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menischen, seleucidischen und ptolemäischen Könige und des Lurus ihrer reichen Hauptstädte 21).

Am macedonischen Königshofe, unter Antigonos Gonatas, werden eine Reihe von Dichtern und Philosophen erwähnt, die sich der Gunst des Königs erfreuten; doch war dieses Verhältniß nur von kurzer Dauer. Das pergamenische Reich, welches bald nach Alexander's Tode entstanden war, hatte seit dem zweiten Jahrhundert durch -die Blüthe von Kunst und Wissenschaft fast die Bedeutung eines neuen Griechenlands erhalten. Die pergamenischen Könige unterstüßten und förderten viele Gelehrte, deren Namen überliefert sind; sie besaßen reiche Kunstsammlungen und prächtige Tempel; die berühmte Bibliothek zu Pergamum wurde zulcht an Antonius verschenkt und nach Alexandrien gebracht. Von Philosophen hatten besonders Stoiker dort festen Fuß gefaßt. Ein pergamenischer Künstler schuf eine berühmte Statue des Asklepios im Tempel dieses Gottes zu Pergamum, und andere pergamenische Künstler verherrlichten die Siege ihrer Könige über die Kelten 22).

Das aus den Diadochenkämpfen hervorgegangene syrisch-seleucidische Reich, welches von Anfang an keine solche Einheit und centrale Kraft hatte, wie das egyptisch-ptolemäische, sondern ein Conglomerat der verschiedensten Bestandtheile war, konnte den Hellenismus nicht in demselben Grade, wie jenes, durchführen; dort war nur das eine egyptische Wesen mit dem griechischen zu verschmelzen, während dagegen die Seleuciden Perser, Syrer, Babylonier unter sich hatten, von denen kein Element für sich allein das Mischungsverhältniß des Seleucidischen Hellenismus bestimmen durfte. Auch in Syrien wurden neue Städte gegründet und von diesen städtischen Mittelpunkten drang die griechische Sprache weiter und weiter auf das flache Land hinaus 23). Doch behielten die Syrer mit oberflächlicher Leichtigkeit der Formen, die sich. mit den Künsten orientalischer Weichlichkeit und Ueppigkeit verbanden, die Neigung zu sinnlichen Culten und Aberglauben. Im Wetteifer mit Athen wurde Antiochien, das ganz griechische bürgerliche Einrichtungen hatte, ein blühender Sammel

21) Bernhardy, Grundriß der griechischen Literatur, I, 434 ff. 456 f. Droysen, Geschichte des Hellenismus, II, 207 f.

22) Bernhardy a. a. D. S. 441 f. Müller, Archäologie der Kunst. 3. Aufl. S. 161 f.

23) Droysen a. a. D. II, S. 571.

plaz und Studiensiz, der als Vorschule für den ganzen Orient galt. Auch am Hofe syrischer Könige werden Dichter und Geschichtschreiber erwähnt. Neben Antiochia übten die Städte Sidon, Gaza, Tarsus, Ephesus und Rhodos auf die Pflege griechischer Bildung, Kunst und Wissenschaft, sowohl durch namhafte Schulhäupter, als durch die vom Staat ausgehende Förderung, großen Einfluß. In Rhodos lebte der größte Astronom des Alterthums, Hipparchos, und blühte dort lange Zeit eine griechische Kunst- und eine Rhetorenschule. In Tarsus, der Heimath des Apostels Paulus, herrschte bei strenger Sittenzucht besondere Liebe für Poesie. In dem reichen und blühenden Ephesus blühte noch um's Jahr 100 v. Chr. G. eine Kunstschule, aus welcher der im Musée royal im Louvre zu Paris befindliche berühmte borghesische Fechter stammt 24).

Die Ptolemäer in Egypten erfaßten am nachdrücklichsten den Gedanken Alexanders des Großen und suchten denselben in dem aufblühenden Alexandrien durchzuführen, welches durch sein literarisches Leben den Geist der neuen Zeit fast nach allen Richtungen hin in Philosophie und Dichtkunst, Geschichtschreibung und Gelehrsamkeit, wie in der Ausbildung der realen Wissenschaften, Mathematik, Astronomie und Naturwissenschaften darstellte. Die Wissenschaft begann die Welt zu umfassen; von allen Seiten her in sich aufnehmend und nach allen Seiten hin sich ausbreitend, gewann sie eine neue Gestalt, Alexandrien wurde der Heerd einer Weltliteratur, einer Weltbildung, in welcher die Resultate aller früheren zerstreuten volksthümlichen Entwickelungen vereinigt sind. Der Geograph Strabo sagt von den gebornen Alexandrinern, daß sie die Welt um der Bildung willen durchzogen, sowie sie von Fremden besucht wurden und zahlreiche Schulen besaßen. Doch nur in Alexandrien selbst vollzog sich die Verschmelzung des egyptischen und griechischen Wesens, im übrigen Egypten bildete der Hellenismus ein dem nationalen Leben fremdes Element 25).

Auf dem Boden dieser neuen hellenistischen Reiche, die nach längerem oder kürzerem selbstständigen Bestehen als Bestandtheile in das römische Weltreich eingingen, vollzogen sich jene geistigen Bil

24) Bernhardy a. a. D. I, 419. 425 f. 440 ff.

25) Bernhardyo, a. a. D. I, 419 f. 428 f. 445. Droysen a. a. D. II. 43.

dungsprocesse, die in dem Begriffe des Hellenismus zusammengefaßt werden. Unter die Einheit des sie beherrschenden gemeinsamen Zuges der Zeit gestellt, bilden sie einen innerlich zusammenhängenden Verlauf, gewissermaßen die Lebensstufen des Zeitgeistes. Wir unterscheiden als solche den Verschmelzungsproceß der Religionen, die reinigende Macht der Aufklärung und die Versuche zur Neubeseelung des halbentseelten Weltreiches.

Erstes Capitel.

Der Verschmelzungsproceß der Religionen.

Mit

Als ein „Suchen Gottes" kann man das allgemeinste Grundstreben des Zeitalters bezeichnen, das sich seit Alerander's Gründungen bis tief in die römische Kaiserzeit hinein bemerkbar machte. dem allgemeinen Zerfalle der alten Naturgrundlagen der Staaten und der Auflösung der Naturbildungen des Völkerlebens hatte sich der Völker ein dunkler Drang nach einem Neuen und Höhern bemächtigt, für welches die Zeit selbst noch keinen Namen wußte, ein sich selbst noch nicht verständliches Streben nach tieferer Befriedigung des Innern, die Sehnsucht nach einem tiefern Inhalt und einer neuen Form des menschlichen Ideales. Dieses Suchen nach einem Neuen, noch Unbekannten, dem das Herz der Zeit bereits entgegenschlug, che seine Gestalt offenbar geworden war, gab sich unwillkürlich seinen sprechendsten Ausdruck in dem Altar, dem nach der Darstellung der Apostelgeschichte 26) der Apostel Paulus in Athen Ob begegnete, und der „dem unbekannten Gotte" gewidmet war. gleich von einheimischen und fremden Göttern voll, hatten die Athener doch noch Tempel und Altäre für unbekannte Götter gebaut und ebenso befand sich zu Olympia ein solcher, einem unbekannten Gotte geweihter Altar 27). Im Streben nach religiöser Befriedigung konnte sich das Gemüth nicht genugthun; es genügte nicht der Dienst, der

26) A. G. 17, 23: „Ich bin hier durchgegangen und habe eure Gottesdienste gesehen und fand einen Altar, darauf war geschrieben: Dem unbekannten Gotte. Nun verkündige ich euch denselbigen, dem ihr unwissend Gottesdienst thut."

27) Pausanias, Beschreibung Griechenlands, I, 1. V. 14.

den bekannten heimischen Göttern geweiht wurde; es konnte ja göttliche Mächte geben, die Verehrung heischten, ohne solche bisher von den unwissenden beschränkten Sterblichen erlangt zu haben. Was sprach sich in solcher Reflerion anders aus, als jene Unbefriedigung und halbe Verzweiflung ängstlicher Gemüther, die eine Befriedigung suchten, ohne für deren Inhalt einen Namen zu haben?

Der Zerstreuung der Hellenen unter die Völker Asiens (und auch Egypten gehörte durch seine geographische Weltstellung zu Asten) und der allgemeinen Wanderung der Völker innerhalb des Länderkreises, über den sich die hellenische Bildung verbreitete, entsprach eine allgemeine Verbreitung und Zerstreuung der verschiedenen religiösen Culte, gewissermaßen eine Wanderung der Götter selbst, die bisher von den Völkern ausschließlich auf dem engen heimischen Boden verehrt worden waren. Alexander selbst hatte bei seinem Eroberungszug überall den heimischen Göttern geopfert; dadurch hat er die Verbreitung dieser Culte in Griechenland ge= fördert.

Und so begegnen wir hier einer eigenthümlichen Gattung neuentstehender Mythen und Göttersagen, welche bestimmt sind, die neuen religiösen Verhältnisse, die aus solcher Götterverschmelzung hervor gingen, an den alten Zusammenhang hellenischer Mythen anzuknüpfen und darin jenes Mischungsverhältniß auszudrücken, um über die neuen Verhältnisse der Gegenwart hinaus ältere Zusammenhänge zu gewinnen und durch sie das Bestehende zu sanctioniren 28). Außer der an die Entstehung des Serapisdienstes geknüpften Mythe ist in dieser Rücksicht von besonderer Bedeutung die Sage vom Zug des Gottes Dionysos nach Indien. In dieser, wohl an asiatische Sagen sich anknüpfenden Sage hat sich das Bewußtsein der Hellenen die weltgeschichtliche Bedeutung der Eroberungszüge Alerander's und den Beruf der griechischen Bildung, sich über den Orient auszubreiten, in mythischer Weise anschaulich gemacht, indem die siegreiche Ausbreitung hellenischer Bildung über Asien als Eroberungszug des Gottes Dionysos selbst aufgefaßt wurde. Schon der Geograph Strabo, im ersten christlichen Jahrhundert, hat nach dem Vorgange des Eratosthenes, die Erzählung von einem Feldzug des Dionysos gegen die Inder als eine spätere Dichtung erklärt, welche in der Ab

28) Droysen a. a. D. II, S. 31.

sicht entstanden oder aus andern vorderasiatischen Sagen hervor geholt worden sei, um dem Alexander zu schmeicheln 29).

Nach Syrien waren mit griechischer Sprache auch griechische Götterdienste gekommen, neben denen jedoch die syrischen Culte fortbestanden. Die Seleuciden hatten sich für Abkömmlinge Apollon's erklärt, dessen Verehrung sie seit dem zweiten vorchristlichen Jahrhundert damit einführten, daß zu Daphne bei Antiochien der pythische Gott ein Heiligthum erhielt. Die Götter Antiochiens waren griechisch, nur daß unter Seleukus II. die egyptische Isis einen Temvel erhielt und die chaldäische Astrologie zeitig Eingang fand. ZeusBelos kommt als Gestirngott auf Münzen des Antiochus VIII. vor. Unter Antiochus IV. (Epiphanes) fand eine Pompa, ein feierlicher religiöser Aufzug, statt, wobei Bilder von allen Göttern, Dämonen und Heroen, mit vergoldeten Kleidern angethan, umhergetragen wurden. Von einem griechischen Künstler Eutychides wurde die Tyche Antiochiens, die weibliche Schußgöttin der Stadt, gearbeitet, den Flußgott Drontes zu ihren Füßen, und Seleukus und Antiochus sie bekränzend 3). Daneben bestand, mit griechischen Elementen vermischt, der syrische Nationalcult noch fort, sodaß noch Lucian des Cultus der syrischen Astarte zu Hierapolis gedenkt und von zwei der Sonne und dem Mond geweihten Altären ohne Bilder erzählt 31). In Ty= rus wurde noch zu Strabon's Zeiten Herakles-Melkarth und in Sidon Astarte verehrt 32). Zu Vespasian's Zeiten wurde auf der syrischen Grenze der Gott Karmel ohne Bild und Tempel verehrt 33), und zu Aphaka auf dem Libanon bestand ein erst zu Zeiten Konstantin's geschlossener Tempel der syrischen Göttin, die von den Griechen mit Aphrodite identificirt wurde 34).

Seit den Zeiten der Ptolemäer wurden in den Bezirken Egyptens neben den eingebornen Götterdiensten und Priesterthümern die eingeführten griechischen Götter verehrt: so zur Zeit des Kaisers

29) Die Belege bei Creuzer, Symbolik und Mythologie, 3. Aufl., I, 6. 458 ff.

30) Müller, Handbuch der Archäologie, 3. Aufl. S. 149 f. 151. 165. 31) Lucian, über die syrische Göttin, Cp. 3. 10. 31 f. 34 f. 50. 32) Strabo, Erdbeschreibung, 16. S. 1098. 1085. Th. II der Amsterdamer Ausgabe.

33) Tacitus, Geschichten. 2, 78. Sueton's Vespasian, 5.
34) Eusebius, das Leben Constantin's, 3, 55.

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