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babylonischen, persischen, ptolemäischen und seleucidischen Fremdherrschaft und setzten sich, nach kurzen Unterbrechungen durch die Makkabäerzeit, in der Bedrückung des Volkes durch die Römer bis zur völligen Auflösung des jüdischen Volkstums fort. Eine Erklärung dieses Elends suchte man in den nie fehlenden Versündigungen des Volkes, da nach der althebräischen Vergeltungslehre nicht nur jede Frömmigkeit zum Glück, jede Übertretung der Gebote zum Unglück führt, sondern auch umgekehrt jeder glückliche Zustand auf ein vorhergehendes Wohlverhalten, jedes Hereinbrechen von Unglück auf eine begangene Versündigung mit Sicherheit zu schliefsen erlaubte. Schon die alten Propheten waren unermüdlich beflissen, alles Mifsgeschick ihres Volkes als Strafe für seinen Abfall von Gott zu erklären, und eben dieselben stellten für eine Bekehrung zu Jahve als Lohn ein goldenes Zeitalter in Aussicht. Dann wird ein Herrscher aus dem Stamme Davids, aus Bethlehem Ephrata (Micha 5,1), das Volk frei und grofs und glücklich machen, alle Völker der Erde werden ihm ihre Huldigung darbringen, ja auch die ganze Ordnung der Natur wird eine umgekehrte werden; Jesaia 11,6-8: „Die Wölfe werden bei den Lämmern wohnen, und die Pardel bei den Böcken liegen. Ein kleiner Knabe wird Kälber und junge Löwen und Mastvieh mit einander treiben. Kühe und Bären werden an der Weide gehen, dafs ihre Jungen bei einander liegen; und Löwen werden Stroh essen wie die Ochsen. Und ein Säugling wird seine Lust haben am Loch der Otter, und ein Entwöhnter wird seine Hand stecken in die Höhle des Basilisken."

Aber die verheifsenen glücklichen Zeiten blieben aus, auch dann noch, als die Gemeinde der Juden seit ihrer Rückkehr aus dem Exil sich einem Gesetzeskultus, strenger als er je vorher gewesen, ergab. Vielmehr wurden die Zustände immer unerträglicher; auf den Löwen (Babylonien) folgten Bär und Parder (das medisch-persische Reich), auf sie das Tier mit den zehn Hörnern (Alexander und die Diadochen) und dem elften Horn (Antiochus Epiphanes); aber ihnen war Zeit und Stunde gesetzt, ihre Macht wurde gebrochen, und was dann folgt, schildert Daniel 7,13-14: „Und siehe, es kam einer in

des Himmels Wolken, wie eines Menschen Sohn, bis zu dem Alten, und ward vor denselbigen gebracht. Der gab ihm Gewalt, Ehre und Reich, dafs ihm alle Völker, Leute und Zungen dienen sollten. Seine Gewalt ist ewig, die nicht vergehet, und sein Königreich hat kein Ende."

Hier ist ein höchst merkwürdiger Umschwung zu erkennen. Der Verfasser, durch so viele Schicksalsschläge belehrt, verzweifelt an einer Besserung der politischen Zustände. Er setzt seine Hoffnung auf das nahe bevorstehende Weltende. Der so oft vergebens erwartete irdische König oder Messias ist zu einem menschenähnlichen, aber in den Wolken des Himmels erscheinenden himmlischen Messias, das erhoffte irdische Weltreich ist zu einem Himmelreich (ẞactλsía τ☎v ovpavõ») geworden.

Dafs dieser Umschwung, die Umwandlung des irdischen Messias in einen himmlischen, des erwarteten Erdreiches in ein Himmelreich, wesentlich durch iranischen Einflufs mitbedingt ist, dürfte sich daraus unzweifelhaft ergeben, dafs 1. das auch in seiner Dämonologie und Auferstehungslehre iranischen Einflufs bekundende Buch Daniel, und nur dieses, unter den Schriften des Judentums diese Vergeistigung der Messiasidee enthält, 2. das Erscheinen dieses himmlischen Messias, ganz wie in Iran, mit der Auferstehung der Toten und dem Ende aller Dinge verbunden erscheint, wie denn auch viele einzelne Züge an das oben S. 142 fg. geschilderte Auftreten des Çaoshyang erinnern, und endlich 3. ganz wie bei der oben besprochenen Dämonologie und Auferstehungsfrage, so auch in der Auffassung des Messias als eines himmlischen Königs das palästinensische Judentum noch auf dem alten Standpunkte verharrte und nach wie vor auf einen irdischen Messias hoffte, der das Volk vom Druck der Römerherrschaft befreien sollte. Dafs auch ein Teil der Jünger Jesu diesen materiellen Hoffnungen huldigte, scheint aus Luc. 24,21, Apostelgesch. 1,6 hervorzugehen. Wie Jesus selbst über das Messianische Reich dachte, wird später zu untersuchen sein.

VII. Leben und Lehre Jesu.

1. Quellen zur Geschichte Jesu.

An der Geschichtlichkeit der Person Jesu kann nur ein Narr zweifeln. Der Tatbestand des neutestamentlichen Schrifttums ebenso wie die erste Genesis des Christentums bleiben völlig unerklärlich, wenn man nicht als Urheber der ganzen Bewegung einen historischen Jesus, von welcher Art er auch immer gewesen sein mag, voraussetzt. Wer aufserdem noch greifbare Beweise für die geschichtliche Existenz der Person Jesu verlangt, der wäre zu verweisen auf die bekannten Zeugnisse des Sueton und des Tacitus.

C. Suetonius Tranquillus berichtet im „,Leben des Kaisers Claudius" von diesem cap. 25: Iudaeos impulsore Chresto assidue tumultuantis Roma expulit: „Er verbannte die Juden aus Rom, weil sie auf Anstiften eines gewissen Chrestus fortwährend Unruhen erregten."

Der Verfasser, von welchem Sueton diese Notiz übernommen hat, war offenbar sehr wenig orientiert. Die Streitigkeiten zwischen den in Rom lebenden Juden mit der ebendaselbst neuentstandenen Christengemeinde hält er für eine Zänkerei der Juden unter einander, als deren Anstifter er einen gewissen Chrestus bezeichnet, den sich der Verfasser allem Anscheine nach als zur Zeit des Claudius in Rom lebend dachte. Der Verfasser war also über das, was er erzählt, sehr mangelhaft unterrichtet. Aber gerade diese Unkenntnis der nähern Verhältnisse bürgt uns dafür, dafs hier keine Fälschung vorliegt, dafs zwischen den Juden und der aus ihnen hervorgegangenen Partei der Christen Streitigkeiten bestanden, und dafs dabei ein gewisser Christus, dessen Namen der Verfasser in das ihm geläufigere Chrestus verwandelte, die Hauptrolle spielte, dessen Autorität die eine Partei anerkannte, während die andere sie verwarf. Wir haben also hier das Zeugnis eines unparteiischen, der Sache sehr gleichgültig gegenüberstehenden Römers dafür, dafs schon unter Claudius (41-54 p. C.) in Rom eine von den übrigen Juden

sich absondernde Gemeinde bestand, welche Christus als ihr Haupt betrachtete.

Cornelius Tacitus erzählt Annalen 15,44, wie Nero nach dem Brande Roms, um den Verdacht von sich abzuwälzen, diejenigen beschuldigt und mit den ausgesuchtesten Strafen belegt habe, welche beim Volke wegen ihrer Schandtaten verhafst (per flagitia invisos) waren und den Namen Christen (Christiani) führten. Er fährt fort: Auctor nominis eius Christus Tiberio imperitante per procuratorem Pontium Pilatum supplicio affectus erat; repressaque in praesens exitiabilis superstitio rursum erumpebat, non modo per Iudæam, originem eius mali, sed per urbem etiam, quo cuncta undique atrocia aut pudenda confluunt celebranturque,,, der Urheber dieses Namens, Christus, wurde während der Regierung des Tiberius durch den Prokurator Pontius Pilatus mit dem Tode bestraft; aber der für den Augenblick unterdrückte, verderbliche Aberglaube brach wieder aus, nicht nur in Judäa, wo dieses Übel entsprungen war, sondern auch in Rom, wo von überallher alles Scheufsliche und Schamlose zusammenströmt und verherrlicht wird". Für die Echtheit dieser Stelle bürgt nicht nur ihr in jedem Worte unverkennbares und fast unnachahmliches taciteisches Gepräge, sondern auch die einfache Überlegung, dafs sie nicht, wie die bekannte Stelle des Josephus Antiq. 18,3,3, von Christen eingefälscht sein kann, da sie ja in hohem Grade christenfeindlich ist; wollte aber jemand sich zu der Behauptung versteigen, sie sei von den Gegnern des Christentums interpoliert worden, so würde die Stelle bei dieser übrigens sehr unwahrscheinlichen Annahme dieselbe Beweiskraft für die historische Existenz Jesu behalten.

Im übrigen sind wir für die Geschichte Jesu als Quelle fast ausschliefslich auf die vier Evangelien des Matthäus, Marcus, Lucas und Johannes beschränkt, deren Bezeichnung als κατὰ Ματθαῖον, Μάρκον, Λουκᾶν, Ἰωάννην, da diese Männer nicht Urheber der ,,frohen Botschaft" sind, sondern über dieselbe nur berichten wollen, durchaus nicht gegen die Autorschaft der vier Schriften durch die Apostel Matthäus und Johannes und die Apostelschüler Marcus und Lucas zeugen

würde, stünden nicht dieser Autorschaft aus andern Gründen die schwersten Bedenken entgegen.

Was zunächst das vierte Evangelium betrifft, so werden wir ihm weiter unten eine besondere Betrachtung widmen. Wir werden in ihm eine in ihrer Art wundervolle Exemplifikation der durch Jesus und Paulus geschaffenen Christusgestalt der Kirche an einem mit freier, genialer Konzeption entworfenen Leben Jesu erkennen, und begnügen uns hier mit der Bemerkung, dafs jeder, welcher den Erzählungen und Reden dieses Evangeliums irgendwelchen historischen Wert einräumt, sich dadurch die Möglichkeit verschliefst, über die vielleicht einzig in der ganzen Weltgeschichte dastehende Persönlichkeit Jesu ein authentisches Bild zu gewinnen, wozu uns die drei ersten Evangelien weit mehr urkundliches Material darbieten, als es vielen scheinen mag.

Allerdings ist nicht daran zu denken, Matthäus, Marcus und Lucas, wie sie uns vorliegen, ohne weiteres als glaubwürdige Zeugen zu betrachten, aber die beiden erstgenannten sind doch Fortbildungen zweier Urschriften, über welche uns nur das unsichere Zeugnis des Papias erhalten ist.

Papias, Bischof von Hierapolis in Phrygien, gestorben 163 p. C. und angeblich noch ein Schüler des Apostels Johannes, berichtet in dem bei Eusebius (Hist. eccl. III, 40) erhaltenen Fragment einer verloren gegangenen Schrift folgendes:

Ματθαῖος μὲν οὖν ἑβραΐδι διαλέκτῳ τὰ λόγια συνεγράψατο ἡρμήνευσε δε αὐτὰ ὡς ἦν δυνατὸς ἕκαστος. „Matthäus also hat in hebräischer (d. h. aramäischer) Sprache die Reden (des Herrn) verfafst; es erklärte sie aber ein jeder, so gut er konnte."

Μάρκος ἑρμηνευτής Πέτρου γενόμενος, ὅσα ἐμνημόνευσεν, ἀκρι βῶς ἔγραψεν, οὐ μέντοι τάξει τὰ ὑπὸ τοῦ Χριστοῦ ἢ λεχθέντα ἢ πραχθέντα· οὔτε γὰρ ἤκουσε τοῦ κυρίου, οὔτε παρηκολούθησεν αὐτῷ, ὕστερον δὲ Πέτρω, ὃς πρὸς τὰς χρείας ἐποιεῖτο τὰς διδασκα λίας, οὐχ ὥσπερ σύνταξιν τῶν κυριακῶν ποιούμενος λογίων· ὥστε οὐδὲν ἥμαρτε Μάρκος, οὕτως ἔνια γράψας, ὡς ἀπεμνημόνευσεν. Ἑνὸς γὰρ ἐποιήσατο πρόνοιαν, τοῦ μηδὲν ὧν ἤκουσε παραλιπεῖν, ἢ ψεύσασθαί τι ἐν αὐτοῖς. „Marcus war ein Dolmetscher des Petrus und hat genau aufgezeichnet alles, woran er sich erinnerte, jedoch nicht in der Reihenfolge, wie es von Christus

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