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Kapitel 32 und 33 sind die späteren VII, 11 (über vers mesurés) und VII, 12 (über jeux poétiques).

Es fehlten somit in der Ausgabe von 1596 noch die Kapitel VII, 7 (über Versbau), VII, 8-10 (Vergleich zwischen französischer Dichtung einerseits und italienischer und lateinischer anderseits), VII, 13–14 (Erweiterung von VII, 12)1).

Lange ehe die in Frage stehenden Teile der Recherches im Druck erschienen, waren sie schon vollendet und im Manuskript vielen bekannt. In einem 1586 gedruckten Briefe an La Croix du Maine2), der zwischen 1581 und 1584 geschrieben sein muss, da er diesem Ratschläge für seine „Bibliothèque" gibt und ihn auf Fauchets Recueil (1581) verweist, sagt er, über die einzelnen Bücher der Recherches sprechend, von denen damals erst zwei erschienen waren: „J'ay les quatre autres sous ma clef, que je communique particulierement à tous mes amis, qui me font cest honneur de me visiter", und schon im VIII. Buche der Briefe, das, da die Reihenfolge im allgemeinen eine chronologische in den Briefen ist, wohl schon früher geschrieben ist, entschuldigt er sich gegenüber Pithou), dass „de six livres que j'avois je n'en ay mis en lumiere que deux, non que je n'aye satisfait à ma promesse, car j'ay les quatre derniers par devers moy, que je vous ay communiquez. . .". Als Grund für sein Zögern gibt er beidemal die Furcht vor den Plagiatoren an.

Was die Abfassungszeit seiner literarhistorischen Schriften betrifft, so ist dieselbe in den Beginn der 60er Jahre zu legen. Der erwähnte Brief an Ronsard über altfranzösische Lyrik') ist vor 1564 geschrieben, wie daraus hervorgeht, dass Pasquier den Freund veranlassen will, von diesen Mitteilungen aus seinen altfranzösischen Studien für seinen abrégé de l'art poétique, der 1564 erschien, Gebrauch zu machen). In diesem Briefe erklärt er schon, dass er ein Kapitel über altfranzösische Literatur in seinen Recherches veröffentlichen werde. Seine Studien darüber gehen sicher bis ins Jahr 1560 zurück, da er in dem in diesem Jahre erschienenen Pourparler du Prince schon die „amours de Thibaud" wie er seine Liederhandschrift zu nennen pflegt), erwähnt. Weitere Spuren seiner literarischen Forschungen in dieser Zeit zeigt das zuerst 1565 gedruckte II. Buch, wo er, abgesehen von Zitaten aus dem damals be

1) Pasquiers linguistische Forschungen sind in der Ausgabe 1596 als VI. Buch vollständig enthalten. In der Ausgabe 1611 bilden die literarischen Forschungen, hier zuerst vollständig, das VI. Buch.

2) L. IX, 9.

3) L. VIII, 1.

4) L. II, 7.

5) Cf. Marty-Laveaux, Œuvres de Ronsard, Notice biographique, I, p. LXXIX.

6) Cf. p.

kannten Rosenroman, an einer Stelle1) Verse aus der Bible des Guiot de Provins zitiert. Diese Tatsachen bestätigen die Versicherung, die Pasquier Pithou gibt, er habe die vier weiteren Bücher nur aus Klugheitsgründen nicht mit den ersten beiden veröffentlicht, obgleich sie schon fertiggestellt seien. Wir dürfen also annehmen, dass die Kapitel über Literatur schon um 1565 in ihrer ersten Fassung vorlagen und handschriftlich umzugehen begannen.

I.

Pasquiers poetische Theorien.

Bekanntlich ist in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die literarische Kritik vollständig beherrscht von den Theorien der Plejade. Das Programm, das Du Bellay in der Défense aufstellte findet sich, hier übertrieben, dort abgemildert bei allen Theoretikern der Folgezeit wieder, von Peletier (1555) bis Vauquelin (1605)). Wir werden in folgendem sehen, welche Stellung der Erforscher der älteren nationalen Literatur zu der so stark antikisierenden Poetik seiner Zeit einnimmt.

Muttersprache und alte Sprachen.

Dass Pasquier an jenem grossen Verteidigungskampfe seiner Zeit für die Muttersprache, dem Bestreben, sie für die Poesie höheren Stiles und für Werke wissenschaftlichen Inhalts würdig zu erweisen, regen Anteil genommen hat, lehrt schon die Tatsache, dass er seine Forschungen französisch schrieb und als erster eine französische Briefsammlung veröffentlichte, als Seitenstück zu den lateinischen Briefsammlungen der Humanisten seiner Zeit). Seine Ansichten über den Wert seiner Muttersprache setzt er, sich gegen das Lateinschreiben richtend, in einem 1552 an Turnebus geschriebenen Briefe) auseinander. Zum Beweise dass sie im Verhältnis zu den alten nicht dürftig (nécessiteuse) sei, führt er an:

"

1. Ihr Wortschatz und damit ihre Schmiegsamkeit sind vollständig ausreichend. Est-ce que n'ayons les mots propres pour bien et deuë ment exprimer les conceptions de nos ames? . . . Est-ce qu'en cinq ou six sortes ne puissions varier un poinct?")"

2. Die Unsicherheit der Orthographie darf die Franzosen ebenso

1) Rech. II, 17; ed. 1567 fo 75г.

2) Cf. Rucktäschel, o. c. Morf, Geschichte der neuern französischen Literatur I, 152-154.

3) L. I, 1.

4) I.. I, 2. Cf. Egger, L'Hellénisme en France, 10e leçon, I, p. 238 f.

5) Solche Versuche stellt H. Estienne in der Précellence du langage français (1579) an.

wenig wie vor Zeiten die Römer daran hindern, in ihrer Muttersprache zu schreiben, denn diese haben auch nicht geschrieben wie sie gesprochen, und bei ihnen hat sich schon derselbe Streit um richtige Schreibweise abgespielt, wie der, den Meigret und Peletier führten.

3. Bei anderen Völkern steht das Französische in hohem Ansehen. In Deutschland, England und Schottland ist beinahe in allen Adelsfamilien ein Lehrer der französischen Sprache zu finden. „Doncques l'Allemand, l'Anglois et l'Ecossois se paissent de la douceur de nostre vulgaire, et nous François naturels ne mettrons peine à l'illustrer par escrits, et faire aux autres nations paroistre que ce n'est point un corps sans ame?"

4. Die französische Sprache besitzt eine ruhmvolle Vergangenheit. Als Zeugnisse führt Pasquier an das Urteil Juvenals über die gallische Beredsamkeit in Lyon, die er auf die Nationalsprache der Gallier bezieht, und die Anerkennung, die Petrarca und Bembo dem Französischen als der Sprache zollten, der das Italienische „les premiers traits et rudimens" seiner Poesie zu verdanken habe.

In formeller Beziehung war also nach Pasquier die französische Sprache bereits vollendet, allein sie war noch "un corps sans ame". Um ihr aber die Seele geben zu können oder, wie er auch sagt, „l'illustrer", sei das Studium der griechischen und lateinischen Sprache nötig. „Mon opinion ne fut oncques d'exterminer de nous, ny le Grec ny le Latin: Je veux que nous nous aidions de l'un et de l'autre... Les écoles Grecques ou Latines. . . nous sont necessaires"; keineswegs aber, damit man dadurch ein grammatisch-philologisches Interesse befriedige, sondern „pour les disciplines, pour les beaux discours et sujets dont nous les voyons accompagnées." Die alten Sprachen sollen also nur das Mittel zum Zweck sein, sich an der Antike bilden zu können. Dann aber solle man die so erworbenen „edlen Gedanken", „alles Schöne, was wir in der Brust tragen", in der Muttersprache niederlegen, um sie zu Ruhm und Glanz zu erheben. Und nicht nur würden die Gebildeten, die in der Muttersprache schreiben, dieselbe durch ihre Werke verherrlichen, sie würden auch allmählich das ganze Bereich menschlichen Wissens für die moderne Welt erschliessen, das goldene Zeitalter werde wiederbeginnen, grosse Männer würden erstehen wie im Altertum. Denn Künste und Wissenschaften blieben keineswegs auf auserlesene Völker beschränkt, seien nicht an das Klima gebunden, sondern entwickelten sich in allen Ländern, in denen man sie nur pflegen wollte, zur Blüte; wie es z. B. Deutschland lehre, das, zur Zeit des römischen Weltreichs noch ganz Barbarentum, „seit etwa 60 oder 100 Jahren in jeder Art von Wissenschaft ohne gleichen blühe“ 1).

1) L. I, 5.

Übersetzungen aus der antiken Literatur seien zwar ein vorübergehender Notbehelf, um weiten Kreisen schnell zu Kenntnissen zu verhelfen, aber von keinem Wert an sich. Ihr Ruhm sei rasch vergänglich, da sich die Sprachen von Jahrhundert zu Jahrhundert änderten, so dass man bald wieder vorzöge, die Sprache des Originals zu erlernen, zumal die Übersetzung doch nie alle Feinheiten wiedergeben könne. Nur gute Werke eigener Konzeption blieben unvergessen und hewahrten ihre Sprache vor dem Untergang. Der Rosenroman und Alain Chartiers Werke würden trotz ihrer alten Sprache noch gelesen, doch die Aristoteles-Übersetzungen Nicolas Oresme's seien vergessen1). Die Übersetzerarbeit sei daher un labeur merveilleusement miserable, ingrat et esclave"). Mit diesen Gedanken, die Pasquier durch seine literarhistorischen Studien aufgegangen waren, erhebt er sich über die Anschauung seiner Zeitgenossen, denen die Übersetzung dem Originale an Wert nahezu gleichkam').

-

Im übrigen steht Pasquier hier auf dem Boden der Theorien der Plejade. Die Verwandtschaft mit Du Bellays Défense et Illustration de la langue française, welche drei Jahre früher, als Pasquier seinen Brief an Turnebus schrieb, erschienen war, zeigt sich nicht nur in dem Hauptgedanken von dem Werte der antiken Literatur für die Muttersprache - der übrigens damals sehr verbreitet war und sich ganz ähnlich wie bei Du Bellay auch schon in Peletiers Übersetzung der ars poetica des Horaz (1545)*) und in Sibilets art poétique (1548)) ausspricht, sondern auch in einigen Einzelheiten: Wie Du Bellay stellt er das Beispiel der trotz der Überlegenheit der griechischen Literatur lateinisch schreibenden römischen Schriftsteller, und speziell dasjenige Ciceros, als für die Franzosen in ihrem Verhältnis zur Antike mustergültig hin'); wie Du Bellay schreibt er es dem Zeitverluste, der noch durch das mühsame Erlernen der alten Sprachen entstehen müsse, zu, dass Frankreich noch keine grossen Männer hervorgebracht habe, und führt dabei wie dieser einen Seitenhieb gegen die Schulgelehrsamkeit"), gegen un certain sçavoir pedantesque", das sich gentigen lasse, zu „discourir sur le dialecte d'un mot"; wie Du Bellay hält er es für notwendig, die Befähigung aller Völker trotz der Verschiedenheit des Klimas ihrer Länder für Kunst und Wissenschaft zu betonen").

1) M. II, 6 (um 1560); XI, 6.

2) L. XV, 10.

3) Cf. H. Morf, o. c., p. 101.

4) Cf. P. Chamard, Du Bellay, p. 33.

5) Art poét., pars.

6) Déf. et Ill. I, 7.

7) Ibid., I, 10.

8) Ibid.

In einem wichtigen Punkte aber gehen seine Ansichten ganz von denen Du Bellays und auch Ronsards') ab: Er gibt nicht zu, dass die französische Sprache in formeller Beziehung arm sei und sucht dies, im Gegensatz zu Du Bellay, der die Vorfahren anklagt, die Sprache vernachlässigt zu haben, historisch nachzuweisen, auch hier schon sein Interesse an literarischer Forschung verratend.

Das Wesen des Dichters.

Was nach Pasquier hinsichtlich des Studiums der antiken Literatur allgemein für jeden gilt, der zu ruhmreichem geistigem Schaffen berufen ist, gilt auch im besonderen für den Dichter. Wie Du Bellay 2) und Peletier') weiss er sehr wohl, dass natürliche Begabung das erste Erfordernis zu wahrem Dichten ist, dass „le naturel opere plus en la Poësie que l'art')" und "l'art sans la nature n'est rien"). Aber die Gaben der Natur genügen nicht, es muss dazukommen un long estude des Autheurs Grecs, Latins, Italiens, et de ceux qui ont quelque nom en nostre vulgaire." Hinsichtlich dieses estude", das der „imitation" Du Bellays entspricht, betont er aber ausdrücklich, dass er es nicht etwa als Plünderung der guten Autoren sondern als Mittel zur Erziehung durch sie aufgefasst haben will: „Il faut qu'en lisant il se fasse riche aux depens de celuy, qui en luy prestant, ne luy prestera rien, mesme empruntera de luy elle chose, à quoy l'Autheur n'avoit pensé, par une taisible suggestion et rencontre de leurs bons naturels", und Du Bellays Vergleich der Nachahmung mit einem Verschlingen und Verdauen" aufnehmend fährt er fort: Que se soit une bonne digestion dont il fera un corps solide, sans rendre les viandes indigestes, et ainsi qu'il les aura prises“ *). Mit dieser eingehenden Erläuterung von Du Bellays geflügelt gewordenem Wort richtet er sich gegen die, welche sich für grosse Dichter hielten, wenn sie nichts täten als habiller à la Française les inventions estrangeres . . . avec une honte effacée." Gegen sie, diese „Copistes, ou Abbréviateurs, ou rabobelineurs de livres" hatte er sich auch schon zornerfüllt in einem Briefe an Pontus de Tyard ausgesprochen). Wen er

1) Abrégé de l'art poét. 1565; Préface des Odes.

2) Déf et Ill. II, 3.

3) Art poėt., Lyon 1555, p. 10. Cf. Vauquelin, art poétique, III, 371; 805. 4) Die Bedeutung von „art" schliesst alles ein, was durch Studium zu erreichen ist (= Technik).

5) L. XXII, 2.

6) Cf. Du Bellay, Déf. I, 7: „Imitant les meilleurs auteurs Grecs, se transformant en eux, les devorant: et apres les avoir bien digerez, les convertissant en sang, et nourriture." — Cf. Scaliger, Poet. lib. V, cap. 3, 537. Vauquelin, Art. poét. I, 119; I, 155–192; II, 971. Die Quellen sind bekanntlich Vida und vor allem Quintilian.

7) L. X, 7.

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