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Vorwort zu den Bibelurkunden.

Japhets Kleinod liegt in Sems Schreine; und Sems auserwählter Sohn hat es sich und der Menschheit errungen in ernstem und demüthi, gem Kampfe des Geistes, unter Entsagungen aller Art. Aber der Schlüssel zum Kleinod ist Japhet, dem Herrlichen, geworden, der in Sems Zelten wohnt. Die Bibel ist die That von Abrahams und Israels Kindern; aber der griechisch-römische und der germanisch-romanische Geist hat das weltgeschichtliche Verständniß der Bibel gefunden, und verschafft ihr fortdauernd geschichtliche Geltung, nicht allein durch seine Weltmacht, sondern auch durch die Kraft seines Gedankens, die Tiefe seiner Forschung und die Tragweite seines geistigen Lebens.

Jener Schlüssel ist ein doppelter: ein Schlüssel zu den Geschichten, und ein Schlüssel zu den Gedanken der Bibel. Der eine erschließt die überlieferten Thatsachen, indem er sie als weltgeschichtliche erkennt, und zwar als solche, welche allein menschheitlich und gemüthlich in das Heiligthum der Entwickelung des Geistes Gottes auf dieser Erde, und dadurch in das Geheimniß der Ewigkeit führen. Der andere Schlüssel eröffnet die Gedanken, die ewigen, welche in zeitlicher Hülle und volksmäßiger Form, aber mit allgemein gültigem Gehalte das Räthsel unsers Daseins lösen und das Menschengeschlecht zum Gottesreiche der Liebe erziehen.

Japhet hält in seiner Hand beide Schlüssel, die Wissenschaft der Geschichte und des bewußten Gedankens, und zwar seit anderthalb Jahrtausenden, und mit steigender Kraft. Sein Organ und Prophet ist in diesem Zeitraum vorzugsweise der germanisirte Geist des romanischen

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Volksstamms gewesen und der germanische Stamm, welchen dieser und Sem aufgezogen; aber weder jener noch auch dieser werden die beiden unzertrennlichen Schlüssel ein Jahrhundert länger halten, wenn ihre Regierungen und Völker sich zu der Bibel und dem Gottes reiche nicht ganz anders stellen, als sie es jezt thun. Denn der gegenwärtige Stand der Bibelkunde und des Bibellesens ist nichts als ein überkleisterter oder offenbarer Jammer.

Die Bibel wird nicht verstanden, wo sie vom Volke ge= lesen wird; und sie wird nicht gelesen, wo sie verstanden werden könnte. Das ist die weltkundige Thatsache, welche man sich nicht verhehlen darf, weder in der Wissenschaft, noch in kirchlichen und staatlichen Kreisen. Es folgt daraus, daß die Bibel weder die allge= meine wissenschaftliche Forschung befriedigt, noch dem religiösen Bewußtsein der Völker genügt. Und doch waren die protestantischen Regierungen nie thätiger um es dahin zu bringen, daß die Bibel wieder ein Schulbuch, und die Gelehrsamkeit Pflegerin einer kirchlichen Bibelkunde würde: niemals auch zeigte sich eine größere Sehnsucht, selbst unter den nicht biblischen Nationen, die Bibel zu lesen. Wir werden also auf einen socialen Misstand gewiesen. Und auf einen höchst ernsten und bedenklichen. Der Strom schwindet, die Quellen versiegen, denn alle christlichen Bekenntnisse nennen die Bibel ihre Quelle. Ist in unserer Zeit ein Christenthum ohne die Bibel in den Händen der Gemeinde haltbar? Wird die unverstandene Bibel in unserer Zeit ihre alte Wirksamkeit wieder erringen? Gewiß nicht, wenn sie kein wahres, ewiges, immer neu sich wiedergebärendes Leben in sich hat: aber ebenso wenig, wenn sie wirklich das enthält, was der Glaube der Christen in ihr sucht, aber im Großen und Ganzen nicht mehr findet! Fragen wir nun, was wird aus dem Christenthum ohne die Bibel? so antwortet die Geschichte und die Erfahrung: Alles, nur nicht die Religion des Evangeliums! Und dieselben Gewähren antworten auf die andere Frage: was wird aus der Welt ohne das Christenthum? Alles, nur kein Reich Gottes, kein Reich des Rechts, des Friedens und der Freiheit! Und das wollen doch Alle, wenigstens die Völker.

Wir können die oben berührte Thatsache bestimmter so aussprechen:

Die romanischen Völker lesen die Bibel gar nicht, und unter den germanischen haben die Deutschen im häuslichen Kreise und als Gemeinde und Volk aufgehört das Buch zu lesen, welches ihre Väter zuerst von allen Völkern auf den Flügeln der Presse in die Welt gesandt und bald darauf wieder in Sprache und Leben der Völker Europas eingeführt.

Wir haben aber auch nur von neuem unsere Ueberzeugung auszusprechen, daß jene Thatsache die nothwendige Folge von der unvollkommenen und verkehrten Art ist, wie man die Bibel in der Gemeinde und Schule vorherrschend gelesen und ausgelegt, und jezt liest und auslegt. Wie dort das Schriftthum sich abgewandt hat von allen positiv christlichen Fragen, so hier die Gelehrsamkeit von der Bibel. Man hat das heilige Buch entweder ohne Gelehrsamkeit aufgefaßt, oder nur mit Gelehrsamkeit. Man hat Moses und Christus entweder nur als Juden betrachtet, oder gar nicht als wirkliche geschichtliche Persönlichkeiten behandelt. Man hat Bibelhistorie und Weltgeschichte voneinander getrennt und beide vom Gedanken. In unserer Zeit haben die tiefsten deutschen Denker in ihrer Lehre vom Geiste überwiegend nur den logischen Ge= danken verfolgt, ohne das sittliche Gottesbewußtsein, seinen Quell, zu ergründen, und die sittliche Vollendung der Persönlichkeit und der ganzen Menschheit als sein Ziel darzustellen. Endlich haben unsere gelehrten Ausleger der Bibel die Gemeinde (wir meinen die ganze Nation außer den Fachtheologen) und ihre Bedürfnisse wenig oder gar nicht berücksichtigt.

Moses und Christus beherrschen die Bibel und das sittlich religiöse Leben der japhetischen Völker, selbst da, wo sie sich dessen nicht mehr bewußt sind; aber Moses und Christus scheinen von den theologischen Auslegern nicht befriedigend aufgefaßt worden zu sein, nämlich weder als wahrhaft geschichtliche Erscheinung noch als Quell ewiger gött= licher Gedanken. Die Heroen unsers Schriftthums und der Wissenschaft des Gedankens aber hätten doch wol jene hohen Erscheinungen gründlicher kennen müssen, um Würdiges darüber aussagen zu können. Jedermann, der durch ernstes Nachdenken sich eine freie Ueberzeugung er= worben hat, fühlt, daß eine lebendige und fruchtbare Erfassung jener beiden Persönlichkeiten nur auf redliche Erforschung und Wissenschaft, auf gemeindlich verständliche Darstellung und Erklärung des geschriebenen

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