Et or super un colle, or longo un rio Ne teme di saetta, o d'altro inganno, Se non quand' ella è colta in mezzo il fianco, Cosi senza temer futuro affanno, Moss' io, Donna, quel dì, che bei vostr' occhi Comme un chevreuil, quand le printemps détruit Pour mieux brouter la fueille emmiellée, Hors de son bois avec l'Aube s'enfuit; Et seul, et seur, loin des chiens et du bruit Or' sur un mont, or dans une valée, De rets ne d'arc sa liberté n'a crainte, Ronsards Übersetzung ist wörtlich oder wenigstens vollkommen sinnentsprechend, und wenn Pasquier dennoch sagen kann, Bembo würde, falls er wieder auf die Welt kommen könnte, „bailler, et son Sonnet, et deux autres de ressoute en contr'eschange de cesuty", so mögen Ronsards gewichtige Metonymien, Personifikationen und Metaphern wie ,,son pied le conduit" für Bembos einfaches „Gir'", „sa liberté n'a crainte" für „ne teme", d'un trait meurtrier" für „da buon arcier“, „sa vie est atteinte" für „è colta“, die Ursache sein. Es bestätigt sich dies auch dadurch, dass Pasquier die wörtliche Übersetzung Baïfs, die Bembo durch solche Rhetorik nicht zu übertreffen sucht, diesem nur gleichstellt. Pasquier erkennt so das Dogma der Plejade an, dem sich Ronsard hier in schülerhaftem Zwang unterzieht. Du Bellay sagt in der Défense: „La vertu de l'Eloquence gist aux mots propres, usitez et non aliénés du commun usage de parler: aux Metaphores, Alegories, Comparaisons, Similitudes, Energies et tant d'autres figures, et ornements sans lesquels tout oraison, et Poeme sont nudz, manques et debiles"). Ronsard verlangt wiederholt dasselbe 2), und Peletier füllt mit solchen Vorschriften ein ganzes Kapitel aus (Des ornemens de Poesie)'). 1) Déf. et Ill. I, 5. 2) III, 17, 18, 24, 26. 3) Art poét., p. 41-48. Ein anderes rhetorisches Mittel ist für Pasquier massgebend beim Vergleiche eines Sonetts Desportes' mit seinem Vorbild. Antonio Tebaldeo, Son. 118.') O chiome, parte de la treccia d' oro Jo vi bacio, io vi stringo, io vi amo, e adoro, A voi dirò gli affanni, et i pensier miei, Desportes, Diane, 1. II, son. 41. Cheveux, present fatal de ma douce contraire, Sans que d'un si beau rets je cherche à me deffaire, O cheveux mes vainqueurs, vantez-vous hardiment Je porte en tous endroits mes ceps et mon cordage. Dass Desportes den schönsten Teil des italienischen Gedichts, die zweite und dritte Strophe, ausgelassen hat, um dafür mit Antithesengeklängel angefüllte Verse zu setzen, hindert Pasquier nicht, zu behaupten, Desportes habe den Italiener erreicht. Im Gegenteil scheint für ihn der Reichtum an Antithesen allein massgebend zu sein, da er sagt, dass trotzdem das Vorbild „pleine de belles pointes" sei, (womit er offenbar jene meint), Desportes es dennoch erreicht habe 2). Auch seine eigene Nachbildung des italienischen Sonetts verrät seine Freude an der Anthithese. Er hat sie gemein mit seinen Zeitgenossen. Peletier p. 435. 1) Cf. Rencontres des Muses, Lyon 1604, n-o 7. Flamini, Studi di storia lett., 2) Rech. VII, Sp. 718. schreibt sie ausdrücklich für die Ausschmückung des dichterischen Stils vor1). Bekannt ist ihre Beliebtheit bei allen Dichtern der Plejade 2). b) Lautmalerei. Nicht minderen Ansehens erfreute sich bei ihnen die Lautmalerei. Ronsard empfiehlt in seiner Vorrede zur Franciade die dunklen Vokale und Zischlaute als „vrayes lettres heroïques", die une grande sonnerie et batterie aux vers" seien 3). Peletier unterlässt nicht, die Onomatopöie, die er "l'expression vive des choses par les moz" nennt, vorzuschreiben*). Scaliger tut das gleiche'), und Tabourot führt solche Verse in seinen Bigarrures als Merkwürdigkeit unter „descriptions pathétiques" an®). Pasquier widmet der Lautmalerei das Kapitel „Que nostre langue Françoise n'est moins capable que la Latine de beaux traits poétiques“. Wie diese Überschrift schon zeigt, rechnet er derselben einen hohen Kunstwert zu. Er beginnt mit den Worten: „J'ay longuement marchandé avec moy, avant que passer le Rubicon; maintenant le veux-je franchir, et sans m'aheurter au vulgaire Italien, soustenir en plus forts termes, que nostre langue n'est moins capable que la Latine de traits Poëtiques hardis", und „nous celebrons avec admiration un Virgile", da wo ihm Tonmalerei gelänge. Als Beispiele führt er Verse Peletiers an, die ihm in der Ausgabe von 1596 zum Zeugnis dafür, dass derselbe in stilistischer Hinsicht Vorgänger der Plejade gewesen sei, gedient hatten. Mit grosser Genugtuung zitiert er eigene onomatopoetische Verse, die indessen durch die gesuchte, aufdringliche Art, in der sie von diesem Mittel Gebrauch machen, an das ausgehende Mittelalter erinnern. Er scheint es übrigens in diesem Zweig zu einiger Berühmtheit gebracht zu haben, denn seine Verse hatte schon vorher Tabourot in seinem Bigarrures zitiert. Gross ist sein Ergötzen an den Versen Marots über das Pferd Edart: J'allay curieux Aux choses furieux, Sans craindre estrapade: Mal rabotez lieux, Passay à clos yeux Le saut soulevant, etc. 1) Peletier, Art poét., p. 46. 2) Cf. Piéri, Pétrarque et Ronsard, p. 180 f. 3) III. 31. Cf. Rosenbauer, p. 118. 4) Art poét., p. 45. 5) Poet. lib. V, 3 p. 546. 6) Estienne Tabourot, Bigarrures. 1581, XIX. "Vous voyez un cheval bondir sur du papier, et estre mené à courbette, tantost au galop, tantost au trot, tout ainsi que s'il estoit en plein manège, picqué par un Escuyer." Du Bartas' Reduplikationen billigt er nicht. Die Lautmalerei habe ihren Zweck zu erreichen „sans innover aucun mot fantasque, comme fit depuis du Bartas" 1). c) Beschreibungskunst. Ein anderes Beschreibungsmittel, das damals gerne verwandt wurde, und durch das die französischen Dichter antike Anschaulichkeit zu erreichen glaubten, ergibt sich noch aus Pasquiers Gegenüberstellungen von lateinischen und französischen Dichtungen als in seiner Achtung sehr hochstehend. Ein belehrendes Beispiel hierfür ist die folgende Vergleichung, durch die er uns Ronsards Quelle für seine Hymne auf den Tod Margaretes von Navarra nachweist'): Virgil, Aen. IV, 238 f. Dixerat: ille patris magni parere parabat Rons., Odes V, 5. Prenant sa verge en son poing. Von dieser ersten Strophe, wo Ronsard mit Ausnahme der capeline, die er neu hinzufügt, keine Abweichung von Virgil hat, sagt Pasquier: Ronsard va de pair et compagnon avecques Virgile." Hier sagt Pasquier von Ronsard: il luy cede". Ein Unterschied von Virgil besteht darin, dass dieser bei der Beschreibung des Gebirges ausführlicher ist. Virgil. Hinc toto praeceps se corpore ad undas Ronsard. De là se laissant pencher A corps elancé grand erre Ronsards Übersetzung ist hier wörtlich bis auf die genauere Ausmalung der Einzelheiten während des schwebenden Fluges, die in ihrer aufdringlichen Breite etwas störend sind für die dargestellte Handlung. Pasquier aber hat die grösste Freude an dieser breiten Ausmalung: „Il passe d'un grand vol le vol de Virgile". Gerade die Vielheit der Einzelheiten lässt ihn dies Urteil fällen: „L'oiseau de proye ne sçauroit mieux jouer de ses aisles en l'air, quand il aguette les poissons, que Ronsard a fait de sa plume pour figurer et mettre devant les yeux cest aguet"). Den Schiffsbau im ersten Buch der Franciade, der uns durch die pedantisch genaue Aufzählung jeder kleinsten Einzelheit der Arbeit, bis zur Tätigkeit der Holzhauer, bis zur Säge, „Guignant de l'œil les arbres les plus beaux,“ „Fer bien denté, bien aigu, qui par force bis zur Tätigkeit der Seiler, Menant la main ores haut ores bas," unerträglich ist, findet Pasquier sehr gelungen gerade wegen dieser „particularitez“2), und stellt diese Schilderung, die er vollständig zitiert, auf Grund derselben derjenigen der Cyklopenschmiede bei Virgil (VIII, 424f.) an die Seite. Für die Aufzählung von Einzelheiten muss Pasquier demnach einen besonderen Geschmack gehabt haben, in dem wir ihn heute nicht mehr verstehen können. In den Versen Virgils: 1) Rech. VII, Sp. 727. 2) Ibid. 726. |