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Jahve selbst von Kap. 38-41 das Wort, um zu Hiob aus dem Wetter zu reden, aber seine in hoher poetischer Form gehaltenen und von glänzenden Schilderungen des Naturlebens durchwobenen Ausführungen heben nur die göttliche Allmacht und die menschliche Ohnmacht ihr gegenüber hervor und verlangen vom Menschen demütige Ergebung in die unerforschlichen Ratschlüsse Gottes, wodurch das Problem, welches zu behandeln die Dichtung sich vorsetzt, ganz und gar nicht gelöst, sondern nur in vollständiges Dunkel gehüllt wird.

Die menschliche Kultur in ihrer Entwicklung führt schliefslich zu einem Punkte, wo dem Menschen die Eitelkeit und Nichtigkeit aller irdischen Bestrebungen zum deutlichen Bewufstsein kommt. Von hier aus eröffnen sich dem denkenden Menschengeiste zwei Wege; entweder er begreift, dafs allen irdischen Gütern diese Eitelkeit angeheftet ist, um uns von ihnen ab auf ein Höheres hinzuweisen, welches nur auf dem Wege der in reiner Gerechtigkeit, Liebe und Entsagung sich betätigenden Verleugnung des eigenen Selbstes erreicht werden. kann, oder der Mensch verkennt diese höchste Bestimmung des Menschenlebens, und es bleibt ihm nichts übrig, als seinen Erdentag zu geniefsen, solange es geht. Dieser letztere Standpunkt findet in der griechisch-römischen Welt seinen Ausdruck in Horaz und entsprechend in der hebräischen Kultur im Koheleth, dem sogenannten Prediger Salomo. Auch diesem bleibt als höchstes Ziel nichts anderes übrig, als in mafsvoller Weise das Leben zu geniessen, nachdem er sich von der Zwecklosigkeit alles höhern Strebens und von der durch kein göttliches Eingreifen ausgeglichenen Ungerechtigkeit, wie sie in der Welt herrscht, überzeugt zu haben glaubt. In diesem Sinne sagt der Koheleth 8,14 fg.:,,Es ist etwas Eitles, das auf Erden geschieht, dafs es Fromme gibt, denen es ergeht nach dem Tun der Gottlosen, und dafs es Gottlose gibt, denen es ergeht nach dem Tun der Frommen. Ich sprach: auch das ist eitel! Und so pries ich die Freude; denn es gibt nichts Besseres für den Menschen unter der Sonne als zu essen und zu trinken und fröhlich zu sein"; und 9,2 fg.:,,Alles kann allen begegnen: einerlei Geschick widerfährt dem Frommen und dem Gottlosen, dem Guten und Reinen und dem Unreinen, dem

Opfernden und dem, der nicht opfert; wie der Gute, so der Sünder, der Schwörende, wie wer den Schwur scheut. Das ist ein Übel bei allem, was unter der Sonne geschieht, dafs allen einerlei Geschick widerfährt."

Wir haben hier den völligen Zusammenbruch der althebräischen Weltanschauung vor Augen. Aber schon war von anderer Seite dem vielgeprüften Volke ein neues Licht aufgegangen, welches bestimmt war, den alten Hebraismus von Grund aus umzugestalten und zum Träger einer neuen, höhern Weltanschauung geeignet zu machen. Mit ihm haben wir uns zunächst zu beschäftigen.

V. Die Religion der Iranier.

1. Äufsere Geschichte der iranischen Stämme.

Die weite, vielfach unwirtliche, nur teilweise von fruchtbaren Gebirgstälern und oasenartigen Flächen durchzogene Hochebene, welche sich vom Tigris bis zum Indus erstreckt und die semitische Welt von der indischen trennt, war schon zu Zeiten, bis zu welchen keine historische Tradition zurückreicht, von indogermanischen Stämmen bewohnt, welche, wie Sprache und Religion gleicherweise bezeugen, in nächster Verwandtschaft zu den Indern stehen, sich wie diese als die Treuen (Sanskrit: ârya, Zend: airya, Altpersisch: ariya), d. h. die zum eigenen Volk Gehörigen, bezeichnen und ohne Zweifel noch nach der Trennung von den übrigen indogermanischen Stämmen jahrhundertelang mit den Indern ein gemeinsames Volk gebildet haben. Dann trennten sich beide, die Inder gelangten aller Wahrscheinlichkeit nach durch das Kabultal in das Pendschab und entwickelten, abgeschnitten von allen indogermanischen Bruderstämmen, ihre so eigentümliche Kultur, während die Iranier, von ihnen getrennt, mehr und mehr nach Westen hin gravitierten und mit den dort vorgelagerten semitischen Stämmen im Laufe der Zeiten zu einem einheitlichen, seltsam gemischten Kulturganzen verschmolzen.

Drei iranische Stämme treten besonders hervor, die Baktrer im fernen Osten, die Meder und Perser am Westsaum des

iranischen Hochlandes. Von den Baktrern und dem mächtigen Reiche, welches sie schon um 1500 a. C. gebildet haben sollen, hört man bis auf dessen Eroberung durch Kyros nur wenig. Ungestört von politischen Umwälzungen vermöge ihrer günstigen Lage, konnten sie sich innern Aufgaben widmen, und aus ihrem Schofse ist allem Anschein nach das grofse und für die Weltentwicklung bedeutsame Religionssystem hervorgegangen, welches sich an den Namen des Zarathustra knüpft, und das wir unten näher kennen lernen werden. Anders gestalteten sich die Verhältnisse im Westen. Unter den Königen der den Norden bewohnenden Meder tritt als erster, von dem wir Näheres wissen, Kyaxares hervor, welcher im Bunde mit dem babylonischen Statthalter Nebupalassar im Jahre 606 Ninive zerstörte (oben S. 41) und mit den Lydern nach wiederholten Kämpfen ein Bündnis schlofs, zu dessen Besiegelung er seinen Sohn Astyages mit Aryenis, Tochter des lydischen Königs Alyattes und Schwester des Krösus, vermählte. Als dann der weiter südlich wohnende iranische Stamm der Perser unter seinem König Kyros II. den letzten Mederkönig Astyages um 550 a. C. entthront hatte, zog Krösus, um für seinen Schwager Rache zu nehmen, ohne den Zuzug seiner Bundesgenossen abzuwarten, gegen Kyros und verlor an diesen sein Reich durch die Eroberung von Sardes im Jahre 546. Acht Jahre darauf machte Kyros auch dem Neubabylonischen Reiche ein Ende und wurde so der Begründer des grofsen persischen Weltreiches, welchem sein Sohn Kambyses 525 auch noch Ägypten angliederte. Aus den Wirren, welche der Priester Gaumâta angestiftet hatte, indem er sich für den von Kambyses ermordeten Smerdis (Bardiya), einen jüngern Sohn des Kyros, ausgab, ging 521 als König der Perser Darius (Dârayavahush) hervor, ein naher Verwandter des Königshauses, welcher wie Kyros sein Geschlecht auf den vielleicht nur mythischen Stammvater Achämenes zurückführte. Auf Darius (521-485) folgen die aus der Geschichte der Griechen bekannten Achämeniden Xerxes (Kshayârsha, 485-465, der Ahasverus der Bibel), Artaxerxes I. Longimanus (465-424), Darius II. Nothos (424-405), Artaxerxes II. Mnemon (405359), Artaxerxes III. Ochos (359-338) und Darius III. Kodo

DEUSSEN, Geschichte der Philosophie. II, 11.

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mannos, unter welchem Alexander der Grofse das Reich der Achämeniden zertrümmerte, nachdem schon längst die strengen, einfachen Sitten der Vorfahren beim Fürsten wie beim Volke durch Reichtum und Schlemmerei untergraben worden waren. Nach Alexanders Tode (323) und den Kämpfen der Diadochen ging die Erbschaft des Ostens zunächst an die Seleuciden über, von denen sich 256 unter Diodotus ein griechisch-baktrisches Reich von kurzer Dauer abgezweigt hatte. Inzwischen hatte sich unter den Arsaciden das mächtige Reich der Parther (248 a. C. bis 226 p. C.) erhoben, welches weiterhin das ganze Gebiet von Iran bis zum Indus hin umspannte und einen östlichen Grenzwall bildete gegen das Vordringen des Hellenismus und weiterhin gegen das Weltreich der Römer, denen Arsaciden-Könige, wie Tiridates, Mithridates u. a., viel zu schaffen machten. Obgleich ursprünglich turanischer Abstammung, führten die Arsaciden ihr Geschlecht auf die alten Achämeniden-Könige zurück und nahmen die altpersische Kultur und Religion an, welche sich während des vierhundertjährigen Bestehens ihres Reiches, wenn auch zurückgedrängt durch die Volkskulte, doch in ununterbrochener Kontinuität erhielt.

Einen neuen Aufschwung nahm der Parsismus, seitdem der letzte Arsacide Artaban 226 p. C. von Ardaschir (Artaxerxes) Bâbeghân gestürzt und von diesem die nach seinem Vater Sassan benannte Dynastie der Sassaniden (226— 636 p. C.) begründet worden war. Die in den letzten Jahrhunderten durch die Volkskulte des Mithra u. a. in den Hintergrund getretene Religion des Zarathustra wurde neu befestigt, das Avesta, die heiligen Schriften der Parsen befassend, aus dem Gedächtnis aufgezeichnet und durch Kommentare (Zend, daher der mifsbräuchliche Name Zend-Avesta) und Schriften, wie den Bundehesh und das Minokheret, erläutert. Unter mannigfachen Kämpfen gegen das Römische Reich erhielt sich die Sassanidenherrschaft während der Regierung der verschiedenen Sapor und Varanes auf gleicher Höhe, erlebte unter der kräftigen und weisen Regierung des Chosroes Nuschirvân (531-578) eine letzte Blütezeit, verfiel dann aber infolge der Schwäche seiner Nachfolger und der durch sie

verschuldeten Wirren und wurde im Jahre 636 p. C. leichter Hand von dem Kalifen Omar erobert, der mit Feuer und Schwert die Religion der Mazdayasnier (Verehrer des Ahuramazda) ausrottete und an ihrer Stelle den Islam zur herrschenden Religion machte.

Heute finden sich Anhänger des Zarathustra in Iran nur an einzelnen entlegenen Orten der Provinzen Yezd und Kerman, wo sie, etwa 9000 an der Zahl, gegen Entrichtung eines Tributs an die Mohammedaner geduldet werden. Viele waren auch bei Einführung des Islam ausgewandert und fanden in dem toleranten Indien eine neue Heimat, wo sie an der Westküste, namentlich in Bombay, noch heute wohnen und dort, etwa 90000 an Zahl, vielfach als reiche und angesehene Kaufleute noch jetzt den Vorschriften ihrer Religion nachleben. Von ihren heiligen Büchern retteten sie das Rituelle als das für sie Wichtigste, daher das Avesta, dessen Erhaltung wir ihnen verdanken, nur eine einseitige Vorstellung von ihrem Glauben zu geben vermag und durch spätere, auf ihm beruhende Schriften ergänzt werden mufs.

2. Sprache und Literatur der Iranier.

Wie in Deutschland aus dem Althochdeutschen das Mittelhochdeutsche und aus diesem das Neuhochdeutsche entstanden ist, so hat sich in Iran aus dem Altpersischen das Mittelpersische und aus ihm das Neupersische entwickelt; wie aber bei uns dem Althochdeutschen als ein selbständiger und älterer Zweig das in der Bibelübersetzung des Ulfilas erhaltene Gotische, so steht dem Altpersischen das dialektisch verschiedene und nur in den Büchern des Avesta vorliegende Altbaktrische gegenüber, wie folgendes Schema zeigt:

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Die altpersische Sprache ist erhalten in 40 Inschriften. der Achämeniden-Könige, von denen eine ganz kurze dem Kyros, 28 dem Darius (darunter die grofse Inschrift von

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