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Wie Adam und Eva von dem slangen betrogen wurdent und sür das gebott gottes übergingent.

[Bild: In der mitte ein baum mit blättern und früchten (äpfeln?); darum die schlange mit menschlichem antlitz und krone gewunden; Eva hat bereits eine frucht in der hand.]

bl. 14

Eva was der reden fro;

465 Sü wonde, es were also,

Als er ir kunt hette getan.
Do betroug sü leider ir wan.
Domitte er sich in die este vielt,
Der aller untruwen wielt,
470 Und brach einen appfel abe.
Er sprach: 'Eva, nym die habe.
Die ist dir gut zu niessende,
Von krafft begynnet fliessende
Von dir zu hant der tumbe synne.

475 Den appfel bot er ir hin.

Der was schön und wol gesmach.
Vil lieplichen sü in anesach.
Und begunde in sere wenden
Hin und her in den henden.
480 Domitte beiss sü darin,
Das ander teil gab sü hin
Adam, das noss er zu hant.
Owe dirrer unselden bant

bl. 14b Und maniger fluch!
485 Eva möhtestu dinen buch
Mit anders nit gesatten?
Din koste kunde matten
Ein gar gewunnen spil,

Das menschlich kunne uff das zil

490 Gezogen hette, das es † were
Gewunnen und unschedelichen were.

Do kam du, Eva, sunder gut,
Do das spile was unbehut,

Und dete leider einen schach,
495 Dovon leit und ungemach
Aller welte ist geschehen.

Din ougen kunden rehte spehen,
Wanne das spile zu matte were.
Owe dirre grossen swere,
500 Das aller dirre ungemach

Nuwent von einem bisse geschach.
Der were verlossen bas.

Das lossent wir one hass,
Wenne sü sin wenig genoss,
Die uns broht der sunden kloss.
506 Dovon sint wir selden bloss.
Do der appfel gessen wart

bl. 15

In des paradises gart

Von Eva und Adamen,

510 Die sich mustent schamen,
Und do in dis leit geschach,
Ir yetweders des loubes brach
Von eins vygebömes aste

Und bundent das vil vaste

515 Zu deckende für ir scham,

Wanne sü die scham so sere ankam,

Das sü sich bergen begunden.

Nu was es an den stunden,
Als sich endet mittag.

520 Adam dort verborgen lag
Under der böum este.

Er truwete nit, das gott weste
Die sünde, die er hette getan.
Zwore das was ein tumber wan,
Wann gott erkante die wercke ee,
526 Das der wille volle gee;

bl. 15b

Vor gotte kan niht

Verholen sin, was geschicht
Offenbare oder tougen,

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530 Es sehent sin göttlichen ougen.
Er hatte dovor lange gesehen,
Was Adam solte beschehen.

Das leit höre ich die worheit iehen.

Wie Adam und Eva sich in dem paradise verbargent umb das sü gottes gebott übergangen hettent.

[Bild: Eva und Adam an der mauer hinter bäumen so sitzend, dass man nur die köpfe sieht; davor gott die rechte erhebend, in der linken eine kugel, auf der ein kreuz steht.]

bl. 16

Gott aller gütte urspring,
535 In des hant der welte ring
Ist beslossen und des gewalt
Ist ungezalt und manigvalt,
Kam also gegangen dar,

Do Adam lag, und nam sin war

540 In dem paradise

Reht in der wyse,

Ob er sin nit wuste do.

Er rüffe lute und sprach so:
'Adam, wo bistu? zöige dich mir.'
545 Herre, ich schame mich vor dir,
Wanne ich bloss und nacket bin.'
Er sprach: 'wer gab dir den synn,
Das du wüstest, was schame were,
Wanne das du nit verbere

550 Den boum, den ich verbot dir?'
'Herre, das wip, das du mir
Gebe zu einer gesellynne,
Die wart der äppfel süsse inne.
Der ass sü und gap ouch mir;

bl. 16b

Der noss ouch ich; die schulde ist ir,
556 Min schulde ist kleine daran'.

"Warumbe hastu das getan?'
Sprach er zu dem wibe do.

'Herre, mir riete der slange also,

2

Lutwin

1

560 Das ich des bomes wücher nüsse,
An manigem dinge ich des genüsse;
Und nach der selben slangen rat
Ass ich den appfel an der statt.
Ich wonde, ich dete reht daran.
565 Do trog mich leider myn won;
Wanne ich nit reht gevolget han.'
Gott in zorne sich enzunde,

Wanne an der selben stunde

Der slangen fluchen er began.
570 Er sprach: 'sit du den rate hast getan,
Do von leit geschehen mag

Der welte, so bis für disen tag
Verteilt und verfluchet gar
Under aller wurme schar,

575 Den ich naturlich leben
bl. 17 Uff erden han gegeben.
Du ginge uffgeriht ee:
Du must aller yemerme
Gon nach mins willen glust
580 Uff der erden mit der brust.
Ouch mustu one wende

Essen erden bitze an din ende.
Domitte will ich dich letzen.
Vyentschafft will ich setzen

585 Zwüschent dir und dem wibe,
Du ir yemer hessig blibe,
So das sü sich an dir reche
Und din houbt zerbreche:

So solt ouch du die fersen ir

590 Slahen mit eyter zungen gir.

Den fluch habe iemer me von mir'.

Der slangen was gefluchet so,

Gegen dem wibe kerte gott do

567 vgl. 1452. oder 'crust'. 586 fehlt in der hschr.

*

577 Du M: Die.
'ir' (M) fehlt. 587
590 mit diner eyter.

578 aller: aber? sich: dich. 589 die fersen M: 591 habe ich iemer me von ir.

580 'trust'

Mit zornes grymme und sprach:

595 'Hertzeleit und ungemach
bl. 17b Wyll ich dir yemer meren.
Du solt kint geberen

Mit hertzesweren wehen.
Myt leide in ungemach.
600 Von maniger slahte sach
Wurt dir not gekundet.
Sit du hast gesundet,
So sol dins libes fruht

Mit vil grosser sünden suht
605 Von dem manne enpfohen sich.
Ouch sol der man über dich
Gehöhet sin und geheret.

So wurstu dicke verseret
Von mannes gewalte,

610 So das er din walte

Und. dich habe in siner pflege.
Disen fluch habe allewege,
Sit du mit sünden überlast
Min gebot übergangen hast.

615 Nu sige die selde dins libes gast!'
Adam lag noch dort verborgen

bl. 18

In vorhten und in sorgen.

Im seite wol sin swerer mut,
Als er mir selber dicke dut,

620 Das ymme maniger slachte swere
Von den sünden kunfftig were.
Untze er do an der stunde
Zu imme sprechen begunde
Zornigklichen in grymme:

625 Sit du des wibes stymme
Gevolget hast und nit mir
Und nach der frossheit gir

*

598 Hier fehlt 1 vers, etwa 'Din leben sol ergen' vgl. 1765.

wursten.

608

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