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Geduld und Gnade, denn er fürchtete Gott und glaubte seinen Worten. Als Sodom's und Gomorrha's Untergang beschlossen war, da war der Herr auf Abraham's Bitten bereit, wenn er zehn Gerechte darin fände, um derselben willen die ganzen Städte zu verschonen. Und sandte seinen Engel, um den gerechten Lott von dem Untergange zu erretten. Zu Elias Zeiten, als dieser Prophet meinte, sein Volk sei völlig von dem Herrn gewichen, und er allein übrig geblieben, da antwortete ihm der Herr: „Ich habe mir lassen überbleiben 7000, die nicht ihre Kniee gebeugt haben vor dem Baal." Zu den Zeiten der babylonischen Gefangenschaft waren es die Wenigen, die den Herrn fürchteten, um derer willen der Untergang Israels nicht völlig war, und wurden nach den Tagen der Läuterung wieder zu Gnaden angenommen. So ist auch in der Christenheit das Gebet der Gerechten die Mauer, welche dem Verderben wehret, und wir mögen mit Jesaias Worten in unserm Sinne sagen: „Wenn uns der Herr Zebaoth nicht ein Weniges ließe überbleiben, so würden wir bald wie Sodom, und gleichwie Gomorrha sein.

Was ist das doch, daß er uns bis hierher gebracht hat? woher kommt uns das, daß er unsern Leuchter nicht von der Stelle gestoßen, daß er das Pfund nicht von uns genommen hat, und Andern gegeben? Da sind die unabsehlichen Völker der Heiden, die sehnen sich zum Theil herzlich nach etlichen Brocken von dem Ueberfluß, der unser Vielen zum Ueberdruß geworden ist. Was hindert den, der im Himmel thronet, daß er seine Gnade und Gnadenmittel nicht von uns nimmt und den Heiden giebt, die ihm bessere Früchte tragen möchten. Wie er einst zu Ifrael sprach: Das Reich Gottes wird von euch genommen und den Heiden gegeben werden, die bessere Früchte bringen (2. Mos. 21, 43). Hat er nicht schon manches christliche Land wieder in die Macht der Feinde Jesu Christi gestürzt, und ihre Leuchter weggestoßen? O wahrlich, unsre Sünden hätten dies längst zu Wege gebracht, wenn nicht hin und wieder etliche Seelen anhaltend rängen mit dem Herrn, und als ein Salz der Erde das Verderben aufhielten. Solche siehet der Herr an, und schonet um Christi Willen, und seine Güte ist es, daß wir nicht gar aus sind. Das bewirkt Christi Gnade, der für uns bittet und spricht: Herr, laß ihn noch dies Jahr." Sehen wir mehr auf das Einzelne, ja ein Jeglicher auf seinen eigenen Zustand. Womit haben wir es doch verdienet, daß der Herr uns bis hierher gebracht hat? Mit nichts, sondern die Güte des Herrn ist es, daß wir nicht gar aus find. Das haben die frommsten Menschen von Anbeginn erkannt und zu Gottes Ehre auch bekannt, und wenn die es einsahen, was wollten wir denn noch von uns sagen? Ich rufe euch Jacob in's Gedächtniß, wie er vor Gott bekennt und ausruft: „Ich bin zu gering aller Barmherzigkeit und Treue, die Du an mir gethan hast."

An David erinnern wir uns, wie er ausruft: „Wer bin ich Herr, Herr, und was ist mein Haus, das Du mich bis hierher gebracht hast." Wir gedenken an den Apostel Paulus, wie er sich den Allergeringsten unter allen Aposteln nennt, als der nicht werth sei, ein Apostel zu heißen; wie er sich den Vornehmsten unter den Sündern nennt, und hinzusezt: „Aber darum ist mir Barmherzigkeit widerfahren, auf daß an mir vornehmlich Jesus Christus erzeigte alle Geduld, zum Erempel denen, die an ihn glauben sollten zum ewigen Leben." Wenn aber diese so deutlich sahen, daß sie nichts von sich selber seien, sondern Alles von Gottes Barmherzigkeit, was find denn wir? Seht, auch für uns hat der große Erzhirte, der treue Erretter gebeten: Herr laß ihn noch dies Jahr;" er hat das Urtheil über uns aufgehalten, und seine Barmherzigkeit nicht von uns gewendet. Ist unter uns noch eine Zahl, die ihm angehört von ganzem Herzen, die er unter die Seinen zählt, so ist das seine Barmherzigkeit. Er sprach zu Elias Zeiten nicht: Es sind mir 7000 übrig blieben, sondern er sprach: Ich lasse mir 7000 übrig bleiben. Welche also unter uns noch übrig sind, als das Volk seines Eigenthums, die hat er sich übrig bleiben lassen durch. seine Gnade. Ist unter uns noch Glaube übrig, der sich fest anflammert an das lebendige und wahrhaftige Wort Gottes, so ist das seine Barmherzigkeit; denn er spricht zum Petrus nicht: Du bist stark, dein Glaube wird nicht aufhören; sondern er sagt: Ich habe für dich gebeten, daß dein Glaube nicht aufhöre." Seine Fürsorge und Fürbitte ist es, sein Verdienst und Barmherzigkeit ist, daß wir noch hier beisammen sind, und noch von Grund des Herzens bekennen können, daß Jesus Christus der Herr sei, gestern und heute und derfelbige auch in Ewigkeit.

Wir wenden uns nun zu der Frage, zu welchem Zwecke der Herr so gnädig mit uns verfährt, und was wir von der Zukunft zu erwarten haben? Er sagt in unserm Texte. von dem Baume, der abgehauen werden sollte: Herr laß ihn noch dies Jahr, bis daß ich um ihn grabe, und bedünge ihn, ob er wollte Frucht bringen; wo nicht, so haue ihn darnach ab." - Versteht ihr das? Gleichwie man bei einem Baume, der nicht Frucht tragen will, allerlei thut und versucht, als Graben, Düngen und dergleichen, um ihn zum Tragen zu bringen, ehe man ihn abhaut, und einen andern an seine Stelle fest; so will Christus mit uns verfahren nach seiner Barmherzigkeit. Dazu hat er uns

auch dies Jahr noch erreichen lassen. Er wird uns sein Wort unablässig vor die Augen stellen, wird bitten und rufen lassen in seinem Namen: „Last euch versöhnen mit Gott." Er wird uns seine Gnade und sein Gericht, seine Güte und seinen Ernst verkündigen lassen, er wird durch mancherlei Heimsuchungen bald an diese, bald an jene Thür anklopfen, und rufen: Wache auf, der du schläfest, und stehe auf von den Todten!" Er wird uns Gelegenheit genug darbieten, den Glauben mit der That zu beweisen, ihn selbst in seinen Gliedern zu speisen, zu tränken, zu kleiden, zu besuchen, zu beherbergen. Er wird bereit sein, den Bußfertigen Gnade zu geben, und das Schreien der elenden Herzen zu erhören. Er wird es an keinem Stücke fehlen lassen, das zur Heilung unsers Schadens, zur Rettung unsrer Seelen nothwendig ist. Denn dazu ist er gekommen, daß er suche und selig mache, das verloren, und hat nicht Lust am Tode des Sünders, sondern will, daß allen Menschen geholfen werde, und zur Erkenntniß der Wahrheit kommen. Das ist das Ziel aller Absichten Gottes mit uns, daß er uns aus dem Verderben herumhole, auf daß wir etwas seien zum Lobe seiner herrlichen Gnade. Wir stehen an der Pforte eines neuen Jahres, es liegt vor uns, und wie gern möchte Mancher unter uns einen Blick in die Dunkelheit thun, und wissen können, was diese 365 Tage uns bringen werden. Der Zeiger an der Uhr unsers Lebens ist eine Stunde vorgerückt. Mancher mag die Augen geschlossen haben, der vor einem Jahre noch unter euch war; Mancher wird das Licht des Lages nicht mehr sehen, wenn es abermal heißen wird: das Jahr ist dahin. Die schnell dahin eilende Zeit dränget alles zur Entscheidung, jede Stunde trägt uns dem Augenblicke näher zu, in welchem es heißen wird: „Bestell dein Haus, denn du müßt sterben," dem Augenblicke, da wir vor Gottes Angesicht erscheinen, und da sich das: „Angenommen, oder Verworfen" entscheiden soll. Und diese Lage der Geduld und Gnade sollten wir nicht erkennen, sollten wir unbenußt verstreichen lassen? Das neue Jahr liegt vor uns, und wir wissen nicht, ob wir sein Ende auf Erden sehen werden. O laßt uns nicht auf beiden Seiten hinken zwischen dem Herrn und der Welt, sondern heute erwählet euch, welchem ihr dienen wollet, und zwar erwählet euch Den, der uns durch seine Gnade bis hieher gebracht hat. Es giebt ein sicheres Mittel, wodurch man sich ganz gewiß machen kann, daß Einem in dem vorliegenden Jahre nur Gutes begegnen könne. Das Mittel ist dies: Suche mit ganzem Ernste durch Jesum Christum Gnade bei Gott, habe Gott im Herzen, so kann dir nichts Böses widerfahren, sondern nur Gutes, denn es ist gewiß, „daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen;" es ist gewiß, daß der Herr ein Aufsehen hat auf seine Auserwählten, daß seine

Barmherzigkeit kein Ende hat bei denen, die seinen Bund halten, und gedenken an seine Gebote, daß sie darnach thun. Der Herr Christus ruft auch zu uns: „Wie oft habe ich euch sammeln wollen, wie eine Henne ihre Küchlein unter ihre Flügel sammelt!" Laßt uns nun so zu ihm eilen, daß er über uns nicht hinzuseßen dürfe, was er über Jerufalem hinzuseßte, da er sprach: Aber ihr habt nicht gewollt." Durch seine Gnade stehen wir noch hier, durch seine Gnade haben wir noch, was zur Seligkeit nothwendig ist, laßt uns nun Früchte bringen zu seines Namens Ehre reichlich, rechtschaffene Früchte der Buße, aufrichtigen Glauben, ungefärbte Liebe, ungeheuchelte Frömmigkeit und ein gottseliges Leben, so wird unsre Frucht bleiben, und wir nicht verworfen werden von seinem Angesicht. Das ist sein freundlicher Wille an uns, dazu hat er für uns gebeten, daß Gottes Geduld noch über uns bleibe; es ist aber auch sein ernstlicher Wille an uns, denn er spricht in unserm Terte: "Wo nicht, so haue ihn darnach ab." Behaltet dieses bedeutungsvolle: „Wo nicht."

So laßt uns denn diesen reichen überschwenglichen Trost in das neue Jahr mitnehmen, daß wir einen großen Fürsprecher haben bei dem Vater, der für uns bittet, und uns auf's Beste vertritt, Jesus Christus, gestern und heute und ewig. Laßt uns aber auch die ernstliche Mahnung nicht vergessen, daß derselbe, der uns bis in den Tod geliebt hat, auch gesprochen hat: „Wo nicht," d. H. wo der Baum auch dann nicht Frucht bringt, so „haue ihn darnach ab." Der Gott aller Gnade aber erfülle uns mit Früchten der Gerechtigkeit, die durch Jesum Christum geschehen, zur Ehre und Lobe Gottes! Amen!

Dich, o Herr, lobet unsere Seele, und was in uns ist Deinen heiligen Namen. Du vergiebst uns alle unsere Sünde, und heilest alle unsere Gebrechen. Du erlösest unser Leben vom Verderben, und krönest uns mit Gnade und Barmherzigkeit. Du kennest uns, was für ein Gemächte wir sind, Du gedenkest daran, daß wir Staub sind. Darum hast Du uns nicht hingenommen in der Hälfte unserer Tage, sondern hast mit Deiner Geduld und Langmuth uns getragen bis auf diesen Tag. Ja Deine Güte ist, daß wir nicht gar aus sind, und Deine Barmherzigkeit hat noch kein Ende; sie hat uns dies neue Jahr geschenkt, in das wir heute mit Dir getreten find. So bleibe denn bei uns, Herr, bleibe bei uns an jedem Tage, in jeder Freude, in jedem Schmerze, den dies Jahr uns bringen möchte. Laß nicht ab, an unseren Seelen zu arbeiten, und gieb, daß wir treu zu Dir stehen, und Dein Wort erwählen als unseres Fußes Leuchte und Und sollten wir im finsteren Thale wandeln, ja des Todes Schatten uns ereilen, so bleibe bei uns, daß wir durch Dich Alles überwinden, mit Dir eingehen in des Himmels Freude, und bei Dir bleiben in Ewigkeit. Amen!

ein Licht auf unserem Wege.

9.

Am Epiphanias-Feste.

König aller Ehren,
Herr Jesu, David's Sohn!
Dein Reich soll ewig währen,
Im Himmel ist dein Thron;
Hilf, daß allhier auf Erden
Den Menschen weit und breit
Dein Reich bekannt mag werden`
Zur ew'gen Seligkeit.

Du wollst in mir entzünden
Dein Wort, den schönen Stern;
Laß falsche Lehr' und Sünden
Sein von mein❜m Herzen fern.
Hilf, daß ich dich erkenne,
Und mit der Christenheit
Dich meinen König nenne

Jezt und in Ewigkeit. Amen!

Geliebte Christen! Es begab sich eines Tages, da Jesus auf Erden wandelte und ihm viel Volks anhing, daß er in ernsthaften, dringenden Worten zu erkennen gab, wie kein Mensch aus eigener Kraft zu ihm kommen und an ihn glauben könne; daß er in tiefen, geheimnißvollen Worten davon redete, wie die innigste Gemeinschaft mit ihm zum ewigen Leben nothwendig sei. Da litten nun Viele, die den Schein des Glaubens hatten, Schiffbruch, denn ihr Glaube hielt sich nur an das, was sie sahen, an die Zeichen und Wunder, die er that. Der rechte Glaube aber ergreift auch das, was er nicht sieht, mit zweifelloser Gewißheit. Da erzählt Johannes Cap. 6, 66 sq.: „Von dem an gingen seiner Jünger Viele hinter sich, und wandelten hinfort nicht mehr mit ihm. Da sprach Jesus zu den Zwölfen: Wollt ihr auch weggehen? Da antwortete ihm Simon Petrus: Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens, und wir haben geglaubt und erkannt, daß du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes." Diese Antwort ist einem jeden treuen Jünger Jesu Christi aus der Seele geredet

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