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chen mögen. Sie sagen jetzt: man müsse das Seinige thun, und sich's angelegen sein lassen die Krise zu befördern. Ehemals sagte man: man müsse die Opfer und Gebete wiederholen, um sich den Gott geneigter zu machen. Wollte nun nach aller vergeblich angewandten Mühe1 dennoch kein Traum erfolgen, so galt das damals allgemein für ein Zeichen, dass ein solcher Mensch der Gottheit zuwider sei, und sie sein Gebet nicht hören wolle worin in der That noch etwas mehr Sinn liegt als in der jetzt üblichen Ausflucht: dass es Personen gebe, mit denen ein Somnambule 403 nicht en rapport oder en harmonie kommen könne.

Von diesem divinatorischen Schlafe hatte man in Griechenland die allgemeinen Ausdrücke ɣroμãodai und ἐγκοίμησις. Die Lateinische Benennung ist incubare und incubatio; wie man sieht, buchstäbliche Uebersetzung des Griechischen.* Die Sache kannten also Griechen und Römer. Wenn die letztern weniger oft davon reden, so reden sie auch von einer Menge anderer bei ihnen sehr gewöhnlichen Superstitionen selten: mit aus der Ursache, weil sie gewöhn- 404 lich und allgemein bekannt waren. So häufig mag jedoch die Sache nicht in Rom gewesen sein als in Griechenland. Vielleicht liesse sich der Grund davon in der Sinnesart und dem herrschenden Charakter des Römers finden, der gegen den leichten flüchtigen und begeisterungsfähigen Griechen gewaltig abstach.

1) allen.. Kosten [Künsten?] 3) flüchtigen Griechen

2) gewöhnlich waren.

*) Die Griechischen Wörter sind noch in den besten Lexicis schlecht oder vielmehr gar nicht erklärt. Von den Lateinischen s. de la Cerda ad Virg. Aen. VII, 88. Servius hat: Incubare dicuntur proprie hi, qui dormiunt ad accipienda responsa. Tertullian de anima e 49 nennt sie daher incubatores fanorum. Ich finde von den Gebräuchen der Inkubation eine besondere kleine Schrift des Henr. Meibom vom J. 1659 angeführt. [Sie steht auch in d. Fasciculus dissertt. rar. de antiqq. Helmst. 1742.] Wer sie hat, kann vielleicht daraus meine Nachrichten vermehren. Auf Häufung der Citaten kömmt es mir hier überall nicht an.2

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Man sieht wohl dass die Inkubation ein leichtes Mittel war die Zukunft zu erforschen. Man bediente sich desselben daher nicht bloss in Krankheiten (wiewohl da vorzüglich), sondern überhaupt in allen den Fällen, wo man gewöhnlich Orakel befragte. Ob sie bei den Griechen entstanden oder aus dem Orient erst zu ihnen eingewandert sei, darüber fragt man, wie in vielen ähnlichen Fällen, die Alten vergebens. Denn die Frage kann durch die Art von Zeugnissen nicht ausgemacht werden, wo dieselbe μαντικὴ δι' ἐγκοιμή oε auch den sogenannten Barbaren beigelegt wird. An dergleichen Zeugnissen fehlt es nicht, besonders beim Strabo. Im XI. B. erwähnt dieser Schriftsteller eines Orts am Kas405 pischen Meere, wo sich ein solches Orakel befand*; und in der berühmten Nachricht von Mose schreibt er diesem Gesetzgeber unter andern den Lehrsatz zu, dass man bei einem tugendhaften und gerechten Wandel von der Gottheit in ihrem Tempel leicht prophetische Träume erhalten könne, während dass Leute von dem entgegengesetzten Charakter vergeblich darauf hoffen würden.** Völlig die Vorstellung des Griechischen Volksglaubens, die Strabo hier, nach einer den Griechen so gewöhnlichen Manier, den Hebräern unterschiebt. Pomponius Mela nennt uns sogar ein wildes Volk im innern Afrika, das sich auf den Gräbern der Vorfahren schlafen gelegt, und die da gehabten Träume als Orakelsprüche der Manen angesehen habe.*** Dass ausserdem in Aegypten dieselbe Superstition herrschend war, werden wir nachher sehen. Nach allem diesem bleibt immer noch die Frage unentschieden, ob die Griechen sich diese Divination 406 selbst geschaffen haben. Doch zum Glück kömmt wenig darauf an. Dass sie sich in Griechenland aus den rohesten Zeiten herschreibt, ist so gut als ausgemacht, wenn gleich Homer und die nächsten Schriftsteller derselben noch nicht ausdrücklich gedenken. Dass die Sache aber dem gewöhn

1) Und

*) Strab. XI. S. 508. **) Idem XVI. S. 761.

nach Casaubons richtiger Verbesserung. ***) Mela de Situ Orb. I, 8, 50.

lichen Raisonnement eines jeden unkultivirten Volks angemessen sei, glaube ich vorhin gezeigt zu haben.

Von dergleichen Orakeln nun, wo man sich durch Träume über die Zukunft überhaupt Raths erholte, erwarten Sie, was Griechenland betrifft, gewiss hier keine nähere Aufzählung. Van Dalen und andere Gelehrten haben sie in weitläuftigen Kompilationen gemacht. Zwei Anmerkungen kommen mir nur hier in den Weg. Die eine ist diese. Wir finden zwar die gedachte Art von Orakeln noch in den blühendsten und aufgeklärtesten Zeiten von Griechenland. Aber merkwürdig ist es dass sie von keinem Volke so häufig gebraucht wurden als von den Spartanern, die selbst in ihren Staatsangelegenheiten überall von Orakeln abhängig Die Spartaner waren und blieben aber auch unter 407 allen kultivirten Griechischen Nationen immer die abergläubischste, und ihre ganze Kultur war eigentlich nur eine politische Kultur, keine wissenschaftliche Aufklärung. Hieraus kann man sich's erklären, wie noch in den spätesten Zeiten des Lykurgischen Staats die Responsa der Pasiphaë, einer ausser Lakonika wenig bekannten Lokalgottheit in Thalamae, so grosse Wirkungen thun konnten, als wir in der Geschichte des Agis finden dass sie gethan haben.*

waren.

Noch will ich beiläufig anmerken dass man die meisten solcher Traum-Orakel dergleichen Personen zuschrieb, die 408 sich in ihrem Leben als grosse Traumseher berühmt gemacht hatten. Es gab nämlich in den ältern Zeiten eine Gattung Propheten, die sich immer zur Verkündigung der Zukunft durch heilige Träume vorbereiteten. Sie wurden unter dem

*) Plut. in Agide et Cleom. S. 799. B. 807. F. Von eben dem Traum-Orakel spricht vielleicht Cicero de Div. I, 43 wo er sagt, dass die Ephoren von Sparta (qui praeerant Lacedaemoniis) in bedenklichen Lagen des Staats im Tempel der Pasiphaë geschlafen hätten. Dann müsste aber nach propter urbem der obige Name Thalamae eingeschoben werden. Sonst kann Cicero unter urbs nur Sparta verstehen, in deren Gegend ich aber kein solches Orakel kenne. In der Gegend von Thalamae war ausserdem noch ein solches Orakel, unweit Oetylus, der Ino heilig. Paus. III, 26.

*

Namen oragozóλot begriffen, und die berühmten Vates der Heroenzeit gehörten in diese Klasse. Daher sehen wir dem Kalchas, dem aus der Ilias bekannten Seher, nach seinem Tode in Daunien, einer Provinz Italiens, ein Heiligthum geweiht, wo er Antworten durch Träume ertheilte. Der fragende opferte zuerst einen Widder, auf dessen Fell er sich niederlegte, und so die Belehrung erhielt.** Ein anderer gleichzeitiger Weissager Amphilochus, der den Zug der Epigonen nach Theben begleitete, hatte ein ähnliches Orakel zu Mallos in Cilicien, welches Pausanias gegen das Ende des zweiten Jahrhunderts das glaubwürdigste seiner Zeit nennt, und Dio Cassius in der Geschichte des Commodus 409 erwähnt. *** Das berühmteste indessen von dieser Art ist unstreitig das Orakel des Vaters dieses Amphilochus, des Amphiaraus, der sich als ein weiser Seher im ersten Thebanischen Kriege auszeichnete. Es war, wie bekannt, im Gebiete von Oropus, an der Grenze von Boeotien und Attica.

Dies Orakel verdient unsere genauere Aufmerksamkeit, da es eines von denen ist, zu welchen man mehr in Krankheiten als in andern Anliegen seine Zuflucht nahm. Wer sich dahin begab, die Hülfe des vergötterten Heros zu suchen, musste sich auf die vorhin beschriebene Weise, nach mancherlei vorgängigen Lustrationen und Opfern, auf das Fell eines dem Gotte geschlachteten Widders legen, † wo er den Traum, der ihm die Genesungsmittel entdecken sollte, erwartete. Lustrationen und Opfer waren aber nicht das einzige, wodurch man sich in die gehörige Fassung zum Träumen1 setzte. Die Priester veranstalteten ausserdem noch andere 410 Vorbereitungen mit den Kranken, wovon Aerzte urtheilen mögen, ob sie dienen konnten dem Schläfer einen hellen und unbewölkten Geist zu verschaffen, wie Philostratus sagt; oder vielmehr durch Erschlaffung der Nerven die denkende Seele zu verstimmen und die Einbildungskraft auf

1) Disposition zu träumen

*) S. Eustath. ad II. p. 48. ad Rhaps. «. 63.

S. 284.

†) Paus. 1. c.

**) Strab. VI.

***) Paus. I, 34. Dio LXXII, 7. in der Epitome. ††) De Vita Apollon. II, 37.

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zuregen.1 Auffallend sonderbar ist es hiebei dass unsere Magnetiseurs über ihre Vorbereitungen mit dem Philostratus fast einerlei Sprache führen. Denn auch sie versichern, wie ich öffentlichen Blättern wörtlich nachschreibe: dass durch das Manipuliren die Thätigkeit und Kräfte der Seele bei so behandelten Personen zunähmen, und ihre Vorstellungen deutlicher und aufgeklärter würden. Es gehörte zu jenen Praeparationen der Alten ein eintägiges Fasten von aller Speise und eine dreitägige Enthaltung vom Wein, dem gewöhnlichen Getränke des Griechen: eine Einweihungsart, die man nicht bloss in Oropus, sondern auch bei andern ähnlichen Orakeln auf ähnliche Weise gebrauchte. Bei Leuten, die mehrentheils ohnehin schon krank oder geschwächt waren, musste in der That diese Methode bessere Dienste 411 thun als alles Reiben und Kitzeln; und man wird auch hier gestehen, dass die Griechischen Priester ihre Sache geschickt genug angriffen. Auch verstanden sie noch von einer andern Seite ihren Vortheil besser, als ihn viele jetzt verstehen. Wer durch die Visionen des Amphiaraus genesen war, war verbunden in eine am Tempel befindliche Quelle ein Stück Geld zu werfen, das die Priester nachher heraus zu finden wussten. Doch nach gewissen Nachrichten über 3 Hrn. Mesmer zu urtheilen, spielt man jetzt nur nicht mehr so geheim. Wenigstens soll sich dieser in den letzten Jahren ein Vermögen zusammenmagnetisirt haben, wie es vielleicht nie ein Diener am Tempel des Amphiaraus besessen hat.

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Ich gehe von dem beschriebenen Orakel zu andern über, die vorzüglich oder eigentlich dazu bestimmt waren, aren, durch den divinatorischen Schlaf Kranke zu heilen. Es gab dergleichen in Griechenland, in Italien, in Aegypten und anderwärts in Menge. In dem letztern Lande gehören in diese 412 Klasse die Orakel des Serapis, der Isis und des Phthas, des Hephaistos der Griechen. Das Serapische war bei Kanobus, in der Gegend wo der Dienst dieses Gottes einhei

1) E. zu zerrütten.
*) Paus. I, 34.

2) die Manipulationen

3) von

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