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Seinen eigenen Namen, der in seiner Zusammensetzung an den Gott Amun erinnerte, wandelte er um in Chuen-Aten, „Abglanz der Sonnenscheibe", und verlegte seine Residenz aus Theben, wo alles an Amun erinnerte, in eine neugegründete Stadt in Mittelägypten, welche er als die Sonnenstadt (Chut-Aten) bezeichnete und durch einen herrlichen Sonnentempel in ihrer Mitte auszuschmücken begonnen hatte, als er nach kaum zwölfjähriger Regierung, man weifs nicht, ob durch Mörderhand oder eines natürlichen Todes, starb. Mit ihm ging sein Werk zugrunde; die neue Stadt wurde zerstört, es lag ein Fluch auf ihrer Trümmerstätte, und gerade diesem Umstande ist es zu verdanken, dafs uns unter ihren Trümmern, dem heutigen Tell-el-Amarna, aus der Zeit des dritten und vierten Amenhotep die wertvollsten Urkunden erhalten sind, namentlich eine Korrespondenz asiatischer Fürsten und Statthalter mit diesen Königen, von der noch in einem andern Zusammenhange zu reden sein wird. Das Ansehen der Dynastie war erschüttert, und nach einigen Jahrzehnten der Wirren ging die Herrschaft an die XIX. Dynastie über, unter deren Königen, einem Seti und Ramses II., Ägypten nach aufsen hin seine gröfste politische Machtstellung erreichte, während das geistige Leben schon damals unter den Händen einer keinem Widerstand mehr begegnenden Priesterschaft zu einer Mumie erstarrte.

Fragen wir zum Schlufs, inwieweit auch die Religion der Hebräer einen Einfluss von Ägypten her erfahren hat, so mögen manche Äufserlichkeiten, wie namentlich die Sitte der Beschneidung (vgl. Herod. II, 104) und die Neigung zum Kälberdienst auf Anregungen von Ägypten her beruhen. Auch die Sage von der grofsen Flut, für deren Entstehung in Palästina die physikalischen Anlässe fehlen, ist jedenfalls vom Auslande importiert, und man könnte sie an die ägyptische Sage von der Vernichtung des sündigen Menschengeschlechts durch Ra mittels einer grofsen Flut anknüpfen, läge es nicht viel näher, sie aus Babylonien herzuleiten. Was endlich den hebräischen Monotheismus betrifft, so ist seine Entstehung aus dem altsemitischen Polytheismus vollkommen zu begreifen, ohne dafs es darum der Annahme einer Entlehnung fremdländischer Vorstellungen bedürfte.

II. Die semitischen Volksstämme.

1. Wohnsitze und ursprüngliche Heimat der Semiten.

Von den zahlreichen rings um die Erde angesiedelten Völkerfamilien, deren jede eine gemeinschaftliche Ursprache hatte, sind es, wenn wir von den Ägyptern und Chinesen absehen, nur zwei, an welche sich die Entwicklung aller Kultur und namentlich alles höhern Geisteslebens knüpft, die Semiten und Indogermanen. Die geographische Lagerung dieser beiden Völkerfamilien, vermöge deren die östlichen Glieder der indogermanischen Völkergruppe von der westlichen durch die keilförmig sich zwischen beide einschiebenden semitischen Völker getrennt wird, ist jener schon öfter von uns erwähnte geographische Zufall, durch welchen das ganze geistige Leben der Menschheit bedingt ist, und ohne welchen vieles, welches heute noch seinen Einflufs übt, sich ganz anders würde gestaltet haben. Denn als die griechisch-römische Welt, nachdem sie sich durch Entfaltung der in ihr liegenden Kräfte ausgelebt hatte, ohne volle Befriedigung zu finden, wie jener mazedonische Mann (Apostelgesch. 16,9), der dem Apostel Paulus im Traume erschien, ihre Hände hilfesuchend nach dem Osten ausstreckte, da war es der erwähnte geographische Zufall, vermöge dessen das klassische Altertum nicht auf die ihm urverwandte Weisheit der Inder, sondern auf die semitische Weltanschauung stiefs, welche in ihrem Schofse als schönste Blüte das Alte Testament und als reifste Frucht das Neue Testament hervorgebracht hatte. Das Christentum aber hat, wie der Verlauf unserer Darstellung zeigen wird, das geistige Leben des Mittelalters und der Neuzeit nicht weniger tief und nachhaltig beeinflufst als die römische und im letzten Grunde die griechische Kultur, bis in welche die tiefsten Wurzeln unserer eigenen Weltanschauung reichen, und ohne deren nähere Kenntnis die uns noch in der Gegenwart bewegenden geistigen Strömungen nicht verstanden werden können.

Jene Durchkreuzung der indogermanischen Völkerkette durch die semitischen Stämme, durch welche recht eigentlich

der Knoten der Weltgeschichte geschürzt wurde, kann entweder darauf beruhen, dafs die Indogermanen bei ihrem Zuge aus Zentralasien nach dem südlichen und nördlichen Europa hin an den schon in Kleinasien sefshaften Semiten vorbeiund über sie hinweggewandert sind, oder aber darauf, dafs die schon östlich in Indien und Iran, westlich in Europa sefshaften Indogermanen hinterher durch die von Süden sich zwischen sie einschiebenden Semiten getrennt wurden. Für letztere Annahme spricht namentlich der Umstand, dafs bei keinem der indogermanischen Stämme sich auch nur die leiseste Erinnerung an die Einwanderung erhalten hat, während die Besitznahme von Babylonien und Assyrien durch die Semiten an den Spuren erkennbar ist, welche eine von ihnen unterjochte und aufgesogene Urbevölkerung hinterlassen hat..

Die semitische Völkerfamilie besteht aus sechs Hauptstämmen, deren Namen und gegenseitige Lage sich auf folgende Weise dem Gedächtnis leicht einprägen läfst. Zeichnen wir auf der Karte von Vorderasien ein Kreuz ein, dessen Kopf in Aramäer

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die Gebirge Armeniens, dessen unteres, längeres Ende in Arabien und dessen rechter und linker Arm nach Babylonien und Palästina sich erstrecken, und schreiben wir den Namen der Aramäer an das Kopfende, den der Araber an das langgestreckte Fufsende, ferner an den rechten Arm den der einen einheitlichen Kulturkreis bildenden Assyrer und Babylonier,.

und an den linken Arm den der nicht weniger nahe verwandten Phöniker und Hebräer, so haben wir ungefähr die Lagerung der sechs semitischen Hauptstämme, wie sie in historischer Zeit bestanden hat, vor Augen. Die Sprachen derselben sind Abkömmlinge einer gemeinsamen Ursprache und nahe verwandt, viel näher als es die verschiedenen indogermanischen Sprachen sind, daher sich die vergleichende Grammatik der semitischen Sprachen oder, wenn man will, Dialekte ganz von selbst bildete und nicht so schwere Probleme enthält wie die der indogermanischen.

Eine schwierigere Frage ist die nach der ursprünglichen Heimat der Semiten. Nach der biblischen Tradition, welche die Arche Noahs auf dem Berge Ararat südlich vom Kaukasus landen läfst, wären mit den übrigen Völkern auch die Semiten von dort ausgezogen und hätten sich nach Süden bis in Arabien hinein verbreitet. Aber das unwirtliche armenische Hochland ist durchaus nicht geeignet, eine Völkerwiege zu bilden, und seitdem Sprenger in seinem,,Leben des Mohammed" den Umstand geltend gemacht hat, dafs die Araber sowohl nach ihrer äussern Erscheinung wie nach ihrer Sprache den reinsten Typus des Semitischen darstellen, ist die von ihm gezogene Folgerung ziemlich allgemein zur Anerkennung gelangt, dafs die semitischen Stämme sich nicht von Norden nach Süden, sondern umgekehrt von Süden nach Norden verbreitet haben, und dafs ihre eigentliche Urheimat in den Wüstenländern und Steppen Arabiens zu suchen ist, von wo aus einzelne Schwärme dieser Beduinen nordwärts vorgedrungen sind, um sich nordöstlich des Kulturlandes von Babylonien und Assyrien und nordwestlich der fruchtbaren Landschaften Palästinas zu bemächtigen.

2. Charakter der Semiten.

Während die indogermanischen Stämme nach vollzogener Einwanderung zumeist in Ländern sefshaft wurden, welche nicht nur durch Jagd und Fischfang, Viehzucht und Ackerbau ein üppiges Leben ermöglichten, sondern auch durch den Wechsel der Jahreszeiten, den Reichtum der atmosphärischen Erscheinungen, die Gegensätze von Meer und Land, Wäldern,

Gebirgen und Flüssen der Phantasie reichere Nahrung boten, so waren die Semiten in der ersten Zeit ihres Bestehens auf wesentlich einfachere Verhältnisse angewiesen. War doch ihre ursprüngliche Heimat die grofse Halbinsel Arabien mit ihren weiten Wüsten und Steppen, welche zumeist eine Bebauung nicht lohnten, sondern nur vorübergehend eine kärgliche Nahrung für Kamele, Schafe und Ziegen boten. War eine Länderstrecke abgeweidet, so brach der Stamm seine Zelte ab, um nach mühsamer und entbehrungsreicher Wanderung eine neue Gegend aufzusuchen und, wenn erforderlich, im Kampfe zu erobern, ohne dafs auch hier eine dauernde Ansiedlung möglich gewesen wäre. So sind denn die Semiten von Haus aus Söhne der Wüste, heimatlos umherziehende Beduinenschwärme, welche das Nomadenleben liebten, stolz auf ihre in fortwährenden Kämpfen errungene Freiheit waren und mit Geringschätzung auf eine von Ackerbau lebende Bevölkerung herabblicken mochten. Wie überall für den Naturmenschen, so ist auch hier der Stammesgenosse der gute, der Ausländer der böse Mensch, und es ist kein Zufall, dafs der böse Kain als Ackerbauer, der fromme Abel als viehzüchtender Nomade in der Vorstellung des Volkes lebt.

Das an Entbehrungen, Mühen und Gefahren reiche Wüstenleben stählte den Körper und gab dem semitischen Stamme jene Zähigkeit und Widerstandsfähigkeit, welche wir noch heute an ihnen beobachten können, jenen unmittelbar auf das Praktische gerichteten Sinn, welcher sich in der Verfolgung seines Zweckes nicht, wie der Indogermane, durch ideale Erwägungen beirren läfst und ihn daher oft sicherer erreicht als dieser. Hingegen steht der mit nüchternem Blick auf die umgebende Wirklichkeit gerichtete Sinn des Semiten an Reichtum der Phantasie und geistiger Schöpferkraft hinter den Indogermanen erheblich zurück, daher die höchsten Leistungen in der bildenden Kunst wie in der Poesie ganz überwiegend bei diesen zu finden sind, und nicht weniger charakteristisch ist es, dafs die Ausbildung der Philosophie den Indogermanen, die der Religion den Semiten als Aufgabe zugefallen ist. Lassen sich die bisher erwähnten Eigenschaften der Zähigkeit, Nüchternheit und der praktischen Sinnesart aus den

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