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auf sich zu ziehen. Allein es waltete meist auch ein unglücklicher Stern über dem, was wirklich herausgegeben wurde, und es kam entweder nicht in die rechten künstlerischen oder, was öfter der Fall war, nicht in die rechten kunsthändlerischen Hände. In diesen Umständen liegt ein wesentlicher Grund weshalb Cornelius verhältnißmäßig so wenig wirklich in seinen Werken gekannt wird.

Ein anderer Uebelstand ist der, daß der Meister fast nur a fresco gemalt und Kartons gezeichnet hat. Delbilder von seiner Hand giebt es nur einige wenige. Seine Fresken sind in Rom und weit überwiegend in München. Wer also nicht in Rom die beiden Josephsbilder gesehen, oder vornehmlich wer nicht in München Glyptothek, Pinakothek und Ludwigskirche studirt, der kennt ihn nicht. Es geht ihm wie dem Michelangelo, der in Aller Munde ist und von Wenigen nur gekannt. Aber es könnte mit Cornelius anders sein, wenn die preußische Regierung nicht eine schwere Schuld auf sich geladen. Ich rede nicht von einer Schuld gegen die Person des Meisters, denn diese, wenn sie vorhanden, tritt zurück hinter die Schuld gegen die Sache und das Volk. Es ist nämlich, wie bekannt, das Unglaubliche geschehen, daß die Kartons des Cornelius, welche fast sämmtlich im Besitze des preußischen Staates sind, theils zusammengerollt irgend wo verliegen, theils in Ateliersräumen dicht gedrängt hängen, so daß man sie also gar nicht oder nur fümmerlich sehen kann. Dieser Zustand dauert seit 25 Jahren, und ich finde kein geeignetes Wort, um ihn, wie er es verdient, zu bezeichnen. Nur einmal, im Jahre 1859, war eine Ausstellung dieser Kartons auf kurze Zeit durchgesetzt worden, und wie dringend man in Berlin auch seitdem, da man nun die Größe des Meisters mit eigenen Augen sah, die dauernde Aufstellung derselben forderte, es geschah nichts. Ich will nicht von dem Genuß sprechen, der im Anschauen dieser Werke liegt, nicht davon, wie die Kunstentwickelung seit einem viertel Jahrhundert hätte anders sein müssen, wenn Künstler und Volk im täglichen Anschauen dieser Kartons sich hätten bilden können. Nur dies will ich betonen; der Staat hat damals diese Kartons erworben, damit sie gesehen, nicht, damit das Licht unter den Scheffel gestellt werde. Das heißt aber schon im gewöhnlichen Leben keine gute Wirthschaft, heute Geld für Dinge ausgeben, die man Tags darauf in den Winkel wirft. Und um wie viel schlimmer stellt

sich das, wenn diese Dinge Kunstwerke edelster Art sind, wenn der Besizer der Staat ist! Zudem, die Kartons sind Papier auf Leinwand gezogen, und jedes Kind weiß, daß Papier ein dünner unzuverlässiger Körper ist. Wie leicht also können dieselben durch Feuer und Nässe, durch Brüche und Rauch leiden? Der Gedanke ist gradezu beängstigend, wenn man sich zugleich erinnert, daß von den Domentwürfen nur erst die Reiter angemessen vervielfältigt sind, daß von den Glyptothek - Fresken nur drei Blätter in Kupferstich erschienen. Ein einziger unglücklicher Zufall kann die Perlen der deutschen Malerei in wenigen Minuten spurlos vernichten; und sie sind unwiderbringlich und auf immer verloren. Kann die Regierung bei solcher Sachlage und Erwägung den preußischen Staat noch fernerhin so bloß stellen, daß man dereinst sage: Für alles Andere war Geld in Hülle und Fülle da, nur um ein paar Wände aufzurichten, an denen man die Meisterwerke der Kunst aufhängen könnte, dafür war jeder Groschen zu schade. Noch einmal, ich weiß kein Wort, um dem Gefühle erlaubten Ausdruck zu geben, welches mich überkommt, wenn ich bedenke, wie schr leicht die preußische Regierung hier ihre Pflicht erfüllen konnte, und wie seit fünfundzwanzig Jahren Nichts geschieht! Nur eines sage ich: Dieser Zustand tritt der Ehre des deutschen Namens zu nahe. Es muß ein Cornelius Museum für sich einzeln, oder, wenn dies nicht zu erreichen, als eine Abtheilung des verheißenen National Museums unweigerlich erbaut werden. *)

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Für uns, den Leser und den Verfasser, bieten sich bei solcher allge= meinen Sachlage manche Schwierigkeiten dar; denn wie herrlich wäre es, wenn wir bei unseren Unterhaltungen sagen könnten: In jenem Saale der so und so vielte Karton“, oder wenn wir die Werke in gelungenen Photographieen zur Seite hätten! Wir müssen uns behelfen, d. h. der Verfasser wird von der Beschreibung und der kritischen Würdigung der einzelnen Werke, soweit der angegebene Zweck dies nicht dennoch erfordert, wie schon bemerkt, Abstand nehmen. Vielleicht, daß spätere Zeiten hierzu günstigere Verhältnisse bringen. Unser Ziel richtet sich auf die künstlerische. und geschichtliche Sendung des Meisters im Großen und Ganzen, doch

*) S. Beischriften. 1.

diesem Ziele können wir wiederum uns naturgemäß ja nur nähern durch schrittweise Betrachtung des Einzelnen.

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Aloys Cornelius, der Vater unseres Meisters, war selbst Maler; diesen Beruf hatte er nur durch große Festigkeit und zum Verdruß seiner Eltern, deren Willen ihn dem geistlichen Stande bestimmte, ergreifen können. Später wurde er Zuspector der Akademie zu Düsseldorf und Lehrer in der Elementarklasse dieser Anstalt. Mit der Akademie in naher Beziehung stand die berühmte Gemäldegallerie, welche 1805, als der bayerschen Krone der 1801 von Napoleon zugewiesene Besiß von Düsseldorf gefährdet schien, unter dem Titel der Sicherstellung und Flucht nach München geschafft wurde. 1806 verlor Bayern auch wirklich Düsseldorf, aber die Gallerie behielt der Münchener Hof, und ließ sie später in die Pinakothek mit übergehen. Dieser offenbare Kunstraub nach bestem Napoleonischen Muster hatte nur dies eine Gute, daß wenigstens die Bilder in Deutschland blieben. Aloys Cornelius erlebte diese Flucht" nicht; er starb 1799.*) Die Wittwe und die Kinder sahen sich der Rauhheit des Lebens ausgesetzt; die Söhne lernten früh Sorge und Arbeit kennen. Fünf Schwestern und zwei Brüder erreichten höhere Lebensalter; der ältere dieser letzteren, Lambert, war Nachfolger des Vaters und Inspector der Akademie, der zweite ist Peter, der Meister, welchem unsere Betrachtungen hier gelten. Er wurde am 23. September 1783 zu Düsseldorf geboren. Schon in der frühen Kindheit verrieth sich sein angeborener Sinn für die Kunst, indem die Abgüsse im Antikensaal oder auch Bilder oft dazu dienen. mußten, den schreienden Knaben zu besänftigen; ja es wird erzählt, daß die Mutter sogar in der Nacht dies Mittel anwendete, gewiß ein Zeichen der ungewöhnlichen Wirkung jener hohen Götter- und Heldengestalten auf ein Kind. Einen liebenswürdigen Zug, der von diesem ursprünglichen, im Kinde schon früh sich regenden Triebe zur Kunst ein artiges Zeugniß ablegt, hat der gleichnamige Neffe unseres Meisters, der Componist Peter Cornelius, in sinnigen Versen erzählt. Ich theile, freundlichst hierzu ermächtigt, das legendenähnliche Gedichtchen in der, Cornelius selbst anreden= den Form, hier mit:

*) S. Beischriften. 2.

„Ich hört einmal in froh erregter Stund'
Den Lebenszug aus deinem eignen Mund:
Du warst nur noch ein Knabe zart und klein;
Bei deiner Mutter kehrten Freunde ein.
Und wie in Scherz und Ernst die Rede lief,
Der Freunde einer zu sich her dich rief.
Hielt dir ein Geldstück nagelneu und licht
Und schwarze Kreide lächelnd vors Gesicht.
Und sprach: Nun Pitterchen, nun wähle hier,
Was du am liebsten willst, das geb' ich dir.
Du aber nahmst die Kreid' ihm aus der Hand
Und liefst und maltest eifrig an die Wand.

So oft mir's einfällt, rührt mich tief mit Lust
Der Trieb des Genius in des Knaben Brust.
Wenn unsre Zeit einmal zur Sage ward,
Die mit Gescheh'nem holde Wunder paart,
Gewiß, dann wird in deines Wirkens Licht
Dein Leben auch zum heiligen Gedicht.
Gewiß, dann singt dein Volk: Der das erfand,
Ein Engel gab die Kreid' ihm in die Hand!“

In dem Alter dann, wo der Schulbesuch beginnt, war Peter schon oft um den Vater beschäftigt, und reinigte ihm Pinsel und Palette; bald auch kam er selbst zum Zeichnen, und er wurde fleißig angehalten, nach Stichen Rafaelischer Bilder sich zu üben. Sein angeborener Trieb zu bilden entfaltete sich mehr und mehr und war so groß, daß er schon als zehnjähriger Knabe Bilder mit der Scheere in schwarzem Papier ausschnitt, die er nach den Stellen der biblischen Geschichte, wie sie der Lehrer in der Schule erzählt hatte, sich erfand und dachte; einige dieser Papierschnißereien sind noch vorhanden. Der häufige Aufenthalt unter den Gemälden der herrlichen Gallerie und den Antiken mußte natürlich die Phantasie eines solchen Knaben mächtig entzünden, und die Begeisterung für die Kunst wie der Glaube an den eigenen künstlerischen Beruf wurde so immer lebendiger. Wohlthätig wirkte auch auf ihn das muthige Streben seines ziemlich gleichaltrigen Vetters ein, mit dem er oft spielte und verkehrte, und der schon frühe seinen Beruf zur Schauspielkunst begeistert empfand, sich später auch Ruhm durch seine Darstellung Shakespearischer Charaktere erworben hat; er war der Vater des eben genannten Componisten Peter Cornelius. Das Wort eines Freundes vom Vater unsres Meisters, der,

die Begabung des Knaben erkennend, eines Tages ausrief: „Nehmt mir das Kind in Acht! Das wird einmal ein Ueberflieger", mußte in der Folge nothwendig Trost und Kräftigung verleihen, als nach des Vaters Tode an die Mutter die Aufforderung erging, ihren Sohn Peter das Goldschmiedehandwerk erlernen zu lassen, welches als gutes Geschäft die Familie mehr sichern würde, als die Malerkunst. Es war dasselbe Schicksal, welches einst drohend an Dürer herangetreten, der auch Goldschmied werden sollte. Dürer's Vater, die Begabung des Sohnes endlich erkennend, gab mit Widerstreben den eigenen Willen auf, Cornelius Mutter aber, an den künstlerischen Beruf ihres Sohnes glaubend, schüßte ihn vor dem gefährlichen Drängen. Ueber diesen wichtigen Entscheidungspunkt in seinem Leben schrieb Cornelius später an den Grafen Rasczynski: „Ich verlor meinen Vater, als ich im sechszehnten Jahre war; ein älterer Bruder und ich mußten nun die Geschäfte und Obliegenheiten einer zahlreichen Familie übernehmen. Es war damals, als meiner Mutter von einer Seite der Antrag gemacht wurde, ob es nicht besser wäre, wenn ich statt der Malerei das Gewerbe der Goldschmiede ergriffe, weil erstens diese Kunst zu erlernen so viel Zeit koste, andererseits es so viele Maler schon gebe? Die wackere Mutter lehnte Alles entschieden ab; mich selbst ergriff eine ungewöhnliche Begeiste= rung; durch das Zutrauen der Mutter und durch den Gedanken, daß es nur möglich wäre, der geliebten Kunst abgewendet werden zu können, ge= spornt, machte ich Fortschritte in der Kunst, die damals viel mehr versprachen, als ich geworden bin. Es war nicht leicht eine Gattung der Malerei, worin ich mich nicht geübt, wenn es verlangt wurde. Es waren oft geringfügige Aufträge (Kalenderzeichnungen, Kirchenfahnen, Bildnisse ze.), denen ich eine Kunstweihe zu geben trachtete, theils aus angebornem Triebe, theils nach des Vaters Lehre, welcher immer sagte, daß, wenn man sich bemühe, Alles, was man mache, aufs beste zu machen, man auch bei Allem etwas lernen könne." Diese von Cornelius erwähnte „eine Seite“ war der Akademie Director Langer, und man kann sich hieraus, wie aus den verwandten Umständen bei Overbeck, wie auch aus der Behandlung von Carstens durch die Akademie in Kopenhagen, den preußischen Minister v. Heinitz und die deutschen Künstler in Rom eine Vorstellung bilden von der mechanischen Schulmäßigkeit und der dünkelhaften Schulweisheit, welche

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