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nung (die um 5 Jahre zurück ist, in der That also, da Christus 4 Jahr alt war).

Kaum war Herodes todt, als das ganze Land wieder mit den hefs tigsten Erschütterungen heimgesucht wurde. Salome und Archelaus zögerten anfangs mit der Bekanntmachung seines Todes, und, um das Andenken des Herodes zu ehren, machten sie zuerst den in der Renns bahn eingeschlossenen sechstausend Juden, angeblich noch auf Herodes Befehl, bekannt, er entlasse sie alle nach Hause. Archelaus wurde zum Könige ausgerufen, nahm jedoch das Diadem vor der Bestätigung seir ner Würde durch Augustus nicht an. Er veranstaltete dem Herodes ein prächtiges Leichenvegångniß, die Leiche war mit Krone und Scepter und Edelsteinen geziert, erst folgten die zahlreichen Kinder und Vers wandten, dann die aus Thraciern, Germaniern und Galiiern bestehende Leibwache, dann fünfhundert Diener. Der Zug ging nach der Festung Herodium, anderthalb Meilen von Jericho. Nachdem die sieben Tage der Trauer vorüber waren, bestieg Archelaus mit Gepränge den Tems pelberg, empfing auf einem goldnen Throne sihend die Huldigungen des Volkes, und dewilligte einen Erlaß von Abgaben. Das Volk aber, welches ahnete, daß er nicht mit der Kraft seines Vaters die Zügel des Regiments würde halten können, forderte bey der nächsten Gelegen, heit noch weitere Steuerherabfehung, Abschaffung der Zölle auf Eins und Verkauf, Befreyung der politischen Gefangenen, Bestrafung der Rathgeber, welche zu der Hinrichtung der Aufrührer dem Herodes ges rathen hatten, Absehung bes Hohen Priesters, und a. m. Da das Geschrey der Menge, die persönlich ihn umlagerte, immer wilder, die Forderungen immer dringender wurden, schickte Archelaus endlich Sol, daten unter sie, die ein furchtbares Blutbad anrichteten, wobey an 3000 umgekommen seyn sollen. Nachdem einigermaßen die Ruhe hergestellt war, reiste Archelaus nach Rom, um von Augustus die Bestätigung feiner Würde zu holen (Luc. 19, 12.). Eben dort erschien auch sein Bruder Antipas, der den Archelaus ganz verdrången wollte; zugleich auch Abgesandte jener dritten Partey, welche dem Augustus, wie früher dem Pompejus und Antonius, vorstellten, sie könnten der Herrschaft des Herodischen Hauses recht gut entbehren, und würden am besten frey nach ihren våterlichen Gefeßen leben. Augustus entschied endlich ganz nach dem Testamente des Herodes, nur daß er den Königstitel in der Zukunft dem Würdigsten zu verleihen versprach.

In Judaa waren inzwischen die fürchterlichsten Unruhen ausges brochen. Der Práses von Syrien, Quintilius Varus (der selbe, welcher einige Jahre darauf im Teutoburger Walde gegen Hermann blieb), schickte einen Legaten, Sabinus, nach Jerusalem, das Land für die Römer zu behaupten; er verfuhr höchst tyrannisch, und die Bes fehlshaber der Festungen weigerten sich, ihn einzulassen. Das ganze

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Land wurde voll Raub Mord und Zerstörung. Am Passahfeste ents stand ein Aufruhr in Jerusalem; Sabinus wurde im Palaste des Hes rodes belagert, eine große Menge Römer getödtet; endlich kam Varus mit zwey Legionen, befreyte den Sabinus und stellte die Ruhe wieder her.

Nachdem die Söhne des Herodes in ihrer Herrschaft befestigt was ren, begann aufs Neue der selbe Despotismus, die selbe Verachtung der Jüdischen Sitten, der selbe Hang zu großen Anlagen und Bauten, wie bey ihrem Vater, nur fehlte die kräftige Hand, die Zügel zu hal ten; auch hatte ihre Tyranney dadurch etwas Drückenderes, als die ihres Vaters, daß jener wirklich etwas Großes und Edles nach seinem Sinne schaffen wollte, und nur, wenn er Widerstand fand, durch Eri bitterung Despot wurde; sie aber, unter dem tyrannischen Vater aufs gewachsen, despotisch waren aus Gewohnheit ohne bestimmtes Ziel, dabey knechtisch gegen die Römischen Kaiser, ganz entfremdet ihrem Volke. Augustus, weicher die Juden als Römische Unterthanen ansah, konnte die kleinen Despoten, welche sie zu eigensüchtigen Zwecken aussogen und das Erpreßte dann vergeudeten, nicht begünstigen; auf wiederholte Klas gen sette er den Archelaus ab, und schickte ihn in die Verbannung nach Bienna in Gallien (8 n. Chr.). Judaa wurde nun als ein Uns hang der Provinz Syrien unter einen sogenannten Procurator Caesaris gestellt, welcher, wie mehrere andre, dem Pråses von Syrien unter geordnet war; der erste, welcher angestellt wurde, hieß Coponius.

So lange wenigstens noch einheimische Fürsten, wenn auch unter Römischer Hoheit, das Land regierten, konnte ein gewisses Gefühl der Selbständigkeit die Pharisåer einigermaßen beruhigen; nun aber saben fie fich völlig einer fremden, heidnischen Herrschaft preisgegeben. Als daher der Präses von Syrien, Publius Sulpicius Quirinus, die erse Schahung veranstaltete, welche unmittelbar durch die Römer geschah, konnten die Eiferer es nicht länger ertragen; einer der heftigsten unter ihnen, Judas Gaulonites (oder von Galilåa“ oder „von Gas mala" genannt), wußte eine Anzahl Pharisåer förmlich zu einer Art von Secte zu vereinigen, welche es zum Religionsgrundsaße erklärte, man dürfe keinem fremden Oberen gehorchen. Diese war es, welche von jezt an das Land in beständiger Unruhe und Spannung erhielt, und zuletzt die Zerstörung Jerusalems herbeyführte. Ueberall brac nun wieder Empörung und Verwüstung aus, Räuberbanden durchzogen das Land nach allen Seiten, Städte und Dörfer wurden niedergebrannt. Zwar dämpften die Römer endlich diese Bewegungen, aber der in ihnen wohnende Geist wirkte fort.

Auf den ersten Procurator, Coponius, folgte nun rasch eine Reihe Römischer Ritter, welche meistens nur wenige Jahre das Land verwal teten, und es daher so viel als sie konnten aussogen: Marcus Am bivius, Annius Rufus, Valerius Gratus, über welche uns ge

nauere Nachrichten fehlen. Lehterer seßte während seiner elfjährigen
Verwaltung vier Hohe Priester ab und ein; der zuletzt von ihm bestellte
war Caiphas. Nothwendig mußten die Hohen Priester schnell wecha
feln, da ihre Stellung noch schwieriger war, als die der Procuratoren.
Diese mußten es mit ihren Expressungen und Ungerechtigkeiten nur nicht
zu weit treiben, so konnten sie schon auf Schuß bey den Kaisern rech
nen; aber die Hohen Priester mußten nothwendig dem Volke eben so
sehr als den Römern sich suchen gefällig zu machen, und daraus erflårt
sich wohl der häufige Wechsel derselben.

Verseht man sich lebhaft in diese Zeit, so kann man recht deuts
lich die Absichten der göttlichen Weisheit erkennen, die grade damals
unter den Juden das Heil der Welt aufgehen ließ. Hier sehen wir
das Volk mit dem harten Nacken, mit dem starren, zåhen Festhalten
an dem Gerippe seiner Gesetze und Ueberlieferungen, aus denen Geist
und Leben långst entflohen war, durch zehnfaches Elend gebeugt, gebros
chen, zerschlagen. Jeder neuen Selbsterhebung folgte tiefere. Demů
thigung, jeder neuen Verkehrung der göttlichen Offenbarung ins Fleisch-
liche und Irdische neue und immer furchtbarere irdische Bedrångnisse.
Wie mußte es da freylich nicht unter den immer mehr sich verstoks
kenden Pharisåern, doch aber unter den Armen und Niedrigen - so
viele gebrochne und zerschlagne Herzen geben, die, irre geworden an den
blinden Blinden Leitern und an ihrer düsteren Weisheit, seufzend unter
den schweren Lasten, die sie auflegten, doch aber der Hoffnung voll,
Gott könne sein Volk nicht verstoßen und gedenke ewiglich an seinen
Bund, um den guten Hirten sich sammelten, der alle Mühselige und
Beladne freundlich zu sich rief, damit sie Ruhe fånden für ihre Seelen!

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Dem Gratus folgte Pontius Pilatus (29 n. Chr.). Ihn
finden wir in seinen Håndeln mit dem Jüdischen Volke ganz als den
selben willkürlichen und dabey schwachen Mann, voll der tiefsten Vers
achtung der Juden, doch in Furcht vor ihren Drohungen, wie in der
evangelischen Geschichte. Zu Anfang seiner Verwaltung legte er Trups
pen von Cåsarea nach Jerusalem in die Winterquartiere, und vers
suchte es, was bisher noch kein Römischer Landpfleger gethan hatte,
das an den militårischen Insignien befindliche Bild des Kaisers bey der
Nacht heimlich mit in die Stadt zu bringen. So wie die Juden dies
bemerken, eilt eine ungeheure Menge nach Cåsarea, wo die Römischen
Procuratoren im Palaste des Herodes residirten; doch Pilatus will nicht
nachgeben. Da erlangen sie es, daß sie vor ihm, der auf seinem Tri-
bunal in der Rennbahn saß, alle erscheinen dürfen. Pilatus läßt sie
von Soldaten umzingeln und ihnen den Tod drohen; doch alle werfen
fich nieder und entblößen sich, den Todesstreich zu empfangen, und Pis
latus gibt nach. Ein ander Mal wollte er vergoldete Schilde mit einer
Inschrift innerhalb der Mauern von Jerusalem im Palaste des Herodes®
v. Gerlach. N. Teftam. 2. Bd.

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entspringt er, und entkommt nach Alexandrien, wo er bey dem dortigen Stadthauptmann Alexander zu einer Reise nach Rom sich Geld borgt. So besucht er den Kaiser Tiberius auf der Insel Capreå, der Gråuelhöhle, von wo der finstre alte Tyrann das gefnechtete Römische Reich mit seinen grausamen Befehlen lenkte. Der Kaiser empfångt ihn freunds lich, durch neues Borgen weiß er den Fiscus zu befriedigen, und be freundet sich mit Cajus. Diese Veränderung macht ihn so übermüthig, daß er einmal den Wunsch ausspricht, Tiberius möchte bald sterben, und Cajus das Reich erhalten. Ein Freygelassener, der ihn bestohlen hatte, und sich sichern will, zeigt es dem Tiberius an; dieser läßt Agrippa fogleich in Ketten werfen. Nicht lange danach verbreitet sich ein voreiliges Gerücht vom Tode des Tiberius, sein Gefangenwärter nimmt ihm die Ketten ab, und lädt ihn zu einem frohen Mahle ein; während sie aber zu Tische liegen, kommt entgegengesetzte Botschaft, der fröhlich bekränzte Agrippa wird von Neuem in Ketten gelegt und in den Kerker geworfen, aber auch schon des andern Tages, wo die sichere Kunde von dem wirklichen Tode des Kaisers eintrifft, befreyt; Caligula macht den alten Genossen seiner Ausschweifungen sogleich zum Könige, und scheuft ihm zunächst das Gebiet des kürzlich verstorbenen Vierfürs ften Philippus, so wie eine goldne Kette von dem selben Gewichte, als die eisernen Ketten, welche er damals trug. Herodias konnte diesen Glückswechsel, diese Erhebung ihres Bruders über ihren Gemahl, von deffen Wohlthaten er kurz zuvor noch gelebt hatte, nicht ertragen; sie reizte den Antipas, in Rom sich gleichfalls die Königswürde zu vers schaffen, und reiste mit ihm dorthin. Agrippa, der davon hörte, und für sich davon nichts Gutes ahnete, sandte ihnen einen Freygelassenen nach, der den Antipas als einen Feind des Kaisers und des Reiches verdächtigen sollte. Als dieser Agrippa's Brief dem Kaiser überreicht, ist grade Antipas bey ihm anwesend; Caligula fragt ihn, ob er ein Heer unterhalte, und auf die bejahende Antwort des Antipas hält der Tyrann sich hinreichend von Agrippas Anktage überzeugt, nimmt ihm sein Vierfürstenthum Galilåa und Peråa, und legt es dem Agrippa zu seinen Besitzungen hinzu; Antipas verbannt er nach Lugdunum (Lyon).

Ein Vorfall unter diesem Kaifer brachte fast schon den lehten Ber: zweiflungskampf zum Ausbruch. Von Alexandrien aus war Caligula durch mehrere Feinde der Juden, vorzüglich Apisn, dadurch besonders gegen sie erbittert worden, daß sie ihm vorstellten, wie dies Volk allein vor allen übrigen den Römern unterworfenen seine Verachtung gegen den Kaiser zeige, indem es sein Bildniß nicht in seinem Heiligthume aufs stellen wolle. Eine Gesandtschaft, den Philo an der Spite, konnte ihn nicht besånftigen; und Caligula bestand nun darauf, seine Bildsåule solle im Tempel in Jerusalem aufgestellt werden, und befahl dem Petronius, seinem Statthalter in Syrien, die Ausführung seines Willens. Auf

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einer vorläufigen Untersuchungsreise wird Petronius von allen Seiten mit den Bitten der Juden bestürmt, die weit lieber den Tod leiden, als diese Schåndung des Tempels sich gefallen lassen wollten. Bald wurde er inne, daß ohne bewaffnete Macht es nicht möglich seyn würde, den Befehl zu vollziehen, und berichtet noch einmal an den Kaiser, dem er vorstellt, Judaa würde mit Aufruhr und Krieg erfüllt, und der Kaiser auf Jahre aller Einkünfte aus dieser Provinz beraubt werden, wenn dieser Befehl durchgesetzt werden sollte. Doch würde dies Alles noch nicht hingareicht haben, den Caligula zu bewegen, håtte nicht der Wollústling Agrippa, der sich grade in Rom aufhielt, dem Kaiser ein ausgesucht köstliches Gastmahl veranstaltet, und den darüber ganz entzücks ten Schlemmer, der ihn eine Gnade sich ausbitten hieß, bewogen, dem Petronius Gegenbefehle zu schicken.

Unmittelbar darauf wurde Caligula ermordet (41 n. Chr.), und Claudius an seiner Statt Kaiser. Dieser gab dem Könige Herodes Agrippa fogleich noch Judaa und Samaria zu seiner bisherigen Herrs schaft hinzu, so daß unter ihm auf furze Zeit das Reich Herodes des Großen, ganz Valåstina mit seinen umliegenden Landschaften, unter Einem Haupte vereinigt wurde. So treffen wir diesen elenden, characs terlosen König denn (Apg. 12.) als Christenverfolger in Jerufalem, da er, weicheren Gemüthes als die andern Herodianer, um die Gunst des Volkes sich bemühte. In diesem Sinne verhinderte er denn auch durch Petronius die Aufstellung einer kaiserlichen Bildsäule in der. Synagoge der Griechisch-Phönicischen Stadt Doris, welche die dortige Stadts obrigkeit, dem Kaiser zu schmeicheln, angeordnet hatte. Durch glåns zende Geschenke und Wohlthaten suchte er alle Gemüther für sich zu gewinnen, weil er in schwächlicher Eitelkeit sich gern überall loben hörte. Er lebte gern und viel in Jerusalem, beobachtete aufs eifrigste alle gottesdienstlichen Gebräuche, ja, es soll kein Tag vorübergegangen seyn, an welchem er nicht im Tempel ein Opfer brachte. Als daher ein hefs tiger Eiferer, Simon, unter ihm die alten Vorwürfe gegen das Herodische Haus von Neuem vorbrachte, auch er, Agrippa, sen ein Auss lånder, und gehöre nicht in den Tempel, fand er wenig Anklang, und Agrippa wußte ihn durch Milde zu beschåmen. Daß aber dem Allen keine wahre Frömmigkeit oder ernste Gesinnung zum Grunde lag, wess halb dessen ungeachtet keine dauernde Annäherung an die Pharisåer seinerseits stattfand, bewies er damit, daß er den Bewohnern der Syris schen Stadt Berytus ein Theater und ein Amphitheater erbaute, und in letterem ein Gladiatorenspiel gab, zu welchem er mit großer Mühe und ungeheurem Aufwande siebenhundert Verbrecher zusammenschaffen und sich hinmorden ließ, um mitten in Frieden seinen Bundesgenossen und Freunden den ergöhlichen Anblick einer Schlacht zu gewähren. Er stand bey den vielen kleinen Tyrannen Asiens in hoher Achtung, und

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