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spricht Jesus, „daß ihr euch untereinander liebet." Und Johannes bezeugt uns: „Wer da sagt, er sei im Licht, und hasset seinen Bruder, der ist noch in Finsterniß. Wer seinen Bruder liebet, der bleibt im Licht, und ist kein Aergerniß bei ihm." Was könnte es uns helfen, wenn wir mit großen Gaben ausgestattet unter den Menschenkindern glänzten, wenn unsre Rede als ein Zauber daherflösse, und die Herzen gewönne, ja: „wenn wir mit Menschen- und mit Engelzungen redeten, und hätten der Liebe nicht, so wären wir ein tönendes Erz und eine klingende Schelle." Was könnte es uns helfen, wenn wir die Schrift erlernten und die Weisheit der Alten erforschten, wenn wir allen Rath und Offenbarung Gottes wüßten, wenn wir mit begeisterten Worten alle Tiefen der Erkenntniß verkündigen könnten, was könnte es uns helfen, wenn wir im Glauben große Thaten thun könnten, und hätten der Liebe nicht? Denn: „wenn ich weissagen könnte, und wüßte alle Geheimnisse und alle Erkenntniß, und hätte allen Glauben, also daß ich auch Berge verseßte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts." Was könnte es uns helfen, wenn wir der Welt entsagten, und in selbstgewählter Armuth und Demuth einhergingen, wenn wir unsern Leib peinigten, um das Fleisch zu kreuzigen sammt den Lüsten und Begierden, wenn wir gleich Etlichen aus alter Zeit in einsamer Wüste unsre Tage zubrächten, oder in selbstgewählter Plage auf hohen Säulen dem Wetter unsre Glieder darböten, und hätten der Liebe nicht? Denn: „wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe, und ließe meinen Leib brennen, und hätte der Liebe nicht, so wäre mir's nichts nüße." Ohne die Liebe ist unser Glaube todt. Durch den Glauben kommen wir zu Gott, aber durch die Liebe bleiben wir in Gott, und Gott in uns. Was hilft uns alles Singen und Beten ohne die Liebe? Was hilft uns alles Opfer der Lippen, wenn nicht auf dem Altar des Herzens das Feuer der Liebe brennt? Wird der Herr nicht zu uns sagen: „Thue nur weg von mir das Geplerr deiner Lieder, denn ich mag dein Pfalterspiel nicht hören?" Ohne die Liebe werden alle unsre Säulen brechen, aller Trost, womit wir uns in Schlummer gewiegt hatten, wird verschwinden, wie ein Traum der Nacht, wir werden die Pforte des ewigen Lebens offen sehen, und nicht eingehen können; denn ohne die Liebe haben wir kein Leben in uns. Darum ermahnt der Apostel Paulus: Strebet nach der Liebe.“

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So laßt uns denn hingehen, und desgleichen thun, wie jener barmherzige Samariter. „Laßt uns nicht lieben mit Worten, noch mit der Zunge, sondern mit der That und mit der Wahrheit." "So ein Bruder, oder Schwester bloß wäre, und Mangel hätte der täglichen Nahrung; und Jemand unter euch spräche zu ihnen: Gott berathe euch, wärmet euch, sättiget euch, gäbet ihnen aber nicht,

was des Leibes Nothdurft ist, was hülfe ihnen das? Also auch der Glaube, so er nicht Werke hat, ist er todt an ihm selber." Wir sehen hieraus, wie nothwendig einem Christen die Nächstenliebe ist, und wer es sonst noch nicht weiß, der kann es an diesem Gebote lernen, daß er ein armer Sünder ist. Ja laßt uns streben nach der Liebe, in welcher wir oft noch so fremd und so kalt find! Laßt uns streben nach der Liebe, deren Gebot wir so oft noch vergessen und übertreten. Ihre Regel sind die Fußstapfen unseres Erlösers, von dem es heißt: „Niemand hat größere Liebe, denn die, daß er sein Leben lasse für seine Freunde," und wir sollen auch das Leben für die Brüder lassen.

Der Gott aber der Liebe und des Friedens, der uns zu seiner seligen Gemeinschaft durch Jesum Christum berufen hat, schenke uns den Geist der rechten Bruderliebe, und helfe uns aus dem Tode zum Leben um seines Namens Ehre willen. Amen!

Du, o Vater unseres Herrn Jesu Christi, der Du die Liebe selber bist, und uns das Gebot gegeben, daß wir Dich über Alles lieben sollen und unseren Nächsten, als uns selbst; gieb uns dazu wie das Wollen, so auch das Vollbringen nach Deinem Wohlgefallen. Entzünde in unseren Herzen das Feuer Deiner heiligen Liebe, damit wir je mehr und mehr wandeln mögen in den Fußstapfen Jesu Christi, der uns dazu erlöset und erkaufet hat, und wir also fest eingewurzelt und gegründet, auch den Stürmen der Versuchung widerstehen, und im Glauben beharren bis an das Ende. Amen!

14.

Am 5. Sonntage nach Epiphanias.

Zu Dir erheben wir Herz und Hände, Du ewiger Gottessohn, der Du der Glanz der Herrlichkeit Gottes bist, und das Ebenbild seines Wesens, Du hast uns die Augen so weit geöffnet, daß wir auf Dich sehen und sagen müssen : Herr, wohin sollen wir gehen, Du hast Worte des ewigen Lebens, und wir haben geglaubt und erkannt, daß Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn. So bleib nun bei uns mit Deinem Glanze, Du Licht aus Gott, erfülle

unsere Herzen immer mehr mit Deinem Gnadenlichte, erleuchte, verkläre unser ganzes Wesen nach Deinem Bilde, daß wir Dir ähnlich werden, und mit Dir zum Siege gelangen droben in der Herrlichkeit. Amen!

Geliebte Christen! Der Apostel Paulus schreibt 2. Kor. 5, 17: "Ist Jemand in Christo, so ist er eine neue Creatur, das Alte ist vergangen, siehe es ist Alles neu geworden," d. H. mit andern Worten, wenn Jemand ein rechter Christ geworden ist, so ist er ein ganz neuer Mensch geworden, das alte Wesen, da er der Sünde, Knecht war, hat er abgelegt, sein Sinn und Wandel ist neu geworden. Daraus folgt umgekehrt, so lange Jemand den alten Sündendienst nicht abgelegt hat, so lange sein Sinn und Wandel nicht erneuert ist, so lange ist er auch nicht in Christo; denn das Licht hat keine Gemeinschaft mit der Finsterniß, so auch Christus nicht mit Belial. Unter dieser Umwandlung und Verneuerung sollen wir nicht das verstehen, wenn einer mit den Jahren ein wenig verständiger, gelassener und besonnener wird, auch mancherlei ablegt, was er in dem Uebermuth der Jugend getrieben hat. Das liegt ohnehin so in der menschlichen Natur, und wenn das Alter auch vor mancher Thorheit nicht schüßt, so bringen doch die Jahre eine Veränderung mit sich, so daß man auch nach dem Laufe der Natur ein anderer, aber nicht ein neuer Mensch werden kann. Der Apostel Paulus hält uns hier die gänzliche Umwandlung vor, die da ist eine neue Geburt aus dem heil. Geiste, wovon der Herr sagt: „Ich will das steinerne Herz aus eurem Fleische wegnehmen, und euch ein fleischernes geben." Er hat große Dinge mit uns im Sinne, denn wir, die wir unter die Sünde verkauft waren, sollen seine Kinder heißen, neu geboren aus unvergänglichem Saamen. möchte Jemand mit Nikodemus sagen: Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist?" Oder wie es bei Jeremias heißt: Kann auch ein Mohr seine Haut umwandeln, oder ein Parder seine Flecken?" Er kann es nicht; aber was bei dem Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich. Das ist eben die Gotteskraft des Evangeliums, daß es den alten Menschen neu, und den Mohren weiß, das soll heißen, die finsteren Seelen licht machen kann. Solche Kraft übet das Evangelium an denen, die daran glauben. Diese ziehen Jesum Christum an, und es spiegelt sich in ihnen des Herrn Klarheit. Wohl denen, in welchen Jesus Christus es also befindet, daß er ihr Licht, Heil und Sonne ist. Aber viele kehren um, dieser Welt nach, ehe sie noch recht geschmeckt haben die Kräfte der zukünftigen Welt. Viele schlafen, und meinen, die Gottseligkeit bestehe darin, daß ihnen das Herz hin und wieder weich und bewegt werde. Viele betrügen sich selbst, und lassen es genug sein, daß sie Jesum wissen, und „Herr, Herr!" zu ihm sagen.

Da

Viele ereifern und zerarbeiten sich um die Splitter in der Brüder Augen, und werden der Balken in ihren eigenen Augen nicht gewahr. Darum spricht er: „Viele sind berufen, aber Wenige auserwählt." Wo aber das neue Leben aus dem Glauben an Jesum Christum sich recht entfaltet, da ist ein Kind Gottes, das Köstlichste, was die Erde trägt.

Möge der, welcher die Todten lebendig macht, dergleichen Viele aus uns schaffen durch das Wort des Lebens; heute aber wollen wir nach Anleitung unsrer Epistel und unter Gottes Beistande uns an der Betrachtung des neuen Menschen, wie er in der Blüthe seines Lebens steht, ermuntern und stärken. Laßt uns dazu den Segen Gottes erflehen in einem stillen und andächtigen Gebete.

Epistel: Kol. 3, 12-17.

So ziehet nun an, als die Auserwählte Gottes, Heilige und Geliebte, Herz- . liches Erbarmen, Freundlichkeit, Demuth, Sanftmuth, Geduld; und vertrage einer den andern, und vergebet euch unter einander, so jemand Klage hat wider den andern; gleichwie Christus euch vergeben hat, also auch Ihr. Ueber alles aber ziehet an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit. Und der Friede Gottes regiere in euren Herzen, zu welchem ihr auch berufen seid in Einem Leibe, und seid dankbar. Lasset das Wort Christi unter euch reichlich wohnen, in aller Weisheit; lehret und vermahnet euch selbst mit Psalmen und Lobgefängen, und geistlichen lieblichen Liedern, und finget dem Herrn in eurem Herzen. Und alles, was ihr thut mit Worten oder mit Werken, das thut alles in dem Namen des Herrn Jesu, und danket Gott und dem Vater durch ihn.

Der Apostel Paulus hatte den Christen zu Kolloffä kurz vor her geschrieben, daß sie ihre Glieder tödten, d. h. ihr Fleisch krenzigen, und alle Unreinigkeit und alle Bosheit von sich ablegen sollten; nun stellt er ihnen in dem eben gelesenen Abschnitte mit lebendigen Farben das Bild eines rechten Jüngers Jesu Christi vor die Seele, und ermahnt sie, solche zu werden. Wir wollen nach Anleitung seiner Worte den Christen in der Blüthe seines geistigen Lebens betrachten.

Der Herr Christus fagte einmal von den Lilien auf dem Felde, daß auch Salamo in aller seiner Herrlichkeit nicht bekleidet gewesen sei, als derselben Eine. Mag nun das Kleid der Lilie köstlicher sein, als das des großen Königs war in aller seiner Pracht; köstlicher

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aber wiederum, als die Pracht der Lilien ist der Schmuck und die Zierde eines wahren Christen, wenn sein Leben im Glauben sich zur rechten Blüthe entfaltet hat. „So ziehet nun an, als die Auserwählten Gottes, Heilige und Geliebte," das sind

die stillen Träger des Kreuzes Jesu Christi, die der Welt abgestorben sind, und Christo leben, die nur Einen Ruhm und Eine Freude haben, nämlich, daß sie Den kennen und wissen, der ihre Sünde getragen und versöhnet hat. Sie heißen Heilige und Geliebte," denn in Christo sind sie ihrer Sünden los, und mit seiner Gerechtigkeit gekleidet worden, in Christo sind sie Gottes liebe Kinder geworden, denen Er sich zum Vater gegeben hat. Sie heißen „Auserwählte Gottes," denn Er nach seiner großen Barmherzigkeit, hat fie erwählet aus tiefer Nacht und großer Trübsal. Er hat sie erwählet zu Gästen jener königlichen Hochzeit, zu welcher für sie das enge Grab der Eingang ist. Hier aber in diesem Leben stehen sie gleichsam in den Vorhallen des großen Königshauses, welches der Himmel ist, sie stehen hier in den Vorhallen, damit sie geschmückt werden mit hochzeitlichen Kleidern, ehe sie eingehen in den Freudensaal. Darum spricht er: „So ziehet nun an als die Auserwählten Gottes, Heilige und Geliebte, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demuth, Sanftmuth, Geduld." Hänge sie nicht zum Scheine um, sondern ziehe sie wahrhaft an. Ein wahrer Christ ziehet an das Erbarmen jenes Samariters, der den unbekannten Verwundeten, welcher halb todt am Wege lag, nicht konnte liegen lassen. Er fragte nicht, ist dieser es auch werth, daß ich ihm helfe? Er fragte nicht, ist er auch Einer von meinen, oder meines Volkes Feinden? sondern er sah allein die gegenwärtige Noth, und half dem Elenden, so viel er vermochte. Darum spricht der Herr zu uns, wie zu dem Schriftgelehrten: „so gehe hin und thue desgleichen." Ein wahrer Christ ziehet das Erbarmen Jesu Christi an, welcher, ob er wohl reich war, doch arm geworden ist um unsertwillen, auf daß wir durch seine Armuth reich würden." Er hat nicht gefragt: Sind die Menschenkinder es auch werth? nicht gefragt, ob sie es ihm darnach auch danken würden? sondern er sah unsre Noth, unser Elend an, und so trieb ihn das herzliche Erbarmen für uns bis in den Tod am Kreuze. Ein wahrer Christ ziehet die Freundlichkeit Jesu Christi ań, mit welcher er die Schwachheit, die Gebrechen seiner Jünger und Nachfolger ertrug. Als Petrus ihn verleugnet hatte, wandte er sich nur um, und sahe ihn an. Schon vorher hatte er für ihn gebeten, daß sein Glaube nicht aufhöre. Selbst als Judas, der Verräther, zu ihm trat mit der Schaar, die ihn fangen wollte, schalt er ihn nicht, sondern sprach nur: „Juda, verräthest du des Menschensohn mit einem Kuß?" Die Freundlichkeit Jesu Christi, mit welcher er am Kreuze über

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