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DR. FERDINAND HITZIG,

PROFESSOR DER THEOLOGIE IN HEIDELBERG.

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C1235.2,2,30

MARYARD COLLEGE LIBRARY

1868, Oct. 5.

Wilson Beguest

H

Vorrede.

Durch das Werk, dessen erster Band hiermit erscheint, gedenke ich einer doppelten Pflicht nachzukommen, einmal gegen die Leser meiner Uebersetzung und Kritik der Psalmen (Heidelberg 1835 und 1836), und dann auch gegen mich selbst. Ich mag nicht länger für Meinungen verantwortlich sein, die ich längst nicht mehr hege, und nicht ferner mich tadeln lassen wegen richtiger Behauptungen, ohne dass ich die Untauglichkeit der Einreden aufzeige. Vielmehr, nachdem sich manche dort vorgetragene Ansichten mir seither als irrig herausgestellt, oder aber sich noch weiter bestätigt haben, und neue Ergebnisse gewonnen worden sind, bringe ich nunmehr die exegetische Begründung nach, Unhaltbares fallen lassend, Wahrheiten weiter beweisend. Auch bin ich allmählich so weit, um mit einzelnen Büchern des Alten Test., den Psalmen z. B., abschliessen zu müssen. Wenn dergestalt aber die grosse Zahl der Psalmencommentare noch um einen vermehrt wird, so kann allerdings nur die Beschaffenheit des Buches selbst seine Herausgabe schliesslich rechtfertigen. Des Vfs. Verhältniss zu Vorgängern wird dem Leser von selbst erhellen; vollen Grund dagegen habe ich, mich auszusprechen über Anderer und

meinen Stand zur Sache.

Die Exegese ist eine Kunst, welche von jeher mehr ausgeübt wurde, als recht gelernt; und noch heut zu Tage dürfen als Ausleger des Alten Test. Solche das Wort nehmen, welche nicht einmal die Anfangsgründe der hebräischen Sprache verstehen, und denen in jedem andern Gebiete der

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Alterthumswissenschaft Stillschweigen auferlegt würde. Dem Sohne seiner Zeit bringt es keine Schande, wenn er in Erkenntniss sich über dieselbe nicht erhebt; ob es aber dem anderweitig gesicherten Nachruhme DE WETTE'S nicht schade, dass das Andenken an die Zeiten der Unphilologie durch Wiederauflegung seines Psalmen commentars neu aufgefrischt wird, kann mindestens gefragt werden. Ohne Frage dage

gen ist die Thatsache selbst, dass das Buch, welches einst einen Fortschritt bezeichnete und vor vierzig Jahren auf der Höhe der Wissenschaft stand, im gegenwärtigen Jahrzehent noch einmal erscheinen konnte, - sie ist, sage ich, ein Beweis, dass man der Genügsamkeit unserer Zeitgenossen etwas zutrauen darf. Und dieses Zeichen steht nicht etwa einzeln. Es wird ja jetzt wieder rabbinischer Aberwitz für geistreich gehalten, und das Gegentheil des Geschmackes und der gesunden Vernunft darf sich spreizen als Wissenschaft. Auf der Gegenseite aber nach einem Menschenalter seit Verbesserung der Grammatik durch EWALD behilft man sich, wesentlich noch auf dem Standpunkte DE WETTE'S stehend, mit einer abgestandenen altfränkischen Syntax; wo denn Einer freilich die meisten sprachlichen Erscheinungen zweideutig finden und es über ein unsicheres Herumtappen schon in der Exegese, geschweige in der Kritik nicht hinausbringen wird. Die Hebraisten versäumen es gemeinhin, sich durch das Fegfeuer der Grammatik hindurchzuarbeiten; und begreiflich nimmt man noch weniger darauf Bedacht, den Sprachgebrauch zu studieren und das Gefühl dafür zu schärfen, was wirkliches Hebräisch ist, und nicht bloss um der Grammatik willen möglich. Auch sollte man, was gewöhnlich nicht geschieht, das Hebräische an der Prosa lernen, um es bei der Poesie zu verstehn, auf dass man wisse, was für den Hebräer Poesie war, und nicht nackte Prosa dichterisch übersetze oder umgekehrt. Wenn schliesslich die Ausleger des Alten Test. vorab und einzig punktirte Texte lesen, und das in der Punktation ausgedrückte Verständniss als selbst Text, dessen Richtigkeit ohne Untersuchung vorausgesetzt wird, hinnehmen: so haftet all ihrem Gebahren zum Voraus Akrisie an.

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Ohne mich an meine bezügliche frühere Schrift zu binden, nahm ich die Fragen nach Zeitalter, Verfasser, Anlass einzelner Psalmen nochmals in Untersuchung; das kritische Material wurde sorgfältig zusammengetragen und gesichtet, auch allerdings auf Grund davon regelmässig ein Urtheil gefällt. Durchaus in derselben Weise, wie z. B. bei griechischen oder römischen Schriftstellern zu geschehn pflegt, habe ich mit Benutzung jedes brauchbaren Hülfsmittels an den Psalmen Kritik geübt, negative oder auch, wie es fiel, positive; und ich wage zu hoffen, dass man meine Weise. ruhiger Prüfung und Entscheidens nach Sachlage künftig nicht mehr mit der subjektiven, visionären Kritik zusammenwerfen werde in Eine Verdammniss. Freilich, wenn ich geglaubt hatte, durch Sammeln des Stoffes, der Beweisstücke für die Kritik mir ein kleines Verdienst zu erwerben, so nahm ich seither mit Leidwesen wahr, wie selbst solche kritische Vorarbeit auf manchen Seiten entschiedener Ungunst begegnen musste, welche sich nicht mit der kindischen Furcht vor Hypothesen entschuldigen kann, und nur aus Hasse oder Verachtung aller Kritik sich erklären lässt. Aber Ars non habet osorem, nisi ignorantem; und, während Jemand vielleicht in einem andern Fache Ausgezeichnetes leistet, ist doch denkbarer Weise für höhere Kritik sein Geist nicht angelegt. Wenn nun ein Solcher Grund haben mag, am möglichen Erfolge seiner Bemühungen zu verzweifeln, folgt dann daraus nothwendig, dass auch kein Anderer das Ziel erreicht hat oder erreichen wird? muss desshalb alles Nachdenken und Forschen vergeblich sein? Wer seine Lust daran hat, Weiterstrebende am Rockschosse festzuhalten, mag zusehn, wieviel Ehre er damit einlege; das Dreinsprechen aber in Fragen der höhern Kritik von Seite Dessen, der nicht einmal ein leichtes Textgebrechen zu heilen weiss, bleibt billig unbeachtet, denn wer im Kleinen nicht treu ist, wie kann er probehaltig sein im Grossen?

Nach meiner Gewohnheit werden auch in diesem Commentar die Gründe der Erklärung durchgesprochen; was der Erläuterung bedarf und werth ist, wird erläutert, und für jede Behauptung auch der Beweis versucht. Bei meinem

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