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subjectiven Geist erzeugte, aus dem die griechische Philosophie hervorgegangen ist. Es gibt kaum eine so lehrreiche und anziehende Parthie in der Entwickelungsgeschichte des menschlichen Geistes als gerade diese, und wir bedauern es daher gar sehr, dass der Verf. mit seinen zwar schönen, aber sehr kurzen Erörterungen nicht näher auf die Sache eingegangen ist, was er doch füglich auch für seinen Zweck konnte. Die von ihm entworfenen Züge entsprechen dem Charakter des Gesammtbildes gar wohl: Im Mythos hat der Geist des Schönen das Leben nach einer Idee, der sittlichen Substanz des Vaterlandes, gestaltet; die Philosophie geht keinen Schritt weiter, bleibt aber unbefriedigt mit dem, d was ihm das Vaterland in seinen Gesetzen und seinem Glauben übergibt. So gehörte denn die Philosophie einer Richtung an, die das griechische Leben auflöste. Es kam eine Einseitigkeit in die Erkenntniss, deren Ueberwindung keiner heidnischen Religion möglich ist; denn ihrem vollen Begriffe nach ist sie die Entwickelung des religiösen Geistes ausserhalb des Reiches Gottes, welche ein aus dem Nationalbewusstsein subjectiv gesetztes Göttliche zum Gegenstande der Verehrung hat. Man hat oft, und nicht ohne Grund, dem Judenthum eine positive, dem Heidenthum eine negative Vorbereitung zum Christenthum vindicirt; der Verf. fasst diesen Gegenstand noch schärfer und eindringlicher auf, wornach mit der negativen Seite des Heidenthums, der gänzlichen Auflösung desselben als Totalität, doch auch noch wieder eine positive Seite auf's Innigste zusammenhängt. Denn wenn die substanziellen Bande des Heidenthums zersprengt waren, so gab es eben nur noch Atome, Einzelne; als solche aber konnten sie nur zu dem neuen Bunde kommen und um so mehr also ihr persönliches Unheil erkennen, nach persönlichem Heile aufsehen. Je höher daher jener, die griechische Welt auflösende, subjective Geist vorwärts drang, um so mehr führte er das persönliche Leben auch seiner Wahrheit entgegen. Dies hat der Verf. vortrefflich an dem Gange der späteren hellenischen Philosophie wie an dem öffentlichen Leben nachgewiesen; nur dass bei jenem Aristoteles schwerlich ganz zu seinem Rechte gelangt. Gerade darin, dass er die dem übrigen hellenischen Sinnen und Denken gegenüberstehende reale Seite hervorhob und die reiche, lebensvolle Welt des Concreten mit seiner aus sich selbst genommenen schöpferischen Kraft offenbarte, war er in einer allerdings verschiedenen

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Richtung eine überaus günstige Vorbereitung auf die Erscheinung Christi im Fleisch. In die römische Welt ist der Verf. wenige eingegangen, schon deshalb, weil er mehr das höhere Bewusst sein in der Philosophie, als die dem gesammten Volke ange messenere Darstellung in der Litteratur vor Augen gehabt ha Dies fehlt nicht am wenigsten bei der griechischen Litteratuı wo der ganze Reichthum in Dichtern, Geschichtschreibern un Rednern einen Stoff geliefert haben würde, dessen Behandlun in der ungemein tüchtigen Weise des Verfs., die auch so noc in wesentlichem Vorzuge steht, eine bedeutende Lücke in de bisherigen Erforschung des Alterthums ausgefüllt hätte.

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V.

Zur Charakteristik des Horaz.

Die Geschichte der Litteratur ist überhaupt eine doppelte, nemlich eine äussere und eine innere; die äussere, durch eine mehr oder minder grosse Zahl von Notizen und Erinnerungen gefördert, ruht auf einer festeren Basis als die lediglich auf einer tieferen geistigen Anschauung der Erzeugnisse selbst begründete innere, und erfreuet sich daher seit früher Zeit einer rüstigeren Bearbeitung. Die wahrste und vollendetste Gestalt der Litteraturgeschichte aber ist die innige Verschmelzung und Durchdringung beider. Hat nun unsere Zeit die allseitige und organische Erfassung des gesammten Alterthums richtig als die Lösung ihrer Aufgabe in diesem Zweige der Wissenschaften erkannt: so ist dazu die innere Litteraturgeschichte noch weit fruchtbarer als die äussere. Die äussere nemlich gibt das historische Detail über alle irgendwie im Gebiete der Litteratur vorkommenden Namen nach einer treuen Ueberlieferung, nur mit kritischer Sichtung des Einzelnen; sie ergeht sich also in der bunten Reihe der Zufälligkeiten, in die nur eine chronologische Folge oder ein äusserliches Fachwerk Ordnung bringen kann. Das Wesen aber und den Geist gibt die innere, die daher auch nicht neben, sondern in jener besteht; jede äusserliche Absonderung kann also auch nur eine vorläufige sein, um jede der beiden Seiten desto genauer zu ergründen. Ist dieses durch die Bemühungen vieler Einzelnen an den einzelnen Schriftstellern erreicht worden, dann wird ihre Hineinbildung in die äussere Geschichte und somit die Vollendung des Ganzen nicht mehr fern sein. Ein neues, wesentlich förderndes Element wird aus ihr erwachsen einmal für die Wissenschaft, anderen Theils in gleichem Maasse für alle philologische Praxis und Interpretation. Denn indem sie uns das innere Leben der Litteratur entwickelt, zeigt sie uns, wie das Volk den allgemeinen Geist erfasst und sich angeeignet, und, wie diesen also national gewordenen Geist

wiederum die Repräsentanten der Nation, die Schriftsteller und besonders die Dichter, ausgeprägt haben. Die sittliche Idee in ihren vielen und mannichfaltigen Erscheinungen lässt das Leben keines Volks unberührt; sie spiegelt sich in demselben und das davon zurückgeworfene Bild zeigt das richtigste Gepräge des individuellen Volkscharakters. Ein kaum übersehbarer Stoff dazu liegt in des Volks Geschichte und Sitte, Sprache und Litteratur, Kunst und Wissenschaft, in den Instituten seines Staats- und Privat-Lebens; hier sähe man, wie alle höheren Interessen, die die Welt bewegen, das Alterthum durchdrungen haben, und die Vollendung dieser Aufgabe würde ein neuer und wesentlicher Theil der Alterthumswissenschaft, eine Ethik des Alterthums. sein). Wiederum: kein Schriftsteller, er sei Prosaiker oder Dichter, kann den Einfluss seiner Zeit und Nationalität verleugnen, am wenigsten die Alten, auf die das öffentliche Leben so grossartig einwirkte; in der Wissenschaft kann einer seiner Zeit vorausgeeilt sein, als Mensch steht er in seiner Zeit; je weniger aber vor dem behandelten Objecte die Subjectivität des Schriftstellers zurücktritt, wie bei dem Dichter, desto stärker athmet aus seiner Schöpfung, dieselbe mag auch daneben noch so viele Spuren seiner Persönlichkeit an sich tragen, der ganze Geist der Zeit.

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Horaz war weniger ein Günstling seiner, als aller folgenden Zeiten; mit dem Zeitalter, in das ihn die Natur gestellt hatte, - harmonirte er wie viele seiner edleren Zeitgenossen nicht. Aber er hat das wahre Wesen seiner Zeit durchschaut, und indem er über ihr steht und gegen sie in die Schranken tritt, bildet sich zum Theil schon die Aufgabe und der Inhalt seiner Poësie. In dem Horaz haben sich offenbar zwei verschiedene Naturen verbunden, die satirische und die epische; oder gab ihm der Einfluss von aussen vielleicht ursprünglich eine noch viel unruhigere satirische

1) Zu diesen schönen Unternehmungen liegen immer nur noch einzelne, wenn auch unschätzbare Baustücke vor. Die Arbeit von F. A. Nüsslin: Erklärung der Homerischen Gesänge nach ihrem sittlichen Elemente, wovon mehrere Gesänge der Odyssee als Probe, Mannheim 1834 ff. erschienen sind, weckt lebhafte Wünsche nach Vollendung des Ganzen. Nicht minder würde eine Fortsetzung von K. Hoffmeisters Beiträgen zur wissenschaftlichen Kenntniss des Geistes der Alten, Essen 1831 und 32, zum Frommen der Wissenschaft heilsam gewesen sein.

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rische Richtung, so glich sich solches doch allmählich zu einer grösseren und fast epischen Ruhe aus; in dem umfassenden Stadium seines dichterischen Lebens von dem 24sten bis zum 57sten Jahre (nach der richtigeren Annahme Kirchners: quaestiones Horatianae p. 40 f.) konnte sich dieses bequem fortschreitend entwickeln, in der Mitte aber stand er dann auf mehr lyrischem, aber niemals völlig ungemischtem Standpuncte. Hieraus lässt es sich denn wenigstens andeutungsweise erklären, dass der Fortgang seiner dichterischen Production von den Satiren und Epoden zu den t drei ersten Büchern der Oden, in denen noch manche und zum Theil die frühesten von einem satirischen Zuge die deutlichsten Spuren tragen, und endlich zu dem ersten Buche Episteln, dem letzten Buche Oden und dem letzten Buche Episteln ein ganz naturgemässer, kein zufälliger ist; aber auch begreiflich machen, dass der Unterschied zwischen den Satiren und den Episteln ein viel grösserer und tiefer liegender ist, als es auf den ersten Anblick erscheint, selbst als hie und da noch angenommen wird. Allein hier drängen sich nun unzählige Fragen dem weiter in das Einzelne Eingehenden auf, wie er sich dem religiösen Glauben, dem wissenschaftlichen Sinne, dem philosophischen Streben, selbst der Kunst seiner Zeit angeschlossen oder entgegengestellt habe; ob er nicht vielmehr in diesen und vielen andern Richtungen völlig ein Zögling und Nachahmer der Griechen gewesen sei. Blicken wir zunächst auf eine dieser Richtungen. Der Dichter ist in seinem philosophischen Treiben kein Anhänger eines bestimmten einzelnen Systemes, weder des stoischen noch des epikureischen, ja er darf ohne genauere Bestimmung nicht einmal als Eklektiker gelten: in seinem klaren, praktisch tüchtigen und regsamen Sinne verdrängte der schöne goldene Baum des Lebens leicht jede graue Theorie. Das war es eben, warum ihm der auf die Spitze getriebene Stoicismus so lächerlich wie verächtlich war, je mehr in demselben das Ideal des Weisen zu seinem Abbilde im Leben in schroffen Gegensatz trat. Diess wenigstens galt von den Stoikern der Wirklichkeit, wenn gleich ihre Philosophie mit dem praktischen Leben in der engsten und genauesten Verbindung stehen sollte, und sie sogar gegen die musse- und betrachtungsvolle Lebensweise eiferten, die Aristoteles empfahl (Heinr. Ritter, Geschichte der Philosophie III. 517.). Zuvor wendet Horaz sich mit seinem ganzen Eifer zu einem Theile der Lübker, ges. Schriften.

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