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Vorwort.

Die Mittheilungen aus dem Tagebuche eines Arztes, die der Deutschen Lesewelt in einer zweiten Auflage vorgelegt werden, gehören zu den wenigen Erscheinungen unserer Tagesliteratur, die einen über das Interesse des Augenblickes hinausreichenden Werth besigen. Noch ist es, so viel wir wissen, nicht entschieden, ob dies geistreiche Werk uns Thatsachen aus dem wirklichen Leben, oder ob es uns mit dem tåuschenden Scheine der Wahrheit bekleidete Dichtungen giebt; aber auf welche Weise die Frage immer gelöst werden mag, so ist schon die Möglichkeit derselben hinreichend, den Mittheilungen eine nicht gewöhnliche Bedeutung zu sichern. Wenn wirklich ein Arzt uns nichts als Dinge erzählt, die er selbst gesehen und erlebt hat, so bleibt ihm das Verdienst der lebendig sten, anziehendsten, fesselndsten Darstellung; hat aber ein Dichter alle diese warmen, frischen, kräftigen Lebensbilder, alle diese tief ergreifenden, erschütternden, rührenden, schmerzlich bewegenden und dann wieder erheiternden oder lächerlichen Auftritte erdacht, die in bunter Folge uns vorüber geführt werden, so müssen wir ihm eine Stelle unter jenen schöpferischen Geistern einräumen, die nicht allein das Leben in seinen vielfach wechselnden Gestaltungen von der Hütte bis zum Palaste beobachtet, nicht allein das Herz des

Menschen in seinen geheimsten, verborgensten Falten belauscht haben, sondern, die außerden das große, ja, wir möchten sagen, das göttliche Vorrecht genießen, Gebilde hervorzurufen, denen sie eine lebendige Seele einzuhauchen wissen. Die alte Fabel vom Pygmalion, der eine Statue meißelte, welche durch die Gunst der Götter belebt wurde, enthält eine tiefe symbolische Wahrheit. Jeder wahre Künstler, der Maler, wie der Bildhauer, der Dichter in Worten, wie der Dichter in Tönen, ist ein Pygmalion; denn dadurch unterscheidet sich eben das Kunstwerk von dem vielleicht noch so künstlich ausgeführten, aber immer nur handwerksmäßigen Machwerke, daß jenes sein eigenthümliches Leben, seine eigene ihm ausschließlich angehörende Seele hat, während dieses den Schein des Lebens durch mechanische Fertigkeit erborgt.

Die Mittheilungen aus dem Leben eines Arztes find eine Reihe von Krankengeschichten. Ein vielsei tig gebildeter, gemüthvoller Arzt giebt uns zuvorderst die Geschichte seines eigenen måhevollen Aufstrebens, und weiß durch die Schilderung seiner Leiden und Entbehrungen, seiner Täuschungen und fehlgeschlage= nen Hoffnungen, so wie des endlichen Gelingens, das er nur einem günstigen Zufalle verdankt, unsere herzilchste Theilnahme zu gewinnen. Es ist kein gewöhnlicher Arzt, den wir an das Krankenbette seiner Patienten begleiten, sondern ein edler Freund, der sein Leben dem schönen Berufe gewidmet hat, die

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