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Um zweiten Sonntag nach
Ostern.

B

Joh. 10, 12-16.

eliebte im Herrn! Eins der lieblichsten und freundlichsten Bilder, unter welchen den Kindern Gottes im alten

Bunde der zukünftige Heiland vor die Seele gemalt wurde, war das Bild des Hirten. Eine Hauptbeschäftigung unter dem Volke Israel nämlich war das Halten größerer oder kleinerer Herden, besonders von Schafen. Der Hirte führte sie des morgens hinaus auf die grüne Weide, leitete sie mit seinem Stabe über Berg und Thal, auf fette Triften und zu frischen Wassern und brachte sie abends wieder heim in die Hürde. Die Milch, die Wolle und das Fleisch der Herde gab für viele Menschen Nahrung und Kleidung ab. So war schon Abel ein Hirte; so waren Abraham, Isaak und Jakob große Herdenbesiger; so war auch Moses vierzig Jahre lang ein Hirte der Schafe in der Wüste, ehe Gott ihn zum Propheten und Erretter, zum Hirten, seines Volkes machte; so war David ein Schafhirte auf den Gefilden Bethlehems, bevor Gott ihn zum Könige, zum Hirten Israels, salbte. Und zwar war David ein mutiger Hirte vor andern, der zuerst seine Schafe von Löwen und Bären errettete und später sein Volk gegen alle heidnischen Feinde zum Siege führte.

Das Leben und Treiben, Thun und Lassen, die Freuden und Leiden, die Erfolge und Verluste eines Hirten waren also dem Volke nichts Unbekanntes, sondern vielmehr ein tägliches Schauspiel vor Augen. Darum griffen die Propheten zum Bilde eines Hüters der Schafe und malten dem Volke sein Werk und Amt vor, wenn sie so recht tröstlich und lockend das Werk und Amt des zukünftigen Messias vor die Seele führen wollten.

Wenn ich eine Photographie als mein Bild anerkennen soll, so müssen mein Angesicht und das Bild zu einander stimmen, sich ähnlich sein, mit einander eine Gleichheit haben; sonst bin nicht ich der Abge= bildete, sondern ein anderer. So auch mußte derjenige, der mit dem Anspruch, der verheißene Messias zu sein, auftrat, zu dem Vilde eines Hirten passen, damit übereinstimmen; er mußte, so zu sagen, die Gesichtszüge eines Hirten an sich tragen, sonst dürften wir nicht ihn

als den Abgebildeten, als den geweissagten Erlöser, annehmen, sondern müßten uns nach einem andern umsehen, der diese Merkmale an sich trüge. Jesus von Nazareth trat mit dem Anspruch auf, der verheißene Heiland der Welt zu sein. Finden wir nun an ihm die Charakterzüge eines Hirten, oder paßt seine Gestalt nicht zu dem Schattenriffe eines solchen? Unser heutiger Tert giebt uns Antwort auf diese Frage. Es sei daher in gegenwärtiger Stunde unter dem Gnadenbeistande des Heiligen Geistes der Gegenstand unserer Betrachtung:

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2. 12. 13. Ich bin der gute Hirte.. Der gute Hirte lässet sein Leben für die Schafe. Der Mietling aber, der nicht Hirte ist, des die Schafe nicht eigen sind, siehet den Wolf kommen und verlässet die Schafe und fleuchet; und der Wol f erhaschet und zerstreuet die Schafe. Der Mietling aber fleucht; denn er ist ein Mietling und achtet der Schafe nicht.

Ich bin der gute Hirte. So sagt Jesus Christus. Das ist deutlich geredet. Ich bin der gute Hirte. Welcher? Derjenige, von welchem in Mose, den Psalmen und den Propheten geweissagt worden ist, der große Hirte der Schafe, den Gott im alten Bunde seinem Volke verheißen hat. Vergegenwärtigen wir uns zuerst etliche dieser herrlichen Verheißungen!

Bei dem Propheten Hesekiel (34, 23. 24) spricht Gott: „Ich will ihnen einen einigen Hirten erwecken, der sie weiden soll, nämlich meinen Knecht David. Der wird sie weiden und soll ihr Hirte sein, und ich, der Herr, will ihr Gott sein. Aber mein Knecht David soll der Fürst unter ihnen sein, das sage ich, der Herr." Und aus diesem selbigen Kapitel geht hervor, daß dieser Hirte, den Gott zu senden verspricht, felber Gott ist. Denn es heißt da weiter: „So spricht der Herr: Siehe, ich will mich meiner Herde selbst annehmen und sie suchen. Wie ein Hirte seine Schafe sucht, wenn sie von seiner Herde verirrt sind, also will ich meine Schafe suchen und will sie erretten von allen Orten, dahin sie zerstreut waren zur Zeit, da es trüb und finster war. Ich

will selbst meine Schafe weiden, und ich will sie lagern, spricht der Herr Herr. Ich will das Verlorne wieder suchen und das Verirrte wiederbringen und das Verwundete verbinden und des Schwachen warten; aber was fett und start ist, will ich vertilgen und will es weiden mit Gericht." Diese überaus tröstliche Verheißung, die nur den Fetten und Starken, d. h. den Sicheren und Stolzen und Selbst= gerechten, zu einer schrecklichen Drohung wird, spricht auch der Mund des Propheten Jesaias aus (40, 10. 11): „Siehe, der Herr Herr kommt gewaltiglich, und sein Arm wird herrschen. Siehe, sein Lohn ist bei ihm und seine Vergeltung ist vor ihm. Er wird seine Herde weiden wie ein Hirte; er wird die Lämmer in seine Arme sammeln und in seinem Busen tragen und die Schafmütter führen." Dieser verheißene Hirte bin ich, spricht derjenige, den wir als unsern Herrn und Heiland im Glauben erkannt haben, Jesus Christus. Denn er ist nicht nur wahrer Mensch, sondern zugleich der große Sohn Gottes selbst, der vom Himmel hernieder gekommen ist, um das Amt eines Hirten an der verirrten, verlorenen Menschheit auszuüben.

Hat denn wirklich unser Herr Jesus Christus ein solches Amt gehabt und ausgeübt? Ganz gewiß! Wir brauchen nur einen Blick in die evangelische Geschichte zu werfen, um auf allen Seiten tausend Beweise davon zu finden. Als er nach seiner Taufe öffentlich auftrat, da war der Hauptinhalt seiner Predigt: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen; thut Buße und glaubet an das Evangelium. Des Menschen Sohn ist kommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist. In ihm war der Herr Herr, der gesagt hatte: Ich will mich meiner Herde selbst annehmen und sie suchen, aus herzlichem Erbarmen von seinem himmlischen Throne hernieder gestiegen, um seine Verheißung zur That und Wahrheit zu machen, seine verlaufenen, verwundeten, verschmachteten Schafe zu suchen, zu heilen, zu retten. Und wer waren seine verirrten Schafe, die ins Verderben liefen? Es waren diejenigen, deren Bruder er wurde, deren Gestalt er annahm, in deren Mitte er arm und niedrig hineintrat, seine Menschenkinder. Wir gingen alle in der Jrre wie Schafe, ein jeglicher sah auf seinen Weg; und das war ein Weg, der uns allesamt dem höllischen Wolfe in den Rachen führte. Wir waren von Gott abgewichen und lebten ohne Gott in der Welt; wir waren in Sünde versunken und dem Tode an= heimgefallen. Der Sohn Gottes aber ist uns nachgegangen, hat uns das Evangelium gebracht, das heilige Predigtamt eingesetzt und uns mit eigenem Munde nachgerufen und ruft uns immer noch, wo das Evangelium erschallt, durch den Mund seiner Unterhirten nach (Jer.

3, 12 ff): Rehre wieder, du abtrünniges Israel, spricht der Herr, so will ich mein Antlig nicht gegen euch verstellen. Denn ich bin barmherzig, spricht der Herr, und will nicht ewiglich zürnen. Allein erkenne deine Missethat, daß du wider den Herrn, deinen Gott, gefündigt hast. Betehret euch, ihr abtrünnigen Kinder, spricht der Herr; denn ich will euch mir vertrauen und will euch holen und gen Zion bringen und will euch Hirten geben nach meinem Herzen, die euch weiden sollen mit Lehre und Weisheit." Ja, „kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken. Nehmet auf euch mein Joch und lernet von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht" (Matth. 11, 28-30). Christus hat uns den Willen seines himmlischen Vaters offenbart und uns den Weg zur Seligkeit gelehrt. Er selbst ist das Licht der Welt und hat die Finsternis unsres Herzens, in welcher wir irre liesen, erleuchtet, daß wir den allein wahren Gott und, den er gesandt hat, Jesum Christum, erkennen, und das ist ja das ewige Leben. Er hat uns nicht bloß mit eigenem Munde gepredigt, sondern uns auch Hirten nach seinem Herzen gegeben, die uns weiden sollen mit Lehre und Weisheit, das sind seine heiligen Apostel und alle treuen Verkündiger des Evangeliums bis an den jüngsten Tag. Er lenkt die Geschicke der Völker und der Einzelnen in Krieg und Frieden, in Glück und Unglück, in Freuden und Leiden so, wie er sie lenkt, damit jedes einzelne Herz seine Stimme vernehmen möge, die leiser oder lauter beständig ruft und lockt: „Kehre wieder, kehre wieder, verirrter Sünder! Warum willst du sterben?"

Aber noch mehr! Der Prophet sett hinzu: „Der Herr warf unser aller Sünde auf ihn.“ Der gute Hirte wurde zugleich das Lamm Gottes, welches der Welt Sünde trug. Der Hirte nahm die Schuld, den Fluch, die Strafe seiner Anbefohlenen auf sich, und deshalb gebot der heilige Gott, indem er über die Sünde der Welt das gerechte Gericht hielt, dem Schwerte seines göttlichen Zornes (Sach. 13, 7): Schwert, mache dich auf über meinen Hirten und über den Mann, der mir der nächste ist, spricht der Herr Zebaoth. Schlage den Hirten, so wird die Herde sich zerstreuen, so will ich meine Hand tehren zu den Kleinen." Als Jesus mit seinen Jüngern nach Einsetzung des heiligen Abendmahls in der Nacht sich nach Gethsemane begab, sagte er zu ihnen: „In dieser Nacht werdet ihr euch alle ärgern an mir. Denn es stehet geschrieben: Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe der Herde werden sich zerstreuen." Also auch dieser Zug in

dem Bilde des geweissagten Hirten findet sich an Jesu Christo; denn in derselben Nacht wurde er verraten, gefangen genommen, vor den feigen Pilatus und den frechen Herodes geführt, als ein Gotteslästerer und Aufrührer verdammt und dann mit Schimpf und Schande am Kreuze zu Tode gemartert, so daß er seinen Geist in die Hände Gottes zurückgab und sein Leib in das Grab sank. Hat unser lieber Herr Jesus es nicht mit der That bewiesen, daß er der gute Hirte ist?

Was hätte er gethan, wäre er ein Mietling gewesen, hätte er an den Schafen nur das Seine gesucht, wie die Hohenpriester und Pharisäer seiner Zeit und wie, leider Gottes! so viele noch heute, die das heilige Amt tragen und als Unterhirten dieses guten Hirten in seine Fußstapfen treten sollten? Wir hatten uns von Gott verlaufen, streiften in Wildnissen und Einöden herum, taumelten am Rande des Abgrundes dahin, und der höllische Wolf sperrte seinen Rachen. nach uns auf, ja hatte uns schon zwischen seinen Zähnen. Was hätte Jesus gethan, wäre er nicht unser wahrhaftiger Hirte gewesen, hätte er uns nicht unaussprechlich lieb gehabt? Dann hätte er nicht uns, sondern unsere Wolle gesucht; dann hätte er sich nicht um unsere Rettung, sondern um seinen eigenen Vorteil bemüht; dann hätte er unserer in der Stunde der Not und Gefahr nicht geachtet; dann hätte er uns verlassen, als er den Wolf kommen sah, und uns dem ewigen Verderben herzlos preisgegeben. Aber er floh nicht, sondern nahm den Kampf auf Leben und Tod für uns mit dem Satan und allen Mächten der Hölle auf. Was that einst David, der Hirte zu Bethlehem, als ihm ein Löwe und ein Bär seine Schafe freffen wollten? Er lief nicht davon, sondern wagte sein Leben und rettete seine Schafe aus dem Maule des Löwen und des Bären. Dasselbe that der rechte David, unser Herr Jesus Christus, von welchem jener nur ein Vorbild war, für uns, die ganze verlorne Menschenwelt. Ja er that noch mehr als jener, er ließ die Löwen und Bären. und Wölfe der Hölle, die uns zerreißen und fressen wollten, auf sich hereinstürmen, ließ sich selbst von ihren Zähnen und Klauen zerreißen, ließ sich selbst vom Tode zermalmen, vom Grabe verschlingen. Aber Gott sei Dant, in Ewigkeit! an ihm zerbrachen sie ihre Kiefern, von dieser Speise zerbarsten sie, wie der Drache zu Babel von Daniels Kuchen; ja er wurde dem Tode ein Gift und der Hölle eine Pestilenz, und wir jubeln: Der Strick ist entzwei, und wir sind frei, Halleluja! Nun sind die Werke des Teufels zerstört; nun sind wir errettet von der Obrigkeit der Finsternis; nun ist das Reich Gottes auf Erden gegründet; nun sind wir wieder Gottes Eigentum und Schafe seiner

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