die geistlichen Sol: daten alle nur erdenkliche Grausamkeiten, Gewalthätigkeiten, und Räubereyen, nicht allein ungestraft ausüben, sondern noch für verdienstliche Handlungen ausgeben konnten. Auch Fürsten und Regenten unterzogen sich willig einem solchen Auftrag des römischen Hofes, die Keher in den Staaten ihrer Nachbaren zu vertilgen, und ergriffen diese Gelegenheit, ein fremdes Eigenthum an sich zu reissen, mit beyden Händen.

Ich verlasse diese blutigen Auftritte und Verheerungen, und wende mich wieder zur Abschilderung der Inquisition und der tyrannischen Rathschläge des römischen Hoses.

Innocent III. gab gleich beym Anfange seiner Regierung im Jahre 1199 oder 1200 eine harte Bulle oder Decret wider die Keßer heraus, worinn auf eine bisher unerhörte Art auch die Kinder für die Eltern büssen sollten. Das Decret verordnet nämlich; daß die Güter der Keßer ganz eingezogen und dem weltlichen oder geistlichen Fiscus anheim fallen sollten, ohne, daß die rechtmäßigen Erben darauf den geringsten Anspruch machen könnten. Man hatte hieben ohne Zweifel zur Absicht, die geistliche und weltliche Obrigkeit zur Aufsuchung und Ausmerzung der Keher desto bereits williger zu machen, wenn man ihrer Willkühr, die kezerischen Güter und Verlassens

schafs

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schaften übergab und anheim fallen ließ. Dies unmenschliche Verfahren sollte auch Furcht und Abscheu für die Aeusserung der Keßercy einprägen. Dieser Grundfaß wurde zuerst in den erzählten Kriegen in Frankreich und bey der daselbst angefangenen Inquisition in Ausübung gebracht. Allein ein so tyrannischer Befehl hatte unüberwindliche Schwierigkeiten wider sich. Innocent III. sahe, daß es nöthig seyr würde, einen so großen Plan der Inquisition, welcher die Monarchie des Pabstes unbeweglich machen sollte, auf das Ansehen eines allgemeinen Conciliums zu gründen: zu dem Ende shte er das IV. Lateransche allgemeine Concilium im Jahre 1215 zu Rom an. Auf selbigem waren über 400 Bischöfe und 1000 Aebte gegenwärtig. Nom aber hatte diese Båter nicht kommen lassen, um ihren Rath zu hören und Gesetze von ihnen anzunehmen: und die 70 Canons dieses Conciliums wareu schon vom Oberhaupte der Kirche eigenmächtig entworfen, ohne vorhergehende Befragung und wider ihren Willen. (*)

Die beyden Bettelorden der Dominicaner und Franciscaner hatte Innocenz schon vor diesem Concilio in Gang gebracht. Neue Orden waren nöthig befunden, um die Welt und das Volk zu bezauberu. Bettelorden mußten es seyn, denn felbigen konnte man auf Kosten der Einfalt leicht Unterhalt verschaffen. Bey dem allgemeinen Vorurtheil, die freywillige Armuth sey etwas Verdienstliches, war es ja auch verdienstlich, sie zu unterstühen. Im 16ten Jahrhunderte bedienete sich Rom noch eben des Kunstgriffes durch die Stiftung der Theatiner und Jesuiten, wovon die lehtern ihm gewiß bis auf unsere Zeiten die größten Dienste geleistet haben. Die Franciscaner wurden schon im Jahre 1210 von diesem Pabste bestätiget. Die Dominicaner erhielten, nach dem geglückten Versuche ihrer Brauchbarkeit zu Ke: kermeistern, gleich nach dem lateranischen Concilio im Jahre 1216, vom Pabste, Honorius den Dritten, ihre Bestätigung.

Rom bediente sich dieser beyden Orden meisterlich zur Bevestigung und Ausbreitung seiner Herrschaft und zur Verfolgung und Ausrottung der Keher. Sie mußten wider die Keher predigen und sie bekchren, die Fürsten und das Volk ermahnen, sie zu verfolgen, von der Zahl und Beschaffenheit der Keher Nachricht einziehen, wie auch von dem Eifer der Römischgesinneten und der Treue der Bi schöfe. Von allem diesen waren sie verpflichtet, dem Pabste Bericht zu geben. Daher

(*) Von den Acten dieses Conciliums befindet sich eine beglaubte Abschrift in der Bibliothek der Cathedralkirche zu Toledo. Diese Acten sind noch nie ganz ans Licht gekommen. Als ich mich einige Zeit zu Toledo aufhielte und die berühmte Bibliothek der Cathedral: kirche besuchte, bat ich, mir die Acten dieses Conciliums zu zeigen. Ich wuste zuverläßig, daß sie da verwahret waren, allein der Dechant gab mir zur Antwort, fie wären nicht vorhanden.

Büschings Magazin, v. Theil.

L

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