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„Eil so kommen Sie doch herein, mein Herr!" „Ich bitte um Verzeihung, mein Fräulein,"_er= wiederte Petrus: an der Pforte des Paradieses ist es einem Sterblichen erlaubt, zu zögern."

Regina stand auf und ließ Petrus in den in ein Atelier verwandelten Salon eintreten; mitten im SaIon war eine Staffelei aufgestellt, auf der eine Leinwand ruhte, welche hoch und breit genug, um darauf ein Portrait in natürlicher Größe zu skizziren.

Auf einem Feldstuhle lagen eine Farbenschachtel und eine Palette.

Das Licht war durch eine geschickte Hand geordnet worden, und Petrus hatte beinahe nichts an der Zurichtung der Vorhänge zu ändern.

"

Mein Fräulein," sagte Petrus,,,wollen Sie die Güte haben, sich zu sehen, wohin Sie wollen, und die Stellung zu nehmen, die Ihnen die einfachste und beste zu sein scheint."

Regina sezte sich und nahm auf eine ganz natürliche Art eine Stellung voll Zartheit, Weichheit und Anmuth.

Petrus ergriff eine Spindelkohle und skizzirte mit einer seltenen Sicherheit der Hand das Ganze des Portraits.

Als er zu den Einzelheiten gekommen war und sah, daß es dem Gesichte von Regina an jener Beseelung des Mundes und der Augen, welche das Leben bildet, fehlen sollte, sagte Petrus:

,,Mein Gott, Fräulein, wollen Sie erlauben, daß wir ein wenig plaudern wovon Sie wollen, von Botanik, von Geographie, von Geschichte, von Musik, während dieser ersten Sizung? Ich gestehe, daß ich, obgleich ich die Farbe liebe, ganz der Schule der idealistischen Maler angehöre; träumte ich etwas, hätte ich eine Hoffnung, so wäre es, das Gefühl von Scheffer mit der Farbe von Decamp zu vermählen.

Es scheint mir also unmöglich, ein gutes Portrait von einem unbeweglichen Gesichte zu machen; unter unbeweglich verstehe ich ein Gesicht, das die Plauderei nicht belebt. Die Personen, die ihr Portrait malen lassen, geben sich beinahe immer, schweigen, das fie freiwillig beobachten, oder dem, das Dank sei es dem Stillein ungeschickter oder schüchterner Maler zu beobachten fie nöthigt, eine gezwungene Miene, welche macht, daß die Freunde sagen:,,,,Oh! das ist es nicht! das ist viel zu ernst!"" oder:,,,,das ist viel zu alt!"" Und der Fehler fällt auf den armen Maler zurück, während man bedenken sollte, daß der Maler, mit seinem Modelle nicht bekannt, statt ihm seinen gewöhnlichen Ausdruck zu geben, demselben den Ausdruck des Augenblicks gegeben hat."

,,Sie haben Recht," erwiederte Regina, welche diese von Petrus ohne Prätenfion, und während er die Zugehören des Bildes skizzirte, auseinander gesezte lange Theorie angehört hatte,,,und genügt es Ihnen, um von mir ein gutes Portrait zu machen, mein Gesicht belebt durch die Plauderei zu sehen, welche meine gewöhnliche und die mir theuerste ist, so bitte ich Sie, die Hand auszustrecken und zu klingeln."

Der Lackei, der ihn eingeführt hatte und, wenn auch unsichtbar, doch im Bereiche des ersten Rufes war, erschien auf der Schwelle.

Lassen Sie Abeille kommen," sagte Regina.

Nach fünf Minuten trat ein Kind von zehn bis elf Jahren ein, oder es sprang vielmehr von der Thüre zu den Füßen von Regina.

Für Eindrücke empfänglich wie ein Künstler, und den unwiderstehlichen Einfluß der Schönheit auf gewisse Organisationen erleidend, gab Petrus einen Schrei von sich und rief:

,,D! das anbetungswürdige Kind!"

Das Kind, das eingetreten, und das seine Schwe-
Die Mohicaner von Paris. IV.

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ster unter dem charakteristischen Namen Abeille *) her= beigerufen hatte, war in der That ein reizendes Mädchen mit einem Gesichte so durchsichtig wie ein Rosenblatt, mit blonden ins Rothe fallenden, rings um ihren Kopf wie ein Büschel Goldknöpfe gelockten Haaren, und von einer so schlanken Taille, daß sie, wie die einer Biene, dem Abbrechen ganz nahe zu sein schien.

Die Stirne der Kleinen troff von Schweiß, obgleich man am Ende des Januars war.

,,Du hast mich gerufen, meine Schwester?" fragte sie. Ja; wo warst Du denn?" erwiederte Regina. Im Fechtsaale, um mit dem Vater zu fechten." Ein Lächeln schwebte über die Lippen von Petrus ; dieses Wort fechten dünkte ihm das leßte, das aus dem Munde des Kindes kommen sollte.

"

Gut! mein Vater ließ Dich wieder Fechtübungen machen! Wahrhaftig, er ist kindischer als Du, Abeille! und ich werde Euch Beide nicht mehr lieben, wenn Ihr mir nicht gehorchen wollt."

,,Ei! Regina, Papa behauptet, Du seist nur durch die Fechtübungen so groß und so schön geworden, und da ich so groß und so schön werden will, als Du, so sage ich ihm immer: Papa, laß mich fechten!"""

„Ja, und ihm ist das ganz lieb! Sich, nun schwimmst Du im Schweiße, Du bist ganz athemlos... Ich werde mich ärgern, Abeille! Be= greifen Sie, mein Herr, daß ein großes Mädchen von elf Jahren sein Leben mit Fechten zubringt, wie ein Schüler von Salamanca oder wie ein Heidelberger Student?"

„Abgesehen davon, daß ich, wenn der Frühling wieder kommt, reiten werde."

,,Das ist etwas Anderes."

"Ja, doch Papa hat mir gesagt, er werde Dir

*) Biene.

noch in diesem Jahre ein anderes Pferd kaufen, und mir werde er den Emir geben.“

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„Ah! ja wohl, wenn der Marschall das thut, so erkläre ich ihn für vollkommen verrückt! Stellen Sie sich vor, mein Herr, der Emir ist ein Pferd, das Niemand zu reiten wagt."

,,Außer Dir, Regina, die Du ihn über sechs Fuß breite Gräben und über drei Fuß hohe Barrièren seßen läsfest."

,,Weil er mich kennt."

"

Nun wohl, er wird mich auch kennen, und will er mich nicht kennen, so werde ich ihm so oft mit Peitschenhieben sagen: Ich bin die Schwester von Regina und die Tochter des Marschalls von LamotheHoudan,"" daß er am Ende begreifen wird.“

,,Der Emir, mein Fräulein," sagte Petrus, der eiligst die Belebtheit von Regina benüßte, um ihren Kopf zu stizziren, „ist der Emir nicht ein Rappe mit schöner Mähne und langem Schweife, von arabischer Race mit englischer Kreuzung ?"

,,Ja, mein Herr," antwortete lächelnd Regina; ,,wäre mein Pferd edel genug, um ein Wappen zu haben ?"

"

,,Es kommt von einem Lande, mein Fräulein, wo die Hunde und die Falken ihre Genealogie haben: warum sollte er nicht die seinige haben?"

,,Ah!" fragte die kleine Abeille halblaut, „dieser Herr ist es, der Dein Portrait macht?"

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„Ja," antwortete Regina in demselben Tone. Wird er das meinige nicht auch machen?" Sehr gern, mein Fräulein," sagte lächelnd Petrus, „besonders so gestellt, wie sie es in diesem Augenblicke find."

"

Abeille lag halb und hatte die Ellenbogen auf den Schooß ihrer Schwester gestüßt; ihr Kopf voll Leben und Verstand ruhte zwischen ihren beiden Händen, während Regina ihr Gesicht mit einer Resedablüthe streichelte.

,,Du hörst, meine Schwester?" fragte Abeille,,,der Herr will sehr gern mein Portrait_machen.“

„Oh! er wird wohl einige Bedingungen stellen,“ erwiederte Regina.

,,Welche ?"

,,Daß Sie vernünftig sein und Ihrer Schwester gehorchen sollen, mein Fräulein."

"

„Gut!“ versezte das Mädchen; „ich kenne meine Gebote Gottes auswendig; sie sagen:

,,Du sollst Deinen Vater und Deine Mutter ehren!" fie sagen aber nicht:

,,Du sollst Deinen Bruder und Deine Schwester ehren!" ,,Oh! ich will Regina von ganzem Herzen lieben, doch ich will ihr nicht gehorchen: ich will nur meinem Vater gehorchen."

„Ich glaube es wohl!" sagte Regina: „er thut Alles, was Du willst."

,,Sonst würde ich ihm auch nicht gehorchen," erwiederte lachend die kleine Abeille.

„Ah! Abeille!" rief Regina, „Du machst Dich schlimmer, als Du bist. Seze Dich artig hier zu mir und erzähle uns eine Geschichte."

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Sodann sich an Petrus wendend, fuhr sie fort: „Stellen Sie sich vor, mein Herr, wenn ich trau= was mir oft widerfährt, kommt dieses rig bin, Kind zu mir und sagt zu mir:,,,,Du bist traurig, meine Schwester Regina? Nun wohl, ich will Dir eine Geschichte erzählen."" Und dann erzählt sie mir in der That Geschichten, die sie, ich weiß nicht woher nimmt, sicherlich aus ihrem tollen Kopfe, aber Geschichten, bei denen ich mich zuweilen zu Tode lache! Rasch also, eine Geschichte, Abeille!"

,,Gern, meine Schwester," erwiederte die Kleine, indem sie Petrus anschaute, als hätte sie sagen wollen: ,,Hören Sie diese, Herr Maler!"

Petrus hörte, während er ungeheuer die Skizze

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