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Also du geretteter Christ, willst du vor der Obrigkeit der Finsternis bewahrt bleiben? Wohlan, dann glaube von ganzem Herzen an Christum, ja von ganzem, ungeteiltem Herzen! Laß alle Halbheit, alles bloß äußerliche Lippenwerk, alles leere Zeremonienwesen fahren und ergieb dich voll und ganz deinem Herrn und Heilande; sage rein ab dem Teufel und allem seinem Wesen und allen seinen Werken, schwöre dich hingegen mit Leib und Seele für Zeit und Ewigkeit dem Erbarmer und Erretter zu, der den starken Gewappneten für dich überwunden und durch seinen Geist ihn aus dem Palast deines Herzens vertrieben hat und dir nun seinen Raub, die gewonnenen Güter des ewigen Lebens, in Gnaden austeilt.

Ach, wenn es auf uns und unsere Kraft ankäme, wäre es nur gar zu leicht geschehen, daß wir aus dem Reiche des Sohnes Gottes in die Obrigkeit der Finsternis wieder zurückfielen. Denn wenn der unsaubere, schmugige, höllische Geist von dem Herzen durch Christi Kraft und Geist ausgefahren ist, dann sucht er Ruhe in Wüsten und Einöden und dürren Stätten, aber er findet keine. Dann sehnt er sich zurück in seine verlassene Behausung; denn das menschliche Herz ist der einzige Plaß, wo er die Qual seines Gewissens ein wenig zerstreuen und das Feuer der Verdammnis, das bereits in seinem Busen brennt, durch die Mitgenossenschaft des Menschen an seinem Verderben auf Augenblicke mildern kann. Und wenn er zurückkommt, was findet er oft? Ach, das Herz ist wieder für ihn geschmückt; es hat die Sünde wieder lieb gewonnen, hat den Heiligen Geist durch mutwillige Unterdrückung seiner strafenden Stimme wieder betrübt, seine Thür steht für den Teufel und seinen Unflat wieder weit offen. Bei solchem Befund erfüllt helle Schadenfreude das Herz des Teufels, er geht hin und nimmt noch sieben Geister zu sich, die ärger sind denn er selbst, und wenn sie hineinkommen, wohnen sie da, und die Folge davon ist, daß es hernach mit demselbigen Menschen ärger wird denn vorhin. Höre dieses schreckliche Wort, o Christ! So lange du noch auf Erden wandelst, steht dir der Himmel offen, aber die Hölle auch. Du bist durch den Glauben verseht in das Reich des Sohnes Gottes und hast an ihm die Erlösung durch sein Blut, nämlich die Vergebung deiner Sünden und damit den Frieden Gottes und die Hoffnung des ewigen Lebens, aber du kannst an jedem Tage und zu jeder Stunde alles wieder verlieren, ja siebenmal mehr ein Kind des Teufels und der Hölle werden, als du vorher warst. Willst du das nicht, so hüte dich um Gottes willen vor mutwilliger Sünde, vor Fleischeslust, AugenIuft und hoffärtigem Leben; hüte dich, der strafenden Stimme des

Heiligen Geistes in dem Worte Gottes und in deinem Gewissen gu widerstreben und den heiligen, reinen, keuschen Geist aus Gott, der dein Herz zu seiner Wohnung gemacht hat, zu betrüben! welch ein. schauerlicher Abgrund ist es, in welchen du hinunterstürzen würdest!

Darum merke dir zum Schlusse, was unser Heiland dem Weibe antwortet, welches seine Stimme in der Zuhörermenge erhob und in oberflächlicher Begeisterung seine Mutter um deswillen, weil sie seine leibliche Mutter war, selig pries! Er sagt: Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren! Willst du bleiben im Reiche des Sohnes Gottes, im Reiche des Lichtes, der Gnade und des Friedens, so höre Gottes Wort und bewahre Gottes Wort. Willst du vor dem Rückfall in die Obrigkeit der Finsternis, in die Gewalt des Satans, in den Unflat des unsaubern Geistes beschüßt und bewahrt bleiben, so höre Gottes Wort und halte fest daran bis in den Tod. Willst du wachsen im Glauben, in der Liebe, in der Hoffnung und allen christlichen Tugenden, willst du stark werden im Kampfe wider den Teufel und alles Böse, willst du immer völliger dem Heiligen Geiste zur Wohnung und zum Werkzeug werden, dann laß nicht ab, mit wachsendem Hunger Gottes Wort zu hören, mit steigendem Ernste darnach zu wandeln.

Herr Jesu, du starker Held und Friedefürst, du hast durch deinen bittern Tod am Kreuze und durch deine siegreiche Auferstehung und Himmelfahrt die Werke des Teufels für uns zerstört und ihm sein giftiges Schlangenhaupt zertreten; du hast durch deinen Geist auch in unsern Herzen den starken Gewappneten überwunden, und uns aus der Obrigkeit der Finsternis errettet und in das Reich deiner Gnade und deines Lichtes uns versett. O bewahre uns nun auch vor dem Satan und seinen Tücken und verleihe uns durch deines Geistes Kraft, daß wir nicht wider dich, sondern mit dir seien und bleiben, daß wir nicht zerstreuen, sondern mit dir sammeln und deine Wohnung im Heiligen Geiste bleiben bis an unser seliges Ende.. Erhöre uns um deiner ewigen Erbarmung willen! Amen.

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Laß es dir zu Herzen gehen,
Beßre und befehre dich!
Wer kann diese That ansehen,

Daß man nicht bewege sich?
Jesus steht an unsrer Statt:
Was der Mensch verdienet hat,
Büßet Jesus und erduldet,

Was der Sünder hat verschuldet.

eliebte im Herrn! Nachdem unser Heiland von seinem eigenen Volke, den Juden, durch ihre Obersten ver

worfen und als ein Gotteslästerer verdammt worden war, wurde er am frühen Morgen vor den weltlichen Richter, Pontius Pilatus, geführt und als ein Verbrecher angeklagt. Dabei sezten jedoch die Heuchler ihren Fuß nicht in den Richtsaal des Heiden, damit sie nicht levitisch unrein würden und an dem bevorstehenden großen Feste nicht vom Effen des Passahlammes ausgeschlossen wären, und

doch beschmutten sie ihre arme Seele mit einem wahren Sumpf von Sünde und Greuel, indem sie dem unschuldigen Sohne Gottes zum Tode halfen. Am liebsten hätten sie kurzen Prozeß gemacht und Jefum an Striden und. Banden aus der Stadt geschleift und mit Steinen zu Tode geworfen. Allein die Macht, die Todesstrafe an jemand zu vollziehen, hatten die Römer ihnen genommen, und so konnten sie Jesum nicht anders umbringen, als durch den römischen. Statthalter.

Dieser war ein wankelmütiger, selbstsüchtiger, grausamer Heide. Als die scheinheiligen jüdischen Pfaffen durch den Eintritt. in seinen Gerichtssaal sich nicht besudeln wollen, kommt er zu ihnen. heraus und fragt, was sie gegen diesen Menschen für eine Klage borzubringen haben. Die hochmütigen Heuchler geben zur Antwort: Wäre dieser nicht ein Uebelthäter, wir hätten ihn dir nicht überantwortet." Pilatus verseht ihrem Hochmut einen Stich in das Herz, indem er sagt: So nehmet ihr ihn hin und richtet ihn nach eurem Geseze" wenn ihr könnt! Da geben sie klein bei und gestehen mit verbissenen Zähnen: „Wir dürfen niemand töten“ — wir sind leider in der Gewalt der Römer. Aber auch hierdurch muß wieder ein Wort unseres lieben Heilandes in Erfüllung gehen. Denn er hatte vorhergesagt, auf welche Weise er sterben werde, nämlich nicht durch die jüdische Steinigung, sondern durch die römische Kreuzigung (Joh. 12, 32). Nun müssen sie entweder ihren Haß gegen den Erlöser in sich fressen und ihu loslassen, oder sie müssen Anklagen gegen ihn vorbringen und beweisen, wenn sie ihn aus der Welt geschafft sehen wollen. Zu dem Lehteren entschließen sie sich. Und was bringen sie nun für Anklagen vor? Sie beschuldigen ihn, daß er das Volk von der römischen Obrigkeit abwendig mache, daß er verbiete, dem römischen Kaiser die gesezten Abgaben zu bezahlen, und daß er sich selbst für den Messias, den großen erwarteten König der Juden, ausgebe. Was das für ein Knäuel von Lügen war, mit Wahrheit untermengt, ist uns ja aus der evangelischen Geschichte hinlänglich bekannt. Diese Beschuldigungen erregen allerdings die ernste Aufmerksamkeit des Statthalters. Er tritt wieder hinein in das Richthaus, wo Jesus vor seinen Thron gestellt ist und von den Kriegsknechten bewacht wird, und legt ihm die Frage vor: „Bist du der Juden König?" Da giebt unser Heiland die herrliche Antwort: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darob kämpfen, daß ich den Juden nicht überantwortet würde; aber nun ist mein Reich nicht von dannen." Das ist eine köstliche Himmelswahr

heit, die für den blinden, stumpfen Sinn des heidnischen Landpflegers viel zu hoch und unfaßbar ist, und darum ruft er dem sanften Manne, der waffenlos, demütig, arm vor ihm steht, verächtlich zu: „So bist du dennoch ein König?" Jesus versichert ihm: „Du sagst es, ich bin ein König!" Und dann sagt er, was für ein König er ist: Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, daß ich die Wahrheit zeugen foll. Wer aus der Wahrheit ist, der höret meine Stimme." Damit erklärt er, was sein königliches Werk ist, nämlich nicht weltliche Ge= waltherrschaft auszuüben, sondern die frei und selig machende Wahrheit von Gott zu offenbaren und zur Geltung zu bringen; was das Zepter feiner Herrschaft ist, nämlich nicht ein Schwert von Stahl, sondern allein das Wort der Wahrheit, das von Gott kommt und zu Gott führt; und endlich, wer ein Bürger seines Reiches ist und seine Wohlthaten genießt, nämlich nicht derjenige, welcher die Lüge thut und die Finsternis liebt, sondern wer aus der Wahrheit ist, die Wahrheit liebt und hört und ihr gehorcht. Diese trostreiche Erklärung, dieses gute Bekenntnis unseres Heilandes war zugleich ein freundlicher, milder Bußruf an das Herz des Pontius Pilatus selbst. Allein er fand kein Gehör; denn der verzweifelte Bube schüttelt es alles ab mit dem entseglich leichtfertigen Hohnwort: „Was ist Wahrheit!" Der eine glaubt dies, der andere das und der dritte gar nichts, und jeder will recht haben; kein Mensch kann wissen, was Wahrheit und was Lüge ist, auch du nicht! Damit tritt er wieder hinaus zu den Juden und spricht zu ihnen: „Ich finde keine Ursache zum Tode an diesem Menschen." Er ist ein harmloser Schwärmer.

Doch Jesus Christus, der ruhige, klare, nüchterne, besonnene Prediger der Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, war kein harmloser oder schädlicher Schwärmer, sondern verkündigte wahrhaftig die reine, lautere Gotteswahrheit, die einen füßen Kern und seligmachenden Inhalt hat, er verkündigte das Evangelium, welches eine Kraft Gottes ist, die da selig macht alle, die daran glauben. Ja, sein Wort war nicht eine taube Nußschale, ein bloßer Schall der Luft, ein nichtsbedeutender Schellenklang, sondern es war und ist noch heute Geist und Leben, in und durch dasselbe wirkt der Geist Gottes, welcher Leben schafft. daß wir doch alle aus der Wahrheit wären, die Wahrheit hörten, die Wahrheit glaubten! O daß wir doch alle williglich, uns unter das grade, sanfte Zepter seines Evangeliums beugten, es als unsern köstlichsten Schat in unser Herz einschlössen und unser Leben lang uns dadurch leiten ließen! Dann wären und blieben wir Bürger seines Reiches, des Reiches der Gnade, des Lichtes und des Lebens,

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