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theken und mit Streifereien in der romantischen Stadt und ihren malerischen Umgebungen. Sodann verlebte er mehrere Monate in Granada, wo er seinen Wohnsitz in dem alten maurischen Königsschloss der Alhambra aufschlug. Mitten in diesem der Natur und der romantischen Erinnerung und Poesie geweihten Stillleben traf ihn die Nachricht, dass er zum Legationssecretär der americanischen Gesandtschaft in London ernannt sei. Auf das Drängen seiner Brüder und Freunde entschloss er sich zur Annahme der Stelle und verliess am 29. Juli 1829 Granada, um über Paris nach London zu gehen. Seinem fast vierjährigen Aufenthalt in Spanien verdanken wir The Conquest of Granada (1829); The Alhambra (1832); Legends of the Conquest of Spain (1833); Mahomet and his successors (1849), Werke, zu denen die Quellenforschung über Columbus die erste gelegentliche Veranlassung gegeben.

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Nachdem Irving sein Amt anderthalb Jahre verwaltet, legte er es am 26. September 1831 nieder und kehrte im nächsten Jahre nach siebzehnjähriger Abwesenheit in seine Heimath zurück, begrüsst und gefeiert als der berühmteste americanische Schriftsteller. Die nächsten Monate benutzte er zu Reisen in den Westen seines Vaterlandes; auf dem Eriesee traf er mit einem Indianer-Commissar zusammen, den er nach Fort Gibson, dem Stelldichein der Commissare, 700 (engl.) Meilen den Arkansas hinauf, durch die Wildniss der Urwälder, die Prairien des Missouri und die Jagdgründe der Indianer am Ufer des Arkansas begleitete. In der Skizze A Tour on the Prairies, die einen Theil von G. Crayon's Miscellanies ausmacht, hat er seine interessante Jagdexpedition beschrieben.

Nach seiner Rückkehr kaufte er am Hudson, nicht weit von New York bei dem Dorfe Tarrytown ein Grundstück, auf dem er ein Landhaus erbaute, dem er später den Namen Sunnyside gab. Hier lebte er mit Brüdern, Neffen und Nichten in litterarischer Musse und ländlichen Beschäftigungen, im Verkehr mit seinen Nachbarn und seinen Freunden im nicht fernen New York ein behagliches Stillleben, das durch die Besuche von fremden Künstlern und Gelehrten angenehm unterbrochen wurde,

Die Früchte seiner litterarischen Thätigkeit während dieser Zeit sind: Astoria, die Geschichte der Gründung dieser am Stillen Meer von Astor, einem eingewanderten Deutschen, ge

* Vergl. The Alhambra, herausgegeben von Dr. C. Th. Lion. Berlin. Weidmannsche Buchhandlung. 1877.

stifteten Colonie; Adventures of Captain Bonneville; The Crayon Miscellanies. Ausserdem lieferte er für Knickerbocker's Magazine Beiträge, die er später in sein Buch Wolfert's Roost (ursprünglicher Name seines Landsitzes) aufnahm, das im Jahre 1855 veröffentlicht wurde.

Da überraschte ihn im Anfang des Jahres 1842 die Berufung zum americanischen Gesandten in Madrid. Ueber London, Paris, Bordeaux reiste er an den Ort seiner Bestimmung, an dem er Ende Juli ankam. Er blieb gegen vier Jahre in seinem diplomatischen Amte, das er mit Ehren verwaltete, obwol er nach der alten Maxime ,,Honesty is the best policy" handelte, die nach seiner Meinung,,holds good even in diplomacy". Im Herbst 1846 kehrte er nach seinem geliebten Sunnyside zurück. Hier verlebte er einen sonnigen Lebensabend. In voller Gesundheit des Leibes und der Seele schrieb er sein letztes Hauptwerk,,The Life of George Washington", das er in den Jahren 1854 bis 1859 veröffentlichte, nachdem er 1849 eine Biographie Oliver Goldsmith's herausgegeben. In seinen letzten Lebensjahren hatte er viel unter asthmatischen und nervösen Beschwerden zu leiden. Am 28. November 1859 verschied er im Alter von 76 Jahren schnell und sanft im Kreise der Seinigen.

Washington Irving ist kein Genie ersten Ranges. Als Geschichtschreiber ist er von Manchen übertroffen worden: ; Dichter und Romanschriftsteller im engeren Sinne hat er nicht sein wollen. Sein Hauptgebiet, auf dem er Grosses geleistet, ist die Skizze, die poetische Darstellung von Thatsachen und Zuständen des alltäglichen Lebens, der landschaftlichen Scenerie in der Form der ungebundenen Rede. Die geniale productive Kraft zu grösseren poetischen Schöpfungen fehlt ihm; in die Tiefen der die Welt bewegenden Gedanken steigt er nicht; die Räthsel des Lebens, die den Dichter von Gottes Gnaden gebieterisch zu poetischer Leistung auffordern, sind mit dieser Allgewalt ihm als solche nicht entgegengetreten.

Das Gebiet, auf dem er sich bewegt, ist die gegebene Wirklichkeit im Zustande der Ruhe. Sein Talent besteht darin, dass er dieser anscheinend durchaus prosaischen Realität poetische Seiten abzugewinnen weiss, dass er das Alltägliche durch die Idee verklärt.

Am meisten ursprünglich und poetisch ist er in seinem Sketch Book und in Bracebridge Hall. Hier ist er Dichter, der es versteht, die gewöhnlichsten Verhältnisse des Lebens mit

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dem Zauber der Poesie zu umkleiden und der Tiefe des Gefühls, welche von den meisten ungeahnt im Volke schlummert, nachzugraben.

Seine Grösse liegt in seinem Stil*. Sein Englisch ist nach dem Urtheil competenter Richter vorzüglich. Die ihm eigenthümliche Mischung prosaischer und poetischer Diction artet nie in Manier aus. Welchen Werth er auf den Stil legte, und wie ihm das Wie bei allen seinen Schöpfungen wichtiger ist, als das Was, darüber spricht er sich in einem Briefe an seinen Freund Breewort so aus:,,Ich glaube", so schreibt er,,,dass gerade das, worauf ich bei meinen Schriften den grössten Werth lege, dem grösseren Theil meiner Leser entschlüpft; dieselben haben vielmehr die Geschichte selber, als die Art und Weise, in der sie erzählt wird, im Auge. Ich aber betrachte eine Erzählung bloss als den Rahmen, auf den ich meine Gemälde spanne. Das Spiel der Gedanken, der Empfindungen und der Sprache, das Einweben leicht aber doch ausdrucksvoll gezeichneter Charaktere, das treue Ausmalen von Scenen des gewöhnlichen Lebens und eine halb versteckte Ader des Humors, die sich durch das Ganze schlingt, das ist es, wonach ich vorzüglich strebe, und worüber, wenn es mir gelingt, ich mich am meisten freue. Ich habe es vorgezogen, statt langer Werke Skizzen und kurze Erzählungen zu schreiben, weil ich lieber eine mir eigenthümliche Manier verfolgen, als die Art und Weise eines andern Schriftstellers mir aneignen will....“ Wir bewundern an W. Irving seinen köstlichen Humor, seine liebenswürdige Auffassung der menschlichen Verhältnisse, die sittliche Reinheit, die wie seine Werke, so sein Leben durchzieht, seine echte Vaterlandsliebe, verbunden mit aufrichtiger Wahrheitsliebe. With Irving", sagt der americanische Schriftsteller Curtis,,,the man and the author were one. The same twinkling humour, untouched by personal venom the same sweetness, geniality, and grace which endeared the writer to his readers, endeared the man to his friends. Gifted with a happy temperament, with that cheerful balance of thought and feeling which begets the sympathy which prevents bitter animosity, he lived through the

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*) Vergl. Chambers's Cyclopaedia of English Literature, vol. I, p. 379:,,Modern' authors have too much neglected the mere matter of style; but the success of Mr. Irving should convince the careless that the graces of composition, when employed even on paintings of domestic life and the quiet scenes of nature, can still charm as in the days of Addison, Goldsmith, and Mackenzie."

**) Laun, Wash. Irving, Theil 1, S. 124 folgde.

sharpest struggles of our politics, not without interest, but without bitterness, and with the tenderest respect of every party."

Das Skizzenbuch ist das bekannteste und am weitesten verbreitete unter den Werken Irvings. Besonders für America ist es von ausserordentlicher Bedeutung. „,In unserm Lande“, sagt der americanische Dichter William Cullen Bryant,,,hat es, glaube ich, jedermann, der lesen kann, gelesen." In seiner Rede über Irvings Leben, Character und Genius sagt derselbe: ,,Zu der Zeit, da es erschien, war die Liste neuamericanischer Litteraturerzeugnisse eine sehr magere; dieselben bestanden grösstentheils aus gelegentlichen Flugschriften und Abhandlungen über Tagesfragen. Werke von grösseren Ansprüchen waren gewöhnlich schwerfällig gearbeitet und wenig gelesen. Ein Buch, wie das Skizzenbuch, das an beiden Küsten des atlantischen Oceans freundlich aufgenommen wurde, zeigte die Möglichkeit, dass ein americanischer Schriftsteller sich einen Ruf erwerben kann, der nur durch die Grenzen seiner eigenen Sprache begränzt ist, und gab ein Beispiel von der Art und Weise, wie er gewonnen wird.“ *

Dies sein Sketch Book ist es vornämlich gewesen, das die Vermittlung des englischen und americanischen Geistes mit Erfolg übernommen hat. Doch beeinträchtigt des Verfassers Bestreben, eine geistige Brücke zwischen England und America zu bauen, keineswegs seine Wahrheitsliebe, und die Vorwürfe seiner Landsleute, die ihn der Parteilichkeit für England zeihen, sind ungerecht.** So sagt das Memoir of Washington Irving mit Recht: „His own countrymen hailed with joy the renewal of the exertions in which they had before delighted, and the English nation joined to applaud the author, who, without abandoning his just national pride, was yet sensible to those feelings in which Englishmen glory, and exhibited the honest exultation of a descendant in the honours of the mighty names that have embellished the literary annals of Great Britain."

*) Vergl. Laun, W. Irving, Th. I, S. 77.

***) Vergl. seine Skizze,,English Writers on America".

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The following desultory1 papers are part of a series written in this country, but published in America, The author is aware of the austerity with which the writings of his countrymen have hitherto been treated by British critics: he is conscious, too, that much of the contents of his papers can be interesting only in the eyes of American readers. It was not his intention, therefore, to have them reprinted in this country. He has, however, observed several of them from time to time inserted in periodical works of merit, and has understood that it was probable they would be republished in a collective form. He has been induced, therefore, to revise and bring them forward himself, that they may at least come correctly before the public. Should they be deemed of sufficient importance to attract the attention of critics, he solicits for them that courtesy and candour which a stranger has some right to claim, who presents himself at the threshold of a hospitable nation.

February, 1820.

1) spr. désultory mit scharf. s.

2) England. Die Vorrede ist aus London datiert.

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