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Vorgange der Hss. unter beide Dichter zu vertheilen: einer mufs ihn ganz behalten. Eine Strophe (Anm. zu 194, 1) in Hartmanns Ton Dir hât enboten, frouwe guot, welche die Pariser Hs. Walther zuschreibt und Lachmann aufgenommen hat, knüpft mit dem Anfang Sît daz ich eigenlichen sol, die wîle ich lebe, sîn undertân an die dritte Strophe des Tones an, in der es heifst ich muoz ir eigen iemer sîn. Lachmann läfst es darum unentschieden, ob nicht auch diese Strophe Walther gehöre, und möchte beide durch eine kleine Abweichung im Ton von den übrigen unterscheiden (Anm. zu 120, 24). Uns schien die Strophe Sît daz ich eigenlichen sol mit ihrer unpoetisch aufgebauten und logisch incorrecten Periode Walthers so unwürdig wie Hartmanns, Str. 8 aber bezüglich auf die in 7 ertheilte Antwort der Geliebten und die drei Strophen 6-8, die in der Würzburger alle wie die nachgedichtete vierte unter Walther stehen, unanfechtbares Eigenthum Hartmanns; sie wurden nur zur Beleuchtung der verworfenen Strophe mitgetheilt. Endlich das Lied Ein meister las (Str. 9—12) erscheint als unechtes aus den Gründen, die Altfr. Lieder und Leiche S. 218 aufgezählt sind und von W. Grimm (Gesch. des Reimes S. 4) anerkannt werden; obwohl nicht aus ihnen allen, wie die jetzt durchgängig hergestellten rührenden Reime beweisen. Die Vertheidigung Bartschens (Germania V1, 207) kam zu spät, hätte aber nicht geirrt. Das weibliche list und den Dativ bei heln kann man wohl ‘entfernen', aber ohne zu wissen, ob man damit die gemeinsame Grundlage der Pariser und Würzburger Hs. oder den Dichter selbst corrigiere, dessen ganze Art nicht die Walthers ist und sich unter dessen Gedichten schärfer heraushebt als die des Tageliedes. Für das Spiel mit rührenden

Reimen verweist Bartsch auf den kleinen Leich (S. 191), obgleich dieser auch Reimar zugeschrieben wird: aber der Leich enthält überhaupt keine rührenden Reime, er wiederholt nur dieselben Schlagreime in umgekehrter Ordnung. Schône: schône, lône: lône, cleine: cleine, meine: meine in Z. 3-6 wären ja als rührende Reime falsch, woraus hervorgeht, dafs auch minne: Minne, sinne: versinne in Z. 1. 2 nicht als solche gemeint sein können. Jedesfalls haben also die rührenden Reime in Ein meister las bei Walther nicht ihres gleichen, und, die Frage mufs wiederholt werden, hätte er bei solchem Inhalt ein solches Spiel angemessen erachtet? Aber nicht genug damit, dieser Dichter spielt auch noch mit erweiterten Reimen wie ende hât: gebende stât, sînen schal: mînen val. Und das ganze Gedicht ist gegen Walthers verwandte gehalten nicht geistreich, tief und individuell genug. Das doppelte dar zuo in der ersten Strophe ist endlich eine Steifheit, der Ausdruck aller guoten sinne ein rint wie man doch statt des urkundlichen kint zu lesen nicht umhin kann eine Trivialität, die Walther nicht sollte zugetraut werden. Das Gedicht ist in seinem Namen verfasst oder unter seine Werke aufgenommen worden, weil er so manches Bedeutende von der Welt gesungen hatte, dafs jedem leicht bei diesem Thema sein Name beifiel. Darum dichtete auch der Truchsesse von Singenberg seinen Nachruf in dem Ton, in welchem Walther selbst von der Welt gesungen, und rief aus (246, 10) waz frumt nû swaz er ê der werlt erkande?

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Die Unechtheit des Tageliedes hat Bartsch a. a. O. behauptet, aber nicht bewiesen: der gut altösterreichische Reim nieht: lieht genügt dazu nicht, man müfste sonst auch Str. 82

wegen diet: niet verdammen, und dafs der Reim dû wil: vil ebenso gegen Walthers wie gegen Wolframs Autorschaft zeuge, ist nicht richtig, da weder dû wilt noch dû wil sonst je bei Walther gereimt wird. Auch die Unechtheit der beiden Modificationen des Tones In numme dumme Str. 53. 54 braucht man nicht zuzugeben. Bartsch meint, der Dichter könne unmöglich selbst solche Modificationen eigener Töne vorgenommen haben wie hier und in Str. 28. 29: aber warum nicht? Einen neuen Ton für eine grössere Reihe von Sprüchen auf diese Art zu gewinnen hätte er wohl verschmäht, zu ein- oder zweimaligem Gebrauche mochte es ihm wer weifs aus welchem Beweggrunde schon beikommen. Vielleicht wollte er einen so allgemein und objectiv gehaltnen Denkspruch wie Str. 53 dadurch formell auszeichnen. Die Anschwellung des Tones in der überaus heftigen Str. 54 mochte er bedürfen um seiner Galle recht ausgiebig Luft zu machen und auch in den weit aus einander getriebenen Reimzeilen für diesen einen Fall einen besondern Effect suchen. Für væren setzt allerdings das Mhd. Wörterbuch an dieser Stelle eine eigene, ausserdem nicht nachgewiesene Bedeutung an, aber ohne Noth: væren ist Nebenform zu vâren insidiari, wie bei Otfried fârjan neben fârên vorkommt. Wie aber, wenn Kaiser Otto den Dichter wegen seiner gougelfuore (34, 6) sächsisch einen gôgelâre gescholten hätte, und dieser gäbe ihm das Wort sächsisch zurück, so dafs der Reim âren lautete?

Auch die vierte und die fünfte Abtheilung dieses Buches enthalten Gedichte, die bei Lachmann unter denen Walthers stehn. Er hat sie theils aus blosser Vermuthung, theils auf das Zeugnifs der Pariser Hs., immer aber gegen das der Heidelberger aufgenommen. Der Spruch Ich wil niht mê

den ougen (Singenb. Str. 4) ist nur verständlich im Anschlufs an Walthers Str. 69: daraus folgt aber nicht, dafs er von Walther sein müsse. Es wäre vielmehr gegen dessen Art, zwei Strophen in solchem Tone zu einem Gedichte zu verbinden: S. 75 und 77 geschieht es doch nur mit Strophen aus sechsfüssigen Versen, denen höchstens ein siebenfüssiger, aber durch eine Cäsur getheilter als Clausel dient. Das hat seinen guten Grund, den aber der Singenberger nicht braucht erkannt zu haben. Der Zusammenhang zwischen beiden Strophen ist ferner so rein äusserlicher Natur, dafs sie ein ganz merkwürdiges Gedicht zusammen bilden. Er ist nur vermittelt durch den bildlichen Ausdruck am Schlusse der ersten, der in der zweiten aufgenommen und durchgeführt wird; übrigens ist in jener von der Behandlung, in dieser von der Handlungsweise der Freunde die Rede, ohne dafs beide Materien in das geringste logische Verhältnifs gebracht wären. erfährt also Walther bitteres Unrecht durch Aufnahme des unter Singenbergs Namen überlieferten Spruches, während es diesem gar wohl zuzutrauen ist, dafs er an einen Spruch seines Meisters in solcher Weise eine eigene Herzensergiessung anknüpfte, mit der Bestimmung als zweite Strophe dazu vorgetragen zu werden. Da nun diese zweite Strophe nicht ohne die erste verständlich war, ward auch die erste in die Sammlung von Singenbergs Gedichten, die uns in der Heidelberger Hs. vorliegt, aufgenommen, und es blieb im Laufe der Fortpflanzung unbemerkt, dass sie von Walther war. Das Entgegengesetzte ist in der Weingarter Sammlung mit der Parodie Der werlte voget, des himels künec (Str. 5) geschehen: sie ist hinter Walthers Spruch Von Rôme vogt, von Pülle künec gestellt, ebenfalls weil sie ihn voraussetzt um verstanden

Hier

zu werden. Sieben weitere Strophen (6-12) in zwei verschiedenen Tönen hat Lachmann dem Truchsessen genommen und Walther gegeben, weil sie, zusammen mit den so eben besprochenen und dem von seinem Tone versprengten Spruch auf Walthers Tod (Str. 104), in der Heidelberger Hs. durch drei Strophen Reimars von Zweter von den übrigen Gedichten Singenbergs getrennt, Walthers aber gewifs nicht unwürdig' seien. J. Grimm hat bereits (Germania 111, 6) gegen dieses Urtheil protestiert. Wie es sich mit der Strophe Ich wil niht mê den ougen verhält, haben wir gesehen; von dem Spruch auf Walthers Tod findet Lachmann selbst, dass man ihn Singenberg vielleicht richtig zuschreibt. Wer im Sinne hat, dafs er Walther noch zweimal (211, 12. 253, 5) seinen Meister nennt und sich durch zahlreiche Anklänge in seinen Liedern als Walthers Jünger kund giebt, wird das vielleichť' in jenem Ausdruck unbedenklich streichen. Die sieben Strophen stehn also jedesfalls zwischen zwei echten Sprüchen Singenbergs; aber dafs sie ihm gehören, lässt sich auch aus ihnen selbst wahrscheinlich machen. Wie der Spruch Vil meneger mich berihtet (Str. 11) überliefert und von Lachmann ausgebessert ist, macht sein Abgesang zunichte, was in den Stollen gesagt war. Hæt ich hie guot und êre (die Hs. giebt hat), daz næ me ich für daz mêre das giebt zu verstehen, dafs der Dichter in seiner Heimath Gut und Ehre nicht hat: aber dann kann er sich unmöglich über die beklagen, die ihm rathen beides in der Fremde zu suchen. Um eine gesunde Gedankenverbindung zu erhalten muss man und kann in einer so nachlässig geschriebenen Urkunde unbedenklich hân und nime herstellen: dann aber pafst der Spruch nicht mehr auf Walther, dessen frühester Sang schon in

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