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Als er die kleine Thüre sich öffnen und die Kammerfrau erscheinen sah, machte sich Petrus, der, wie Regina, die elf Glockenschläge gezählt hatte, von dem Baume los, an den er angenagelt zu sein schien, und fragte:

,,Suchen Sie nicht mich, Nanon?"

,,Sie, Herr Petrus; ich komme im Auftrage..." ,,Der Prinzessin Regina, ich weiß es," unterbrach der junge Mann ungeduldig.

„Im Auftrage der Gräfin Rappt,“ sagte Nanon. Petrus fühlte einen Schauer seine Adern durchlaufen; ein falter Schweiß perlte auf seiner Stirne. Er drückte seine Hand an den Baum, um sich eine Stüze zu geben.

Bei den Worten: „Im Auftrage der Gräfin Rappt," dachte er an einen Gegenbefehl. Glücklicher Weise fügte Nanon bei:

„Folgen Sie mir.“

Und die Thüre demasquirend, die sie wieder hinter fich schloß, ließ fie Petrus in den Garten eintreten.

Ein paar Secunden nachher öffnete sie die Thüre des Atelier, und im Halbschatten erblickte der junge Mann seine geliebte Regina, oder vielmehr, wie es ihm Anfangs schien, das Gespenst von derjenigen, welche er gekannt hatte.

,,Hier ist Herr Petrus," sagte die Kammerfrau den jungen Mann einführend, der bei der Thüre stehen blieb. „Es ist gut," erwiederte Regina; „lassen Sie uns allein und bleiben Sie im Vorzimmer."

Nanon gehorchte, und Petrus und Regina fanden sich allein.

Regina winkte Petrus mit der Hand, näher zu kommen; doch der junge Mann rührte sich nicht vom Plaze.

,,Sie haben mir die Ehre erwiesen, mir zu schreiben, Madame," sagte er, indem er einen besondern

Nachdruck auf dieses lezte Wort mit der unbarmherzigen Härte der verzweifelten Liebhaber legte.

„Ja, mein Herr," erwiederte Regina mit sanftem Tone, denn sie begriff, was sie Alles leiden sollte; „ja, ich habe mit Ihnen zu sprechen.“

,,Mit mir, Madame? Sie haben mit mir zu svreHen am Abend eines Tagas, wo ich beinahe vor Schmerz gestorben wäre, als ich erfuhr, die Trauung sei vollzogen worden, die Sie für immer an den Mann bindet, welchen ich am meisten auf der Welt hasse ?“

Regina lächelte traurig, und man konnte in diesem Lächeln lesen: „Und ich auch, glauben Sie, ich hasse ihn weniger, als Sie?"

Sedann laut, und ehe dieses Lächeln von ihren Lippen verschwunden war:

„Nehmen Sie das Tabouret von Abeille und sezen Sie sich zu mir.”

Beberrscht durch die zugleich sanfte und ernste Stimme von Regina gehorchte Petrus.

„Räber,“ sagte Regina,

noch näher . . . hier! schauen Sie mich nun wohl an! . . ja, so.“

Mein Gott!" murmelte Petrus, „mein Gott! wie

bleich find Sie!"

Regina schüttelte den Kopf.

„Das sind nicht die frischen Farben einer Braut, nicht wahr, mein Freund ?“

Petrus schauerte, als ob diese zwei Worte: mein Freund, ein in seine Brust eindringendes Eisen wären. ,,Sie leiden, Madame?" sagte er.

Das Lächeln von Regina nahm eine Tinte unaussprechlichen Schmerzes an.

„Ja, ich leide," antwortete fie, „entseßlich !“

„Was haben Sie, Madame? . . Sagen Sie mir, was Sie haben . . . Ich bin hierher gekommen in der Absicht, Sie zu verfluchen, und nun fühle ich mich bereit, Sie zu beklagen.“

Die junge Frau schaute Petrus starr an. Die Mohicaner von Paris, V.

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nen wollte, geleitete ihn bis zur Thüre zurück und stellte sich, ehe er von ihm Abschied nahm. zur Verfügung des jungen Mannes in Betreff jeder neuen Auskunft, die in seiner Competenz wäre.

An demselben Tage führte Salvator Justin in der Loge der Wahrheitsfreunde ein, wo er ihn als Maurer aufnehmen ließ.

Es versteht sich, daß Justin ohne eine Miene zu verändern, alle Proben vollführte: er wäre durch das Feuer gegangen, er hätte die Brücke so scharf wie die Schneide eines Rafirmessers, welche vom Fegfeuer__in das Paradies Mahomets führt, überschritten! War nicht Mina am Ende des rauhen, gefährlichen Weges?

Am andern Tage wurde Justin in einer Venta vorgestellt und aufgenommen.

Von dieser zweiten Aufnahme an hatte Salvator nichts Verborgenes mehr für seinen Freund, und er offenbarte ihm selbst die lezten Geheimnisse der weitumfassenden Verschwörung, welche 1815 begonnen hatte, aber erst im Jahre 1830 ihre Früchte geben sollte.

Lassen wir sie dieses große Werk der Empörung verfolgen, in welchem unsere Geschichte ihre Entwicklung finden wird, und kommen, uns dieser Geschichte durch ihre Krümmungen anschließend, auf Petrus und Fräulein von Lamothe-Houdan zurück.

der Küche, des Speisekellers, des Gewächshauses haben mögen."

,,Ah! mein Herr," erwiederte der Maire, „das ist etwas Leichtes! Bei der Untersuchung der Sache, welche Untersuchung durch die Abwesenheit des Herrn Sarranti unterbrochen wurde, hat man einen Plan in Duplicat gemacht . . ."

Und diese Pläne, was ist aus ihnen geworden, wenn ich fragen darf?“

,,Der eine liegt bei den Acten, die sich in den Händen des Staatsanwalts befinden; der andere muß noch in meinen Cartons sein.“

„Wäre es wohl erlaubt, eine Copie von dem zu nehmen, welcher in Ihren Händen geblieben ist?“ fragte Salvator.

,,Gewiß, mein Herr."

Der Maire öffnete vergebens mehrere Cartons, dann fiel er auf den Gegenstand, den er suchte.

,,Das ist es, was Sie verlangen," sagte er. „Wünschen Sie nun ein Lineal, einen Bleistift, einen Cirkel zu haben, so kann ich Ihnen das verschaffen."

„Ich danke, mein Herr, ich brauche keinen Maßstab der Verhältnisse; es genügt für mich, wenn ich eine allgemeine Uebersicht der Dertlichkeiten nehme."

Salvator copirte den Plan mit der Sicherheit der Hand eines geübten Geometers; als seine Zeichnung vollendet war, sagte er, indem er das Papier zusammenfaltete und in die Tasche steckte:

„Mein Herr, ich habe Ihnen nur noch zu danken und mich zu entschuldigen wegen der Störung, die ich Ihnen verursacht.“

Der Maire betheuerte, Salvator habe ihn durchaus nicht gestört, und suchte ihn sogar beim Frühstück mit seiner Gattin und seinen zwei Demoiselles zu= rückzuhalten; so verlockend aber das Anerbieten war, Salvator glaubte es ausschlagen zu müssen. Der Maire, der sich erst so spät als möglich von seinem Gaste tren=

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