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Clementine

oder

die Frommen und Altgläubigen

unsrer Tage.

Bon

D. Karl Gottlieb Bretschneider,

Oberconfiftorialdirector und Generalsuperintendent zu Botha.

Halle,

C. A. Schwetschke und Sohn.

1841.

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Vorwort.

Dieses Buch ist ein Drillingsbruder zweier andern, früher von mir herausgegebenen Schriften, deren eine („Heinz rich und Antonio") dem Treiben jesuitischer Proselytenmacherei, die andere („der Freiherr von Sandau”) den Quålereien des Ultramontanismus mit den gemischten Ehen entgegentrat. So günstig jene beiden Schriften vom Publikum aufgenommen wurden, so groß war doch der Zorn der Betroffenen gegen mich, der sich nicht nur in Gegenschriften, sondern auch in Libellen zu Verunglimpfung meiner Person und Absichten aussprach.

Die gegenwärtige Schrift hat sich die Aufgabe gestellt, der mächtig aufstrebenden Pietisterei und reactionåren Symbolgläubigkeit entgegen zu wirken, welche die Welt überreden will, der Apostel Paulus habe erst das Evangelium Christi ans Licht gebracht, und die nur das für das richtig verstandene Evangelium anerkennen will, was Luther und Calvin aus den Disputationen, die Paulus aus dem Ideenkreise seiner vormals jüdischen Leser nimmt, um ihren alten Particularismus zu

widerlegen, aufgefaßt haben. Diese Schrift macht den Versuch, die Erscheinung der Pietisterei und des Zelotismus für die alte Dogmatik, wie sie im Leben vorkommen, darzustellen, die verschiedenen Formen derselben, die würdigen sowohl als die unwürdigen, zu zeichnen, das ihnen zu Grunde liegende Irrige aufzudecken, und das Schroffe, Einseitige, Uebertrie bene dieser Art von christlicher Frömmigkeit auf ein rechtes und gesundes Maaß zurückzuführen. Dieses Maaß glaube ich in Clementinen dargestellt zu haben.

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Wohl sehe ich vorher, daß auch diese Schrift 3orn und Haß bei der Partei, welche sie betrifft, gegen mich aufregen wird. Denn seit ich dieser Partei in der Denunciationssache des Halle'schen Rationalismus durch mein Send: schreiben an einen Staatsmann' zuerst entgegengetreten bin, hat sie nicht aufgehört, in ihrem Organ, der Berlinischen sogenannten evangelischen Kirchenzeitung, meine Person und meine Schriften aufs gröblichste und schnödeste zu verunglimpfen, und hat nur so eben wegen meiner kleinen Schrift gegen den Symbolzwang (womit ich ihr freilich ans Herz gegriffen habe) allen Athem und alle Sophistereien aufgeboten, um mir,, Gewissen- und Gedankenlosigkeit" beizumessen. Solche Verunglimpfungen bedürfen keiner Antwort, denn sie richten sich selbst. Meine schriftstellerische Laufbahn umfaßt nun einen Zeitraum von 37 Jahren. Doch in allem, was ich habe drucken lassen, habe ich meine Ueberzeugung nie verläugnet, sondern überall der Wahrheit, wie ich sie erkannte, die Ehre gegeben. Religion und Theologie waren mir viel zu ehrwürdig, um gegen meine innere Ueberzeugung den Mann

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einer Partei zu machen, und um Beifall und Gönnerschaft der Menschen zu buhlen. Meine Partei war die Wahrheit, so, wie ich fie nach sorgfältiger Forschung erkannte. Jeßt, im 66sten Lebensjahre stehend, und dem Tage meiner Rechenschaft vor dem untrüglichen Richter immer nåher tretend, werde ich der lang geübten Pflicht, wahr zu seyn, weder um Gunst noch um Ungunst der Menschen am wenigsten untreu werden.

Doch um der Verunglimpfung vorzubeugen, an der es nicht fehlen wird, als ob ich auf alle Frömmigkeit keinen Werth legte, weil ich hier Frömmelei und Pietismus getadelt habe, möge für unparteische Leser noch mein Bekenntniß über den Unterschied der Frömmigkeit von der jest um sich greifenden Frommelei stehen. Ich sehe hier von dem Gebrauche des Worts Frommelei ab, wo es eine Ueberspannung und ein geflissentliches zur Schau tragen religiöser Gefühle und Ueberzeugungen bezeichnet, und nehme es in dem Sinne, daß es eine Denkart, aus besonderem Grundsage hervorgehend, anzeigt, nåmlich die Denkart, welche man gewöhnlich Pietismus nennt, und in welcher, wie sie uns in der Erfahrung entgegentritt, der Glaube an die gänzliche Verdorbenheit und Verdammlichkeit der menschlichen Natur, und an die einzige Rettung von dieser Verdammniß durch das Blut des Gottmenschen, der herrschende Grundton ist.

Frömmigkeit überhaupt ist mir das Durchdrungenseyn unsres Geistes von der Idee der Gottheit, deren Realitát das Gefühl lebendig erfaßt, und durch welche nun der Mensch in Gesinnungen und Thun beherrscht wird. Je inniger dieses Durchdrungenseyn ist, desto mächtiger und vollkommener ist

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