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losen Spiel, um das sich nicht minder alle Bewegungen der Gegenwart drehen, das allgemeine Landesrecht dagegen in der Geschichte der Vorzeit des eigenen Landes mit allen seinen Kämpfen und Bewegungen ausgeprägt. Nicht die abstracte Form von Lehrsätzen, Principien, Theoremen, sondern der volle geschichtliche Thatbestand kann hier eine wirklich fördernde Wirkung haben; tüchtige Kunde der Geschichte wird einzig und allein die rechte Einführung in das Verständniss der Gegenwart und ihrer politischen Bedürfnisse geben, mag der Knabe nun seinen dereinstigen Beruf als gleichberechtigtes Glied oder als leitendes Organ der bürgerlichen Gesellschaft finden.

So berechtigt mithin auch das ursprünglich Germanische in unserm Volksleben als ein Bildungsmittel und eine Geistesnahrung unsrer Jugend erscheinen mag, so wenig darf durch dasselbe doch. irgendwie das christliche Element unsers Lebens wie unserer Bildung herabgesetzt oder in den Hintergrund gedrängt werden. Wie aber beide die wesentlichen und unzertrennlichen Factoren deutscher Nationalität bilden, dergestalt, dass sie, von einander losgerissen, der innern Kraft entbehren und das ganze Leben des Volks vor Ermattung und Hinschwinden nicht bewahren können, so muss auch in einer frischen und gesunden Entwickelung der Jugend Beides aufs Innigste mit einander vereinigt bleiben, und das Christenthum seinen Alles beherrschenden Mittelpunct behaupten. Aus gleichem Grunde muss das christliche Element allen Unterricht und alle Erziehung sowohl in den Gegenständen der gemeinsamen Beschäftigung als in der Persönlichkeit des Lehrenden durchdringen. Wer anders räth und will, der übt, bewusst oder unbewusst, einen eben so grossen Verrath an dem christlichen wie an dem volksthümlichen Leben unsrer Nation aus.

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XVIII.

Die Vorbildung des Schulmanns für seinen Beruf.

was zu

Unter den Künsten, die das öffentliche Leben übt, ist die Kunst des Erziehers wahrlich nicht die leichteste. Wer insbesondere an der Bildung der Jugend in Gymnasien arbeitet, empfindet diese Wahrheit nach dem ganzen Ernste ihrer Aufgabe, und der Verantwortlichkeit für das ihm anvertrauete Gut, aber auch mit der ganzen Lieblichkeit, der an die Treue aller Arbeit geknüpften Verheissung. Vielleicht kein Lebensberuf verlangt eine so entschiedene Hingabe des ganzen Menschen, eine so völlig nach allen Seiten hin ausgeprägte und mit dem Zweck des Wirkens zusammenstimmende Persönlichkeit; nichts ist hier gleichgültig oder unwesentlich: wo nur irgend eine Seite des Lebens und Denkens zum Vorschein kommt, da ist auch etwas, seiner Arbeit in irgend einer Weise und Maasse mitwirkt. Darum kann auch das Geschick dazu im letzten Grunde nicht durch irgend eine Anleitung erworben sein; aber wiederum auch der geborene Schulmann bedarf der sorgsamsten Pflege und Ausbildung, eines reich gerüsteten Wissens und Könnens, und zwar beides in möglichster Vereinigung, weil nur, was wahrhaft sein geistiges Besitzthum geworden ist, auch wiederum auf Andere bildend einzuwirken im Stande ist. Wenn aber ein durch Denken und Wissen gebildeter Geist, eine mit klarem Bewustsein und sicherer Bewegung ausgestattete Lebensform, ein in Gemüth und Willen eben so biegsamer und hingebender als kräftiger und bildender Charakter die grossen Erfordernisse einer gesegneten Wirksamkeit auf diesem Felde sind, die nur durch seltene Gunst in einem Menschen vereinigt erscheinen: so bedarf vielleicht kein Zweig öffentlicher Thätigkeit, zumal in einer Zeit, die die Ansprüche häuft, die Conflicte des Lebens steigert, und die Forderung der Oeffentlichkeit betont, so sehr der aufmerksamen Fürsorge für eine nach allen Seiten hin wirksame Ausbildung als der Beruf des Schulmanns oder Gymnasiallehrers. Und doch scheint fast noch

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des

in keinem Staate Deutschlands eine Anordnung getroffen zu sein, die den allgemein empfundenen und ausgesprochenen Bedürfnissen in dieser Beziehung entspricht.

Der Kreis wissens

Früher ist es anders damit gewesen. würdiger Gegenstände war unglaublich viel beschränkter; daher wie die Mittel, so auch das Ziel dieses Zweigs der Erziehung Meicht und einfach. Die Grundbedingung jedoch für alles Gedeihen auf diesem Gebiete war auch da nicht minder nothwendig eine markige, charakterfeste, mit einem edlen idealen Sinne begabte, dabei elastische und der Jugend in warmer Liebe ergebene Naturund wo diese war, da fand sich der andere Factor, ein festes, inniges Anschmiegen der Jugend, leicht hinzu. Wodurch die Lehrer selbst so reich und kräftig genährt waren, die grossen Alten, die wurden auch die Lebensspeise der Jugend, und ausser dem Evangelium und den classischen Meisterwerken bedurfte es einer weitern Vorlage nicht. So sammelten sich Tausende um Einen Lehrer, und man fragte nicht, woher er Bildung und Methode empfangen habe. Das achtzehnte Jahrhundert hat auch hier eine ungeheure Veränderung hervorgebracht: dem Realismus, der sich schon zuvor geltend zu machen angefangen hatte, stellte sich ein entschiedener Humanismus entgegen; die deutsche Sprache verlangte ihr lange verhaltenes Recht, gerieth aber noch einmal unter den Druck französischer Eleganz und Unnatur, besonders in den höheren Ständen; der christliche Glaube drang aus seiner starren, verknöcherten Form zu neuer Frische und Wärme hervor, das Leben endlich forderte selbst unwiderstehlich sein Recht und der durch beständig fortschreitende Kunde erweiterte Blick in Natur und Welt konnte für die Dauer nicht ohne Einfluss bleiben. In jene Zeit einer humanistischen Reaction fällt, gleichzeitig mit einer neuen Blüthe dieser Wissenschaft, die Stiftung der philologischen Seminare, die eine Pflanzschule künftiger Lehrer der classischen Sprachen werden sollten. Das erste dieser Art war wohl das in Halle von Christ. Cellarius gegen Ende des 17. Jahrhunderts (1691) gestiftete Seminarium elegantioris doctrinae oder litteraturae, dem das philologische Seminar in Göttingen bei der Stiftung der Universität und Berufung J. M. Gesner's 1737 folgte. Erst 1784 stiftete C. D. Beck, drei Jahre nach J. A. Ernesti's Tode, das philologische Seminar in Leipzig, dem andere in Halle, Heidelberg, Jena, Rostock, Kiel, Königsberg, Breslau,

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Erlangen, Tübingen, Berlin, Bonn, München u. s. w. folgten'). Diese aber hatten mehr oder weniger die Pflege der philologischen Studien überhaupt im Auge, während die eigentlich practischmethodische Ausbildung des künftigen Schulmanns kaum als secundäre Richtung sich geltend machen konnte. Näher auf diesen letzteren Zweck scheint die Anstalt gerichtet gewesen zu sein, die unter Wernsdorf und Wiedeburg in Helmstädt bestand und deren Mitglieder unter Leitung des Directors im,, Pädagogium", d. h. in den beiden oberen Classen des dortigen Gymnasiums, unterrichten mussten. Von gleichem Bedürfniss veranlasst, wurde unter F. Gedike's Leitung in Berlin 1788 zuerst am FriedrichsWerderschen Gymnasium, dann am grauen Kloster ein Seminar für gelehrte Schulen eingerichtet, dessen ursprüngliche, im Jahre 1812 erneuerte Instruction wohl noch jetzt als Muster ähnlicher Anordnungen dienen könnte. Aehnliches Interesse, wenn auch von allgemeinerem Charakter, bewog auch den trefflichen Padagogen F. H. C. Schwarz in Heidelberg zu Anfang dieses Jahrhunderts zur Stiftung eines pädagogischen Seminars; zuletzt aber ist im Jahre 1843 das Göttinger Seminar in ein philologischpädagogisches umgestaltet, und damit den beiden Seiten, der theoretischen wie der practischen Ausbildung der künftigen Schulmänner, eine tüchtige Grundlage bereitet worden 2). Das Be

dürfniss

1) Eine von kundiger Hand gegebene nähere Geschichte dieser Institute würde um so dankenswerther sein, als die zugänglichsten Werke (L Wachler, Handbuch der Geschichte der Litteratur 3, 38. Schwarz, Ge schichte der Erziehung 2, 445 f.) Weniges und Ungenaues darüber berichten. Einiges bieten Gesneri opuscula minora I, 59; Heyne's Leben von Heeren S. 251 ff. F. A. Wolf's Leben von Körte, 1, 200 ff.; Creuzer's akademisches Studium des Alterthums, Heidelberg 1807 (wieder abgedruckt in s. Buche: Aus dem Leben eines alten Professors, Lpzg. u. Darmst. 1848. §. 273; ff.); Beck de consiliis et rationibus sem. philol. Lips. 1809; F. Thiersch Acta Philol. Mon. I. Einleit. zum 1. und 2. Fasc. Die Statuten des Tübinger (Zeitschr. f. Alt. Wiss. 1840. Nr. 40.), Giessener und Bonner Seminars sind neuerdings in philologischen Zeitschriften abgedruckt worden.

2) Ueber das Helmstädter Institut hat F. A. Wiedeburg eine besondere Schrift gegeben. Ueber das Berliner Seminar gibt ausführliche Nachricht F. Gedike in seinen Schulschriften 2, 112–34. Von dem Heidelberger gab Schwarz 1807 Nachricht; die Statuten des Göttinger sind mitgetheilt in der Pädagogischen Revue, Oct. 1846. 3te Abth., S. 129-36, womit zu vergleichen das kräftig empfehlende Urtheil Jahn's in s. N. Jahrb. f. Phil.

dürfniss einer das nemliche Ziel verfolgenden Einrichtung hat sich allgemein 'geltend gemacht, und ist in Ministerialerlassen lebhaft anerkannt und ausgesprochen, von den entgegengesetzten Standpuncten pädagogischer Principien aus mit grossem Nachdruck behauptet 3); aber dennoch im Ganzen bis jetzt wenig dafür ins Werk gesetzt worden.

Die Wissenschaft ist die grosse und reiche Nahrungsquelle eines segensreichen Wirkens im Lehrerberufe; eine treue, entsagungsvolle, mit Muth und Begeisterung verbundene Liebe zu ihr wird daher in dem künftigen Schulmann entzündet und immerwährend unterhalten und gepflegt sein müssen; ohne sie wird die Kunst, die er übt, bald zur Routine, zum Handwerke, zum Schlendrian das Leben in ihr wird Tod. Der künftige Schulmann wird also zunächst mindestens einen dreijärigen Zeitraum von wissenschaftlichen Studien, die zur allgemeinen Ausbildung wie zur Vorbereitung für sein besonderes Fach dienen, durchmessen haben müssen, ehe er näher in die Thätigkeit eintritt, die ihn unmittelbar zu seinem Berufe führt. Man darf dabei nun voraussetzen, dass derjenige, der in dem Leben der Schule künftig sein Leben lehrend bethätigen will, selbst als Lernender

u. Päd. 46, 4. S. 467 ff. Sehr zu beklagen ist, dass Friedemann seinen langgehegten Vorsatz (Gymn.-Zty. 1841. S. 46. Anm.), die hierfür dienenden Documente gesammelt herauszugeben, noch nicht zur Ausführung gebracht hat; bis dahin ist zu verweisen auf seinen Aufsatz: über Bildung der Gymnasiallehrer, in der Darmstädter Gymnasialzeitung, 1841. Nr. 5. S. 33-52. u. Nr. 26. S. 201-4., vgl. mit der anziehenden Mittheilung von ihm in Schnitzer's Pädag. Vierteljahrsschrift 1847. H. 3. S. 472 ff. Ein gleiches Bedürfniss für Oesterreich weist nach ein Auszug aus Mittheilungen Ficker's in der Päd. Revue. 1846. Aug. Sept. 3te Abth. Nr. 8. 9. Auch in Dorpat ist ein solches pädag. - philol. Seminar, dessen Reglement mitgetheilt ist in der Allg. Schulztg. 1827. Abth. II. Nr. 3 f. S. 22 ff.

3) Ich will hier nicht auf die bekannten speciellen Schriften, sondern nur auf gelegentliche Aeusserungen verweisen, namentlich auf Freese, das deutsche Gymnasium nach den Bedürfnissen der Gegenwart, S. 88 ff. u. Köchly, vermischte Blätter zur Gymnasialreform, 2, 69. vgl. Schnitzer's Päd. Viertelj. Schrift 1847. H. 3. S. 472—80. Die schon von Pölitz (Prakt. Erziehungswissenschaft, Leipz. 1806. 2, 254 ff.) gemachten und jetzt von Friedemann (in Mager's Pädag. Revue. 1848. Febr. S. 152 ff.) in Erinnerung gebrachten Vorschläge für solche Bildungsanstalten habe ich gegenwärtig nicht berücksichtigen können.

Lübker, ges, Schriften.

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