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vor die Augen malen, was an uns geschehen soll, was er an uns bollbringen will durch das heilige Abendmahl, welches er kurz zuvor eingesezt hat.

Wer sich am Morgen gebadet hat, der ist ganz rein. Wenn er aber nun den Tag über seinen Weg wandert, so werden seine Füße, vielleicht schon in der nächsten Stunde, wieder bestaubt und schmukig; denn im jüdischen Lande trugen sie nur Sohlen, unter die Füße gebunden; und daher muß ein solcher Wanderer immer wieder seine Füße waschen, sonst bleibt er nicht ganz rein. So auch im Geistlichen. Am Morgen unseres Lebens sind wir durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes, durch die heilige Taufe, vor Gott rein gewaschen worden von all unsern Sünden und Missethaten, von aller Erbsünde und wirklichen Sünde, von aller wissentlichen Sünde, von aller Begehungs- und Unterlassungs-Sünde, also daß nichts Verdammliches an uns ist, weil wir in Christo Jesu sind, mit dem Mantel seiner Unschuld umhüllt, mit dem Feierkleide seines blutigen Verdienstes geschmückt. Aber wir müssen dann den Tag unseres Lebens reisen, wandern, pilgern durch diese sündige, gottlose Welt hindurch nach der seligen Ewigkeit. Da werden wir, ach? nur zu bald wieder befleckt und unrein; wir kommen mit lauter Sündern, wie wir selber sind, in Berührung, wir müssen mit Ungläubigen und Gottlosen umgehen, wir haben den Teufel um uns, der uns Tag und Nacht keine Ruhe läßt, und, was das Schlimmste ist, wir haben das verderbte Fleisch und Blut an uns, das böse Herz im eigenen Busen, das uns immerdar träge macht, das voll böser Lüste und Begierden steckt und uns anhängt wie der Aussat bis ins Grab. Da müssen wir mit dem Pfalmisten bekennen (Ps. 19, 13): „Wer kann merken, wie oft er fehlet? Verzeihe mir auch die verborgenen Fehle!" Denn auch ein Gerechter fällt das Tages siebenmal" (Spr. 24, 16), ja siebzigmal siebenmal. Muß das uns nicht dahin bringen, daß wir verzagen an der schließlichen Erlangung des seligen Zieles im Himmel? Nein, das soll es nicht. Denn das ist es eben, was unser liebreicher Heiland durch den immer erneuerten Genuß des heiligen Abendmahls an uns thun will, er will uns immer aufs neue rein waschen von dem Staube und Kete der Pilgerreise. Denn er giebt uns nach seiner tröstlichen Verheißung seinen Leib und sein Blut in den Mund zur Vergebung unserer Sünden; sein Gottesblut macht uns immer wieder rein von aller Sünde. Und so eft wir in Buße und Glauben zu seinem Tische uns nahen und uns von Christo die Füße waschen lassen, so find wir immer wieder ganz rein vor Gott und gehören in die

Gemeinschaft der Heiligen, und wenn wir bis ans Ende mit solcher Reinigung fortfahren, so werden wir das Erbteil der Heiligen im Lichte erlangen, wozu der Vater im Himmel uns tüchtig gemacht hat (Kol. 1, 12). Denn wo Vergebung der Sünden ist, da ist auch Leben und Seligkeit. Welche Schäße also giebt er uns? Er giebt uns sich selbst zur allerinnigsten Vereinigung; er giebt uns den Leib und das Blut seiner wahren Menschheit mit allem, was er in dieser Menschheit durch Leben, Leiden und Sterben, durch Höllenfahrt, Auferstehung und Himmelfahrt für uns zuwege gebracht hat; er giebt uns sich selbst mit seinem ganzen Verdienst und Gehorsam, mit seinem Licht und Leben, mit seinem ganzen Himmel; er giebt uns sich selbst mitsamt dem Vater und dem Heiligen Geiste. Können wir noch reicher werden? Solltest du zu einem solchen Mahle leichtsinnig, unbußfertig oder um den Schein der Frömmigkeit zu wahren, dich einfinden? Aber wenn du es nun in rechter Reue und Glauben empfangen und Vergebung deiner Sünden aufs neue erlangt hast, was dann? Weißt du was dein Herr und Heiland dann von dir erwartet?

III.

V. 12-15. Da er nun ihre Füße gewaschen. hatte, nahm er seine Kleider und setzte sich wie = der nieder und sprach abermal zu ihnen: Wisset ihr, was ich euch gethan habe? Ihr heißet mich Meister und Herr, und saget recht daran; denn ich bin's auch. So nun ich, euer Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, so sollt ihr auch euch unter einander die Füße waschen. Ein Beispiel habe ich euch gegeben, daß ihr thut, wie ich euch gethan habe.

Als unser Heiland die bedeutsame Handlung vollzogen hat, da bindet er den Schurz los, wirft sein Obergewand um, setzt sich wieder zu Tische und spricht: Wißt ihr, was ich euch gethan habe? Ihr heißt mich Meister und Herr, und sagt recht daran; denn ich bin's auch. Als euer Meister oder Lehrer bringe ich euch das Wort der Wahrheit und unterrichte euch auf dem Wege zur Seligkeit. Und als euer Herr regiere ich über euch. Da sollt ihr nun wissen, daß ich nicht gekommen bin, daß ich mir dienen lasse, sondern daß ich diene und gebe mein Leben zu einer Bezahlung für viele" (Mark. 10, 45). Aber eben dadurch bin ich von Rechts wegen euer Herr geworden; denn mit meinem eigenen Blut erkaufe ich euch mir zum ewigen Eigentum.

Und was habe ich, euer Herr und Meister, euch soeben gethan? Ich habe mich euch allen zum Diener gemacht und Knechtsarbeit an euch gethan. Ich erniedrige mich selbst um euretwillen und bin von Herzen demütig, ich suche nicht meinen Vorteil, sondern euer Heil; ich weihe mein Leben nicht mir selbst, sondern euch; ich trachte nicht nach Ehre vor den Menschen, sondern gebe euch mich selbst mit allem, was ich bin und habe, damit ihr von mir nicht Schaden, sondern Nußen und Segen haben sollt. Wohlan, ein Beispiel habe ich euch gegeben, daß ihr thut, wie ich euch gethan habe. „Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach, denn wer sein Leben will behalten, der wird's verlieren; und wer sein Leben verliert um meinet- und des Evangeliums willen, der wird's behalten" (Mart. 8, 34. 35). Folget mir also nach in der Demut, in der dienenden Liebe, in der Selbstopferung für das Heil anderer, sollte es dabei auch bis in den Tod hinein gehen!

Bedenke also zum dritten, mein Zuhörer, was von dir erwartet wird, wenn du das heilige Abendmahl gefeiert haft, wenn dein Herr und Meister dir deine Füße gewaschen hat. Es sollte sich ganz von selbst verstehen, daß wir uns nimmermehr wieder im Rote, wie die Säue nach der Schwemme, wälzen dürfen, nachdem der Sohn Gottes uns mit seinem teuren Blute von aller Schuld rein gewaschen hat. Wir dürfen hinfort nicht mehr dem Teufel dienen, nachdem wir das Eigentum unseres Erlösers geworden sind. Aber wir hören es hier auch ausdrücklich aus dem Munde unseres Heilandes selbst, was er von uns haben will, nachdem er uns die Füße gewaschen hat, nämlich daß wir seinem Beispiel folgen und uns unter einander die Füße waschen sollen. Nicht als ob uns allen damit das äußerliche Werk einer leiblichen Fußwaschung geboten wäre; wenn damit der Himmel zu erwerben wäre, dann könnte jeder Heuchler mit leichter Mühe hineinkommen. Es ist vielmehr die Gesinnung des Herzens, welche unser Heiland durch diese Handlung an den Tag gelegt hat, das köstliche Kleinod, das er auch bei allen seinen Abendmahlsgästen finden will. Denn wenn Christus im Nachtmahl mit seinem Geiste in unser Herz einzieht und Wohnung darin macht, dann ist die unausbleibliche Folge davon, daß wir seinem Bilde ähnlich werden, daß er immer mehr eine Gestalt in uns gewinnt, daß wir von Tage zu Tage verneuert werden, daß unser Herz immer mehr anfängt, in der Liebe Christi und darum auch in der Liebe zu den Brüdern zu brennen. Darum darf denn auch niemand weiter von sich halten, als sich's gebührt zu halten, nämlich mäßiglich, nachdem Gott ausgeteilt hat das Maß des Glaubens.

Einer muß dem andern mit Ehrerbietung zuvorkommen; wir dürfen nicht nach hohen Dingen trachten, sondern müssen uns herunterhalten zu den niedrigen, und uns freuen mit den Fröhlichen und weinen mit den Weinenden. Kurz, wenn unser Heiland uns im Abendmahl von unserer Sündenschuld gereinigt und mit den himmlischen Gütern seiner Gnade beschenkt hat, so erwartet er von uns, daß wir in der Kraft seines Geistes uns unter einander in herzlicher Demut und selbstver= leugnender Liebe dienen, wie er uns gedient hat. Der schönste und seligste Dienst aber, den wir andern leisten können, ist der, daß wir ihnen geistlich die Füße waschen, oder mit andern Worten, daß wir ihnen durch Wort und Beispiel dazu förderlich und dienstlich sind, daß sie von ihren Sündenfällen immer wieder durch wahre Buße aufstehen, von ihren Gebrechen gereinigt und geheilt und der gottgefälligen Heiligung und Vollendung in Christo Jesu entgegengeführt werden.

Das bedenke, mein Christ, wenn du dich zum Tische des Herrn nahest, wenn du seinen heiligen Leib und sein teures Blut empfängst und wenn du in dein Haus und zu deinem Berufe zurückkehrst; ja bitte deinen Vater im Himmel um seinen Heiligen Geist dazu, auf daß du das heilige Sakrament nicht zu deinem Gerichte, sondern zum ewigen Segen genießen mögest.

Herr Jesu, schaffe in uns ein reines Herz und gieb uns einen neuen gewissen Geist. Lehre uns erkennen, wie du uns so unaussprechlich lieb hast, wie du dich bis in den Tod am Kreuze erniedrigt hast, damit wir von unserer blutroten Schuld rein würden und das Leben empfingen. Gieb uns Gnade, daß wir uns in der Erkenntnis unserer Sündhaftigkeit und Schwachheit vor Gott und Menschen demütigen, die Armen, Geringen und Schwachen nicht verachten noch ärgern, sondern uns jedermann gerne zum Knechte machen, einer des andern Last tragen und einer dem andern in der Liebe dienen, wie du uns ein Vorbild gelassen hast. Erhöre uns, o Herr, der du bist sanftmütig und von Herzen demütig, auf daß wir Ruhe finden für unsere Seelen. Amen.

Siebente Passionsbetrachtung.

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Gestorben und begraben.

Lukas 23, 44-56.

err, Herr, Gott, barmherzig und gnädig und geduldig. und von großer Gnade und Treue, der du beweisest Gnade in tausend Glied und vergiebst Missethat, Uebertretung und Sünde, vor dir ist niemand unschuldig, vor dir sind wir alle des Todes; denn unsere Thaten sind es wert. O Herr Jesu, du Lamm Gottes, das der Welt Sünde trägt, wie unermeßlich ist deine brennende Liebe gegen uns, wie unergründlich dein Erbarmen, daß du dich selbst als ein Schlachtopfer für uns dahin giebst und unter der Last unserer Schuld in den blutigen Tod sinkst, daß der Vater uns vergebe unsere Missethat, Uebertretung und Sünde und ihrer in Ewigkeit nicht mehr gedenke. O Heiliger Geist, erleuchte unsere blinden, stumpfsinnigen Herzen, daß wir erkennen, was für einen Gott und Heiland wir haben, daß wir Trost finden wider die Angst der Hölle, daß wir entrinnen dem zukünftigen Zorne, daß wir im Frieden mit Gott einst entschlafen und den Gekreuzigten schauen in der Herrlichkeit, die er bei dem Vater hatte, ehe die Welt war. Dreieiniger, herrlicher, ewiger Gott, du Vater aller Barmherzigkeit, du Gott alles Trostes, hilf uns vom Tode, wasche uns rein von aller Miffethat, schenke uns das Leben, nimm uns zu dir! Amen.

In Christo, dem treuen Hohenpriester, geliebte Zuhörer! Es war ungefähr um neun Uhr morgens, als unser Heiland ans Kreuz geschlagen wurde. Drei lange, schreckliche Stunden hatte er nun schon da gehangen, während seine Kräfte von unsäglichen Martern an Leib und Seele allmählich aufgezehrt wurden. Die Juden hatten ihren Mutwillen an ihm getrieben, die Heiden hatten ihn verspottet und gekreuzigt. Sogar der eine der Räuber, die mit ihm ans Fluchholz gehängt waren, hatte ihn verhöhnt; jedoch der andere hatte ihn als seinen Herrn und Heiland bekannt und war von Christo des ewigen Lebens im Reiche Gottes versichert worden.

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